Der Chevrolet Camaro ist bei Revell kein unbekannter Bausatz, der schon auf eine lange Bausatzgeschichte zurück blicken kann. Brandneu überrascht uns Revell nun mit dem 68er Camaro SS 396. Ist er wirklich so neu? Dem möchte ich auf dem Grund gehen …
Mir liegt die gepimpte Version als Model Set vor. Es beinhaltet Kleber und vier Farben, die für den Bau benötigt werden:
Da unser Doc das Model Set bei der Skymaster (Revell #03819) schon vorgestellt hat, kann ich nur seine Ansicht unterstreichen: Der Bausatz ist auf den selben Karton aufgeklebt …
…und über den Pinsel hülle auch ich den Mantel des Schweigens. Dass die beigelegten Farben nicht für das gesamte Model ausreichend sein kann (oder vielleicht soll?), sehen wir noch in der Bauanleitung.
Das Farbenensemble nebst Kleber und Pinsel lege ich auf die Seite, nun schauen wir uns den neuen Bausatz an.
Revell schreibt auf Ihrer Shop-Seite:
(..) Das klassische zweitürige Coupé oder Cabrio von Chevrolet wurde als Konkurrenz zum Ford Mustang entwickelt und eingeführt. Der Zweisitzer verfügt über einen leistungsstarken Motor, der ihn zu einem attraktiven Kandidaten für Liebhaber von Pony-Cars macht. Der Bausatz des von General Motors optisch überarbeiteten ’69 Camaro SS kommt im Maßstab 1:25 und in Level 4 und ist besonders geeignet für fortgeschrittene Modellbauer.
- Originalgetreu nachgebildete Karosserie mit feinen Oberflächenstrukturen
- Mehrteiliger, detailgetreuer V8-Motor
- Detaillierter Innenraum mit authentischem Instrumentenbord
- viele Chromteile, darunter Felgen, Stoßstangen und Kühlergrill(..)
Der Bausatz erblickte schon 1990(!) als 1969 Z-28 Camaro RS (#7457) das Licht der Modellbauwelt und es folgten unzählige Auflagen und Varianten:
Werfen wir zuerst einen Blick auf und dann genauer in die Schachtel ?
Optisch ist der Karton sehr schön gestaltet. Auf der Rückseite finden wir ein gebautes Modell, ein paar wenige Informationen zum Original, den benötigten Farben und Sicherheitshinweise. Die Gestaltung gefällt mir, der Karton „wie immer“ nicht. Er ist halt zu schlabberig und unpraktisch wie eh und je.
Was ist jetzt alles drin?
An sechs weißen, zwei verchromten und einem klaren Gießast finden wir die stattliche Anzahl von 111 Bauteilen. Dazu noch Gummireifen, klare, rote Bauteile für die Rückleuchten und die formschöne Karosserie. Natürlich gibt es einen Decalbogen und die farbige Bauanleitung:
Wer feststellt, dass die Reifen nackig sind und nicht bedruckt wie bei anderen Herstellern, der wirft einen Blick auf den Decalbogen: Reifenbeschriftung ist dabei.
Durchgehend ist die Qualität der Bauteile zufriedenstellend, was mich bei der häufigen Verwendung der Formen positiv überrascht. Auch die Karosserie ist gut in Form geblieben:
Kein Verzug, keine Formenversätze, die Sicken sind noch ausreichend scharf. Sie ist nicht ausgewaschen wie ich es bei anderen Auflagen von Revell erlebt habe. Das freut mich umsomehr – denn der Camaro ist einer der besten „Pferde im Stall“ von Revell.
Auch die restlichen Bauteile gefallen in der Qualität:
Geringe Formentrennnähte, keine Fischhäute – Topp! Einzig der gebrochene Keilriemen trübt das Bild etwas. Das hake ich jedoch unter Einzelschicksal ab, denn die Spritzlinge sind alle ordentlich verpackt gewesen!
Diese Bauteile kommen uns soweit bekannt vor – Standard-Camaro!
Hier sind sie aber nun, die „neuen“ Bauteile:
Neu? Ich hinterfrage das gerne, denn nicht alle Bauteile kommen mir von älteren Bausätzen bekannt vor.
Die bei mir allzeit beliebten Steelies mit Hubcaps finden sich im´69 Camaro ZL-1 (#85-4056):
Sie machen auch in der Nahaufnahme eine gute Figur, die Felgen wirken schon fast durchbrochen:
Wirklich neu ist die „Ice cube hood“-Motorhaube mit den Panel Inserts – und da muss man schon etwas genauer suchen, um die kleinen Bauteile an den Spritzlingen zu finden:
Gut ist, dass sie auch die Einbaurichtung (wie in der Bauanleitung angegeben) auf der Klebeseite eingraviert haben. Topp!
Das letzte, neue Bauteil ist das „SS“-Logo für den Grill – das hatte Revell bisher noch bei keinem Camaro separat:
So, und wenn ich die Chromteile gerade anschaue, so fallen mir neben dem vermurksten Außenspiegel-Chromteil unter anderem die Bauteile für die RS- und Baldwin-Motion-Version auf:
Werfen wir einen Blick auf die Decals:
Es machte mir besonders Freude, lange über die Decals zu schmökern – da sind echt viele tolle Sachen drauf:
Embleme für RS und SS, Schriftzüge, Sidemarker, Instrumente , Hockeystripes in weiß und schwarz, sogar Decals für Pedale, Reifenbeschriftung und, und, und. Wo die alle hinkommen – das wertet aus meiner Sicht das Modell unheimlich auf.
Auch näher betrachtet sind sie ohne Fehl und Tadel. Perfekt!
Wem jetzt die „unter der Haube“-Dämmatten-Decals ins Auge fallen:
Ich muss enttäuschen, die gab es schon im älteren 69er ZL-1. Wissenswertes über die Kennzeichen „The Hugger“: das gab es tatsächlich, bezeichnete die Farbe „Hugger Orange“ und war meist in SS/RS Trim unterwegs. Ob es sich um spezielle oder limitierte Modelle handelte konnte ich nicht erforschen.
Was ich bei den Kennzeichen (mal wieder) erwähnen will sind die Auswahl der Kennzeichen: Florida ist einer der Staaten, die keine Kennzeichen vorne fahren…aber zu Gute halten möchte ich, dass der Grafiker endlich auf europäische Kennzeichenspielereien verzichtet hat! Hurra – gut gemacht!
Auf geht’s, in die Bauanleitung.
Sie ist Revell-typisch aufgebaut und in Farbe gedruckt, komme ich mittlerweile sehr gut mit ihr zurecht. Sie ist übersichtlich und klar gegliedert. Über die Hinweise und Bedeutung der Symbolik, 15 (!) benötigte Farben mit teilweise fragwürdigen Mischungsverhältnissen (10-90), Übersicht der Bauteile folgen schließlich 53 Baustufen bis zum Finish:
Die Bauanleitung gibt keine Fragen auf. Wer den Camaro schon mehrmals gebaut hat, dem fallen die Grafiken auf die schon seit der Erstausgabe nur etwas aufgehübscht sind, jedoch erkennt man sofort „neue“ Baustufen (wie die 47-51) – da wurde nachgezeichnet.
Was ich nicht nachvollziehen kann ist Baustufe 40-41:
Die Wahl zwischen SS / RS-Grill. Felgen – die Rally Wheels – werden jedoch nicht als Option erwähnt, waren sie doch als Option sehr beliebt? Das kann ich nicht nachvollziehen, sind doch beim RS schon seit Bestehen des Bausatzes die Räder zu verbauen.
Mein Fazit.
Der Bausatz ist mit seinen 30 Jahren auf dem Buckel und in seiner 24ten Auflage erstaunlich gut in Schuss. Die Steelies freuen den Fan, da die entsprechenden alten Auflagen sehr schwer zu bekommen sind.
Der Bausatz hat nichts an seiner Attraktivität verloren und zählt für mich noch immer zu den Besten US-Car-Bausätzen dieses Camaro.
Jedoch dieser 69er Camaro hat noch einen besonderen Reiz – da hat Revell gut recherchiert:
Das Fahrzeug gab es offensichtlich wirklich und ist in der Konfiguration mit dem 396er Motor, Schaltgetriebe, Hugger-Orange mit weißem (Ivory) Interieur eine ausgesprochene Seltenheit. Ein Unterschied will ich anmerken:
Das Originalfahrzeug hat die Rally Wheels. Wer also das Orignal korrekt nachbauen mag, der kann das ohne weiteren Kauf aus dem Zubehöhr mit diesem Bausatz machen. Und das gefällt mir ausgezeichnet und der Bausatz bräuchte nicht unbedingt die „RS-Option“.
Alles in Allem: Gut in Form, Varianten möglich, keine gravierenden Fehler – kaufen, bauen und an diesem guten, detaillierten Modell erfreuen.
Erhältlich bei Modellbau König.
Dominik Weitzer , Modellbaustammtisch Recklinghausen