Dass Revell mittlerweile eine Unmenge „alter“ Revell-USA / Monogram-Bausätze wieder in das Programm genommen hat, liegt in der tatsache begründet, dass seit der Umstrukturierung die USA-Formen nun in den Besitz der Revell GmbH übergegangen sind.
Ein Umstand, der insbesondere US-Car-Bastler erfreuen wird …
Ein alter Bekannter liegt hier auf dem Tisch. Dem alten Tri-Chevy-Fan (Bel Airs der Baujahre 1955/56/57) dürfte der Bausatz gleich vertraut vorkommen. Das Copyright auf Bodenplatte und Innenraum verrät uns die erste Auflage aus dem Jahr 1978.
Hat er uns im ersten Ausgabejahr in Hellblau auf der Schachtel bereichert, folgten schon bald diverse Wiederauflagen (1979 – 1991 – 1995 – 2004 – 2007 – 2010 und aktuell 2019) meist unter dem Monogram-Label mit wenigen Änderungen des Inhaltes. Ebenfalls so oft wechselte das Schachtelbild von dem hellblauen zu dem aktuellen schwarzen Custom-Modell mit Flammen.
Umso mehr bin ich deshalb gespannt, wie es um die Form von Revell steht. Ich muss vorab gestehen: ich bin überrascht! Die Form hat offensichtlich nicht durch die diversen Auflagen gelitten.
Was erwartet uns also?
Wir haben die Karosserie, 4 Spritzlinge in grau, ein Spritzling in Chrom, einer mit Klarteilen und die Reifen. Dazu die mittlerweile gewohnt farbig gestaltete Bauanleitung und sauber gedruckte Decals:
Der Bel Air lässt sich in zwei Optionen bauen:
Die Stock- und eine Customversion, wie sie auf der Schachtel abgebildet ist. Deshalb liegen u.a. zwei Paar Felgen, unterschiedliche Sitze, Motorteile und Zubehörteile bei. So kann man sich nach Herzenslust ein individuell zusammengestelltes Modell der 56er Bel Air bauen.
Die Karosserie ist bei meinem vorliegenden Exemplar wirklich beeindruckend sauber, ohne Sinkstellen oder Gießgrate mit sehr glatter Oberfläche (siehe Detailbild der Motorhaube) gegossen:
Diese Qualität zieht sich durch die ganzen Spritzlinge! Die einzigen Fischhäute habe ich am Hupenring des Lenkrades entdeckt:
Auffällig ist, dass die Bauteile recht „dünn“ gespritzt sind: hält man zum Beispiel die Motorhaube oder Unterboden gegen das Licht, scheint es durch. Bei der Motorhaube bin ich schon gespannt, ob sich die auszuschneidende Ausparung der Hutze für die Customoption Nachteilig beim Lackieren auswirkt und sich sogenannte Ghostlines bilden. Bei genauem Betrachten kann man auf der Sichtseite die Abzeichnung der Aussparung erkennen.
Die Chromteile sind ebenfalls in sehr guter Qualität, was Details und Oberfläche betrifft. Ob man den Chrom entfernt bleibt jedem selbst überlassen. Aus meiner Sicht nicht unbedingt notwendig:
Es finden sich keine störenden Angußstellen oder Gießgrate an den Bauteilen, wo sie ins Auge fallen und nicht mit wenigen Handgriffen entfernt und unsichtbar gemacht werden können.
Die Klarteile sind separat verpackt und das ist gut so. So bleiben sie Kratzerfrei.
Was haben wir noch in der Box?
Zum Einen die Reifen. Ein Kapitel für sich…
Hatte Revell bzw. Monogram in den älteren Auflagen noch schöne erhabene Reifenaufschriften, muss man sich heute mit glatten No-Name Reifen begnügen. Wenigstens liegen für die Stock-Version Weißwandringe in Form von Decals bei. Aber was ist mit der Custom-Version, die auch auf der aktuellen Schachtel mit weißer Reifenaufschrift protzt? Auch hier liegen entsprechende Decals bei. Gut gemacht!
Und dann sind da noch die anderen Decals auf dem Bogen. Mittlerweile separiert in Extradecals für Custom und/oder Stockversion sind sie durchweg gestochen scharf und im Gegensatz zu den ersten Ausgaben vielfältiger.
Ebensolche große Auswahl an Kennzeichen …
Was mir immer wieder bei den Kennzeichen-Decals der neueren Bausätze auffällt, ist die schon zwanghafte Beschriftung: auch hier ist „1956“ (ausgenommen der Niederländischen) auf jedem Kennzeichen verewigt. BA – für die Abkürzung „BelAir“, C für „Chevy“, das in verschiedenen Kombinationen…usw. Nun ja, ich werde mich nie daran gewöhnen, an die nette Kennzeichenspielerei der Designer.
Schlußendlich bleibt noch die Bauanleitung übrig. Hier ist schon fast alles beim Alten. Klar aufgegliedert von Hinweisen zur Symbolik und Sicherheit, Übersicht der benötigten Farben mitunter benötigten Mischungsverhältnissen (diesmal nur 50/50er) und Übersicht der Spritzlingen und schließlich die Bauschritte. Nichts ist in der Bauanleitung, was Rätsel aufgibt.
Mein Fazit:
Ein Bausatz ohne Fehl und Tadel? Dazu noch eine xte Wiederauflage?
Ja.
Da ich mich für die Stock-Version entschieden habe, ist der seit 1978(!) mitgenommene Mangel (es fehlt seit jeher die Rückwand für die Einzelsitze, siehe Bauschritt 25) für mich irrelevant:
Ich bin sehr von der Qualität des mittlerweile achtmal aufgelegten Bausatzes überrascht. Er gibt keine Rätsel auf, ist recht übersichtlich, lässt dem Modellbauer viele Möglichkeiten zur individuellen Gestaltung offen, hat viele Teile für die Grabbelbox übrig. Was will man mehr?
Erhältlich im online-shop von Modellbau König.
Dominik Weitzer, Modellbaustammtisch Recklinghausen