Eine UH-1C in 1:35 ? Hat Revell im Geheimen den Coup des Jahres gelandet oder steckt hinter dem Bausatz eine Kooperation ? Wir haben das Rätsel für Sie gelüftet.
Das Original
Die Bell UH-1 geht auf eine Ausschreibung der US Army nach einem Mehrzweckhubschrauber für das Medical Corps hervor. Der Erstflug des Prototypen erfolgte am 22.10.1956 und die erste Serienmaschine wurde am 30.06.1959 damals noch unter der Typenbezeichnung HU-1 ausgeliefert. AB 1962 wurde die Bezeichnung dann auf UH-1 geändert. Die Huey (eine Anspielung auf die Aussprache von „HU-1“, der offizielle Beiname lautet „Iroquois“) gilt berechtigt als Ikone des Vietnamkrieges in dem sie ungezählte GIs zu den Kampfzonen transportierte und dort entweder lebendig, verwundet oder auch tot wieder abholt aber auch für Feuerunterstützung aus der Luft sorgte.
Die C Version war mit einem 820kw T53-L-9 oder L-11 Motor ausgestattet und verfühgte über 69 breite Bell 540 Rotorblätter. Gegenüber früheren Varianten wurde das Heck verlängert um so eine bessere Manövrierfähigkeit zu erhalten. Ingesamt 756 Exemplare wurden an die US Army geliefert. Während die bekanntere D Version für den Transport ausgelegt war, war die C Version von Anfang an als Gunship ausgelegt. Hierbei war die Bewaffnung variabel. Neben verschiedenen Raketenwerfern, die an beiden Seiten montiert werden konnten wurden auch verschiedene MG verwendet (ebenfalls montiert an den Seiten) sowie ein 40mm M-5 Granatwerfer am Bug des Hubschraubers. Bei der letzten Bewaffnungsoption war eine Art „Tonne“ mit der Munition für den Granatwerfer im Laderaum befestigt. Über einen Munitionsgurt wurde dann die Munition unter dem linken Sitz zum Granatwerfer transportiert.
Der Bausatz
Kurz währte die Hoffnung Revell hätte sich erbarmt und diesem Vorbild eine neue Form gewidmet, aber beim Betrachten der Spritzlinge erkannten wir sofort, dass uns diese Reise in das Jahr 1994 und zu dem Hersteller MRC zurückführt. 1999 gab es eine eher kürzere Kooperation mit Italeri „Mekong Raider“, wobei insbesondere Academy den Bausatz durchgehend seit 1995 in verschiedenen Decalvarianten anbietet.
- 6 Gussäste aus grauem Polystyrol
- 1 Gussast aus klarem Polystyrol
- 1 Gussast aus Vinyl
- 1 recht großer Decalbogen
- 1 farbige Bauanleitung
Gussast „A“
Gleich beim ersten Gussast zeigen sich die charakteristischen Formen der UH-1C. Wie zu erwarten ist der Rumpf in zwei der Länge nach geteilte Hälften unterteilt.
In Sachen Detaillierung zeigt sich der Bausatz durchaus noch von einer angenehmen Seite. Die zahlreichen Nieten, die wir nicht gezählt haben, wirken in Durchmesser und Höhe passend. Kein Vergleich zu den Monsternieten wie sie z.B. bei der UH-1D von Panda/Dragon zu finden waren.
Gussast „B“
Die Bodenplatte, Rückwand, Himmel und auch die Rotorblätter sind am Gussast „B“ zu finden.
Auch hier finden wir schöne Details wie z.B. die Struktur der Bodenplatte und der Rückwand. Ebenfalls schön gelungen ist die Turbine, wobei hier noch eine Leitungen zu ergänzen wären. Wer mag kann aber eine Wartungsklappe offen darstellen um so den Blick auf die Turbine zu ermöglichen.
Gussast „C“ und „D“
Da diese beiden Gussäste an einem Stück in der Packung liegen wollen wir diese auch zusammen vorstellen. Beim Gussast „C“ insbesondere mit dem Außenbereich der UH-1C mit z.B. Türen, Kufen, Heckrotor und Finne weiter. Am Gussast „D“ finden wir die ersten Teile der Bewaffnung.
Die Instrumentenbretter sich tatsächlich sehr aufwändig gestaltet. An Türen und Finne machen die feinen Nieten ebenfalls einen sehr guten Eindruck.
Gussast „E“
Weiter geht es mit der Bewaffnung der UH-1C.
Hier muss man dem Bausatz neidlos zugestehen, dass die Auswahl der Waffensysteme durchaus als „üppig“ zu bezeichnen ist.
Gussast „G“
Im Prinzip beinhaltet dieser Gussast vor allem verschiedene Figuren, aber auch noch ein paar Kleinteile, die unbedingt für den Bau notwendig sind.
In der Bauanleitung hat Revell die Figuren geschwärzt, d.h. die Anleitung geht nicht auf den Bau dieser Figuren ein. Hier zeigt sich auch das Alter des Bausatzes am deutlichsten in der Detaillierung der Gesichter, des Faltenwurfes der Kleidung und den unschönen Auswerfermarkern. Schön geworden sind jedoch die M60 Maschinengewehre.
Klarsichtteile
Kommen wir nun zu der eigentlichen Achillesferse des Bausatzes – den Klarsichtteilen. Auf den ersten Blick wirken diese recht ansprechend und durchaus transparent und ohne Schlieren.
Beim näheren Betrachten fällt aber bei den „Chin Bubbles“, also die runden Plexiglasfenstern am Kinn der UH-1 auf, dass die Angüsse dort so platziert sind, dass man den Anguss bzw. am Modell später sieht – Sehr ärgerlich ! Hier hilft dann wohl nur das Erstellen eines Stempels zum Tiefziehen der Chin Bubbles in Eigenregie. Beim Einsetzen der Frontscheibe gibt es bei diesem Bausatzes leider auch Probleme mit der Passung.
Gussast „H“
Nettes Feature – die verschiedenen Munitionsgurte liegen als Vinylteile bei, damit diese sich genau so flexibel anpassen lassen wie die echten Gurte.
Decals
Der Decalbogen ist durchaus recht umfangreich und schön gedruckt. Neben den Hauptmarkierungen für außen liegen auch Wartungshinweise (deutlich mehr als z.B. bei der Academy Ausgabe) und sehr schön detaillierte Decals die die Instrumententafeln bei. Die Farben der Decals liegen alle im Raster und sind absolut fehlerfrei gedruckt.
Bauanleitung
Die Bauanleitung von MRC/Academy verfügte über recht überfrachtete Bauschritte. Zum Glück hat Revell hier einige eigene Anleitung entworfen und hier die Anzahl der Bauschritte zugunsten der Übersichtlichkeit enorm gestreckt.
Bei den Markerierungsvarianten hat Revell ebenfalls nicht gekleckert:
- UH-1C 66-15045, „Shark 045“, 174th AHC, Duc Pho, Vietnam 1970
- UH-1C 66-00670, „The Professional II“, 187th AHC, Tay Ninh, Vietnam 1970
- UH-1C Heavy Hog, „Silly Sexy Sandi“, 187th AHC, Tay Ninh, Vietnam 1969
Unserer Ausgabe des Bausatzes lag noch ein Ergänzungszettel bei, der sich auf einen Fehler in der Anleitung auf Seite 8 und einem Bauteil M50 bezieht. In der uns vorliegenden Anleitung konnten wir keinen Bezug zu einem Bauteil M50 herstellen. Trotzdem möchten wir unseren Lesern diesen Hinweis nicht vorenthalten.
Fazit:
Im Prinzip sieht der Bausatz am Gussast gar nicht mal so übel aus. Feine Details wie Nieten, Lüftungsgitter oder auch die Struktur der Bodenplatte hat MRC für den Stand von 1994 schön herausgearbeitet. Die Auswahl an Bewaffnungsoptionen ist hervorragend und so manch anderer Hersteller aus der heutigen Zeit würde eher 5 verschiedene Bausätze mit verschiedenen Waffen anbieten als alle Waffen in einen Bausatz zu packen. Leider sind bei dem Bausatz aber Probleme bei der Passung von Bodenplatte, Instrumentenbrett und Frontscheibe bekannt. Hinzu kommen noch die sehr unschönen weißen Flecken an den Chin Bubbles, die die Angüsse hinterlassen. Immerhin hat Revell bei der Anleitung in den Decals „eine Schippe“ draufgelegt im Vergleich zu Academy. So oder so werden Huey Fans nicht an diesem Bausatz vorbei kommen.
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