Die C-130 Hercules ist ein Klassiker, und selbst für die älteren Modellbauer unter uns war das Muster gefühlt irgendwie immer schon als Bausatz präsent. Ich hatte z.B. in meiner Jugend den Airfix-Kit von 1971, sogar in der Erstauflage…
Umso erfreulicher, daß uns Zvezda mit einem brandaktuellen Bausatz der Hercules beglückt!
Konkret bringt der Bausatz die weitverbreitete Version „C-130H“, bzw. deren Exportvariante „C-130K“. Die Rückseite zeigt ein gebautes Modell und gibt die Teilezahl mit 314 an. Die Hercules ist auch in 1/72 keine Kleinigkeit. Ca. 41 cm Länge und eine Spannweite von 56 cm brauchen schon ein bißchen Platz in der Vitrine.
Der Bausatz kommt in einem sehr stabilen und schön gestalteten Karton daher. Die Gußäste sind in mehrere Plastikbeutel gut geschützt verpackt. Die Decals weisen kein Schutzpapier auf, aber das sehe ich nicht als kritisch an. Das ist eh meist das erste, was sich selbstständig macht.
Schauen wir mal in den Karton. Die Tragflächen sind nicht zu übersehen.
Die Gravuren sind fein und sauber und für mein Gefühl für 1/72 sehr passend von der Stärke her.
An den Rahmen der Tragflächen finden sich auch die sehr gut gemachten klappbaren Sitze für den Innenraum.
Der Gußast für die Propeller, Lufteinlässe und Teile der Motorgondeln ist zweimal vorhanden.
Die Spinner sind gut getroffen.
Das gilt auch für die Blätter, aber hier ein kleiner Schwachpunkt: Es gibt keine Positionierungshilfe. Man muß entweder nach Augenmaß ausrichten oder ggf. eine Lehre selbst basteln.
In den Lufteinlässen sind die Turbinenräder sichtbar.
Die Einlässe selbst sind zweiteilig ausgeführt, also wartet hier eventuell ein wenig Schleifarbeit.
Zu den Motorgondeln selbst:
Auch hier schöne, stimmige Details.
Kommen wir zu den Rumpfhälften.
Die Fahrwerksschächte sind mehr als ausreichend detailliert, sie sind ja bauartbedingt ohnehin fast nicht einzusehen.
Auch am Rumpf feine Gravuren. Die Oberfläche ist ein klein wenig rau, aber so dezent, daß die Farbe das schlucken dürfte.
Auch der Innenraum gibt sich keine Blößen. Im gut einsehbaren Teil gibt es keine Auswerfermarken oder sonstige Unannehmlichkeiten.
Auch das riesige Seitenruder ist top wiedergegeben.
Zusatztanks, Nase, Piloten:
Das Cockpit ist ebenfalls gut umgesetzt. Es ist aufgrund der nicht so arg großen Cockpitscheibe ohnehin nur schlecht sichtbar.
Die Nasen berücksichtigen die Versionsunterschiede.
Die riesigen Zusatztanks:
Das Bugfahrwerk.
Die Sitze kommen ohne Gurte, aber wenn man die Piloten drauf setzt, ist das ja nicht relevant. Ansonsten muß man zum Zubehörmarkt greifen.
Stichwort Besatzung: Es liegen drei hervorragend detaillierte Figuren bei!
Diese sind sogar individuell gestaltet und sehr fein modelliert, wie die Vergrößerung zeigt.
Auch Kleinteile sind sauber und praktisch ohne Grat gespritzt.
Leitwerksteile und Tragflächen-Mittelteil.
Die Hauptfahrwerksbeine sind gut gemacht, wer mag, kann noch ein paar Details ergänzen.
Die Reifen des Hauptfahrwerks. Ich finde sie super, und gewichtsbelastet dargestellt sind sie auch.
Die Bugräder, ebenfalls schön abgeplattet. Das braucht wirklich keinen Resin-Ersatz.
Der Innenraum.
Der ist einfach super ins Modell übertragen, finde ich. Decke, Boden, Wände… alles ist fein detailliert.
Auch die Innenwände glänzen mit Details, selbst da, wo man sie kaum noch sehen kann.
Weitere Details im hinteren Laderaum:
Kleines Intermezzo: Die Antennen sind allerfeinst gespritzt, ohne Grat!
Details in der Laderaum-Decke:
Auch die wirklich kleinen Zurrösen auf dem Laderaumboden fehlen nicht. Die Rampe kann selbstverständlich offen oder geschlossen dargestellt werden, ebenso der seitliche Einstieg vorne!
Kommen wir zu den Klarsichtteilen. Diese sind wie es sich gehört gut geschützt separat verpackt.
Die Scheiben sind wirklich klar, die mattierten Rahmen sehr fein und nur sehr dezent erhaben. Ich glaube, das ruft nach Eduard-Express Mask. Aber dafür sieht es dann auch top aus nach der Lackierung, weil Scheiben und Rahmen wirklich fast eben sind.
Der erste Decalbogen enthält die Markierungen für fünf verschiedene Varianten. Dazu kommen wir gleich ein Stück weiter unten.
Die Druckqualität ist sehr gut, ohne Versatz. Das Instrumentenbrett reicht für diesen Maßstab und die geringe Sicht ins Cockpit mehr als aus.
Wie gesagt: Kein Versatz, und schön dünn.
Das zweite Decal-Sheet ist deutlich größer als DIN A4 und passte deshalb nicht auf den Scanner. Es enthält die Walkways, die Wartungshinweise und noch verschiedene nationale Markierungen.
Der Druck ist super und außerordentlich fein, wie die Vergrößerungen zeigen.
Es können fünf Versionen dargestellt werden; hier in der Reihenfolge der Bilder darunter:
- C-130K (55-8565), Lyneham Transport Wing, Royal Air Force, Lyneham Aisbase 1991. Die Maschine war an der Operation „Desert Storm“ beteiligt.
- C-130H (78-0811), 758th Airkift Squadron, US Air Force, Pittsburg Airbase 2007
- C-130E (upgraded zur C-130H), 14th Airlift Squadron, Polish AIr Force, Powidz Airbase 2010
- C-130H (95178), 15th Composed Transport Squadron, Republic Korea Air Force, Seongnam Airbase 2012
- C-130 H (83-0002), 401th Tactical Aircraft Squadron, Japan Air Self-Defence Force, Komaki Airbase 2020
Die Anleitung ist glasklar und verständlich. Vorbildlich ist das Eingehen auf die Versionsunterschiede. Die Farbangaben liegen für das hauseigene Sortiment und für Tamiya-Acrylfarben vor.
Hier komplett zum Durchblättern:
Test Passgenauigkeit
Ich habe Rumpf und Tragflächen einfach nur trocken fixiert, und die Passung ist wirklich sehr gut.
Der hintere Ansatz der Tragfläche. Ich glaube, nach dem Kleben braucht es hier nicht mal einen Hauch Spachtel. Gerade an dieser oft kritischen Stelle gebührt schon dafür ein Lob an Zvezda.
Die Rumpfhälften passen ebenfalls sehr gut. Man wird bei der Naht nicht ganz ums Nacharbeiten herumkommen, aber das ist einfach prinzipbedingt so.
Auch der Tragflächenansatz an der Unterseite passt wie angegossen.
Die Gravuren liegen perfekt aufeinander.
Am Heck gibt es keinen Versatz. Der Bürzel dürfte sich hier ohne Spalt aufsetzen lassen.
Auch die Tragflächenteile passen in jeder Richtung. Vorderkante, Hinterkante, und auch die Ansätze der einzelnen Segmente.
Beim Trockenpassen gibt es vorne einen ganz leichten Höhenversatz beim Übergang zur Tragfläche, der aber beim Kleben restlos verschwindet. Man kann einfach ein bisschen von innen drücken, dann ist der Übergang schon so perfekt.
Hach, ich mag diese Formen einfach. Und – wie schon erwähnt – etwas Platz braucht der Flieger.
Fazit
Ein wirklich wunderbarer Bausatz der Hercules auf der Höhe der Zeit. Der Guß ist praktisch fehlerfrei, Grat findet man nur sehr wenig und mir sind nur einige wenige kleine, leicht zu behebende Sinkstellen am Rumpf aufgefallen. Die Detaillierung ist aus meiner Sicht top, die Inneneinrichtung und die Pilotenfiguren sind klasse gemacht. Gewichtsbelastete Räder sind ein willkommenes Detail. Die reichhaltigen Decals lassen fünf attraktive Versionen zu, und die Anleitung ist klar und verständlich. Die Unterschiede der Versionen sind mit Alternativteilen berücksichtigt, die in der Anleitung jeweils angegeben sind. Als Beispiel sei hier die Tanksonde genannt, die eigens für die britische Version beiliegt.
Die Passgenauigkeit ist sehr gut, ich sehe hier keine wirklichen Probleme beim Bau.
Einzige winzige Schwäche: Die Propellerblätter müssen freihand ausgerichtet werden. Hier wären entweder eine kleine Montagehilfe oder feste Montagepunkte hilfreich, aber das ist auch wirklich das einzige, was mir auffiel.
Aus meiner Sicht ist die neue Zvezda-Hercules ein wirklich gelungener Bausatz in hervorragender Qualität, darum:
Absolut empfehlenswert!
Erhältlich ist der Bausatz beim freundlichen Fachhändler eurer Wahl
KlausH