Nachdem mittlerweile so ziemlich jeder Hersteller die „üblichen Verdächtigen“ wie Tiger, Sherman und T-34 mehrfach im Programm hat bzw. hatte, greifen immer mehr Hersteller auf Vorbilder die es nur in kleinen Stückzahlen gaben, oder die nie über den Projektstatus hinaus kamen.
Nachdem Dragon 2008 schon den T28 Super Heavy Tank der US Army herausbrachte bietet Dragon nun dem geneigten Käufer den M6A1 Hevy Tank an.
Beim M6 bzw. M6A1 handelte es sich um einen schweren Panzer der seit 1940 in den USA entwickelt wurde. Hauptunterschied zwischen dem M6 und dem M6A1 die Wanne, die beim M6 gegossen und beim M6A1 geschweisst war. Lediglich 8 Exemplare des M6 bzw. 12 des M6A1 wurden hergestellt bis die Entwicklung gestoppt wurde. Die hergestellten Exemplare wurden lediglich zu Testzwecken bzw. Propagandaauftritten verwendet. Kein M6/M6A1 hat jemals die USA verlassen bzw. an Kampfhandlungen teilgenommen.
Für Freunde von Exoten oder Modellbauer die sich Fahrzeuge der US Army als Wohlfühlzone ausgesucht haben ist der M6A1 zwischen den verschiedensten Sherman eine willkommende Abwechslung.
Was den Formenbau angeht hat Dragon wie immer ganze Arbeit geleistet. Auswerferstellen finden sich nur an Stellen an denen sie nicht stören, die Details sind knackscharf und Fischhalt ist für Dragon ein komplettes Fremdwort.
Beachte die Schlitze in den Schrauben:
Die Unterwanne unterscheidet sich in der Machart nicht von anderen Panzern.
Die Oberwanne besticht ebenfalls durch schöne Details. Lediglich das Lüftungsgitter würde als PE Teil filigraner wirken. Wo wir gerade bei dem Stichwort „PE“ sind : PE Teile liegen dem Bausatz keine bei.
Die schöne Detaillierung zeigt sich auf bei den Laufrollen.
Für die Ketten liegen insgesamt 4 Segmente von Dragons „DS“ Ketten bei. Über die Vor und Nachteile von DS Ketten kann man sich sicherlich streiten, wobei dies sicherlich Geschmackssache ist. Fakt ist aber leider offenbar, dass die Ketten zu breit sind. Steven „Cookie“ Sewell, der man durch als Kapazität bei dieser Thematik bezeichnen kann, hat in seinem Review festgestellt, dass die Ketten um einiges zu breit geraten sind. Beim Original waren die Kette 25.75″ breit, was 65.41 cm entspricht (Quelle). In 1:35 wären dies dann ca 18,7mm. Die Kette von Dragon hat jedoch eine Breite von knapp 21 mm (beim Original dann 73,5 cm) nach unserer Messung, bzw. 21.7mm (beim Original dann 75,95 cm) nach Messung von Steven „Cookie“ Sewell . Die Umlenkrollen und Treibräder scheinen von den Dimensionen aber stimmig zu sein.
Der Decalbogen ist übersichtlich und besteht lediglich als Buchstaben und Zahlen aus denen man sich dann die Seriennummer für ein Fahrzeug (USA 3014361) zusammensetzen kann. Desweiteren liegt noch ein Drahtseil bei.
Was an dem Bausatz auch verwundert : Es liegen keinerlei Klarsichtteile bei.
Nach Prüfung in der Anleitung und anhand der Gussäste wie Dragon sich die Darstellung von Scheinwerfern vorstellt fanden wir heraus, dass der Scheinwerfer D19 (blau markiert am Gussast) durch eine „Glasscheibe“ D18 (rot markiert) dargestellt werden soll. Diese Art der Darstellung von Scheinwerfern ist heute nicht mehr zeitgemäß.
Wir empfehlen statt der Verwendung von D18 den Einsatz von Microscale Kristal Klear. Alternativ können auch mit einer Lochzange oder einem Punch & Die Set aus Klarsichtfolie entsprechende Linsen hergestellt werden.
Die Anleitung zeigt sich leicht verständlich im typischen Dragonstil :
Bisland hat der Zubehörmarkt eher verhalten auf den M6A1 reagiert. Lediglich Voyager bietet ein PE Set inkl. Metallrohr an. Ein Ersatzmöglickeit für die Kette durch z.B. Friul oder Modelkasten, oder sogar eine Korrektur von Dragon selbst, ist im Moment nicht in Sicht.
Dragon bietet mit dem Bausatz des M6A1 einen Kit von dem viele Modellbauer lange Zeit geträumt haben und viele bis vor Kurzem nicht mal von der Existenz des Vorbildes wussten. Nachdem was wir gesehen haben ist der Bausatz out-of-box stressfrei und einfach zusammenbauen läßt und führt den Erbauer zügig zu einem ansehnlichen Ergebnis.
Aber wo Licht da auch Schatten.
Warum lernt Dragon nicht aus der Kritik zum T28 (ebenfalls falsche Kettenbreite!) und zum M103 und vermeidet unnötige Recherchepannen wie bei der Kette ? Das Fehlen von PE Teilen und Klarsichtteilen ist aus modellbauerischer Sicht noch zu Verschmerzen. Für das eine springt Voyager in die Bresche und für die Klarsichtteile gibt es ja Klarsichtfolien oder Kristal Klear.
Betrachtet man die unnötigen Fehler wie bei der Kette und die knapp bemessene Ausstattung, so bleibt unter’m Strich ein durchaus schöner und interessanter Bausatz zu dem aber der Straßenpreis von ca. 60€ leider nicht so ganz passen will.
Empfehlung für Freunde des Themas die über ein entsprechendes Budget verfügen.
Erhältlich bei Modellbau König