„Viribus Unitis“ war der Wahl- und Wappenspruch des österreichischen Kaisers Franz-Josef I. (richtig, der Ehemann von Sissi) und bedeutet „Mit vereinten Kräften“ – wohl ein Versuch, der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn einen Sinn einzuhauchen. Unter dieser Bezeichnung liefert Eduard als limitierte Auflage ein zeitlich passend eingeordnetes Set, aus dem gleich zwei Modelle von Österreich-Ungarischen Albatros DIII aus der dortigen Produktion bebaut werden können …
Diese wurden von der „Oeffag“, der Österreichischen Flugzeugfabrik AG, hergestellt und hatten wesentliche Unterschiede zur Ausgangsversion aus Deutschland. So wurde mit dem Austro-Daimler ein anderer und stärkerer Motor mit seinen Nebenaggregaten verwendet, die Bewaffnung bestand aus Schwarzlose-MGs und die Tragflächen waren verstärkt. Damit entstand ein wesentlich leistungsfähigeres und zuverlässigeres Flugzeug, das gegenüber den italienischen Kriegsgegnern bis 1918 konkurrenzfähig blieb. Es sind aus dem Bausatz zwei Ausführungen zu unterscheiden: Die frühere wurde mit der Nr. 153 bezeichnet und hatte eine große abgerundete Propellerhaube wie die deutsche Ausführung, die allerdings auch schon mal weggelassen wurde; es entstand dann ein kantiger Eindruck. Die spätere Ausführung 253 hatte einen nochmals stärkeren Motor und einen freistehenden Propeller mit anders gerundeter Haube dahinter und bietet damit einen ganz anderen Anblick. Hinzu kommt noch die in beiden Versionen teilweise verwendete Motorabdeckung, die jedoch überwiegend zur Verbesserung der Kühlung weggelassen wurde. Aus dem Bausatz kann man jeweils eine frühe und späte Version bauen.
Im Bausatzkarton sind die jeweils doppelt vorhandenen Spritzgussäste, zwei Nasschiebebilderbogen, vier Ätzteilplatinen, ein Maskenblatt und die Bauanleitung enthalten:
Der Ast C enthält die großen Rumpf- und Leitwerksteile:
Die Detaillierung ist sehr fein mit eingravierten und erhabenen Strukturen und Details. Da gibt es gar nichts zu meckern:
Ast D liefert die Tragflächen und weitere Leitwerksteile (das Rumpfoberteil D2 wird nicht benötigt):
Auch hier ist die Detaillierung für den Kühler und die Tragflächenrippen und die Nähte vorbildlich:
Ast A enthält Kleinteile für den Pilotenplatz, Räder, einen Teil der Stiele und den Propeller:
Auch hier ein Blick auf die sehr schönen Details:
Eine ähnliche Aufteilung liefert Ast B, hier sind auch die Teile für die unterschiedlichen Motorhauben enthalten:
Ast X enthält im Wesentlichen Teile für den hervorragend gestalteten Motor:
Die Ausführung der Spritzgussteile ist über jeden Zweifel erhaben, keine Fehlstellen, kein „Flash“ – alles super ausgeführt. Klarsichtteile werden nicht benötigt und sind dann natürlich nicht enthalten.
Eine kleine farbige Ätzteilplatine für das Gurtzeug, für Instrumente (die auch als Decals vorhanden sind!) und für Schilder am Motor ist doppelt vorhanden:
Für die Versionen 153 und 253 des Originals ist jeweils eine blanke Ätzteilplatine vorhanden. Sie enthalten im Wesentlichen die gleichen Teile für den Motor, den Sitz, allerhand äußere Klappen und Verstärkungen sowie Anlenkungen für das Höhenruder. Sie tragen damit wesentlich zu einer realistischen Darstellung bei:
Das Ätzteil 34 bei der Version 153 wird in der Bauanleitung übrigens nicht erwähnt, da es nur Sinn macht, wenn die Propellerhaube weggelassen wird, es wird dann ganz vorne aufgeklebt, dies aber für die Decalversionen nicht vorgesehen ist.
Die Abziehbilder sind auf zwei Bögen verteilt. Einmal die schwarz-weiß gedruckten Markierungen. Hier sind die Zeichen auch für mehr als zwei Versionen ausreichend:
Weiterhin die farbigen Markierungen sowie die bereits oben angesprochenen Instrumente und einige Seriennummern und Wartungshinweise (mit genug Ersatz):
Der Druck ist sauber, die kleinsten Schriften sind allerdings nicht mehr lesbar. Die Qualität ist hier auf jeden Fall gut, aber nicht auf allerhöchstem „Super-Duper-Standard“.
Dafür ist dann wieder die Beschreibung für die Anbringung auch der kleinsten Schiebebilder vorbildlich in der Bauanleitung enthalten:
Vorbildlich ist auch die Darstellung der insgesamt neun (!) Markierungsmöglichkeiten, davon zwei mit der Propellerhaube und davon wiederum einmal mit der Motorabdeckung. Und die Rote ist nicht vom Roten Baron!
Die Möglichkeiten sind insgesamt sehr vielfältig mit Rümpfen in Holzoptik, großformatigen Anstrichen oder auch teilweise anspruchsvollen klein-gescheckten Lackierungen auf Rumpf und Tragflächen. Die Auswahl berücksichtigt bekannte und auf den ersten Blick eher unbekannte Flugzeugführer der Habsburgermonarchie mit häufig auch interessanten Lebenswegen in verschiedensten Luftwaffen oder auch in Zivil nach dem Ersten Weltkrieg.
Die Bauanleitung führt den Anwender sicher durch den Bau. Da sie für sehr unterschiedliche Ergebnisse zusammengefasst ist, muss sich der Modellbauer schon am Anfang für ein bestimmtes angestrebtes Ergebnis entscheiden (bzw. für zwei Ergebnisse, wenn er parallel bauen möchte). Dann dürfte jedoch alles funktionieren, die Darstellungen sind klar, die Farbangaben vorhanden (für beide Serien von GSI/Gunze und für Mission Models; für alle anderen Serien sind sie ohne weiteres hieraus ableitbar):
Abschließen sei noch der Maskensatz erwähnt. Mangels Cockpithaube oder -schild beschränkt er sich auf acht Kreise zum Ableben der Räder um ein sauberes Ergebnis zu erzielen. Sehr hilfreich dafür. Tipp: Nach der Benutzung nicht wegwerfen, sondern aufbewahren für andere Projekte. Ich habe solche Masken schon dreifach benutzt, die Klebewirkung ist immer noch ausreichend.
Insgesamt ist hier ein vollständiger und technisch sehr gut gelungener Grundbausatz vorhanden, der auch Anfängern im Bau von Doppeldeckern gelingen wird. In der Zusammenstellung des Sets steht ein echtes Rundum-Sorglos-Paket zur Verfügung. Mehr wird nicht benötigt, um zwei unterschiedliche Ausführungen auf die Plastikräder zu stellen. Für den an diesem Genre interessierten Modellbauer kann eine klare Kaufempfehlung gegeben werden.
Und wenn denn nach dem Bau dieser beiden Öffag-Albatrosse immer noch Bedarf nach einem weiteren besteht, kann man zu diesem Overtree-Bausatz greifen:
Große Markierungen sind dafür aus dem Viribus Unitis-Set immer noch vorhanden, ebenso Decals oder Ätzteile für die Instrumente im Innenraum und auch noch das Eine oder Andere aus den Wartungsaufschriften.
Bauanleitungen liegen den OVERTREE-Bausätzen nicht bei, aber die haben wir ja noch von der Viribus Unitis übrig!
Die Bausätze sind erhältlich im Eduard online-shop:
11124 Albatros D. III OEFFAG Viribus Unitis
8241X Albatros D. III OEFFAG Overtree
Hermann Geers, Wietmarschen