ICM erweitert sein Bausatzangebot nun über die Varianten der Bomber-, Torpedobomber-, Aufklärer-, Zerstörer- und Nachjägerversionen auf die Kleinserie als Panzerjäger mit wohl nur 18 Flugzeugen aus umgebauten A-4 Bombern mit einer 7,5 cm Kanone, die ursprünglich eine Panzerabwehr-Kanone war …
Die Kanone war in einer großen Bodenwanne untergebracht, die zusammen mit der Kanone den äußeren Eindruck des gebauten Modells prägen dürfte. Diese Variante hatte sich im Einsatz nicht bewährt.
An einer Seite der Bausatzumverpackung sind die vorgesehenen zwei unterschiedlichen Bewaffnungsausrüstungen der gleichen Maschine mit gleicher Markierung und Lackierung abgebildet:
In der bekannt stabilen Kartonage unter der Umverpackung befindet sich ein Plastikbeutel in dem die Spritzäste allesamt dicht beieinander verpackt sind und die man nur mit Schwierigkeiten wieder darin unterbringen kann (Kompliment an das Personal bei ICM!). Zwei Klarsichtäste sind darin nochmals für sich sicher gegen Kratzer geschützt enthalten. Daneben gibt es noch den Decalbogen und die gedruckte Anleitung. Wir haben hier also den Standardinhalt eines ICM-Grundbausatzes:
Bei den Spritzästen sind die Äste A, B, C, C1, D, E, F und G schon aus früheren Ausgaben bekannt und wurden von uns schon verschiedentlich vorgestellt.
https://www.kitreviewsonline.de/die-brandneue-ju-88-a-5-von-icm-im-massstab-148/
https://www.kitreviewsonline.de/junkers-ju-88-d-1-in-148-von-icm-48240/
https://www.kitreviewsonline.de/icm-mistel-s1-schulausfuehrung-mit-bf-109-und-ju-88-in-148-48101/
Insgesamt finden wir uns bei unserer Einschätzung, dass die ICM-Bausätze der Ju 88 Reihe insgesamt die Besten im Angebot dieses Maßstabes sind, in guter Gesellschaft.
In diesem Bausatz befinden sich zwei neue Spritzäste um den Bau der Panzerjägerversion P-1 zu ermöglichen. Es sind die Spritzlinge H und F1:
Spritzling H enthält aus grauem Plastik eine neue mittlere untere Tragflächensektion mit der Öffnung für die neue große Bodenwanne, Teile für eben diese Bodenwanne und die einzubauende Kanone sowie für zwei alternative Kanonenrohre bzw. -mündungsbremsen. Ebenso gibt es ein Teil für einen neuen metallverkleideten Bug:
Die neue Tragflächensektion entspricht in der Oberflächendarstellung derjenigen der anderen großen Bausatzteile, ist also mit guten scharfen vertieften Gravuren ausgestattet:
Die Bodenwanne wird aus mehreren Teilen hergestellt, an einer Seite wird ein Klarsichtteil eingebaut, an der anderen Seite ist es eine Klappe, die wohl auch geöffnet dargestellt werden könnte. Das Teil H11 ist eine Rückseite für das Schott hinter den Funkgeräten. Es entsteht damit eine auch innen gut ausgestattete Bodenwanne, die – wenn auch mit Einschränkungen – durch die Cockpithaube ganz gut einsehbar ist. Das ist gut gemacht!
Teil H4 ist für die neue geschlossene Bugspitze vorgesehen:
Für den inneren Ausbau der Bodenwanne mit der Kanonenbewaffnung gibt es mehrere Teile, die insbesondere die Lademechanik und die Pak-Kanone abbilden. Der obere rechteckig Kasten ist das Munitonsmagazin für mehrere übereinander gestapelte Patronen:
Unter dem Munitionsmagazin befindet sich die Lagerung der Pak-Kanone, die mit dem Bodenstück (im Bausatz mit zwei Anbauteilen) zwischen den unteren Trägern eingebaut wird:
Für die zum Ende des Baus zu ergänzende Mündungsbremse (die den Gasdruck an der Mündung zu den Seiten verteilt und damit den Rückstoß vermindert) gibt es in zwei Versionen (früh mit den großen Löchern und spät mit den vielen kleineren Löchern), die jeweils längsgeteilte Hälften haben:
Der neue Spritzling F1 enthält zwei Klarsichtteile:
Das kleinere Teil für die Öffnung in der Bodenwanne, das größere Teil bildet die hintere Abdeckung der neuen Bodenwanne mit einem Abwehrstand mit Doppel-MG. Die Ausführung der Klarsichtteile ist ICM-typisch makellos:
Der Decalbogen ist von Qualität und Inhalt ebenfalls ICM-typisch. Es gibt die großen Markierungen, eine ganz umfassende Auswahl an Wartungshinweisen und ein Decal für das Instrumentenbrett:
Das ebenfalls auf dem Decalbogen enthaltene Bugwappen ist das des Versuchskommandos für Panzerbekämpfung, vielleicht auch das nur einer der vermutlich drei Staffeln. Es zeigt eine Schildkröte, die von einem Schwert durchbohrt wird. Es ist auf einigen wenigen Fotos, die auch im Internet aufzufinden sind, ganz gut dokumentiert. Damit ist auch festzustellen, dass das Wappen nicht verdruckt ist, sondern mit dem leichten Linksdrall recht genau dem Original entspricht:
Hier ein paar Links zu interessanten Fotos:
https://www.worldwarphotos.info/gallery/germany/aircrafts-2/junkers_ju88/junkers-ju-88-p/
https://www.militaryimages.net/media/ju-88-p-1.124231/
Beide Fotos geben auch sehr schöne Hinweise für eine weitere Detaillierung mit abstehenden und aufgenieteten Blechen am Bug.
https://underwatermalta.org/discover/ju88/ (runter scrollen bis „Maschine Gun“, das Foto passt eigentlich gar nicht zum Thema, das hier auch nur unzureichend bearbeitet ist)
Hier ist auch die Kennung aus diesem Bausatz erkennbar: https://www.asisbiz.com/il2/Ju-88/Verpz/pages/Junkers-Ju-88P1-1.Versuchskommando-200-A3+GH-Panzerbek%C3%A4mpfung-with-75-mm-Bordkanone-gun-02.html
Und hier die gleiche Situation von vorne mit offener Klappe an der Bodenwanne:
Auffällig sind hier auch die Visierungen auf den Abwehr-MG’s.
Die Anleitung orientiert sich naheliegenderweise weitgehend an der für die A-4 Bomberversion. Es beginnt wie immer mit der kurzen historisch-technischen Einführung und den Farbhinweisen:
Es folgt die Übersicht über den Bausatzinhalt mit der Markierung der nicht benötigten Teile:
Es beginnt dann mit den bekannten Schritten für den Zusammenbau zunächst des Rumpfinneren:
Ab der Baustufe 12 kommt mit dem mittleren unteren Rumpf- und Tragflächensegment das erste Neuteil ist Spiel, auf dem der weitere Cockpitzusammenbau erfolgt:
Weiter geht es mit den schon bekannten Rumpfzusammenbau, den Tragfläche und dem Leitwerk, dem Fahrwerk und den Motoren:
Das nächste Neuteil kommt dann mit der geschlossenen Bughaube ins Spiel:
Mit dem Zwischenschritt der Propellermontage, den man auch bis ganz zum Schluss verschieben kann, geht es dann zum Zusammenbau und der Montage der großen Kanone und der zugehörigen Bodenwanne bis auf die hintere Verglasung. Die beiden Alternativen für die Mündungsbremsen der Kanone sind dabei gut beschrieben, auch wenn man sich in Baustufe 98 mit der Benennung der Baustufen für die beiden Alternativen ein wenig verschrieben hat (statt Nummer 96 ist es Nummer 97, macht aber auch nichts, die Grafik ist allein für sich aussagekräftig genug:
Es folgen dann die letzten Montagen an den Unterseiten (hier hat sich noch eine Grafik mit Bombenlast eingeschlichen; macht nix):
Es gibt dann noch die mittlerweile bekannte – hier besonders umfangreiche – Beschreibung zur Eigenherstellung von Masken.
Die beiden Vier-Seiten-Ansichten zeigen wie schon geschrieben die gleiche Maschine in der gleichen Lackierung. Der Unterschied besteht nur in der Mündungsbremse. Das bei beiden Möglichkeiten eine Verbandskennung vor dem Balkenkreuz fehlt ist nach den bekannten Bildern korrekt!
Fazit
Auf der sehr guten Grundlage des eigenen Bausatzes der Ju 88A-4 kann aus diesem Bausatz eine ebenfalls sehr gute Variante des Panzerjägers entstehen. Auch hier ist es der beste Bausatz für eine P-1 in diesem Maßstab. Für Spitzenkönner bietet er auch noch Verbesserungspotential. Mal sehen, was den Aftermarket-Herstellern dazu noch so einfällt. Einen beeindruckenden Anblick liefert das fertige Modell aber auch aus dem Bausatz allemal.
Wer den eindrucksvollen Panzerjäger auf die Modellbaubeine stellen will, ist mit diesem Bausatz daher bestens bedient. Etwas Modellbauerfahrung sollte allerdings schon vorhanden sein.
Ggf. können von ICM auch noch weitere Bausätze für Panzerjäger mit anderen Bewaffnungen oder Bugnasen folgen. Naheliegend ist mindestens die mit der Zwillingsbewaffnung mit 3,7 cm Kanonen.
Erhältlich bei Modellbau König.
Hermann Geers, Wietmarschen