Motörhead Tour Truck 1:32 Revell #07654

Heute gibt es wieder etwas für die Freunde der etwas härteren Musik –  Den Motörhead Tour Truck von Revell!

Um es gleich vorweg zu nehmen: Es gab nie einen Tour Truck von Motörhead der auch nur im Ansatz ähnlich ausgesehen hätte wie das Modell, dass uns Revell seit neustem anbietet. Die Suche nach Quellen und Vorbildphotos kann man sich also getrost sparen. Wie bereits bei dem AC/DC und dem KISS Tour Truck von Revell handelt es sich auch bei dem heutigen Bausatz um den Versuch mit einer starken Marke (=Bandname) die eine enge Kundenbindung verspricht (Metal Fans sind gegenüber „Ihren“ Bands in der Regel sehr treu und auch mit steigendem Alter und Einkommen auch immer zahlungswilliger) und einem Bausatz aus bereits vorhandenen Formen ein Paket zu schnüren, dass Fans aus Treue und auch etwas Sentimentalität (Lemmy Kilmister, der Sänger, Bassist und Bandleader von Motörhead starb 2015) in großen Mengen kaufen werden.

Ob diese Hoffnung von Revell begründet ist wollen wir uns nun mal in Ruhe anschauen.

Neben den eigentlichen Teilen für den Bausatz liegen zusätzlich noch 6 Farben, ein Pinsel und eine kleine Flasche Plastikkleber mit Kanüle bei. Allein an dieser Ausstattung sieht man, dass sich der Bausatz nicht unbedingt an den Modellbauprofi richtet der bereits über die notwendigen Werkzeuge und Farben verfügt, sondern eher an einen Motörhead Fan der keine große Erfahrung mit Modellbau hat, der seine Vitrine aber gerne mit weiteren Lemmy Devotionalien befüllen möchte.

IMG_0026 Motörhead Tour Truck 1:32 Revell #07654

Schauen wir uns nun die Zugmaschine etwas genauer an. Es handelt es sich hierbei um einen Kenworth T600 wie er ab 1984 gebaut wurde. Der T600 war sozusagen ein Kind der Ölpreiskrise in den 70’er Jahren. Vorher gab es bei den bulligen Trucks durchaus Spoiler jedoch war der T600 der erste Class 8 Truck, der von Anfang an mit Hinblick auf Aerodynamik und Treibstoffverbrauch entwickelt wurde. Ökologoisch und ökonomisch sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn das runde Design nicht mit dem brachialen Look eines W900 oder K100 mithalten kann.

Im Jahre 1987 nahm sich dann Monogram diesem Vorbild an und brachte einen T600 im Maßstab 1:32 als „Snap Kit“ auf den Markt. Und aus genau diesen Formen stammt dann auch unser Tour Truck.

Abgesehen von den Teilen an einem „verchromten“ Gussast sind sämtliche Teile aus schwarzem Polystyrol hergestellt. Ein absoluter Anfänger kann also durchaus auf eine Lackierung/Bemalung verzichten. Bei der Kabine lassen sich weder Türen noch Motorhaube öffnen. Die Frontscheibe zeigt ausgeprägte Schlieren und die Scheibenwischer sind bereits angegossen. Seitenscheiben liegen dem Bausatz keine bei. Der Rahmen des Trucks ist stark vereinfacht dargestellt, wie eigentlich alles an diesem Truck. Die Reifen laufen zur Mitte der Lauffläche relativ spitz zu. Wir können nur vermuten, dass dies den Rollwiderstand der Reifen beim Bespielen vermindern soll. Positiv anzumerken ist jedoch die relativ schöne Inneneinrichtung.

Der Trailer hat noch ein paar Jahre mehr auf dem Buckel und geht auf das Jahr 1980 zurück. Dargestellt wird ein typischer Fruehauf 40ft Trailer. Erstaunlicherweise passt die Länge von 38,2cm zu den rechnerisch korrekten 38,1cm  Die Hecktüren können beweglich gestaltet werden. Über seitliche Türen verfügt dieser Trailer nicht. Über eine Art „Noppensystem“ kann die Doppelachse unter dem Trailer in vordefinierten Schrittgrößen nach vorne oder hinten geschoben werden, so wie es bei Vorbild ebenfalls möglich ist – bei Vorbild nur ohne Noppen und fest definierte Abstände. Material zur Darstellung von Druckluftschlächen oder elektrischen Leitungen ist nicht vorhanden. Die Darstellung der Nieten ist  rund um den Trailer ist recht ansprechend gelungen.

Anbei noch ein paar Impressionen und Detailaufnahmen von verschiedenen Bauteilen.

Der Clou an dem Bausatz ist natürlich der wahrlich riesige Decalbogen den Revell tatsächlich mit viel Liebe zum Detail gestaltet hat. Insbesondere der fotorealistische Druck von Lemmy ist ein echter Genuss und eigentlich auch der Dreh und Angelpunkt des ganzen Bausatzes. Aber auch im Kleinen hat Revell sich beim Decalbogen viel Mühe gegeben mit diversen kleinen Decals für Wartungshinweisen, Schmutzlappen und auch für die Instrumente – Top!

Decals-1 Motörhead Tour Truck 1:32 Revell #07654

Die Bauanleitung wurde seit den Erstauflagen offenbar überarbeitet und ist nun im aktuellen Revell Design gehalten. Die Zeichnungen sind leicht verständlich und übersichtlich gestaltet.

Fazit:

Also fassen wir nochmal zusammen: Im Prinzip handelt es sich bei dem Bausatz um einen stark vereinfachten Snap Kit, der eigentlich zum Bespielen durch Kinder gedacht ist, der aber mit einem hervorragenden Decalbogen aufgepeppt wurde. Bei diesem Bausatz lässt sich kein wirklich faires, generelles, eindeutiges Fazit ziehen, weshalb wir unser Fazit auf 3 unterschiedliche Kundengruppen aufteilen möchte:

1. Motörheadfans ohne Modellbauerfahrung

Ein absolutes Muss-Have! Packt die „1916“ in den CD Player, schnappt euch eine Buddel Jacky (oder wenn es dann doch etwas gediegener sein soll ein Glas Mackmyra Motörhead) und los gehts. Besorgt euch vorher am Besten noch einen feinen Seitenschneider um die Teile vom Gußast zu lösen und noch ein kleines Skalpell/Bastelmesser als zusätzliches Werkzeug. Vergesst einfach das Detailgenörgel von den nietenzählenden Modellbauern die euch einreden wollen was alles falsch und vereinfacht dargestellt ist und was man alles verändern und verfeinern muss. Klebt das Ding einfach zusammen und pappt die Decals drauf und ihr habt einen beeindruckenden Fanartikel in eurer Vitrine. Und wenn der Zusammenbau Spaß gemacht gibt es in dieser Modellbauwelt noch das eine oder andere zu entdecken und dann man auch mal schauen wie man Farbe auf ein Modell kriegen kann …

2. Erfahrene Modellbauer die einen Kenworth T600 bauen möchten

Tut es euch bitte nicht an und schaut einfach mal ob ihr einen T600 von Revell oder AMT bei Ebay findet. Und falls ihr von einem Anfänger um Hilfe beim Bau gefragt werdet – Seid so nett und schluckt euren Ärger und berechtigte Kritik einfach runter und helft eurem Kumpel beim Bau.

3. Motörheadfans die auch erfahrene Modellbauer sind

Hier wird es dann nun natürlich richtig schwierig, da hier 2 Herzen in einer Brust schlagen. Der Motörhead Fan der gerne den Truck in der Vitrine und der Modellbauer der beim Anblick der Bauteile irgendwo zwischen physischen Schmerzen, Fremdschämen und Tränen schwankt. Vorschlag zur Güte: Kauft euch den Bausatz und legt ihn in die tiefste Ecke eures Lagers mit der festen Absicht ihn irgendwann wirklich mal im Gedenken an Lemmy zu bauen, legt die „1916“ in den Player bei einem Glas Jacky und träumt vom fertigen Modell, dass ihr natürlich mit allem Know How und Geschick verfeinern werdet …

Erhältlich beim Modellbauhändler eures Vertrauens.

Noch als kleiner Hinweis am Ende: Airfix hat in 1:72 auch die Heinkel 111 vom „Bomber“ Album im Programm – Auf jeden Fall einen Blick wert!