Der sehr rührige ukrainische Hersteller MiniArt ist bekannt für sein großes Sortiment an Gebäuden und Dioramen-Zubehör, einer großesn Auswahl an Figuren, aber auch durch zahlreiche Fahrzeug- und Motorrad-Kits.
Ganz neu auf dem Markt ist ein Bausatz des T-54-2 in der Modifikation von 1949 im Militär-Maßstab 1/35. Ein erster Blick in den Karton ist vielversprechend, darum wollen wir uns im Folgenden anschauen, wie sich der T-54-2 bei genauerem Hinsehen schlägt.
Vorbild
Der T-54 wurde ab 1947 in über 40.000 Exemplaren gebaut und ist in einigen Ländern immer noch im Einsatz. Damit dürfte er wohl einer der bekanntesten und am längsten genutzen Kampfpanzer überhaupt sein.
Für die Hauptwaffe mit Kaliber 100mm wurden regulär 34 Schuß Munition mitgeführt. Zur Flugabwehr ist ein MG vom Typ DSchK auf einer Turmlafette montiert, zusätzlich ist ein MG PKT fest im Bug montiert. Die Besatzung besteht aus 4 Mann.
Bei den Panzern der ersten Serie erwies sich die unten zulaufende Turmform als tückisch, da sie Geschosse zum relativ empfindlichen Drehkranz leitete. Als Konsequenz entstand der von der Turmform her stark modifizierte T-54-2, den auch unser Bausatz darstellt.
Modell
Der gut gefüllte, stabile Karton enthält in mehreren Tüten gut verpackt insgesamt 49 (!) Spritzlinge, von denen ein Großteil auf die Laufwerksteile und die Einzelgliederkette entfällt. Insgesamt hat der Bausatz 641 Kunststoffteile, davon 16 transparent. Zudem liegt eine Platine mit 73 Fotoätzteilen und ein Decalbogen bei. Dank der stabilen Verpackung konnte ich keinerlei Schäden feststellen. Auch die seperat verpackten Klarsichtteile sind ohne Kratzer.
Gleich vorweg: Der Guß der Teile ist sehr gut. Etwas Grat findet sich an der einen oder anderen Stelle, aber den zu beseitigen ist leicht, denn alle Teile sind blitzsauber gefertigt. Formenversatz sucht man vergebens, und Sinkstellen oder Auswerfermarken an sichtbaren Stellen ebenso. Feine Details prägen durchweg das Bild.
Beginnen wir mit einem der größeren Rahmen, der vor allem die Turmteile enthält.
Ich zeige einfach Detailfotos, denn die sagen mehr als Worte.
Die Gußstruktur der Blende ist sehr schön wiedergegeben:
Das gleiche gilt für die Schraubenköpfe:
Auch die Plane ist inklusive der Gurte so gut detailiert, daß man PE-Teile gar nicht vermißt:
Die Ösen wirken sehr plastisch, auch hier braucht es wahrlich kein Zubehör:
Feine Gußstruktur und Schweißnähte am Turm:
Der nächste Rahmen mit Anbauteilen:
Die Angüsse lassen sich leicht entfernen, zumal MiniArt einen relativ weichen Kunststoff verwendet, der sich sehr gut bearbeiten läßt:
Die Teile sind vor allem perfekt rund, was das Versäubern trotz der vielen Angüsse unkritisch macht.
Die Handgriffe wirken nach einem leichten Washing ganz sicher wie seperat angesetzt:
Bei den sehr kleinen Teilen zeigt sich der saubere Guß:
Das Gitter ist durchbrochen und hervorragend wiedergegeben.
Dieser Spritzling enthält vor allem das einteilige Kanonenrohr:
Gerade hier ist lediglich leichtes Überschleifen angesagt, aber die perfekt passenden Formhälften lassen den Wunsch nach einem Alurohr aus dem Zubehör kaum aufkommen:
Das zeigt sich auch bei der selbstverständlich geöffneten Mündung:
Interessant auch der feine Drehkranz:
Der obligatorische Baumstamm am Heck hat eine Rindenstruktur, die das Bemalen sicher erleichtert. Auch er ist einteilig in gleicher Güte wie das Rohr gegossen.
Auch hier: Keine Sinkstellen, keine Auswerfermarken:
Der folgende Rahmen ist 2x vorhanden.
Das einteilig gegossene Faß, klasse umgesetzt:
Auch die kleinsten Teile sind selbst in der Vergrößerung makellos:
Die nächsten Teile sind ebenfalls zweifach enthalten:
Beeindruckend fand ich die beiden einteilig gegossenen Abschleppseile.
Ich nutze normalerweise immer echte Stahlseile, aber das hier ist das erste Spritzgußseil, mit dem ich sofort leben kann. Man beachte auch die feinen Gußoberflächen der Ösen. Klasse!
Der 2x vorhandene Rahmen mit Treib- und Leitrad:
Auch hier wieder leichter Grat, aber perfekte Umsetzung des Originals:
Der Spritzling mit den Laufrollen und den Torsionsstäben liegt insgesamt 10x bei:
Die Gestaltung ist einfach gut:
Diese Teile sind 4-fach enthalten:
Die MG-Munitionsbox mit Stern und seitlich angegossenem Handgriff:
Das FlaMG vom Typ DSchK ist wirklich ein kleiner Bausatz im Bausatz:
Alleine schon die richtig dreidimensionale und sehr feine Munition sieht um einiges besser aus als flache PE-Teile:
Die Waffe selbst ist perfekt umgesetzt, und erfreulicherweise ist gerade hier praktisch gar kein Grat vorhanden:
Die Wannenteile:
Die Unterwanne mit sehr realistisch dargestellten Schweißnähten:
Schade, daß diese schönen Bodenplatten später fast unsichtbar im Inneren verschwinden:
Von diesem Rahmen werden nur wenige Teile für den T-54-2 benötigt:
Spritzling Jd:
Die Haube für die Fahrerluke:
Nein, das am folgenden Teil ist kein Grat, das sind in der Tat feine Schweißnähte am Rand des Scharniers! Respekt!
Die Kette liegt in Form einer Einzelgliederkette in Kunststoff bei. Eine Alternative in Form einer einteiligen Kette gibt es nicht. Auch diese Teile sind 10 vorhanden:
Ohne Worte, das Bild spricht für sich:
Die Teile werden einfach ineinander geklipst.
Die Schwingarme sind 4x dabei. Laut Anleitung ist die Torsionsstab-Federung wirklich funktionsfähig!
Zu guter Letzt diese Teile, die es 2x gibt. Auch hier feine Details und saubere Wiedergabe des Originals:
PE-Teile
Die Fotoätzteile, mit einer Haftfolie zusätzlich gegen Verlust geschützt, sind sinnvoll gewählt und von hervorragender Qualität. Nach meinen bisherigen Erfahrungen mit MiniArt-Kits ist das Material relativ steif, aber sehr gut zu bearbeiten und sehr passgenau. Gegebenenfalls kann man die Teile mit dem Feuerzeug ausglühen, dann werden sie sehr geschmeidig:
Man beachte die feinen Gitter mit angeätzter dreidimensionaler Struktur:
Zum Teil sind die Teile sehr winzig. Da ist Obacht bei der Montage angesagt:
Klarsichtteile
Die für einen Panzer recht zahlreichen Klarsichtteile sind klar und schlierenfrei gegossen, ohne jeden Makel:
Die Periskope machen einen sehr guten Eindruck:
Auch die Scheinwerfergläser sind klar und ohne Fehler:
Decals und Versionen
Die Decals lassen die Auswahl zwischen sechs verschiedenen Versionen, die in der Anleitung einzeln auf Farbtafeln sehr schön dargestellt sind. Der Druck ist fein und mit scharfen Konturen, das Material sehr dünn. Erfahrungsgemäß decken die MiniArt-Decals sehr gut, sind gutmütig in der Verarbeitung und sprechen gut auf Weichmacher von Gunze an (Mr. Mark Softer).
Die sechs Versionen. Detail-Infos zu den Vorbildern fehlen leider:
Anleitung
Die Anleitung besteht aus einem 20-seitigen Heft im Din A4-Format. Sie ist klar, übersichtlich und gibt die Farben in den Sortimenten von MIG Ammo, Gunze, Testors, Humbrol sowie Vallejo an – Vorbildlich!!!
Fazit
Der T-54-2 ist ein hervorragender Bausatz, der zeigt, was aktuell in Spritzguß an Details und Präzision machbar ist. Gußfehler irgendwelcher Art sucht man vergebens, die Konstruktion ist gut durchdacht. Oberflächen und Details sind exzellent wiedergegeben, man bekommt einfach sofort Lust, loszulegen.
Aufgrund der Teilezahl und der Komplexität sicher kein Modell für Neueinsteiger, aber dafür ein Rundum-Sorglos-Paket, das eigentlich an keiner Stelle den Wunsch nach aftermarket-Produkten weckt.
Ich habe wirklich keine relevanten Negativ-Punkte entdecken können. Daher mein Fazit zu diesem feinen Kit:
Absolut empfehlenswert!!!
Link zur Herstellerseite: http://www.miniart-models.com/
Erhältlich ist der Bausatz im online-shop von Modellbau König oder beim freundlichen Fachhändler Ihrer Wahl.
KlausH