Meinem Streifzug durch die Händlerreihen auf der Jahresausstellung der IPMS Nederland in Nieuwegein haben wir ja schon die Bausatzvorstellung des 72er Merkava III von Hobby Boss zu „verdanken“ und nun möchte ich gerne das zweite „Beutestück“ vom Verkaufsstand von Modellbau König vorstellen …
Das Vorbild
Bevor ich den Inhalt der Schachtel vorstelle, kurz einige Worte zum „Komintern“ selbst:
Auf der Basis des Laufwerkes der beiden sowjetischen Panzer T-12 und T-24 entstand im Charkower Traktorenwerk ab 1934 die Artilleriezugmaschine Komintern, von der bis 1840 immerhin 1798 Exemplare gefertigt wurden!
Bei einem Gewicht von 10,5 Tonnen konnte der Komintern 2 Tonnen Ladung transportieren und zugleich einen Anhänger von 12 Tonnen schleppen.
Mit seinen 131 PS erreichte er eine Geschwindgkeit von 30 km/h und hatte eine äußerst begrenzte Reichweite von nur 170 Kilometern … und das bei einem Tankvolumen von 550 Litern Dieseltreibstoff!
„Eco“-Motoren waren damals noch kein Thema und solange das Sowjetland genügend Öl förderte oder importieren konnte, war der enorme Verbrauch auch unerheblich!
Mit zwei Mann Besatzung und bis zu 12 Soldaten war der Komintern hauptsächlich als Zugmaschine für die 122mm und 152mm sowie die schweren 203mm Haubitzen vorgesehen.
Das Modell entspricht mit seiner Länge von 83,4 mm und seiner Breite von 32,2 mm nur ungefähr den Maßen des Vorbildes (Länge: 5,765 Meter = 80,06mm in 1:72; Breite: 2,538 Meter = 35,25mm in 1:72), was aber dem Gesamteindruck keinen Abbruch tut. Zumal man nicht vergessen sollte, dass ich mich schlicht vermesen oder verrechnet haben könnte! Es möge also ein jeder selbst den Maßstab anlegen!
Der Bausatz
Öffnet man die praktische zweiteilige Verpackung (ich benutze die stabilere untere Hälfte gerne zum Aufbewahren des Modells während der Lackierung), so fällt zunächst auf, dass die wenigen Teile alle separat verpackt sind:
Der einzige Spritzling, an dem sich die Kabine, der Kühler (mitsamt den angegossenen Scheinwerfern!), die Motorhaube mit dem Kabinenboden, die Grundplatte für die Ladefläche sowie die Laufrollen befinden:
Die Kabine ist einteilig und leider ohne jegliche Glaseinsätze gestaltet:
Hier muss der Modellbauer mit transparentem Material nacharbeiten.
Das kombinierte Motorhauben/Kabinenboden-Teil ist ordentlich gemacht:
Allerdings kann man auch hier im Inneren einiges nachbessern!
Die Ladefläche wurde ganz gut getroffen – einzig die etwas „dünne“ Holzstruktur sollte man nacharbeiten:
Die Wanne unseres Schleppers:
Der Clou bei diesem Bausatz (wie schon bei dem bereits an dieser Stelle besprochenen Merkava von HobbyBoss) – die einteiligen Laufwerke, die nur noch mit den separaten Antriebs- und Leiträdern sowie den Laufrollen ergänzt werden müssen:
Das garantiert eine stabile und einfache Montage und kommt einem Schnellbauer wie mir enorm entgegen!
Die Bauanleitung ist in ihrer „Sparsamkeit“ mehr als ausreichend:
Der kleine Bogen mit den Nassschiebebildern …
… ermöglicht die Umsetzung einer einzigen Markierungsvariante:
Mein Fazit: Ich bin begeistert! Dieser Bausatz ist exakt das, worauf ich gewartet habe:
- Ein sowjetisches Fahrzeug
- Zudem eines, das bei der Wehrmacht als „Beute“ eingesetzt war
- Ein regelrechter „EasyKit“, der totz der wenigen Bauteile hervorragend detailliert ist
und - im Maßstab 1:72 gehalten, was eine interessante Abschlepp- oder Bergeszene mit dem Komintern möglich macht, ohne gleich die Vitrine zu sprengen.
Erhältlich im online-shop von Modellbau König.
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen