Kit-Archäologie: DeHavilland Mosquito in 1:72 von FROG F.187

Eine gehörige Portion „vintage“-feeling kommt schon auf angesichts des heute vorzustellenden Bausatz-Oldies …
Kurz etwas zur Geschichte des Bausatzes:
Schon 1968 erschien unter der Nummer F.187 unsere Bausatz der Mosquito und zwar von Anfang an als Kombination Bomber/Jagdbomber mit unterschiedlichen Nasen, Kanzeln und zwei Bombenschachtabdeckungen.
Unsere Verpackung stammt aus dem Jahr 1974; 1970 und 1971 ist der gleiche Kit auch unter der Nummer JS-045  bei Hasegawa im Programm zu finden.
Aber die weitaus spannendste Episode in der Bausatzgeschichte der FROG Mosquito spielte sich in der damals noch real existierenden Sowjetunion ab … lassen wir unseren Modellbaukollegen Matthias Muith vom PMC Sachsen-Anhalt zu Wort kommen:
„Ogonjok war eigentlich eine Fabrik, welche eine gute Qualität ablieferte. Man denke dabei nur an die Heller Schiffsbausätze.
Aber einen Fehltritt darf sich wohl jeder mal leisten.
Die Form der DH Mosquito wurde auch dem Moskauer Ogonjok Werk übergeben.
NOVO Ltd. lieferte auch mehrere tausend Kartonagen und hoffte auf einen schnellen Verkauf auf der Insel.
In Moskau starte die Probespritzung mit ca. 500 Einheiten, die die Briten auch zufrieden stellte. Alle Modelle waren in weiß gespritzt.
Eine zweite Charge wurde dann in schwarz aufgelegt. Aber hier passte plötzlich gar nichts mehr recht zusammen, so dass die Briten diese Spritzlinge ablehnten.
Ogonjok bekam es auch später nicht mehr hin, die Form wieder so gängig zu machen, dass man akzeptable Spritzlinge erhielt.

Allerdings war der Sowjetbürger der damaligen Zeit erfinderisch und geschäftstüchtig. Ironischerweise gelangten eine größere Anzahl der schwarzen Spritzlinge auch auf den Schwarzmarkt für Plastikmodelle in Moskau.
Aber da waren ja noch die Massen von blauen NOVO Kartons.
Novo-78082-Mosquito Kit-Archäologie: DeHavilland Mosquito in 1:72 von FROG F.187Pfiffige Schwarzmarkthändler sicherten sich einen Großteil der Kartonagen und verpackten dort hinein Modelle der DH Hornet, welche ebenfalls bei Ogonjok produziert wurde.

Auf den ersten und flüchtigen Blick auf dem Schwarzmarkt entging dem süchtigen Käufer oftmals dieser nicht unerhebliche Unterschied.
Aber so sind Schwarzmarktgeschäfte eben nun mal. Umtausch oder Reklamation ausgeschlossen.
Natürlich konnte man sich das Modell der DH Hornet auch auf direktem Weg in den verschiedenen Spielwarengeschäften beschaffen, und das auch günstiger.
Fast hätte die verkorkste Form der DH Mosquito noch ein neues Leben gehabt, denn Anfang der neunziger Jahre, als sich Ogonjok bereits in der Liquidation befand, hat die damals noch junge Firma ZVEZDA die Form übernommen und in einem frühen Katalog von ZVEZDA ist auch eine Mosquito im Maßstab 1:72 angekündigt, eben jene aus den alten FROG Formen.
Zu einer Produktion ist es aber nie gekommen und die Formen müssen als verlustig angesehen werden.
Die DH Hornet hingegen wurde bis 1991 in großer Anzahl produziert und verkauft.“

Doch zurück zu „unserer“ FROG Mosquito.
In der typischen Frog-Schachtel …FROG-F.187-DeHavilland-Mosquito-1 Kit-Archäologie: DeHavilland Mosquito in 1:72 von FROG F.187… finden sich zwei wunderschön gestaltete Rumpfhälften:

Zeittypisch mit erhabenen Panellinien gefertigt, passen sie einwandfrei, sodass kaum Schleifpapier zum Einsatz kommen muss und die erhabenen Strukturen erhalten bleiben.
Das Cockpit besteht aus einem sehr einfach gehaltenen Bodenteil:FROG-F.187-DeHavilland-Mosquito-20 Kit-Archäologie: DeHavilland Mosquito in 1:72 von FROG F.187Für den Bauch der Mosquito liegen zwei unterschiedliche Einsätze bei:FROG-F.187-DeHavilland-Mosquito-19 Kit-Archäologie: DeHavilland Mosquito in 1:72 von FROG F.187Ebenso eine gesonderte Nase für den Jagdbomber:FROG-F.187-DeHavilland-Mosquito-8 Kit-Archäologie: DeHavilland Mosquito in 1:72 von FROG F.187Die einfach gehaltenen Tragflächen mit angegossenen Motorgondeln:FROG-F.187-DeHavilland-Mosquito-2 Kit-Archäologie: DeHavilland Mosquito in 1:72 von FROG F.187

Hier muss man allerdings im Bereich der Auspuffeinsätze ein wenig Schleifarbeit leisten, damit alles nahtlos passt!
Die beiden Gussrahmen mit den übrigen Teilen der Mosquito:FROG-F.187-DeHavilland-Mosquito-9 Kit-Archäologie: DeHavilland Mosquito in 1:72 von FROG F.187

FROG-F.187-DeHavilland-Mosquito-26 Kit-Archäologie: DeHavilland Mosquito in 1:72 von FROG F.187
Alles schön ausgeführt – zumal, wenn man das Alter des Bausatzes bedenkt:

Die Piloten sind meines Erachtens eher nicht zu verwenden und die beiden Sitze … naja!

Der Gussast mit den transparenten Teilen:FROG-F.187-DeHavilland-Mosquito-16 Kit-Archäologie: DeHavilland Mosquito in 1:72 von FROG F.187Links die FighterBomber-Kanzel (einteilig) und rechts die B.MK.IV Bomberkanzel, die seltsamerweise in der Mitte getrennt ist:

Kleiner Tip nach eigener Erfahrung: Die Klebenaht der Bomberkanzel lässt sich nicht vollständig verbergen (vor allem bei der Windschutzscheibe!); meine Lösung: Die beiden Ausbuchtungen der Bomberkanzel aussägen und an die Jagdbomber-Kanzel anpassen!
Die FROG-typische Bauanleitung lässt dann wieder dieses heimelige Déja-vu“-Gefühl aufkommen:

Für die beiden Markierungen, die auf der Schachtelrückseite abgebildet sind …FROG-F.187-DeHavilland-Mosquito-23 Kit-Archäologie: DeHavilland Mosquito in 1:72 von FROG F.187… lagen entsprechende Nassschieber bei – bei meinem Kit jedoch nicht!

Fazit: Es gibt zweifelsohne wesentlich modernere und bessere Bausätze der Mosquito und ich kann diesen Bausatz eigentlich nur demjenigen empfehlen, der einfach nur Spaß am „retro-Modelling“ hat!

Dr. Michael Brodhaecker, Lingen