Irgendwann in den 60ern -genaugenommen 1961- stellte Renault den „Renault 4“ vor. Er markierte das erste Großserienfahrzeug in der Geschichte von Renault und war mit seiner 5ten Türe – der oben angeschlagenen Heckklappe – 33 Jahre lange mit über 8 Millionen Exemplaren sehr erfolgreich…
Der R4 wurde mit Motoren von 0,8 – 1,1 Liter Hubraum (19-25kW) bestückt und das Leichtgewicht mit 600-720kg war dennoch flott unterwegs. Wie bei der Ente ist das Fahrwerk mit Drehstäben ausgerüstet, was der damaligen französische Sänfte gleich kam.
Wir als Kinder hatten in den siebziger Jahren prägende Erlebnisse, weswegen der R4 bei mir einen besonderen Platz im Herzen hat. Die Ente von Citroen als Konkurrenzmodell hatte es bei mir nicht so richtig in das Regal geschafft…
Der R4 erlebte 1974 sein erstes großes Makeup, Heller griff das Facelift von 1978 in ihrem Modell auf. Was mich zum Modell bringt 😉
Schon im Jahre 2015 brachte Heller den Renault R4 als Bausatz (#80759) auf den Markt. Dieser wurde 2020 wieder aufgelegt und fand auch den Weg in ein Bundle des Gendarmerie-Set mit der Estafette (#50325), das Karsten >hier< vorstellte.
Der Renault wurde auf Kitreviewsonline noch nicht separat vorgestellt was mich etwas verwundert. Nun liegt uns eine „gepimpte“ Version mit Faltdach auf dem Tisch.
Das Schachtelbild weiß zu gefallen. Auf der Rückseite finden wir eine Beschreibung zum Original, benötigte Farben und als Beispiel verschiedene Farbvarianten:
Selbst hier weist Heller auf den ursprünglichen Bausatz von 2015 hin:
Was erwartet uns, wenn wir den Bausatz ausschütteln?
Wie üblich schütten wir den Bausatz nicht aus – wir öffnen den großzügig bemessenen Klappkarton.
Darin finden wir Heller-typisch Wickelpapier anstatt Plastikfolie. Ich mag ebenso die Beilagen der aktuellen Modelle und da Türschild für den Hobbyraum:
Ausgepackt finden wir zwei weiße Spritzlinge, die Karosserie, Gummireifen, einen separat verpackten Spritzling mit Klarsichtteilen. Die Decals und Bauanleitung machen den Inhalt komplett, die Klarsichtteile sind noch gegen Schutz in eine Plastiktüte verpackt:
Die Spritzlinge
Ich fange sofort mit der Karosserie an. Mit vielen Verstrebungen ist sie gut gegen Verformung beim Transport (und Produktion) geschützt:
Beim Faltdach erkennt man die neue Gußform, ein wenig „umlaufende Preßstellen“ der Formänderung sind um das Faltdach herum zu erkennen:
Leider sind am Befestigungspunkt der B-Säule deutliche Sinkmarken zu erkennen:
An der hinteren Seitenwand sind Anzeichen einer Trennaht zu erkennen, die sich aber im Rahmen halten:
Der erste Spritzling (A) umfaßt im Großteil das Fahrwerk:
Der zweite Spritzling ist im Prinzip drei aneinenander verbliebene (B,C,D) , die nicht getrennt wurden. Zur besseren Ansicht habe ich sie mal getrennt:
Im Detail betrachtet bin ich noch immer sehr angetan von der Detailtreue.
Durchbrochene Felgen …
… filigranes On-Board-Werkzeug und beim mir verzugsfreie Motorhaube oder der präzise Kühlergrill:
Wasserpumpe, Pedalerie oder auch Heizungselemente (sowie immer die Zubehörteile für Blaulichtfahrzeuge 😉 )
Auf mich machen die Kleinteile einen sehr guten Eindruck.
Auch das Material der Spritzlinge wirkt höherwertig und läßt sich aus meiner Erfahrung sauber be- und verarbeiten.
Auch die Klarteile sind ohne Fehl und Tadel:
Ich habe diesesmal keine Sinkstellen an den Türen erkannt. Sehr praktisch finde ich die Türen aus Klarteilen. So vermeide ich die Kleberreste auf Scheiben, die ich einsetzen muss, birgt aber auf der anderen Seite die Gefahr, dass ich während des Lackierens Farbe auf die Scheiben bekomme:
Auch an den Klarsichtteilen sind die Kappen für Blaulichter dabei 😉
Alle Reifen sind aus Vollgummi und sehr weich:
Das Profil sehr gut ausgeprägt, leider keine Markenbeschriftung. Trennaht an der Lauffläche Fehlanzeige:
Der Decalbogen ist recht übersichtlich, was das Notwendige betrifft: Tacho, Schriftzüge und drei Warnhinweise (o.ä.) – mehr benötigte das Wägelchen nicht. Selbstverständlich noch seinen Rombus für vorne / hinten und die Radkappen:
Die Decals 12/13/5 für Spiegel und 43 für die Zierleisten am Schweller sehe ich als kleine Zugabe, wenn man das nicht mit Chromfolie bewerkstelligen kann:
Den Großteil des Bogen füllen die Kennzeichen aus. Deutsche, belgische, französische und österreichische sind zu finden. Mein Steckenpferd, ob die Kennzeichen „authentisch“ sind und zum Modell passen mag ich mit „Jop“ beantworten. Keine Fabelkennzeichen mit Kombinationen, die es nie gegeben hat macht mir persönlich Freude zu sehen. Ggf könnte das hintere französische (28) noch gelb sein:
Ansonsten lassen sie in Qualität keine Wünsche offen.
Die Bauanleitung:
Die Bauanleitung umfaßt 19 Seiten und führt uns in 71 Bauschritten zum fertigen Modell.
Ein paar einleitende Worte zum R4 im Original in mehreren Sprachen mit technischen Daten und einer knappen Notiz für die Symbolik. Den Großteil der Symbolikerklärung finden wir nach dem Öffnen des Karton auf den Wangen der Unterseite:
Weiter geht’s mit den benötigten Farben und erstmalig sehe ich bei Heller ein Mischungsverhältnis! Einfach gestaltet sich ein 3/3 , das zweite mit 12/1 ist schon schwieriger. Zum Trost:
Diese beiden Farben werden nur für die Farbvorschläge der Karosserie auf Seite 17 angezeigt. Also keinen Grund zur Panik. So benötige ich 15 Farben, wenn ich mich an die Bauanleitung halte.
Neu bei diesem Faltdachmodell ist der Hinweis auf die Entfernung der Zierleisten als Option, was die Bauanleitung nicht mehr so unübersichtlich macht wie beim normalen R4 TL/GTL (#80759).
Dann muss ich mich für eine der zwei Versionen entscheiden (u.a. mit seitlichen Plastikbrettern oder ohne) und kann sofort mit dem Bauen loslegen:
Die Bauschritte sind Verständlich und sehr gut gezeichnet. Ich mag die Aufmachung mit den benötigten Farben je Baustufe:
Neu ist auch in Baustufe 28/29 der Hinweis zur Verwendung mit offenen oder geschlossenen Türen. Das war in der „alten“ Ausgabe aus meiner Sicht zu weit am Ende. Damals wurden die Türaufnahmen ziemlich zu Ende am bereits lackierten Modell entfernt, was bei Unaufmerksamkeit für Lackplatzer oder -schäden sorgen konnte. Gut gemacht!
Habe ich mich durch die 71 Baustufen durchgearbeitet, folgt noch die Decalierung und das Modell steht auf seinen Rädern. Auf den beiden letzten Seiten sieht man die Unterschiede zum 1984er oder 1974er Modell etwas besser:
Zuletzt möchte ich nicht die letzte Seite unerwähnt lassen: Die Serviceleistungen:
Ein Fehler ist mir (nach dem Betrachten meines gebauten R4) in der Bauanleitung jedoch aufgefallen – und der hat sich auch in diese Bauanleitung mit eingeschlichen:
In Baustufe 40/41 werden die Türgriffe angebracht. Hier sind Bauteil B 23 vier mal (links und rechts) zu verbauen. Am Spritzling existieren jedoch nur je zwei B23 und B20:
Deshalb: B23 wird rechts verbaut – B20 links. Diese Bauteile haben verschiedene Anschrägungen und sitzen dann komisch 😉 . Heller wird das in den neuen Drucken berichtigen
Mein Fazit und abschließende Worte
Mir gefällt noch immer die Plastikart, das Heller verwendet. Es macht einen soliden Eindruck und auch aus mehrfacher Erfahrung: die Ver- und Bearbeitung ist bestens.
Die leichten Gießgrate an de Karosserie lassen sich relativ einfach entfernen und halten sich in Grenzen, Verzug kann ich an meinem vorliegenden Modell nicht feststellen.
Knifflige Stellen beim Zusammenbau hat er eigentlich nur zwei:
- Der Zusammenbau des Chassis (Baustufe 19) mit Motoreinsetzen und gleichzeitigem Verkleben der Chassisoberseite
- Das einbauen der Achsschenkel (Baustufe 20/21) mit deren Freigängigkeit zum Lenken der Vorderräder
Das Lackieren der Klarteile ist die einzige Herausforderung, die sich mit Bedacht sauber bewältigen lässt: Fensterflächen abkleben, ausschneiden, Karosseriefarbe lackieren. Jetzt abgeklebt lassen und die Scheibenrahmen von Hand vorsichtig bemalen.
Ich habe den R4 schon als erste Ausgabe gebaut und ich stelle ihm das Zeugnis „empfehlenswert“ aus.
Erhältlich bei Modellbau Universe.
Dominik Weitzer, Modellbaustammtisch Recklinghausen