F-CK-1D – hinter der etwas kryptischen Bezeichnung steht im Original und im Modell ein Kampfflugzeug etwa in Größe der bekannten F-5E und damit kleiner als z. B. eine F-16, das als taiwanesische Eigenentwicklung Merkmale und wohl auch Inhalte verschiedener anderer Entwürfe kombiniert. Beim ersten flüchtigen Blick könnte man sie mit Fug und Recht für eine Variante der F-16 halten. Dann fällt aber doch auf, dass sie zwei Triebwerke und Lufteinläufe in Form der frühen F-18 hat und irgendwie auch ein paar Bögen und Rundungen nach Art der Rafale aufweist. Es ist also alles irgendwie bekannt, aber im Ergebnis doch ganz anders.
Zu diesem Original liefert AFV-Club Modelle für einen Einsitzer und – wie hier vorliegend – für einen Doppelsitzer. Das Deckelbild des Bausatzkartons (sehr stabil und schon eine Klasse für sich und viel zu schade zum Wegwerfen mit der aufgeprägten Aluplakette) liefert einen schönen Eindruck. An den Seiten sind die Besonderheiten eines fertigen Modells schön dargestellt.
Drinnen finden wir die sicher einzeln verpackten Spritzäste (zweimal in klar), eine kleine Ätzteilplatine, Polycaps, den Decalbogen und die Bauanleitung. Ebenfalls enthalten ist eine rote Folie zum zurechtschneiden von „Remove-bevor-Flight“-Fähnchen für die auch Decals vorgesehen sind. So etwas habe ich bisher noch in keinem anderen Bausatz gefunden; mal abwarten, ob das handhabbar ist:
Spritzast A enthält die obere und die untere Rumpfschale für den hinteren Rumpf:
Das Plastikmaterial präsentiert sich in ganz hervorragendem Zustand. Der Kunststoff ist angenehm glatt und ohne jede Spritzfehler. Die Gravuren sind AFV-typisch nicht allerfeinst, aber sauber vertieft dargestellt und in unterschiedlichen Stärken ausgeführt. Dies gilt auch für die vielen punktuellen Darstellungen in den Paneelen. Beste Voraussetzungen für ein gelungenes Panel-Line-Wash sind damit gegeben. Die Gefahr, die Gravuren mit zu viel Farbauftrag zu „verkleistern“ besteht nicht. Leider ebenso AFV-typisch ist die mitunter hohe Anzahl der Angüsse auch an kleinen Teilen. Der Aufwand zur Versäuberung ist daher etwas höher als bei anderen Herstellern:
Auch auf den Tragflächen ist die Detaillierung große Klasse. Die Aussparungen für die Vorflügel sind fein ausgeführt:
Spritzast BB enthält die beiden großen Teile für das Rumpfvorderteil des Doppelsitzers mit den vorgezogenen Tragflächen. Das Plastik hat hier die gleiche Qualität wie vorher, ist jedoch wie einige andere Äst in einer etwas dunkleren Farbe gespritzt. Das ist nach der ohnehin notwendigen Grundierung allerdings mit Sicherheit ausgeglichen und damit unproblematisch:
Rundum gibt es hier eine hervorragende Detaillierung, einzig die Ränder der Formationsflugleuchtstreifen sind vielleicht etwas zu kräftig ausgefallen. Ein paar Striche mit einem Schleifwerkzeug helfen dem aber bestimmt ab:
Ast D (C gibt es nicht) hat dann Teile für die Rumpfspitze, Leitwerk, Vorflügel, die Landeklappen und die Fahrwerkklappen. Es ist wieder eine saubere Detaillierung mit Gravuren und vertieften Punkten festzustellen:
Hier die Teile für das Seitenleitwerk:
Die Höhenleitwerke und die Vorflügel:
Und weiterhin die Fahrwerkklappen mit Außen- und Innendetails. Die Außendarstellung der Hauptfahrwerkklappen fällt dabei nach meinem persönlichen Eindruck ein wenig ab:
Spritzast E wird dominiert durch die Luftein- und die Triebwerksauslässe und zwei Teile für eine Trennwand zwischen den Triebwerken, die später nicht mehr sichtbar ist. Ansonsten ist reichlich Kleinteiliges insbesondere für das Fahrwerk vorhanden:
Die Einlässe sind gut gelungen und sind jedenfalls im vorderen Teil des Lufteinlasses ohne Innennähte:
Die Triebwerkauslässe sind alternativ geöffnet und geschlossen vorhanden und zeigen Einzelheiten, die eine feine farbliche Detaillierung erleichtern. Die Hinterkanten sind aber leider nicht so scharf, wie sei es eigentlich sein sollten. Eine Nacharbeit ist hier sehr aufwendig. Ein Nachrüstset ist mir nicht bekannt, die optisch sehr ähnlichen Auslässe der F-18 passen auf jeden Fall nicht, da es sich hier um ein anderes Triebwerk mit kleinerem Durchmesser handelt:
Die Räder und auch die weiteren Kleinteile sind prima ausgeführt:
Im Ast F finden wir einiges an Teilen für den Ausbau im später kaum noch sichtbaren Innenbereich mit den Triebwerken, aber auch die Fahrwerkschächte und Außenlastträger:
Die Innereien der Triebwerke sind für die Möglichkeiten im Spritzguss gut gelungen und ermöglichen eine saubere Nachbildung:
Die Fahrwerkschächte habe feine Innendetails:
Und beste Außendetails auch an den Außenlastträgern, die Schlingerpratzen für die Zusatztanks sind getrennt ausgeführt:
Schließlich haben wir hier auch noch eine ganze Menge von Instrumenten- und Konsolendetails, die sehr gelungen sind und für die vorgesehene Bemalung eine hervorragende Grundlage bilden:
Spirtzast H ist doppelt vorhanden für die Außenlasten, bestehend aus zwei großen Tanks und jeweils zwei mal drei unterschiedlichen Raketen. Die Leitflächen sind zu großem Teil getrennt gespritzt:
Die Tanks haben fein dargestellte Verstärkungen:
Die Raketen (unten eine Sidewinder AIM-9P, darüber die taiwanesischen Eigenentwicklungen TC-1 als Verbesserung der „Winder“ und TC-2 als radargelenkte Mittelstreckenrakete) sind gutes Mittelmaß in der Darstellung. Für diese sind einige Decals vorhanden:
Ast I stammt aus dem Einsitzerbausatz, hiervon werden nur die Teile für einen Schleudersitz benötigt und diese sind sehr gut gelungen. Aus sechs Teilen entsteht schlussendlich ein wirklich gut dargestellter Sitz. Aftermarketteile werden nicht unbedingt benötigt, wie bereits oben gesagt, fehlt aber leider das Gurtzeug im Bausatz:
Ast K ist dann für den Doppelsitzer ausgelegt. Cockpitwanne, hier eher nur ein Unterbau für die hier auch enthaltenen weiteren Konsolendetails, Innereien der Haube, eine Instrumentenabdeckung und ein weiterer Schleudersitz in gleicher Ausführung wie vor sind hier enthalten:
Auch hier finden sich wieder feinste Details:
Im Bausatz befindet sich noch ein unbenannter Spritzast mit weiteren Startschienen, die wohl für eine spätere Ausführung mit noch um zwei Mittelstreckenraketen erweiterter Bewaffnung vorgesehen sind. Ungenutzte Bohrmarkierungen im Tragflächenunterteil sind jedenfalls vorhanden:
Die Klarsichtteile verteilen sich auf zwei Spritzäste:
Der kleinere Ast kommt aus der Einsitzerversion und enthält Teile für das HUD, Landescheinwerfer und Positionsleuchten. Es sind auch Teile für das Instrumentenbrett vorhanden, deren Verwendung jedoch nicht vorgesehen ist:
Der größere Ast liefert dann weitere Teile für ein Instrumentenbrett die große Cockpithaube mit dem festen Vorderteil und dem abhebbaren Teil. Hier ist ein sehr klug gedachter Schutzbügel vorhanden:
Die Ausführung ist hervorragend klar mit feinen Nietdarstellungen am Rahmen. Ganz hervorragend!
Die kleine Ätzteilplatine enthält Teile für Rückspiegel in der Cockpithaube, zwei Gitter für die Rumpfseiten und noch ein kleines strukturiertes Teil für die hintere Seitenleitwerkswurzel. Gurte für die Schleudersitze sind hier leider nicht enthalten:
Der Decalsatz enthält die großen Markierungen für sechs Varianten und macht einen sehr guten Eindruck. Die unterschiedlichen Staffelmarkierungen sind fein differenziert, hier gibt es z. B. Coyoten, flinke Hasen oder schnaubende Drachen. Für die Instrumentenbretter sind nur jeweils drei kleine Schnipsel für die Bildschirme vorgesehen. Der Bogen ist als von Cartograf gedruckt ausgewiesen. Also ist beste Qualität sicherlich auch insoweit garantiert:
Die Bauanleitung beginnt mit einer historisch-technischen Beschreibung, die noch auf weiteren Seiten mit umfangreichen grafischen Darstellungen erweitert wird. Besser kann es eigentlich nicht sein. Leider ist es aber auf diesem Niveau kein Standard bei anderen Herstellern:
Es folgen die Hinweise zu den Symbolen in der Bauanleitung und für die Verwendung der Decals und die Farbhinweise. Letztere sind mit genauen generischen Angaben mit FS-Nummern, den Angaben für gleich drei GSI/Gunze-Serien, für Humbrol, Revell (sind dann nur die Standardfarben) und Lifecolor sehr umfassend und ermöglichen problemlos die Ableitung auch für noch andere Farbserien. Auch hier ist wieder alles auf höchstem Niveau und wirklich vorbildlich:
Die eigentliche Bauanleitung ist großformatig dargestellt und enthält zu Details immer wieder farbig gestaltete Hinweise, ist aber in den wesentlichen Teilen nicht in dem modern gewordenen Standard mit durchgehenden farbigen Darstellungen gehalten. Trotzdem führt sie sicher durch den Bau, der im Übrigen keine besonders hohen Anforderungen stellt. Wer schon zwei/drei einfachere Jets zusammengebaut hat, wird hier keine Probleme bekommen:
Wie bei AFV üblich folgt dann an ungewohnter Stelle die Übersicht über den Bausatzinhalt und ein Reklamationsvordruck:
Die Hinweise zur Lackierung und Decalanbringung basieren auf dem immer gleichen Grundanstrich in Weiß und vier verschiedenen Graustufen. Das ist schon mal im heutigen „Einheits maximal Zwei-Ton-Grau“ etwas Besonderes. Es gibt zunächst immer zwei Seitenansichten und dann noch zusammengefasst die Ober- und Unterseitenansichten.
Version A mit Haifischmaul und blau-weißem Seitenruder hat sogar eine eigene Darstellung der Ober- und Unterseite:
Versionen B, D und F ohne große Besonderheiten mit unterschiedlichen Staffelmarkierungen am Vorderrumpf:
Versionen C (irrtümlich als zweites B gekennzeichnet) und E mit einem Raubvogelmotiv am Seitenleitwerk und unterschiedlichen Staffelmarkierungen am Vorderrumpf
Die Ober- und Unterseiten für Versionen B bis F:
Also ist Auswahl in sehr großer Vielfalt vorhanden.
Die Bausatzkonstruktion und die Philosophie von AFV sieht zum Anfang eine Herstellung des Cockpits aus sehr vielen der oben näher dargestellten kleinen Bestandteile für die Instrumentenbretter und Seitenkonsolen vor. Als nächste Schritte sind dann Lackierung und feine Punktbemalung sowie eine Trockenwischbemalung das Mittel der Wahl; dann folgen die kleinen Decals für die Bildschirme. Damit kann ohne weiteres ein Cockpit entstehen, dass es mit Resin und Ätzteil High-Tech-Sets aufnehmen kann.
Die Lufteinlauf- und Triebwerkseinheiten sind auf kompletter Länge vorhanden. Vorflügel, Landeklappen und Seitenruder sind getrennt hergestellt und können ausgelenkt dargestellt werden.
Der Bausatz hat einige weitere interessante Features wie offen oder geschlossen darstellbare Luftbremsen und Mittelstreckenraketen, die auch in Abschuss- bzw. Ladestellung mit ausgefahrenen Werfern (ähnlich wie bei der F-102 und F-106) dargestellt werden können. Die Streben am Fahrwerk und dessen Klappen sind sehr fein und auch kleinteilig. Die Zusatztanks sind mit Polycaps versehen und abnehmbar (ob man das freilich braucht?).
Fraglich bleibt ob die angegebenen 2 Gramm Bugballastgewicht tatsächlich zutreffend und ausschlaggebend sind. Ich werde mich darauf nicht verlassen und eine Probe durchführen, meine Vermutung geht dahin, dass ein Druckfehler vorliegt und wohl 12 oder 20 Gramm gemeint sind.
Insgesamt hat der Bausatz nur ein paar ganz kleine Schwächen (gemessen am sonstigen Standard dieses Bausatzes selbst) und ist auch ohne umfangreiche Ätzteile und ganz ohne Resinzugaben vollständig mit einer kompletten Luft-Luft-Waffenausstattung. Das Vorbild ist für uns Europäer absolut außergewöhnlich und die Realisierung ist insgesamt zu 99% auf sehr hohem Niveau. Das Schlussfazit kann daher nur „Absolut Empfehlenswert“ lauten.
Ich habe für mich schon die starke Tendenz, noch einen Einsitzer oder noch einen Doppelsitzer folgen zu lassen. Mit den CFT`s hat letzterer Ähnlichkeit mit der Su-27, wie auf dem Deckelbild zu erkennen. Hoffentlich kommt in diese Richtung noch ein Update von AFV-Club.
Erhältlich im online-shop von Modellbau König, wo man auch den Einsitzer erstehen kann.
Hermann Geers, Wietmarschen