Heute haben wir ein gefundenes Fressen für alle Shermaniacs und die, die es werden wollen – der neue M4A2 von Zvezda!
Das Vorbild
Über den M4 Sherman an sich braucht man wahrscheinlich nicht groß Worte zu verlieren weshalb wir hier gleich mit den Infos zur Version M4A2 einsteigen wollen.
Der M4A2 war der erste Sherman der mit Diesel als Kraftstoff angetrieben wurde und verfügte über zwei GMC 6-71 Motoren, die zusammen 375 PS leisteten. Bewaffnet war der M4A2 zunächst mit dem 75mm M3 Geschütz, wobei später auch Versionen mit dem moderneren 76mm Geschütz folgten.
Von der Version M4A2 mit 75mm Geschütz wurden insgesamt 8053 Exemplare zwischen April 1942 und Mai 1944 hergestellt bei folgenden Firmen:
- Fisher Tank Arsenal
- Pullman-Standard Car Company
- American Locomotive Co.
- Baldwin Locomotive Works
- Federal Machine and Welder Co.
Eingesetzt wurde der M4A2 insbesondere im Rahmen des Lend & Lease Abkommens von der Sowjetunion, aber auch vom U.S. Marines Corps und den Truppen des freien Frankreichs. Die U.S. Army lehnte die Nutzung von Dieselmotoren zu diesem Zeitpunkt ab weshalb der M4A2 nicht von der U.S. Army genutzt wurde. Einige wenige M4A2 wurden im September 1942 an die Briten übergeben wurden, bei denen sie dann auch sozusagen ihr Kampfdebut in der zweiten Schlacht um El Alamein gaben.
Wie auch bei seinen engen Verwandten aus der Shermanfamilie gibt es beim M4A2 ebenfalls verschiedene Kleinigkeiten und Hinweise durch die ein Kenner auf Hersteller und Produktionszeitraum schließen kann. Für uns soll an dieser Stelle ausreichen, dass die späten Modelle über eine Frontplatte mit 47° statt der älteren 57° verfügten und über größere Luken für Fahrer und Bugschütze.
Das Modell
- 8 Gussäste aus grauem Polystyrol
- 1 Gussast aus klarem Polystyrol
- 1 Decalbogen
- 1 Bauanleitung
- 1 Bemal/Markierungsanleitung
Sämtliche Teile sind in einer Plastiktüte zusammengedrängt, weshalb die einzelnen Gussäste leider Verzug und auch abgebrochene Teile ausweisen. Details dazu im Verlauf des Reviews.
Gussast „A“
Und los geht es dann am Gussast „A“ auch direkt mit den Teilen für den Turm, den Luken für Kommandant und Richtschütze, dem 75mm Geschütz als auch dem M2 MG.
Eine Gussstruktur am Turm ist leider nicht erkennbar, dafür sind aber immerhin Seriennummern in die Teile „eingegossen“. Die Mündung des 75mm Geschützes wird durch zwei optionale Bauteile dargestellt die jeweils aufgebohrt sind. Worin genau der Unterschied zwischen den beiden Mündungen liegt ist uns im Moment leider nicht klar. In der Anleitung wird auf den Unterschied auch nicht näher eingegangen.
Gussast „B“
Und weiter geht es mit den ersten Teilen für die Wanne – und dem ersten Bruch.
Auch an der Getriebeabdeckung vermissen wir eine Gussstruktur. Die Idee das Abschleppseil in Spritzguss darzustellen ist an sich eigentlich eine gute Idee. Aufgrund der unliebsamen Verpackung aller Gussäste in einer engen Plastiktüte hat das filigrane Seil in unserer Ausgabe einen Bruch erlitten. Abgesehen davon hatte sich eines der beiden B31 Teile bereits vom Gussast gelöst.
Gussast „C“
Die Bogies finden wir am doppelt vorliegenden Gussast „C“.
Bei den Laufrollen handelt es sich hier um die sogenannten „Pressed spoke roadwheels„. Auch an den Laufrollenwagen (Bogies) sind schöne Seriennummern zu finden.
Gussast „E“
Auch der Gussast „E“ liegt dem Bausatz doppelt bei und hier finden wir die Gleisketten als Segmentketten, ergänzt durch Umlenkrollen und Antriebsrollen.
Bei der dargestellten Gleiskette handelt es sich um eine des Typs T49. Leider fanden wir auch an diesem Gussast Bruch vor, zum Glück aber nur am Gussrahmen und nicht an Bauteilen – trotzdem ärgerlich. Beachtenswert fanden wir die Brushguards. Hier sind wirklich keine PE Teile notwendig!
Gussast „F“
Und weiter geht es nun endlich mit der Wanne. Hierbei handelt es sich um eine Wanne mit 47° Frontplatte und den großen Luken. Also in Summe ein spätes Modell.
Besonders fein geworden sind die verschiedenen Lüftungsgitter des Motordecks. An der Wanne selbst sind ebenfalls schöne Seriennummer eingebracht, Schweißnähte an den Kanten fehlen aber leider. Die Neigung der Frontplatte lag bei unserer Messung auch eher bei ca. 44°, wobei wir das durchaus gelten lassen wollen.
Klarsichtteile
Naturgemäß beschränkt sich der Gussast mit den Klarsichtteilen auf die Periskope, Scheinwerfer und die Sichtblöcke der Kommandantenkuppel.
Decals
Die Decals sind soweit fehlerfrei gedruckt. Aufgrund der Vorbildauswahl gibt es nur wenige Farben, was den Druck natürlich erleichtert.
Bauanleitungen
Die Bauanleitung an sich ist in Graustufen gedruckt und erklärt den Zusammenbau mithilfe einer ausreichenden Anzahl von Schritten, wobei eine Verteilung auf eine Seite mehr der Übersichtlichkeit nicht geschadet hätte.
Für die Hinweise zur Bemalung und Markierung liegt ein eigenes Blatt bei, dass komplett farbig gedruckt ist. Die Farbangaben beziehen sich auf das Farbsystem von Tamiya sowie Zvezda und werden dazu in englischer Sprache und russischer Sprache im Klartext beschrieben.
Als Markierungsvarianten hat Zvezda folgende Optionen zusammengestellt:
- M4A2 Sherman No. 8392, Aberdeen Proving Ground, Maryland USA, December 1943
- M4A2 Sherman No. C30 „CAESER“, 2nd Tank Battalion, US Marines Corps, Tinian, Mariana Islands , July 1944
- M4A2 Sherman, No. 152, Soviet 1st mechanized corps, Belarus, July 1944
- M4A2 Sherman, No. 203, Soviet 244th tank regiment, Yalta, April 1944
Fazit:
Ok, „Best Sherman Kit of all Times“ ist bei dem Bausatz vielleicht etwas überzogen. Aber wir denken auch nicht, dass das das Ziel von Zvezda war bzw. ist. Auf der Habenseite gibt es einen modernen Bausatz ohne Gussfehler, Auswerfermarker der, soweit wir das beurteilen können, recht einfach zu bauen sein wird, wozu auch die schönen Segmentketten beitragen. Ein Wermutstropfen ist sicherlich die fehlende Gussstruktur an sämtlichen Bauteilen sowie die fehlenden Schweißnähte. Beides sind im Jahre 2020 eigentlich gängige Features eines neuen Kits. Was aber wirklich nervt ist die mangelhafte Verpackung bei der alle Gussäste in eine Tüte gequetscht werden, was zu 2 Abbrüchen vom Gussast führte und einem Durchbruch eines Bauteils.
Ok, der Kit hat also ganz offenbar seine Schwächen. Diese können aber zum Teil ausgebügelt werden durch etwas Eigeninitiative (Gussstruktur und Schweißnähte selbst herstellen) bzw. relativ einfach repariert oder ersetzt werden (Abschleppseil). Vergleicht man das Angebot von Zvezda mit anderen Anbietern stellt man fest, dass der M4A2 von Zvezda z.B. weniger als 50% eines M4A2 von Asuka kostet. Während Asuka sozusagen die „Sherman-Oberklasse“ darstellt handelt es sich, um bei diesem Bild zu bleiben, bei dem Angebot von Zvezda um ein solides Modell der Mittelklasse. Letzten Endes entscheidet hier somit das Budget des Käufers.
Empfehlenswert
Erhältlich beim Modellbauhändler Ihres Vertrauens