Die Entwicklung des Airbus A380 geht bis in die 1980er zurück und mit der wachsenden Nachfrage an Großraumflugzeugen und der Entscheidung von Boeing, die altbekannt und bewährte 747 nicht mehr weiter entwickeln, spielte Airbus sehr gut in die Karten. Das Ziel, die Entwicklung des Flugzeuges zur Erhöhung der möglichen Passagierzahl als auch die Senkung der spezifischen Betriebskosten pro Person und Kilometer konnte nur durch Gewichtseinsparungen erreicht werden. Die Betriebskosten sollten 15-20% geringer liegen im Vergleich zu anderen Passagierflugzeugen. Im Oktober 2004 erfolgte das erste Rollout und öffentliche Präsentation, am 18. Januar 2005 wurde der A380 feierlich der Presse präsentiert.
Durch Abmessungen übertraf der A380 nicht die 80×80-Meter-Box, so dass sie wie jedes andere Flugzeug in der Abfertigungsstruktur der Terminals „heimisch“ war – keine extra Gates, keine Rollfeldeinschränkungen, keine Flugeinschränkungen.
Alleinstellungsmerkmal waren ohne Zweifel die zwei durchgehenden Passagierdecks. In der Basisversion sollte der A380 drei Klassen und 555 Passagieren haben, Airbus änderte zunächst auf 525, dann auf 558 Plätze.
Heute ist er bei einem maximalen Startgewicht von 560 Tonnen für 853(!) Passagiere und 20 Besatzungsmitglieder zugelassen. Maximale Reichweite 15tsd Kilometer, Dienstgipfelhöhe 13100 Meter.
Der Jungfernflug fand im April 2005 statt, erst am 12 Dezember 2006 erhielt der A380 die Musterzulassung – im selben Jahr erfreute uns Heller mit der Erstausgabe als A380-800 im Lufthansa-Design – lizensiert von der Lufthansa World Shop GmbH (Danke an Petar Krvaric für diese Infos!), sowie als A380-841 (#80439) Lufthansa Airbus A380-841 ebenfalls im Jahr 2006.
Erschienen unter der KitNr 80436 liegt hier nun in eher unkonventionellen Maßstab 1:125 die 8te Ausgabe als Airbus A380 AF Air France vor. Ich vermute mal, dass „AF“ für Air France steht. In dem Maßstab ist der Flieger entweder zu groß gegenüber Revells A380 (1:144) oder zu Klein für andere Hersteller (1:100). Oder man findet diesen Maßstab genau richtig, weil sie nicht zu klein ist. Geschmacksache ?
Er misst beeindruckende 64cm Spannweite und 58cm Länge! Entsprechend sind die Ausmaße des Karton, der wie üblich zum Auf- und wieder Zuklappen gestaltet ist.
Im typischen Farbdesign von Heller, finden sich nur eine Seitenansicht des Fliegers mit seiner Abmessung in Seitenansicht und den geschriebenen „Decalvarianten“ (darauf komme ich noch):
Auf der Rückseite „eher unüblich“ nur etwas Geschichte mit spärlichen, technischen Daten zum Original und benötigte Farben auf der Rückseite – und einem Decalbogen. Bei der Größe des Kartons hätte ich etwas mehr erwartet, gerade die Rückseite wirkt auf mich etwas lieblos:
Lieblos? Trifft noch etwas: da die Bauteile nicht in Tüten verpackt sind und der Karton nicht allzu üppig gefüllt ist…der Versand nicht zimperlich mit Paketen umgeht…mit einem Satz:
Es rappelte ganz schön im Karton, als ich das Paket in Empfang nahm.
Dass das Durcheinanderwerfen von losen Spritzlingen im Karton beim Transport nicht vorteilhaft ist liegt auf der Hand:
Das kleine Kunststoffteil neben dem Gießastrest z.B. ist eine Felge, die schnell mal als Gießastrest gesehen werden kann und u.U. in der Ablage P oder dem Hochflorteppich verschwinden könnte, räumt man den Karton unachtsam aus.
Dass die Spritzlinge sich unter Umständen mit der Bauanleitung und den Decals verheddern – ja, das passiert ebenfalls.
Dass sich Bauteile dadurch lösen?
Selbstverständlich! Wenn man die Spritzlinge den verschiedenen Spritzlinggrößen angepaßt verpacken würde, dann könnte das ordentlich einen Daumen nach Oben garantieren – Anleitung und Decalbogen unten rein legen, Spritzlinge eingetütet oben drauf:
So wäre das Problem gelöst!
Meine Bitte an Heller: ändert das wieder. Überdenkt die tütenlosen Spritzlinge. – nebenbei erwähnt waren die ersten Bausätze wunderbar in Tüten verpackt! Ich kann den Umweltgedanken nachvollziehen weniger Plastikmüll zu produzieren…aber ernsthaft: Die Gießastreste wandern ungefiltert in den Restmüll (wo sie hingehören!), die Tüten eher noch als Umverpackung ins Recycling.
Was ist im Bausatz alles drin?
Auseinandersortiert (Fingerzeig!) finden wir die stattliche Anzahl von 239 Bauteilen. An fünf weißen Spritzlingen sind die Kabinenteile:
Drei graue Spritzlinge für das Tragwerk:
An einem klaren Gießast die Verglasung …
… und zwei schwarze Spritzlinge für die Triebwerksteile:
Dazu noch zwei Gummispritzlinge für die Reifen mit Profilrillen:
In den Details kann der Bausatz nicht nur an den großen Bauteilen überzeugen. Auch die Fahrwerksteile oder Türen wissen zu gefallen. Ich habe keine Fischhäute oder Sinkstellen entdecken können, was bei älteren Ausgaben speziell an den Tragflächen vorkam:
Was jedoch mein Auge etwas trübt sind die verschiedenen weißen Kunststoffe:
Das mag auf dem Bild nicht so gut zu erkennen sein, in Natura wirkt das Cockpit und Heck reinweiß, die Kabine altweiß. Das macht ein Lackieren des Fliegers unumgänglich!
Natürlich gibt es zwei gewaltige Decalbogen, der auch aus der Nähe betrachtet eine gute Figur macht:
Wo ich bei den eingangs erwähnten drei Decalvarianten bin:
Es umfasst lediglich die Flugzeugnummern:
F-HPJA – die erste Maschine (MSN 033) im Air France Design
F-HPJB (MSN 040)
F-HPJC (MSN 043)
Etwas unglücklich ausgedrückt, ist es für meine Auffassung keine echte Decalvariante, sondern nur drei Nummerierungen (vergleichbar mit verschiedenen Fahrzeugkennzeichen)
Eine Randinfomation zu den Maschinen: AirFrance trennte sich bereits Stück für Stück von ihren zehn Maschinen, die bis Ende 2022 stillgelegt werden sollten.
Die F-HPJB als jüngste Maschine hatte ihren letzten Flug 31.12.2019, die beiden Anderen folgten schon im März 2020.
Auf geht’s zum Endspurt – die Bauanleitung.
Die Bauanleitung teilweise in Farbe gedruckt ist übersichtlich aber nicht immer klar gegliedert. Über das Deckblatt folgen die Seiten mit der Geschichte des Airbus A380, gefolgt von den benötigten Farben:
Was mir ins Auge stach: Mischungsverhältnisse in Tropfenform?
Vier verschiedene Grau, ein grün sind gefordert! Wo Revell gerade noch vorstellbare Angaben in % macht, legt Heller hier mit Tropfen nach. Zum Beispiel:
z2 / 2 / 1 = Gleiche Menge + Gleiche Menge + Hälfte von EINER gleichen Menge – also ¼ der Gesamt angemischten Menge?
Oder 2/5 + 2/5 + 1/5?
Oder 40+40+20%?!?
Eieiei…da schau ich lieber im Tamiya Regal und suche mir ähnliche Grautöne heraus.
Die restlichen Seiten führen uns schließlich über 38 Baustufen zum Ziel und die Bauanleitung endet mit einer Übersicht der Spritzlinge:
Haben wir uns vor dem Bauen die Anleitung angeschaut, entdecken wir drei baubare Varianten:
-> Option A „abgehoben“
-> Option B „Standmodel“
-> Option C, den Brummer aufgehängt – und das ist mutig!
Ich muss leider wieder meckern:
Entscheidet man sich für die Option A, sagt die Bauanleitung unmißverständlich:
Empfohlenes Zubehör No.95200. Neben den eingetüteten, ersten Auflagen war auch der Ständer Bestandteil der alten Auflagen! Das ist ärgerlich – vor allem, dass ich per Suchmaschine dieser Nummer selbst auf Hellers Seite nicht finden konnte!
Entscheidet man sich für Option B, kann man zwischen offenen / geschlossenen Türen und Laderaumluke(!) wählen. Das ist topp und eröffnet sehr viele Möglichkeiten als Diorama. Etwas knifflig scheint bei dieser Wahl nur die geöffnete Laderaumluke:
Schließlich die Option C – dem Mutigen der die Aufbewahrung an der Decke wählt – muss auf diese Randbemerkungen achten:
10mm langen Gießast nutzen, 500mm lange Schnur dran und an den Bauteilhälften eine kleine Kerbe einschnitzen, um diesen Gießast mit Schnur vor dem Zusammenkleben der Bauteile an die Innenseite zu kleben. Gute Idee, ich empfehle Angelschnur zu verwenden?
Mein Fazit zum Schluß:
Der Bausatz ist in der Gesamtheit meine Empfehlung wert. Dass ich speziell bei diesem Flieger etwas mehr meckere, kommt nur davon, dass zum Beispiel das Eintüten der Spritzlinge, der Flugzeugständer den es (noch?) nicht einzeln gibt alles „Mängel“ sind, die Heller bei den alten Auflagen nicht hatte!
Durch seine drei Optionen kann man den Flieger hervorragend in Szene setzen und – jetzt kommts: da der Gesamte Rumpf aus fünf(!) Sektionen besteht, eröffnet das noch mehr Möglichkeiten. Man kann das Flugzeug im Produktionsstatus darstellen, in den vormontierten Sektionen. Oder auf dem Transport zur Endmontage, oder, oder, oder. Der Ideenreichtum kann hier voll ausgeschöpft werden. Der Innenraum muss dann dazu angepasst werden – für den Routinier oftmals kein Problem.
Bei der Darstellung mit offenen Türen sind die Einblicke begrenzt und diese Innenteile sollten ausreichend sein.
Das Lackieren dieses Brummers wird eine weitere Herausforderung sein.
Abraten würde ich von der aufgehängten Version. Wen schon einmal ein Flieger abstürzte, der macht das nicht mehr – und in meinem Fall war das „nur“ eine F14 Tomcat, die nicht 60×60 Zentimeter maß.
Erhältlich bei Modellbau Universe.
Dominik Weitzer , Modellbaustammtisch Recklinghausen