Trumpeter hat 2019 die Schleswig-Holstein im Bauzustand von 1908 heraus gebracht. Die Version von 1935 erschien bereits 2018.
Ich habe mir mal den Bauzustand 1908 vorgenommen …
Das Modell ist im Maßstab 1:350 gehalten, hat eine Länge von 367,1mm, eine Breite von 67,2mm und besteht aus 470 Teilen – so steht es auf dem stabilen Karton.
Die Illustration auf diesem Karton gefällt mir übrigens gut – sie zeigt das Schiff anscheinend bei der Durchquerung des Kaiser-Wilhelm Kanals. Heute heißt diese Wasserstraße Nord-Ostsee Kanal. Symbolischerweise führt dieser bekanntlich durch das schöne Bundesland Schleswig-Holstein, dessen Namen dieses Schiff trägt. Zufall oder Absicht des Illustrators?
Bekannt geworden ist dieses Schiff durch die Schüsse auf die Westerplatte in Danzig am 01.09.1939, dem Beginn des Überfalls auf Polen und somit des Zweiten Weltkriegs in Europa.
Dieses Modell soll jedoch den Bauzustand von 1908 darstellen, das war nicht nur eine andere Zeit als 1939, sondern auch wohl eine ganz andere Welt.
Zum Original:
Kiellegung: August 1905
Werft: Krupp Germania Werft, Kiel
Stapellauf: 07.12.1906
Indienststellung: 06.07.1908
Länge über alles: 127,6 Meter
Breite: 22.2 Meter
Tiefgang: 8,2 Meter
Reichweite: 4800See Meilen bei 12 Knoten
Besatzung: ca 743 Mann
Bewaffnung
Vier 28cm Schnellfeuerkanonen L/40 in je zwei Zwillingtürmen, einen vorne einen achtern, vierzehn mal 17cm Schnellfeuerkanonen L/40 in Kasematten, zwanzig mal 8,8cm Schnellfeuerkanonen L/35 und sechs 45cm Torpedorohre.
Die Angaben zum Original entnahm ich dem Buch:
Siegfried Breyer: Schlachtschiffe und Schlachtkreuzer 1905 bis 1970
Das Modell
Es befindet in einem stabilen Karton. Auch der Inhalt ist sehr gut verpackt, das fällt nach dem Abheben des Deckels sofort auf:
Im Karton befinden sich :
Ein Bauplan
Ein Lackierplan
Ein Faltblatt mit Werbung
Ein kleiner Decalbogen
Ein Kettchen für die Darstellung der Ankerkette
Vier Platten mit Ätzteilen
Vierzehn Spritzlinge in grauen Kunststoff.
Der Bauplan
Der Bauplan ist eine geheftete DIN A4 -Broschüre im Querformat. Zum Original finden wir nichts:
Der Plan beginnt mit einigen Hinweisen, Zeichenerklärungen und einer Übersicht der zu verbauenden Teile:
Auf Seite vier beginnt der Bau und führt in 18 Schritten zum Ziel. Die Zeichnungen sind gut verständlich, das Schwierigste dürfte die Verarbeitung der Ätzteile sein. Ein Takelplan ist leider nicht dabei:
Das Blatt mit dem Lackierplan ist in Farbe gedruckt und ist in DIN A3 auch angenehm groß:
Für die Bemalung werden Farben von Mr Hobby, Vallejo, ModelMaster, Tamiya und Humbrol angegeben.
Kommen wir nun zum Bausatz selbst, den Spritzlingen. Diese sind in einem angenehmen Grau gehalten. Hier und da gibt es etwas überschüssiges Material in Form von „Fischhäuten“. Sinkstellen konnte ich keine erkennen und auch störende Auswerfermarken sind mir beim Betrachten der Teile nicht aufgefallen. Die Details sind scharf und sehr schön umgesetzt und sind auf „der Höhe der Zeit“, wie man so schön sagt.
Spritzling A
An diesem befinden sich die beiden Rumpfhälften. Diese wiesen Reihen von Bullaugen auf; die kantigen Kasemattstellungen Mittschiffs und sind ansonsten eher schlicht. Am Unterwasserschiff gibt es Gravuren für die Position der Schlingerkiele, die Wellenhosen müssen in Vertiefungen eingeklebt werden. Ansonsten keine Details wie zum Beispiel die Klappen für die Torpedorohre. Das ist schade, so wirkt der Rumpf einfach zu „glatt“.
Spritzling B
Hier finden wir die Decks. Das Hauptdeck weist schöne Gravuren für die Planken auf. Mit einer entsprechenden Bemalung ist hier wohl einiges raus zu holen.
Spritzling C2
Eigentlich kein Spritzling sondern ein in einem Stück gespritztes Teil für die Aufbauten Mittschiffs.
Spritzling D
An diesem befinden sich neben einigen Kleinteilen, den Schiffsschrauben und den Schlingerkielen auch drei Spanten, die zur Montage des Rumpfes benötigt werden. So kommt Stabilität in die Konstruktion.
Spritzling E
Dieser ist drei mal vorhanden. Hier finden wir die Geschütze, welche bereits offene Mündungen aufweisen, Toll. Desweiteren die Türme und die Schilde für die Kanonen, Beiboote, Anker und einen Kran.
Spritzling F
Auch dieser ist drei mal vorhanden und enthält ein Beiboot und ein paar Kleinteile.
Spritzling K
Hier handelt es sich eigentlich nicht um einen Spritzling sondern um ein Tütchen mit fünf Teilen für die Aufbauten. Nur in der Teileübersicht im Bauplan sind diese an einem Spritzling vereint dargestellt.
Spritzing L
Das auffälligste hier ist wohl das Namensschild. Allerdings hätte man sich auf den Namen auch beschränken und die Info, „1:350 SCALE GERMAN BATTLESHIP“ weg lassen sollen. Das ist aber nur meine persönliche Meinung.
Des weiteren sind hier die drei Schornsteine und weitere Teile für die Aufbauten und Masten zu finden.
Spritzling M
Ein recht kleiner Spritzling mit Teilen für die Brückenaufbauten und einem Beiboot.
Spritzling W
Hierbei handelt es sich um den Ständer für das Modell.
Ätzteile
Die Ätzteile befinden sich auf insgesamt vier Platinen, von denen eine doppelt vorhanden ist.
An ihnen finden wir die Relings, Niedergänge, Teile für die Schiffskräne und das Schiffswappen. Das Verarbeiten der vielen Ätzteile wird nicht ganz einfach sein, vor allem das Zurechtbiegen der vielen Relings. Auch das Ankleben und vor allem nicht wieder versehentlich abbrechen dieser filigranen Teile ist eine Herausforderung. Da weiß ich aus leidvoller Erfahrung, wovon ich spreche.
Zur Darstellung der Ankerketten liegt ein Stück Messingkette bei. Diese sieht natürlich viel realistischer aus als dies oft angegossenen Ketten:
Decals
Der Decalbogen ist als übersichtlich zu beschreiben. Auf ihm befinden sich zwei rote Streifen für den ersten Schornstein, zwei mal der Schiffsname und zwei mal das Wappen von Schleswig-Holstein. Die beiden roten Streifen für den Schornstein kann man wohl eben so gut selbst lackieren, so hat man aber die Wahl wie man diese anbringen möchte. Die Wappen und Namensschilder weisen schöne, kräftige Farben auf und sehen sehr stimmig aus. Was fehlt ist eine Flagge. Bei der Verarbeitung sollten aus meiner Erfahrung keine Probleme auftreten.
Schlußbetrachtung
Dies ist kein Anfängermodell, dafür ist es mit den vielen Ätzteilen einfach zu anspruchsvoll wie ich finde. Doch gerade diese filiegranen Teile sind das Salz in der Suppe bei so einem Schiffsmodell. Daher ist es Toll, das Trumpeter so viele Ätzteile beilegt. Auch finde ich es sehr gut, das endlich mehr Schiffe aus dieser Ära in diesem Maßstab als Spritzgußmodell umgesetzt werden. Ob es sich wirklich um den Bauzustand von 1908 handelt oder ob es da Abweichungen gibt kann ich so nicht sagen, aufgefallen ist mir auf Anhieb nichts. Allerdings habe ich zu diesem Schiff nicht viel Literatur.
Schade an diesem Modell ist der recht schlichte Rumpf. Er wirkt so wie er ist einfach zu glatt. Keine Öffnungen/Klappen für die Torpedorohre oder Aussenbordverschlüsse ect. Da wäre wohl mehr möglich gewesen. Auch ein Flaggensatz fehlt, wie ich finde.
Trotzdem finde ich es klasse, das sich ein Hersteller gefunden hat, dieses Schiff in Großserie auf den Markt zu bringen.
Erhältlich bei Modellbau König.
Torsten Kreimeier, Ledde