Als bekennender Mustang Fan liegt mir die Rennvariante des legendären Shelby Mustang GT350R in der Neuauflage von Revell vor. Der Mustang in der ersten Generation an sich ist mir kein Unbekannter, er dürfte auch unter Modellbauern als „Hertz-Edition“ ausreichend bekannt sein …
Bevor ich dieses Review schreib, habe ich sehr viel überlegt: „was willst oder sollst Du zum Shelby GT-R schreiben? Man weiß doch schon alles…“ und ich tat mich in der Tat etwas schwer.
Deshalb verzichte ich diesmal auf einen geschichtlichen Hintergrund und konzentriere mich mehr auf das Modell. Revell schreibt bei dieser aktuellen Version:
„Der 66 Shelby® GT 350 R™ ist eine legendäre Ikone der Automobilgeschichte. Entworfen von Carroll Shelby, war dieser Hochleistungssportwagen die rennstark aufgebohrte Version des bereits beeindruckenden Ford Mustangs und mit seinen 350 PS ein echter Klassiker seiner Zeit. Mit diesem Modellbausatz können Sie diese faszinierende Epoche der Automobilgeschichte selbst nachempfinden und ein Stück Rennsportgeschichte zu sich nach Hause holen. Machen Sie sich bereit, mit dem 66 Shelby® GT 350 R™ ins Zeitalter der klassischen Hochleistungsfahrzeuge zu rasen!“
Lasse ich so stehen. Es gibt viele Bücher, Seiten im Netz wenn man mehr über die Legende Shelby bzw. den Mustang wissen will 😉
Die Geschichte des Bausatzes ist nicht weniger spannend.
Erstmalig erschien der Shelby unter dem monogram-Label (#2969) in 1994. Zu dem Zeitpunkt war der Mustang schon fast zehn Jahre als Bausatz im Handel! Klassisch weiß mit blauen Streifen, seine Rennnummer die 98B. Was Besonderes? JA! Die 98B hat niemand anderer gefahren als Ken Miles mit Terlingua Racing im Jahr 1965. Bekannt wurde der Wagen auch mit dem Spitznamen „flying Wheels“. Wem Ken Miles nichts sagt, dem lege ich den Film Ford vs. Ferrari ans Herz 😉 .
1995 wurde nur das Schachtelbild geändert, erst 2005 kam eine Wiederauflage unter Revell (# 85-2874, immer noch im praktischen US-Karton) auf den Markt, diesmal trug der Shelby die Nummer 11B, war in blau mit weißen Streifen unterwegs. Team Dockery Ford, Fahrer Mark Donahue. Eine Besonderheit hat dieser Bausatz. Auf dem Deckelbild ist ein Logo „CS“ zu sehen – Carrol Shelby Licensing Inc. ; Offiziell licensiertes Produkt. Also ein Ritterschlag für den Bausatz (aus meiner Sicht). Endlich – im Jahr 2009 – kam dieser Bausatz erstmalig im unpraktischen Faltkarton zu uns auf den Markt. Bausatznummer 07193, selbes Modell, selber Fahrer.
Und dann wurde es ruhig um diesen Shelby. Zwischendurch kam immer und immer wieder der Hertz-Mustang als Wiederauflage…
Und jetzt, 2023, beschert uns Revell den 66er Shelby GT305R (#07716) mit flottem Weis, rot und blaue Streifen und der Rennnummer 201B. Team Bolton-Ford aus Florida, Fahrer Walt Hane.
Zum Bausatz
Das Schachtelbild weiß wieder zu gefallen, zeigt uns den Shelby in Action. Wäre interessant zu wissen, ob der eingezeichnete Fahrer auch der Richtige ist. Das habe ich nicht recherchiert.
Auf der Rückseite „wie immer“ ein paar Zeilen zum Original und Bilder vom fertigen Modell, die benötigten Farben (10 an der Zahl):
Was erwartet uns, wenn wir den Bausatz ausschütteln?
Ja, ausschütteln. Die überaus unpraktischen Seitenöffner…wie immer halt. Die Bauteile die ordentlich in verschiedenen Tüten verpackt sind fallen raus – glücklicherweise haben die ganzen Spritzlinge genug Platz im Karton. An fünf weißen Gießästen, ein Klar-Weißer sowie ein Chrom-Gießast finden wir gesamt 79 Bauteile. Die Karosserie, Gummireifen, Bauanleitung und Decals machen den Bausatz komplett:
Auf den ersten Blick scheinen die Spritzlinge sehr positiv in der Qualität. Der Kunststoff ist sehr hell und scheint verwaschen – ich nenne das die „Chinaqualität.
Deutlich zu sehen an der Karosserie. Sie wirkt sehr klar und weiß, die ganzen Karosseriesicken gehören aus meiner Sicht nachgearbeitet. Großartig störende Gießgrate habe ich erfreulicherweise nicht entdeckt. Dünn wirkender Kunststoff? Jap. Gegen das Licht gehalten…
Die Bauteile sind in der Wiederauflage ordentlich! Das möchte ich auch für den „Normalo-Mustang“ oder Hertz erwähnen: ich habe den Eindruck, dass diese Form(en) ordentlich von Revell gepflegt sind. Auffällige Gießgrate oder Fischhäute habe ich auf den ersten Blick nur minimal gesehen. An den Spritzlingen sehen wir auch Bauteile, die der normale Shelby Mustang zu bieten hat. Seriensitze und ein Schalensitz, unterschiedliche Louvers an den Seitenscheiben oder beide Frontmasken:
Genauer betrachtet:
Durch den hellen Kunststoff sind die durchaus vorhandenen Details etwas schwerer zu erkennen. Mir gefallen die Details insgesamt gut.
Schön ausgearbeitete Bodengruppe, Grill etc. Jedoch entdeckt man beim genaueren Betrachten viele kleine Fischhäute wie an der Domstrebe, Lenkrad (durchbrochen), Schalthebel oder seitliche „Airintakes“ was etwas mehr Nacharbeit nach sich zieht:
Das Amaturenbrett ist tadellos und ohne Instrumente, für das liegt u.a. das Instrumenteninlay als Chromteil bei:
Die Auswerfermarken auf der Sitzfläche des Rennsitzes wiederum ist ärgerlich:
Der Chrombogen. Die Chromatierung wirkt recht dünn, etwas zu chromig. Die Felgen sind ausgezeichnet, was mich noch immer stört sind die „runden Chromplatten“ (Bauteil 8, untern rechts), die die Basis der Scheinwerfer sind. Kein schöner Reflektor mit Tiefenwirkung – das haben leider alle 65/66er Mustang von Revell:
Die Klarteile sind separat verpackt und aus meiner Sicht einwandfrei. Ein Lupeneffekt bildet sich nur an den Krümmungen am Rand, aber sie sind dünn und schlierenfrei. Etwas mit Vorsicht zu genießen sind die breiten Angüsse, was beim unvorsichtigen Abtrennen schon einmal einen Riß im Glas geben kann:
Die Vollgummireifen sind sehr schön profiliert und haben eine kaum auffallende Trennnaht. Die Beschriftung liegt in gewohnter Weise als Decals bei:
Der Decalbogen ist wie bei vielen neuen US-Bausätzen sehr reich an kleinen und kleinsten Decals – ein wahrliche Aufwertung des Modelles, wenn man alles anbringt. Die Qualität ist absolute Klasse. Präzise und scharf gedruckt. Der Shelby ist diesmal in zwei Varianten (Laguna Seca oder Riverside) vertreten, was ich am Ende des Bauens beachten sollte. Gut ist, dass Revell die Decals, die sich für die zwei Rennen unterscheiden, mit Trennlinen auf dem Bogen gekennzeichnet hat:
Die Bauanleitung
Revell-typisch für Deutschland in Farbe und Großformat, startet sie in bekannter Weise mit Arbeitshinweisen, Erkärung der Symbolik, und benötigte Farben. Dieses Mal sind die Mischungsverhältnisse nur einmal 50/50. Danach folgt eine Abbildung der Spritzlinge und die nicht benötigten Teile sind ausgeschwärzt.
Beginnend mit dem Motor ist der Shelby 32 Baustufen „durch“ und zuletzt werden die Decals aufgebracht:
Bauanleitung? Unkompliziert, ohne Rätsel.
Mein Fazit und abschließende Worte
Wiederauflagen der Revell-USA-Bausätze? Da weiß man was man hat!
So schlicht und einfach könnte ich das wiederum stehen lassen.
Da ich den Mustang schon mehrfach gebaut habe, kann ich ihm Bescheinigen, dass er trotz der relativ wenigen Bauteile ein schönes Modell ergibt und sehr unkompliziert im Bau ist.
Die Schwachstellen sind seit der ersten Auflage des 65er Shelby GT-350 Mustang in 1985 (#2700) die Scheinwerfer. Es ist das Einzige, was ich bei meinen Ponies mittlerweile ändere, so dass die Scheinwerfer nicht flach wirken, sondern einen schönen Reflektor und Tiefenwirkung haben. Ich verzichte auf dieses doofe „Bauteil 8“-flache Chromscheibe und dremel unterdessen ein halbrundes Sackloch. Danach die Streuscheibe aufgesetzt und die Scheinwerfer sehen um Welten besser aus. Schade, dass dieser „Fehler“ immer noch mitgeschliffen wird.
Mein Bausatz ist mit vielen kleinen Fischhäuten, überwiegend an den Kleinteilen versehen, was etwas mehr Säuberung bedeutet. Aber es gibt schlimmeres.
Auch die Türsicken arbeite ich mittlerweile routiniert nach, um dem Modell am Ende eine bessere Wirkung zu verleihen.
Mehr gibt’s nicht zu bemängeln! Und das ist ja wieder erfreulich 😊
Alles in allem kann ich den Bausatz ohne mit der Wimper zu zucken empfehlen!
Erhältlich bei Modellbau König.
Dominik Weitzer, Modellbaustammtisch Recklinghausen