Waren Bausätze von Panzern des ersten Weltkrieges bis vor Kurzem rar gesät änderte sich dies schlagartig im Jahre 2014 mit dem hundertsten Jahrestag dieses Ereignisses. Insbesondere der Hersteller Takom hat sich in diesem Themengebiet mit einigen Geschützen, dem französischen St. Chamond als auch fast der kompletten Reihe an britischen Tanks hervorgetan. Stellvertretend für diese Reihe schauen wir uns heute den Mk. I „Female“ mit Anti-Granaten-Schirm an.
Original
Bevor wir mit dem Mark I an sich beschäftigen, wollen wir kurz erklären, was es mit den Bezeichnungen „female“ (weiblich) und „male“ (männlich) bei britischen Tanks des ersten Weltkrieges zu tun hat.
Lieutenant-Colonel Ernest Swintonv, der sozusagen die Entwicklung der Tanks in Bewegung setzte und mit dem Training der ersten britischen Tankbesatzungen betraut war, entwickelte eine Taktik in der die Tanks in Paaren zusammenarbeiten sollte. Ein „Zerstörer“, der über eine Mischung von Sechspfünder Geschützen und Vickers MG verfügen sollte und ein Partnertank der ausschliesslich über Vickers MG verfügen sollte um den Zerstörer vor Angriffen einzelner Infanteristen schützen sollte. Tatsächlich wählte Swintonv die Bezeichnung „Male“ für den schwer bewaffneten Tank aufgrund der Ähnlichkeit des Sechspfündergeschützes mit einem Penis. Die Bezeichnung „Female“ wurde dann einfach als gegensätzliche Bezeichnung für die Tanks mit reiner MG Bewaffnung gewählt.
Der Mark I war der erste einsatzfähige Kampfpanzer überhaupt. Interessanterweise wurde er unter dem Kommando der Marine entwickelt, da der Generalstab und dem Kriegsminister Lord Kitchener dem Projekt ablehnend gegenüber standen. Der damalige Marineminister Winston Churchill bezeichnete den Entwurf von Swintonv kurzerhand als „Landschiffe“ um das Projekt unter seinem Ministerium weiterzuführen. Dies ist auch der Grund, warum manche WW1 Tanks die Abkürzung H.M.L.S und eine Namen tragen ( Her Majesty Landship – Ihrer Majestät Landschiff ).
Der Mark I wog 27.5 Tonnen (female) bzw. 28.4 Tonnen (male) und erreichte mit seinem 105 PS Benzinmotor eine Geschwindigkeit von ca. 3 km/h. Zum Vergleich: Unter dem Begriff „Schritttempo“ versteht man eine Geschwindigkeit von 1 Meter pro Sekunde oder 3,6 km/h. Der erste Einsatz erfolgte 1916 bei der Schlacht an der Somme in der Nähe von Flers. Da zu diesem Zeitpunkt nur wenige Exemplare der neuen Waffe zur Verfügung standen konnten diese zwar Erfolge erzielen, aber nicht den erhofften massiven Durchbruch. Zusätzlich war der deutsche Generalstab nun über die Existenz dieser neuen Waffe informiert und konnte sich darauf vorbereiten. Das Überraschungsmoment war somit also verspielt.
Erhalten ist leider nur ein einziges Exemplar, welches im Tank Museum in Bovington ausgestellt ist.
Bausatz
Vorab sei gesagt, dass sowohl Detaillierung als auch Formenbau und Gussqualität auf der Höhe der Zeit sind. Auswerfermarker finden sich nur an Stellen die später nicht einsehbar sind. Gussgrat findet sich keiner.
Gussast A
Dieser Gussast liegt 2x bei und verfügt über die große Anzahl von Laufrollen.
Sehr löblich: Am Gussrahmen befindet sich ein Abschnitt mit Nieten. Sollten also zusätzliche Nieten benötigt werden kann man diese einfach mit einem Skalpell abtrennen und verarbeiten. Sollten die zusätzlichen Nieten sollten Sie sie auf jeden Fall in der Grabbelkiste für kommende Projekte aufbewahren.
Gussast C
Auch dieser Gussast liegt 2x bei. Hier finden sich einige Kleinteile für die Wanne. Ein Großteil der Teile an diesem Gussast wird nicht benötigt für den Bau des Mark I Female.
Gussast D
Hier finden wir nun die untere Wanne sowie andere Wannenteile. Die gezeigte Oberwanne wird für den Bau dieser Version nicht benötigt.
Gussast N
An diesem Gussast finden sich endlich die charakteristischen Seitenwände in Rhombenform.
Gussast P
Am diesem Gussast finden sich lediglich 4 Seitenwände für die seitlichen Erker.
Gussast Q
Die eigentlichen seitlichen Erker finden sich an Gussast Q.
Gussast R
Dieser Gussast ist spezifisch für die „Female“ Variante, da sich hier die Rahmen für den Anti-Granaten-Schirm befinden.
Gussast S
Was bei einem Mark I zunächst wie ein Anhänger aussieht war eine Lenkhilfe. Durch Blockieren der einzelnen Räder konnte die Fahrrichtung des Panzers beeinflusst werden. Die notwendigen Teile für den Bau dieser Lenkhilfe finden sich an Gussast S. Des weiteren finden wir hier die benötigte Oberwanne.
Gussast T
An diesem Gussast finden sich diverse, kleinere Einzelteile.
Gussast V
Die Antriebsräder sowie 2 Hotchkiss MG finden sich an Gussast V.
Gussast X
Am letzten Gussast, der eben falls in zweifacher Ausführung beiliegt, finden wir nun auch endlich die Bewaffnung in Form von 4 Vickers MG.
Einzelgliederkette
Die 190 Einzelglieder für die Gleisketten liegen bereits losgelöst von einem Gussast in einem Beutel vor. Diese lassen sich einfach durch Clipverbindung aneinander reihen.
Verwirrendes Detail: Auf der Innenseite der Ketten finden sich verschiedene Ziffern. Was diese Ziffern zu bedeuten haben ist leider nicht klar. Da die Innenseiten der Kettenglieder später nicht einsehbar sind stören diese Ziffern aber nicht weiter.
PE Platine
Der Großteil des PE Bogens wird von dem schön gestalteten filigranen Schutzgitter gegen Granaten beansprucht.
Polycaps
Natürlich liegen auch 6 Polycaps bei.
Decalbogen
Der kleine Decalbogen wird lediglich für eine der 3 darstellbaren Markierungsvarianten benötigt.
Wie bereits erwähnt beschreibt Takom in Kooperation mit AMMO of Mig Jimenez 3 verschiedene Markierungsvarianten:
- Mark I Female, AB „HMLS We Are All In It“, Somme river, autum 1916, A Company
- Mark I Female, Somme river, autum 1916
- Mark I Female, Somme river, autum 1916
Die Farbangaben beziehen sich leider ausschließlich auf das Farbsortiment von AMMO of Mig Jimenez.
Die Bauanleitung ist klar strukturiert. Die einzelnen Schritte sind gut bebildert und nicht überfrachtet.
Endlich nimmt sich ein Spritzgusshersteller dieses wichtigen Panzers in 1-,35 an. Nach eingehender Prüfung der Bauteile und der Anleitung scheint dieser Bausatz eine wahre Freude beim Bau zu werden. Der Karton ist recht prall gefüllt, aufgrund eines modularen Aufbaus sollte der Bau aber trotzdem recht zügig verlaufen. Der absolute Hingucker dürfte definitiv das filigrane Gitter werden. Für die Bemalung hat man die Wahl zwischen 3 recht verschiedenen, bunten Tarnschemen. Für die anstehenden Verschmutzungen sind kaum Grenzen gesetzt. Nicht nur für WW 1 Interessierte.
Absolut zu empfehlen !
Erhältlich bei Modellbau König