Kit-Archäologie: Monogram T-28B Trojan in 1:48 #5100

Heute sehe ich auch persönlich mal zurück, denn wir haben hier die 1975-er Ausgabe eines Bausatzes, der schon aus dem Jahr 1956 stammt. Der Bausatz kommt damit ursprünglich aus meinem Geburtsjahr. ….

Die Aufschrift auf dem Karton ist keineswegs übertrieben. Die Monogram-Bausätze waren zu dieser Zeit in der Tat durchaus das Beste, was man in den reichlich vorhandenen Geschäften mit Modellbauabteilung (häufig auch Zigarettenläden oder Malergeschäfte) bekommen konnte und stellten alles andere in den Schatten. Sie waren allerdings auch preislich oben angesiedelt und insoweit ein Goldrandstandard.

Im Karton haben wir eine (sogar noch verschlossene) Tüte mit den weißen Spritzgussästen, der Klarsichthaube, dem Decalbogen und zwei Bauanleitungen:
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Der Bausatz besteht aus nicht ganz so vielen Teilen:
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Die Tragflächen zeigen die generelle Auslegung mit einigen versenkten Gravuren für die Ruder und Klappen und erhabenen Details mit kräftigen Nietdarstellungen:
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Näher betrachtet zeigen sich noch einige Linien und auf den Tragflächenoberseiten strukturierte Anti-Rutsch-Flächen:

Das Höhenleitwerk zeigt an der Unterseite ein paar Auswerfermarken und an den Rändern etwas Gussgrat. Letzterer fällt bei aktuellen neuen Formen auch schon mal in gleichem oder größerem Umfang an:

Die durchgehende untere Tragfläche (damals schon Modellbauerfreundlich) ist auf gleichem Level und somit auch heute gar nicht mal so schlecht. Das Loch in der Luftbremse ist für die Befestigung eines Hilfsständers, um das Modell auf dem Bugrad zu halten, vorgesehen. Das freilich ist eine Lösung aus ihrer Zeit, da sollte man ggf. eine andere Lösung finden:

Die Motorhaube zeigt dann allerdings einiges vom Alter des Bausatzes. Die Reliefdarstellung ist doch recht detailarm und die Lufteinlässe sind verschlossen. Innen im Rumpf ergibt sich etwas Raum, um etwas Bugballast einzubringen:

Die Rumpfhälften präsentieren sich wieder in der Qualität der Tragflächen, also selbst für heutige Zeiten gar nicht mal so schlecht:

Die Cockpitwanne und die wenigen anderen Teile zur Vervollständigung des Bausatzes sind schon etwas grob ausgeführt, das liegt aber auch daran, dass der Bausatz noch so angelegt ist, dass das Fahrwerk und die Cockpithaube beweglich, also „funktionierend“ sein sollen. So etwas gibt es heute nicht mehr:

Die beigefügten Figuren waren immer eine Besonderheit der Monogram-Bausätze. Hier ist es nicht anders, wenn gleich die Figuren nicht die Qualität wie in den Bausätzen einige Jahre später erreichen. Der Pilot für das vordere Cockpit hat schon auf seinem Sitz Platz genommen und freut sich sichtlich auf den kommenden Flug (vielleicht ist es der erste Alleinflug?), er braucht aber etwas Nacharbeit:

Leider gibt es keine Figur für den hinteren Sitz. Dafür sind zwei stehende Figuren vorhanden. Ein stehender Pilot (vielleicht der Fluglehrer, der den Alleinflug freigibt?) und ein Mitglied des Bodenpersonals mit einem Handfeuerlöscher. Diese beiden Figuren sind etwas besser ausgeführt als die Erste:
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Die Cockpithauben brauchen sich auch heute noch nicht verstecken; na ja, etwas dick sind sie schon. Leider ist sie nicht wie im Original dreiteilig ausgeführt, so dass man nur die hintere Haube korrekt geöffnet darstellen kann. Andererseits war die Möglichkeit zur Öffnung nur des hinteren Teils seinerzeit schon Spitzentechnik:
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Der ursprünglich sehr umfangreiche und schön gelungene Decalbogen kann natürlich die über 40 Jahre im Karton nicht verleugnen. Der Trägerfilm ist ordentlich vergilbt. Ich werde beim geplanten Bau dieses Oldies versuchen, die Decals für die Instrumentenbretter zu verwenden und einen Ergänzungssatz verwenden. Zur Not wird die Grabbelkiste herhalten müssen (und auch können):
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Die originale englische Bauanleitung war bei Erstherausgabe ein wahres Meisterstück in Schwarz/Weiß. Erst gibt es eine historisch-technische Darstellung, dann die Lackierungshinweise und die Farbangaben. Letztere nur mit generischen Angaben, seinerzeit konnte man froh sein, wenn man überhaupt die Grundfarben in helleren und dunkleren Versionen bekommen konnte. Das Angebot spezieller Modellbaufarben hat sich erst bei Ersterscheinen dieses Bausatzes nach und nach ergeben:

Die Montageanleitung ist in 15 Schritten bebildert und mit Worten sehr genau beschrieben. Das ist schon etwas Besonderes, verglichen mit den wortkargen Anleitungen von heute:

Wie auf dem Karton versprochen gibt es zusätzlich eine deutschsprachige Bauanleitung, die eine beinahe komplett wörtliche Übersetzung darstellt:

Der Bausatz hat sich also erstaunlich gut gehalten (ich hoffe das gilt für mich auch). Er präsentiert neben dem Charme dieser Zeit einen sehr schönen Rückblick auf Spitzentechnik aus der frühen Zeit unseres Hobbys. Die starken Nietdarstellungen kann man mit etwas Schleifmittel abmildern. Gelegentlich ist er (auch aus späteren Auflagen) noch zu erstehen, man muss aber schon etwas suchen. Es gibt sogar noch verwendbare Zurüstsets. Wer gerne mal so einen alten Bausatz auf den Modellbautisch nimmt, ist hier bestimmt nicht schlecht beraten. Viel Modellbauspaß damit!!

Hermann Geers, Wietmarschen