Kürzlich brachte mir der Paketbote einen der größten Kartons, die ich je für ein 1/48er Flugzeug gesehen habe – die Su-34 von Hobby Boss. Der Inhalt ist nicht weniger beeindruckend als die Ausmaße.
Vorbild
Due Su-34 ist ein sowjetischer Jagdbomber, der auf eine sehr lange Entwicklungsgeschichte zurückblicken kann. Der Erstflug des Prototpen fand schon 1990 statt, die Serienfertigung hingegen lief erst 2006 an. Zur Zeit gibt es 85 Exemplare im aktiven Dienst.
Das Konzept ist sehr stark an die Su-27 angelehnt, allerdings ist die Auslegung für die 2-köpfige Besatzung in nebeneinander sitzender Anordnung deutlich anders. Auch der extrem lange Heckkonus ist ein markantes Merkmal der Su-34.
Die Tragfähigkeit ist beachtlich; regulär können bis zu 8.200 kg an Zusatzbewaffnung an den zwölf vorhandenen Waffenstationen mitgeführt werden.
Weitere Besonderheiten der Su-34 ist das Hauptfahrwerk in Tandem-Auslegung, das dem hohen Gewicht Rechnung trägt, sowie der stark gepanzerte Cockpitbereich, der als Druckkabine ausgelegt ist und hinter dem eigentlichen Cockpit sogar über einen kleinen Zusatzraum mit Bordküche und Toilette verfügt. So soll für die Besatzung der größtmögliche Komfort erreicht werden, der auch extralange Einsatzzeiten ermöglicht. Der Einstieg erfolgt ebenfalls ungewöhnlich über eine Leiter durch den Bugfahrwerksschacht.
Modell
Ich war zunächst erstmal erschlagen von der Anzahl der Spritzlinge und der Teile. Das ist vor allem der Ausstattung mit Außenlasten zu verdanken, die ich in dieser Fülle noch nie gesehen habe.
Insgesamt 36 (!) Gußrahmen füllen den Karton, davon entfallen alleine die 26 kleineren auf die Außenlasten. Die beiden großen Rumpfteile sind seperat verpackt, zwei der Rahmen enthalten die Klarsichtteile. Teile ist das Stichwort:
– 886 Kunststoffteile, davon 18 Klarsichtteile
– 3 robuste Metallteile als Fahrwerkseinsatz
– 9 PE-Teile
– 6 Reifen aus Gummi.
Dennoch würde ich den Bausatz keinesfalls als zu komplex bezeichnen, zumal man wohl kaum alle Teile verarbeiten wird. Die Auswahl ist halt nur gigantisch.
Der schön gestaltete und enorm stabile Karton deutet schon außen an, was einen erwartet.
Nahc dem Öffnen sieht man erstmal nur die durchaus beeindruckenden Rumpfteile auf einem seperaten Träger.
Darunter dann die Teile, sorgfältig in einzelnen Tütchen verpackt. Das Tamiya-Glas als Größenvergleich sagt schon einiges…
Die Schachtel links auf dem Foto…
…enthält unzählige kleine Gußrahmen, die Klarsichtteile, sowie die Metallteile und Reifen. Alles penibel verpackt!
Kommen wir zu den Rumpfschalen. Auch hier greift Hobby Boss auf das schon bewährte Verfahren zurück und setzt die beiden Teile für den Transport sorgfältig und gut verpackt zusammen. Polsterfolie schützt die Auflageflächen, die Teile sind mit weichem Bindedraht sicher auf dem eigenen Kartoneinsatz fixiert und umlaufende Gießrahmen schützen die empfindlichen Kanten und Spitzen. Besser geht es kaum.
Die Su-34 ist GROSS!
Die Passung der Rumpfhälften ist perfekt:
Die Unterseite.
Feine Details und Gravuren, weder zu stark ausgeprägt noch zu fein. Die Gravuren gehen rund um alle Formen in gleichbleibender Feinheit. Da finde ich absolut nichts zu meckern:
Die Oberseite:
Auch hier: Perfekte Oberflächengestaltung:
Die Kanten sind sehr scharf und fein wiedergegeben:
Die Triebwerksausläße (Rahmen 2 x vorhanden)
Die Teile sind innen wie außen sehr gut gestaltet.
Auch hier ist die komplexe Form exzellent umgesetzt. Das läßt sich höchstens noch durch PE-Teile toppen. Man beachte die Nietreihen auf dem Konus des Turbinenrades:
Der leichte Grat ist später nicht sichtbar:
Die Zusatztanks vom Typ PTB-3000:
Feine Details, keine SInkstellen, vorbildgetreu teilweise erhabene Gravuren:
Praktisch alle beweglichen Flächen- und Ruderteile lassen sich auch angelenkt darstellen:
Auch hier feine Details wohin man schaut:
Schön strukturierte Flächen:
Weitere Steuerflächen und Innenraum:
Cockpitrückwand mit Tür:
Gerade bei so feinen Teilen ist der gratfreie Guß Gold wert:
Der nächste Rahmen:
Die Detailierung der Instrumententafel ist wirklich sehr schön:
Auch komlex geformte Teile kommen rundum fein graviert und ohne Sinkstellen daher:
Seltenheit: Ein bißchen feiner Grat, der sich natürlich ohne Probleme beseitigen läßt:
Toll die Blechstruktur bei den Klappen:
Außenlasten, der nächste. FAB-100, -250 und -500, KMGU-2:
Alleine schon die feinen Halterungen sind ein Hungucker:
Weitere Außenlasten, KH-58, KH-59 und KH-31:
Die seperat angesetzten Flächen erhöhen den Aufwand beim Bau, bringen aber einen großen Zugewinn an Detailtreue, was die Form angeht:
Fahrwerksteile und anderes:
Der Schutzbügel vom Bugrad ist formtechnisch ein kleines Kustwerk; der minimale Grat sollte kein Problem darstellen:
Die Einstiegsleiter, die am Bugfahrwerk montiert wird, ist formtechnisch ein echter Hingucker:
Die Fahrwerksbeine sind fein gestaltet: Etwas Nachdetailierung geht natürlich immer:
Der eigentliche Knaller sind die inneren Werte. Hier ist exakt geformt eine Passung für die robusten Metallteile, die dem Bausatz beiliegen und die für reichlich Stabilität sorgen:
Genau diese Teile meine ich. Das ist kein relativ weiches Weissmetall, wie man es im aftermarket findet, sondern richtig robustes Material, ohne Werkzeug kaum zu biegen:
Auch die restlichen Teile sind ohne jeden Mangel:
Weitere Rumpfteile:
Klasse ausgeformt:
Bugfahrwerk:
Fein gestaltete Lüftergitter lassen PE-Teile nicht wirklich vermissen:
Leitwerk:
Keinerlei Sinkstellen (das ist zum Beispiel der Schwachpunkt der Su-33 von Kinetic an der Stelle):
Man beachte die feinen static dischargers:
Zur Abwechlsung mal wieder Außenlasten; R-73T, R-27ER, R-27T, R-27ET, R-27T, R-77. Das ist schon ein eigenes Zurüstset…
Die Qualität ist durchweg klasse:
Resin braucht es hier wahrlich nicht:
Einteilig gespritzt, aber wirklich ohne nennenswerten Grat. Formversatz gibt es sowieso nicht in diesem Bausatz:
Die Pilotensitze. Hier hat mich etwas stutzig gemacht, nämlich das „Su-24“ oben links. Eine kurze Recherche ergab, daß die Spritzlinge (ebenso wie die Sitze beim Vorbild) identisch mit dem Modell der Su-24 von Trumpeter sind. Ein klarer Hinweis darauf, daß beide Firmen unter dem Dach der Yatai Electric Appliances zu Hause sind. Übrigens sind auch einige weitere der Spritzlinge mit Außenlasten dem Trumpeter-Kit entlehnt, was aber qualitativ keinerlei Einbrüche bedeutet.
Die Sitze sind fein modeliert, besser geht es in Spritzguß kaum:
Und nun zu den Waffenstationen:
Ohne Sinkstellen, mit feinen Gravuren rundum:
Auch die folgenden drei Rahmen sind dem Trumpeter-Kit entlehnt. Die KAB-1500L:
KAB-1500T:
APK-9:
R-172:
Und nochmal weitere Waffenstationen:
Perfekt gefertigt:
So, nach soviel Kunststoff zu der in Relation winzigen PE-Platine, die aber einige sehr nützliche Teile enthält:
Qualitativ absolut sauber geätzt:
Die Reifen liegen lackierfreundlich als seperate Gummi-Teile bei. Die Form ist perfekt, ebenso die Strukturen. Ich habe einzig ein wenig Bedenken, ob sie dem Gewicht adäquat zum Vorbild ein wenig nachgeben, weil das Material doch recht fest ist. Wenn alle Stricke reißen: Eduard hat Ersatz in Form von gewichtsbelasteten Rädern aus Resin angekündigt, die wir sofort mit Erscheinen hier vorstellen werden.
Die Kanzel kommt wirklich perfekt verpackt daher, besser kann man die Teile kaum schützen:
Der Lohn: Ein absolut sauberes Teil, mit feinen Nietreihen, feinen, aber scharfen Konturen und ohne Gußnaht!
Aber irgendwie scheint es entweder ganz feine Riefen zu geben oder irgendeinen Belag vom Formtrennmittel oder ähnlichem, denn die Teile wirken nicht 100%ig transparent. Wie dem auch sei, wenn ein Future-Bad nicht schon genügt, ist das entweder mit etwas Isopropanol zu entfernen oder man poliert ganz leicht nach. Ein Problem ist es jedenfalls ganz sicher nicht.
Die restlichen Klarsichtteile sind perfekt klar und sauber geformt:
Kommen wir zu den Decals. Es gibt zwei recht große Blätter, und ich denke, der Umfang ist deutlich zu erkennen. Alleine die Markierungen der Bewaffnung sind mit „üppig“ treffend beschrieben:
Die Druckqualität ist top, ohne Versatz und mit sehr dünnem Trägerfilm:
Gleiches gilt für den zweiten Bogen mit den Markierungen und weiteren Wartungshinweisen:
Zu guter Letzt zur Anleitung. Typisch Hobby Boss: Klar, deutlich, unspektakulär, im positivsten Sinne. Hier zwei Muster, unter anderem mit den Metallteilen im Fahrwerk und der möglichen Bewaffnungs-Konfiguration:
Hier die komplette Anleitung zum Durchblättern:
Die beiden möglichen Varianten sind auf Din-A3-großen, wunderschönen Farbtafeln dargestellt, darum auch die etwas schlechtere Qualität, weil die nicht auf den Scanner passten. 😉 Bei Hobby Boss hat ja die Abwesenheit jeglicher Vorbild-Infos Tradition, darum nehme ich das inzwischen gelassen hin:
Ein weiteres Blatt widmet sich ausschließlich der Bewaffnung:
Die Farbangaben sind für Gunze, Vallejo, Model Master, Tamiya und Humbrol aufgeführt, vorbildlich!!!
Fazit
Die Su-34 kostet je nach Bezugsquelle um die 100 Euro, tendenziell eher mehr. Da ist natürlich die erste Frage: Ist der Bausatz das wert?
Aus meiner Sicht ohne jedes Zögern: JA! Absolut! Die Ausstattung mit den Metallteilen fürs Fahrwerk und den seperaten Reifen und die Qualität sind exzellent, alleine schon die umfangreiche Bewaffnung würde bei anderen Kits mehrere Zurüstsets erfordern. Die Decals sind top, der Guß ist top, die Anleitung ist top. Ich kann wirklich nur sagen:
Absolut empfehlenswert!
Wer das Sahnehäubchen zu einem so guten Bausatz mag, der sei an die Zurüstsets von Eduard verwiesen, die in diesen Tagen erschienen sind und die ich in Kürze ebenfalls hier vorstellen werde.
Gekauft habe ich den Bausatz bei RLC-Modellbau.
KlausH