Heinkel He 111 H-6 „North Africa“ in 1:48 von ICM # 48265

ICM setzt die Reihe der He 111 Bausätze, von der wir die Version H-20 bereits vorgestellt hatten, weiter fort …
Hier handelt es sich mit der H-6 um eine mittlere Version, die mit etwa 1.800 gebauten Exemplaren die größte einzelne Serienversion ausmachte und die Bombenlast standardmäßig nur noch außen mitführte; sie konnte auch mit Torpedos bewaffnet werden. Die Anstrich- und Markierungsoptionen aus dem Bausatz ergeben die besondere Ausrichtung und Bezeichnung auf den Kriegsschauplatz Nordafrika.

Im mittlerweile ICM-typischen sehr stabilen Innenkarton finden sich die sicher verpackten Spritzäste in grau und klar, der Decalbogen und die Bauanleitung. Wie immer liefert ICM damit eine komplette Ausstattung abseits von Ätz- und Resinteilen. Das ICM-Plastik ist sehr gut handhabbar und lässt sich gut verkleben:
ICM-48265-He-111-H-6-North-Africa-2 Heinkel He 111 H-6 „North Africa“ in 1:48 von ICM # 48265Die folgenden Spritzäste sind identisch mit denen aus dem aus der Version H-20. Deshalb verweisen wir hier einmal auf die oben genannte Vorstellung dazu. Die Qualität ist unverändert gleich gut, es gibt keine Fehler.

  • Ast A mit den großen Rumpfteilen
  • Äste B1 und B2 mit den Teilen für die Tragflächen und Ruder sowie die Leitwerke
  • Äste C mit Teilen für die Motoren, die Motorverkleidungen und den Propellern
  • Äste D1 und D2 mit den Teilen für Rumpfspanten, Fahrwerk, -schächten und -abdeckungen, und weiteren Teilen für die Motorverkleidungen
  • Ast E mit Klarsichtteilen
  • Äste F mit Rädern, Propellern und Bomben

Neu in Verhältnis zum H-20-Bausatz sind die Äste G. H1, H2 und E1. ICM vergibt hier innerhalb der verschiedenen Bausätze die Buchstabenbezeichnung teilweise mehrfach, das sollte man ggf. demnächst mal ändern. Fortlaufenden Buchstaben erleichtern die Übersicht für Modellbauer, die mehrere Versionen bauen möchten. Die Äste präsentieren sich wie folgt:

H1 und H2 finden im Wesentlichen für die Torpedobewaffnung Verwendung:
ICM-48265-He-111-H-6-North-Africa-3 Heinkel He 111 H-6 „North Africa“ in 1:48 von ICM # 48265Hier ist die Detaillierung mit versenkten und erhabenen Details, vorderen Rudern, den Propellern und der Hecksteueranlage ganz hervorragend gelungen:

Herausragend ist die Feinheit der korrekt gegenläufigen Propeller:
ICM-48265-He-111-H-6-North-Africa-6 Heinkel He 111 H-6 „North Africa“ in 1:48 von ICM # 48265Zwei unterschiedliche Teile für die Rumpfunterseite mit den Waffenträgern, ein neuer Heckkonus mit Abwehrwaffe und ein neues Spornradfederbein kommen mit dem Ast G:
ICM-48265-He-111-H-6-North-Africa-7 Heinkel He 111 H-6 „North Africa“ in 1:48 von ICM # 48265Das Rumpfunterteil mit den offenen Durchbrüchen ist für die Torpedobewaffnung mit zusätzlichen Schlingerpratzen. Die Darstellung ist wieder sehr sauber gelungen:

Der Klarsichtspritzast E1 bringt noch mal neue Teile für die Verglasung der Abwehrstände:
ICM-48265-He-111-H-6-North-Africa-12 Heinkel He 111 H-6 „North Africa“ in 1:48 von ICM # 48265Der markante Heckstand auf dem Oberrumpf kann alternativ offen oder geschlossen dargestellt werden. Die Fensterreihe ist nur deshalb neu, weil ein Loch für ein Abwehr-MG vorhanden ist. Da braucht man also nicht in den empfindlichen Teilen selber bohren. Ganz prima ICM, das hätten viele andere Hersteller sich einfacher gemacht!

Die Ausführung der Klarsichtteile macht dieser Bezeichnung wieder alle Ehre:
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Die Decals sind nach meinen Erfahrungen beim Bau der neuen Do 217 besser als sie vor einigen Jahren waren, aber immer noch nicht auf allerbestem Niveau und schwankend zwischen sehr guten und nicht so schönen Eigenschaften. ICM könnte hier noch aufholen. Sie sind etwas gummiartig, was besondere Aufmerksamkeit erfordert.

Deshalb hier ein paar Hinweise nach den gemachten Erfahrungen:

  • Ein glänzender Untergrund ist hier, wie ja bei allen anderen Decals auch, unbedingt notwendig.
  • Wenn die Decals einmal umknicken oder schon angedrückt sind, können sie kaum noch korrigiert werden. Hier sind sie eindeutig sehr empfindlich, nochmal ins Wasser legen zum Entfalten funktioniert hier auch nicht. Korrekturen können dann nur noch mit Pinsel und Farbe oder z. B. aus anderen Decalteilen (geht ganz gut bei Buchstaben/Zahlenkennungen) gemacht werden.
  • Deshalb sollte abweichend von anderen Decals nicht randnah abgeschnitten werden, sondern reichlich Trägermaterial rundum stehen gelassen werden.
  • Grundsätzlich müssen die größeren Decals länger gewässert werden als andere und auf dem Trägerpapier auch schon mal bewegt werden.
  • Bei der Platzierung ist auch viel Wasser unter dem Decal und ein vorsichtiges und gerades Abschieben (an Rundungen an die Rundung angepasst) vom Trägerpapier angeraten.
  • Wenn sie platziert sind, legen sie sich jedoch mit der auch bei anderen Herstellern üblichen Settingflüssigkeit sehr schön in die Gravuren. Hier sind sie sehr gut.
  • Auf einer glänzenden Unterlage gibt es praktisch kein Silvering, auch nicht bei den kleinen Aufschriften. Daher ist das großzügig rundum bemessene Trägermaterial auch nicht problematisch. Auch diesbezüglich sind die Decals wirklich gut.

ICM-48265-He-111-H-6-North-Africa-14 Heinkel He 111 H-6 „North Africa“ in 1:48 von ICM # 48265Die Wartungsaufschriften sind in der Vergrößerung lesbar und enthalten als „Running Gag“ wieder einige exquisite Schreib- oder Setzfehler. Mit bloßem Auge fallen sie nicht auf, nehmen wir es also erstmal mit einem leichten Schmunzeln zur Kenntnis und mit dem Angebot, demnächst vor der Druckfreigabe von unserer Seite doch noch mal draufzuschauen:
ICM-48265-He-111-H-6-North-Africa-15 Heinkel He 111 H-6 „North Africa“ in 1:48 von ICM # 48265Die Wappen sind schön dargestellt (die Vergrößerung macht den Eindruck leider schlechter). Leider ist auch hier aus dem „Vestigium Leonis“ (ein Wahlspruch Heinrichs des Löwen, der für das Wappen des KG 26 übernommen wurde) ein „destigium“ geworden. Ein kleiner Punkt weiße Farbe von einer Zahnstocherspitze mag diesem Missstand abhelfen, für den Fall, dass ein Betrachter mit einer starken Lupe erscheint:
ICM-48265-He-111-H-6-North-Africa-16 Heinkel He 111 H-6 „North Africa“ in 1:48 von ICM # 48265Wir haben unsere Bemerkungen zu den Decals bereits frühzeitig an ICM gesandt und schon nach vorbildlichen zwei Tagen eine Rückantwort erhalten. Man wird die Qualität noch einmal prüfen, das Wappen bei einer Neuauflage des Drucks korrigieren und wird ggf. auch auf unser Angebot zur „Drüberschauen“ bei weiteren Entwicklungen eingehen.

Die Bauanleitung ist das ICM-typische Heft von insgesamt 28 Seiten. Die Seiten 1 bis 4 enthalten eine kurzen Überblick über die Entwicklung mit technischen Daten, eine Übersicht über die zu verwendenden Farben (Revell und Tamiya-System und generische Angaben teilweise mit RLM-Schlüssel, die sich auch in anderen Systemen leicht finden lassen) und eine Übersicht über die Spritzäste:

Es folgt die eigentliche Bauanleitung mit sage und schreibe 132 Schritten. Ein eindeutiger Hinweis, dass der Bausatz schon etwas Modellbauerfahrung verlangt. Für die jeweiligen Markierungsvarianten sind beim Bau Besonderheiten zu beachten, auf die genau hingewiesen wird. Man muss sich also beim Baubeginn schon für die Endvariante entscheiden. Die Rumpf-/Tragflächenkonstruktion ist mit mehreren Spanten sehr stabil, verlangt damit aber auch ein exaktes Vorgehen. Die Motorgondeln sind mehrteilig und müssen ebenfalls sehr genau verklebt werden. Dabei müssen die Motoren auch eingebaut werden, wenn alle Verkleidungen geschlossen dargestellt werden sollen. Querruder, Höhen- und Seitenruder sind getrennt konstruiert und können angelenkt montiert werden. Schließlich ermöglicht die große Glaskanzel einen hervorragenden Einblick in das Cockpit, bedarf aber auch wieder einer genauen und vorsichtigen Vorgehensweise beim Zusammenfügen der vier wesentlichen Klarsichtteile. Klar austrocknender Kleber ist hier dringend empfohlen, z. B. auch der gut bekannte zunächst weiße Holzkleber.

Schlussendlich folgen auf drei Seiten die Übersichten zur Farbgebung und Decalanbringung für die drei Markierungsvarianten. Dies sind in Afrikabraun auf den Ober- und Hellblau an den Unterseiten eine Maschine vom Stab des Sturzkampfgeschwaders 3 in Libyen, wo diese Maschine als Verbindungsflugzeug in der Stabsstaffel eingesetzt war (eine Bombenbewaffnung wäre hier wohl kaum angebracht) und ein Flugzeug vom „Sonderkommando Blaich“ ohne Buchstaben und Zahlencode. Dieses Sonderkommando führte in Afrika einige Langstreckenangriffe mit einer He 111 aus. Hierfür wurden wohl die im Bausatz enthaltenen schweren Bomben nicht eingesetzt. Insoweit stimmt zwar der Einsatzraum Nordafrika, die Auswahl ist aber etwas speziell.

Die dritte Variante ist eine zusätzlich aus den Oberseiten grün gefleckte Maschine des Kampfgeschwaders 26 aus Grosseto in Italien. Das wiederum ist nicht in Nordafrika, der Einsatzraum erstreckte sich aber durchaus auch hierhin, so dass es schon passt. Hierfür ist die Torpedobewaffnung prädestiniert, da dieses Geschwader zu dieser Zeit das Torpedogeschwader der Luftwaffe war. Es gab aber auch Einsätze mit konventioneller Bombenbewaffnung. Dieser Anstrich entstand möglicherweise durch überlackieren des Afrikabrauns über den Zwei-Ton-Grün-Anstrich, so dass auch Flecken in RLM 70 und 71 dargestellt werden könnten.

Der feine und sehr gelungene Bausatz bietet somit die Grundlage für eine hervorragende Nachbildung eines Originals in besonderer Farbstellung. Preis-Leistungsmäßig ist er auch mit der notwendigen Aufmerksamkeit bei den Decals völlig in Ordnung und kann daher jedem Modellbauer in diesem Bereich empfohlen werden. Aufgrund der Komplexität und Größe des Bausatzes ist er ohnehin für Anfänger nicht angeraten.

Erhältlich im online-shop von Modellbau König

Hermann Geers, Wietmarschen