ICM Mistel S1 (Bf 109 und Ju 88) in 1:48 #48101

Wenn man zwei Bausätze im Programm hat, aus denen man nur mit ein paar Streben zur Verbindung einen neuen Bausatz ohne Konkurrenz durch Mitbewerber zusammenstellen kann, dann ist man gut beraten, das auch zu tun. Auch hier ist ICM mal wieder klug vorgegangen ….
Zwei Möglichkeiten zur Nachbildung der Schulversion der Mistel mit einer Ju-88 A4 als Unterbau und einer Bf-109 F4 als Aufsitzerflugzeug gibt es aus dem Bausatz. Sie sind an der Kartonseite nebeneinander abgebildet. Es handelt sich hier um Flugzeuge, die der DFS, der Deutschen Forschungsanstalt für Segelflugzeuge, die in breitem Umfang zur Erprobung auch von Projekten der angetriebenen Militärluftfahrt eingesetzt wurde. Die Mistelflugzeuge waren dabei eine Improvisation bei dem Versuch, schwere Bomber zu ersetzten, die nicht vorhanden waren. Die wenigen Einsätze, die mit dieser Technik erfolgten, waren fast ausschließlich komplette Fehlschläge. Schwierig zu fliegen, mit schwachen Leistungsdaten und schlechten Einsatzkonzepten, waren sie ein dankbares Opfer für gegnerische Jäger. Für die Modellbaugemeinde sind es jedoch Flugzeuge mit außergewöhnlichem Erscheinungsbild. Es gab daher von Dragon vor einiger Zeit ein paar heute kaum noch erhältliche Bausätze von anderen Versionen, die ganz bestimmt nicht zu den einfach umzusetzenden Bausätzen gehören.
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Der ICM-typische superstabile Innenkarton der Verkaufsverpackung ist mit den Spritzästen bis zur Oberkante gut gefüllt, hinzu kommt ein Decalbogen und die Bauanleitung:
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Die Spritzlinge sind in drei getrennte Klarsichttüten aufgeteilt. Einer für die Ju 88, ein weiterer für die Bf 109 und der dritte für den neuen Spritzast mit den Verbindungsstreben und einigen Ergänzungsteilen für das Fahrwerk der Bf 109. Der neue Spritzast H ist recht übersichtlich:
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Besondere Anforderungen an die Detaillierung ergeben sich bei den Streben eigentlich nicht. In der Mitte des Spritzastes gibt es die beiden V-förmigen seitlichen Hauptstreben für die Montage an den Tragflächenwurzeln der Ju 88, mit den kräftig ausgeführten Montagepins und zwei neue Halbräder für das Hauptfahrwerk der Bf 109:
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An der einen Seite dann die zentrale V-Strebe, die am Rumpf der Ju 88 anzubringen ist. Die drei V-Streben bilden dann das Hauptgerüst für die Verbindung mit der Bf 109. Weiterhin gibt es hier noch eine bogenförmig geöffnete Halterung für das obere Heck der Ju 88, deren Funktion mir nicht ganz klar ist. Es könnte eine Hilfshalterung für die Kranarbeiten bei der Montage sein:
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An der anderen Seite des Spritzastes gibt es dann noch die Heckstütze der Bf 109 und neue Fahrwerkabdeckungen für diese:
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Den Bausatz der Bf 109 F4 haben wir im Rahmen eines Kombisets mit Figuren vor etwa zwei Jahren hier schon einmal vorgestellt:
https://www.kitreviewsonline.de/63497-2/
Er ist unverändert – von den neuen Fahrwerkteilen, siehe oben, abgesehen – in diesem Bausatz enthalten. Insgesamt sind es drei graue Spritzäste und ein Klarer:
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Hier noch ein paar Einzelheiten, mehr gibt es unter dem og. Link:

Dieser Teil der Mistel ist in seiner Ausgangslage bausatztechnisch eher in der Mittelklasse einzuordnen. Man kann aber auf jeden Fall was Ansehnliches daraus machen; praktische Beispiele dafür gibt es genug.

Auf ganz anderem Niveau liegt die Ju-88. Der ICM-Bausatz ist ein in diesem Maßstab einsam weit oben in der Spitze einzuordnen. Er ist sehr umfassend und qualitativ hochwertig hergestellt.

Diesen Bausatz hatten wir in der (tatsächlich) früheren A5-Version hier vorgestellt:
https://www.kitreviewsonline.de/die-brandneue-ju-88-a-5-von-icm-im-massstab-148/
Die Spritzäste hier mal etwas thematisch sortiert:

Die großen Rumpf- und Leitwerksteile bilden den Ast A:
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Die Ausführung der Oberflächen ist im aktuellen ICM-Standard sehr gut gelungen. Die Gravuren sind mittelstark, sehr sauber und scharfkantig. Sie bilden eine gute Grundlage für ein gelungenes Panel-Line-Wash. Die Detaillierung der Teile für den inneren Ausbau ist auf hohem sehr ansprechendem Niveau:

Für die Tragflächen gibt es den Ast B. Die Querruder und die Landeklappen sind getrennt an einem anderen Ast vorhanden:
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Die Oberflächendetaillierung entspricht der an den Rumpfteilen:

Die Spritzäste C und C1 liefern die wesentlichen Teile für die Motorgondeln, wobei diese Teile vom größeren Ast C für die Mistel nicht benötigt werden. Weiterhin gibt es hier die Propeller, das Seitenleitwerk und die Räder, sowie die Brandschotts hinter den Motoren:
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Auch hier: Feine Spritztechnik, wohin man sieht:

Die Äste D und G enthalten Querruder und Landeklappen sowie die Teile für das aufwendig konstruierte und sehr schön nachgebildete Fahrwerk und nochmals einiges für die Innenausstattung, unter anderem auch Sitze:
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Ast G ist in der Verpackung enthalten weil er im schon fertig gepackten Beutel enthalten ist, wird aber gar nicht benötigt und daher in der Übersicht in der Bauanleitung gar nicht erwähnt. Er liefert aber einige MG’s die durchaus woanders Verwendung finden können:
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Spritzast E ist zweimal enthalten, da er jeweils die Teile für einen der sehr gut detaillierten und optional sichtbar darzustellenden Motoren enthält. Auch hier werden die Teile für die Bewaffnung für die Mistel nicht benötigt und füllen die Grabbelkiste mit hochwertigem Inhalt:
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Die Ausführung der zu verwendenden Bauteile ist auch hier sehr hochwertig. Die Motoren müssen keineswegs durch Nachrüstteile ersetzt werden:

Schließlich gibt es noch den Klarsichtast für die vorhanden gebliebene umfangreiche Verglasung an der Schulversion der Mistel. Die Ausführung ist auf absolutem Spitzenniveau:
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Der Decalbogen ist für die komplette Mistel zusammen gestaltet und enthält insbesondere die großen Markierungen, die Begehstreifen und eine recht umfassende Auswahl an Wartungsmarkierungen, naturgemäß für die Ju 88 mehr als für die Bf 109. Auch für die Instrumentenbretter sind Decals vorhanden. Leider gibt es nichts für das Gurtzeug, das ja mindestens in der Bf 109 vorhanden sein muss. In einer gut sortierten Grabbelkiste dürfte sich dazu etwas finden lassen; bei mir jedenfalls. Die Druckausführung ist sehr fein gelungen, die kleinen Aufschriften bleiben lesbar. Die ICM-Decals lassen sich mittlerweile gut verarbeiten (viel Wasser unterlegen) und ziehen sich zuverlässig in die Gravuren. Auf glänzendem Untergrund sind die Trägerfolien kein Problem:
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Die Bauanleitung ist so, wie wir sie mittlerweile von ICM kennen. Deckblatt mit kurzem Abriss zur Vorbildgeschichte, Farbangaben aus denen man die Infos für nicht gelistete Hersteller ableiten kann und die Darstellung der Spritzäste machen den Beginn in der gehefteten Anleitung in DIN-A4-Größe:

Die Bauhinweise beginnen mit der Ju 88 deren Zusammenbau trotz der kleinteiligen Aufteilung der Baustufen (die aber gut nachvollziehbar ist) flott vonstattengehen kann. In Baustufe 31 sind die großen Teile zusammen:

Es folgt dann der Zusammenbau der Fahrwerke, die hier nicht mehr im Wege sind, und der Motoren sowie der zugehörigen Gondeln, bei denen man Wartungsklappen auf offen lassen kann. Die Motoren müssen übrigens auf jeden Fall eingebaut werden, weil sonst die Propeller und die Auspuffanlagen nicht ihre Plätze finden können:

Es folgen noch einige kleine Montagen für die Klarsichtteile, die Bodenlafette, die Räder und die Fahrwerkklappen, dann seht die fertige Ju 88 in Baustufe 87 auf dem Modellbautisch und auf der gleichen Seite geht es schon mit der Bf 109 los:

Bei der Bf 109 beginnt es mit Cockpit und Motor, der ebenfalls eingebaut werden muss und geöffnet dargestellt werden kann, auch wenn die Bauanleitung hier nicht darauf eingeht. Der Zusammenbau ist hier recht einfach:

Wichtig ist es natürlich, das Fahrwerk eingefahren darzustellen. Eine andere Option gibt es bei der zusammengebauten Mistel nicht:
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Der Zusammenbau zum Mistelgespann ist wie im Original die eigentliche Herausforderung. Hierzu gibt es von ICM zunächst mal eine auf Zehntelmillimeter genaue Anweisung zur Anbringung der Bohrlöcher. Bitte auch die unterschiedlichen Durchmesser der Bohrungen beachten! Ich würde dazu raten, die Bohrarbeit an der Ju 88 schon in der Baustufe 9 für den Rumpf und an den Oberschalen der Tragflächen sofort nach lösen vom Gussast zu erledigen, da die Baugruppen besser händelbar sind als das komplett zusammengebaute Modell. Auch Probepassungen mit den Pins an den Streben sind hier dringend geboten:
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Die Geometrie des Tragegerüsts ergibt sich mit Hilfe der weiteren Angaben in der Anleitung recht einfach und dann solle es passen. Die Lackierungsarbeit muss natürlich vor dem endgültigen Verkleben getrennt erledigt werden:

In der Anleitung gibt es auch wieder Ausschneidevorlagen für die Maskierung der Klarsichtteile. Sie sind hilfreich, aber den gestanzten Maskenbögen der Spezialisten hierfür doch eindeutig unterlegen:
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Zum Schluss gibt es umfangreiche Hinweise für die Lackierung und die Decalanbringung auf jeweils ganzen Seiten. Es beginnt mit den zwei Möglichkeiten für die Bf 109, die jeweils noch die Stammkennzeichen tragen. Die CI+MX trägt die graue Standardjägertarnung mit RLM 74 und 75 auf den Oberseiten und RLM 76 an den Rumpfseiten und den unteren Flächen, ergänzt mit starker Flecktarnung an den Rumpfseiten:
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Die DE+RB trägt die gleiche Tarnung, hat jedoch im Unterschied zur ersten Möglichkeit das Stammkennzeichen auch noch auf den Tragflächenunterseiten:
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Auch die beiden Ju 88 haben die gleiche Grundlackierung im Segmentanstrich aus RLM 70 und 71 auf den Oberseiten und RLM 65 auf den unteren Seiten. Bei der ersten Möglichkeit sind die Kennbuchstaben OO nur auf den Tragflächenunterseiten vorhanden. Weitere individuelle Kennungen gibt es nicht:
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Die nächste Variante hat gar keine individuellen Kennzeichen:
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Dieser Bausatz ist der Einzige in diesem Maßstab, der den Bau der frühen Schulversion ermöglicht. Insoweit ist der schon mal eine besondere Empfehlung wert. Die Zusammenstellung leidet etwas unter den doch schon recht betagten Bf 109-Teilen, die der Spitzenqualität der Ju 88 nicht entsprechen können. Trotzdem ist es eine insgesamt sehr wertige und vor allem anderweitig nicht erhältliche Zusammenstellung. Unter Preis-Leistungs-Gesichtspunkten kann man bestimmt nicht meckern.

Der Zusammenbau der Mistel mit der Strebenkonstuktion und dem Anbringen der Bohrlöcher hierfür ist eine besondere modellbauerische Herausforderung. Der Bausatz ist daher für Anfänger und nicht so erfahrene Modellbauer/-innen nicht zu empfehlen.

Vielleicht erfreut uns ICM in der Zukunft noch einmal mit einer Einsatzversion samt dem prägnanten Sprengkopf mit dem langen Stachelzünder. Oder es gibt einen Sprengkopf als Ergänzungsset von einem Aftermarket-Hersteller. Wer in diese Richtung spekuliert, sollte sich auch schon mal diesen Bausatz sichern. Für ein anderes Aufsitzerflugzeug gibt es ausreichend hochwertige Alternativen. Die Anpassung ist unter Verwendung der Maßangaben aus der ICM-Bauanleitung nicht so schwierig. Also Möglichkeiten zur Fortentwicklung sind genug vorhanden…..

Erhältlich bei Modellbau König.

Hermann Geers, Wietmarschen