Heinkel 111 H-20 in 1:48 von ICM #48264

In Fortsetzung seiner Serie von He 111-Varianten liefert ICM nun die Version H-20, also einer späten Serie mit Drehturm auf dem Rumpfrücken. ICM hat zuvor schon die Versionen H-3, H-6 und H-16 aufgelegt; vorliegend handelt es sich also um die Fortsetzung dieser Bausätze mit ergänzten Spritzlingen …
Die Abbildung auf dem Karton zeigt eine He 111 (die Decalalternative 3) beim Angriff auf einen Flugplatz bei Poltawa in der Nacht vom 22. auf den 23. Juni 1944. Bei dieser Gelegenheit hatten letzte zusammengeraffte Kräfte der Kampfflieger der Luftwaffe dort im Rahmen der USAAF-Pendelbombardierungen gelandete B-17 Bomber angegriffen und unter anderem 43 dieser Bomber und 900.000 Liter Flugbenzin zerstört. Dies war der letzte nach militärischen Maßstäben erfolgreiche Einsatz der Luftwaffenbomber.
Unter dieser Abdeckung, die an den Ecken der schmalen Seiten perforiert ist, befindet sich der eigentliche Bausatzkarton und dieser ist ein absoluter „Modellbauerwunschkarton“. Stabil, groß genug für die Aufbewahrung der ausgepackten Bausatzteile und komplett mit Deckel wiederverschließbar. Wenn es für die Verpackung eine Auszeichnung, quasi einen „Goldenen Karton“, geben würde; ICM wäre ein ernsthafter Anwärter:
ICM-48264-Heinkel-He-111-H-20-12 Heinkel 111 H-20 in 1:48 von ICM #48264In diesem Karton sind dann zwei Beutel mit Spritzästen, darin wiederum drei nochmals verpackte Klarsichtspritzlinge, die umfangreiche Bauanleitung und ein Decalbogen enthalten. Alles ist damit sauber und sicher verpackt:
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Nun zu den Spritzästen, die –  auch bei den Klarteilen – etliche Einzelteile enthalten, die für die H-20 nicht benötigt werden. Dies ist ein klarer Hinweis auf eine akribische Umsetzung der Fortentwicklung des Bausatzes durch ICM.

Spritzast A enthält im Wesentlichen die Rumpf- und Fahrwerkschachtteile:
ICM-48264-Heinkel-He-111-H-20-14 Heinkel 111 H-20 in 1:48 von ICM #48264Die Detaillierung ist mit versenkten Gravuren, fein dargestellten Verstärkungen und Abdeckblechen und vertieftet dargestellten Nieten sehr sauber gelungen. Das Plastik ist von guter Qualtiät, nicht mehr so körnig wie in den ICM-Bausätzen der Anfangszeit, aber auch nicht so hart und glatt wie z. b. von Hasegawa:

Im Innenbereich sind erhabene Strukturen vorhanden. Einige Auswerfermarken sind auch vorhanden, sie dürften jedoch nach dem Zusammenbau kaum noch sichtbar sein; so weit um die Ecke wird man wohl nicht sehen können:
ICM-48264-Heinkel-He-111-H-20-18 Heinkel 111 H-20 in 1:48 von ICM #48264Spritzling B 1 beinhaltet eine Tragfläche und die Quer- und Höhenruder:
ICM-48264-Heinkel-He-111-H-20-19 Heinkel 111 H-20 in 1:48 von ICM #48264Die Spritzausführung ist auch hier mit den Gravuren, den Wartungsdeckeln, der Darstellung der Landeklappen und Nieten sehr sauber:

Ast B 2 liefert in gleicher Qualität die zweite Tragfläche, das Seitenruder und die Höhenruderflossen:
ICM-48264-Heinkel-He-111-H-20-24 Heinkel 111 H-20 in 1:48 von ICM #48264Auch hier noch zwei Nahaufnahmen:

Spritzling C ist doppelt vorhanden und enthält überwiegend Teile, die nicht für die H-20 verwendet werden, so die Räder und Propeller und die Teile für die Vemag’s (Vertikalmagazine für die Bombenladung). Verwendung finden die Teile für die Motoren mit Abdeckungen und die Bomben:
ICM-48264-Heinkel-He-111-H-20-27 Heinkel 111 H-20 in 1:48 von ICM #48264Die Motorteile sind sehr gelungen, für eine spätere Sichtbarkeit müssten jedoch die Abdeckungen offen bleiben:

Ast D1 bringt insbesondere die Rahmenteile für die Tragflächenmontage, die Innenböden und -wände, sowie die Fahrwerkschächte:
ICM-48264-Heinkel-He-111-H-20-31 Heinkel 111 H-20 in 1:48 von ICM #48264Auch hier wieder Nahaufnahmen der feinen Detaillierung:

Ast D2 hat dann die Fahrwerkstreben und weitere Kleinteile:
ICM-48264-Heinkel-He-111-H-20-69 Heinkel 111 H-20 in 1:48 von ICM #48264Und wieder etwas näher ran an einige sehr schön detaillierte Einzelteile:

Spritzast F ist auch doppelt vorhanden und enthält die breiten Propeller mit Hauben, die zu verwendenden Räder und weitere Bomben:
ICM-48264-Heinkel-He-111-H-20-73 Heinkel 111 H-20 in 1:48 von ICM #48264Die Räder haben sehr schön nachgebildete Felgen, aber wohl etwas überdetaillierte Reifenprofile, die dann ein wenig Schleifarbeit erfordern:
ICM-48264-Heinkel-He-111-H-20-74 Heinkel 111 H-20 in 1:48 von ICM #48264Ast G ist wieder ein Einzelner und enthält zwei Tragflächenmittelstücke zur Wahl (in der Bauanleitung wird jedoch nur auf Nr. G14 mit den fünf Bombenschlössern weiter eingegangen), Schlingerpratzen, weitere Bomben und MG’s:
ICM-48264-Heinkel-He-111-H-20-75 Heinkel 111 H-20 in 1:48 von ICM #48264Hier noch mal die Mittelteile mit den Aufnahmen für die Schlingerpratzen:

Spritzast H ist wieder doppelt vorhanden. Es wird jedoch nur ein oberes Rumpfmittelteil benötigt. Weiterhin sind die Teile für die Flammendämpfer, für den Drehring des Rumpfturms und wieder MG’s enthalten:
ICM-48264-Heinkel-He-111-H-20-78 Heinkel 111 H-20 in 1:48 von ICM #48264Etwas nähere Eindrücke auch hier wieder. Die runde Antenne wird noch durch ein Klarsichtteil abgedeckt; die MG’s sind überall gut gelungen, Nachrüstteile hierfür sind nicht unbedingt erforderlich:

Wer bis jetzt aufgepasst hat, wird gemerkt haben, dass der Spritzast E noch fehlt; dies sind die Klarsichtteile. Hiervon gibt es gleich Drei. Die Qualität ist durchgängig sehr gut! Wegen der vielen und häufig stark gebogenen Fenster ist es zweifellos angeraten, hier einen Abklebesatz aus dem After-Market zu verwenden. Das Abkleben ist eine langwierige Arbeit, wer aber eine He 111 bauen möchte, muss diese Arbeit auf sich nehmen, da führt kein Weg dran vorbei. Die im Original nicht verglasten Bereiche der Klarsichtteile sind mattiert, damit die Farbe besser haftet; auch gut gemacht so!

Spritzast E ist die ursprüngliche Ausführung für die frühe Serienversion. Entsprechend werden hiervon etliche Teile nicht benötigt:

Ast E2 bringt dann andere Teile für die Bodenwanne und die Rumpfseitenfenster:

Schließlich liefert Ast E3 noch Teile für den Rumpfrückenturm, die oben angesprochene Antennenabdeckung und ein neues großzügiger verglastes vorderes Seitenteil:

Der Decalsatz ermöglicht den Bau von vier Markierungs- und Anstrichoptionen. Hierfür sind die großen Markierungen vollständig vorhanden; ebenfalls einige Wartungsaufschriften. Die Ausführung erscheint fehlerfrei und macht einen sauberen Eindruck:
ICM-48264-Heinkel-He-111-H-20-10 Heinkel 111 H-20 in 1:48 von ICM #48264In der Bauanleitung ist eine Draufsicht für den standardisierten Tarnverlauf und die Markierungen der Oberseite ebenso vorhanden, wie Hinweise auf die Anbringung der Markierungen an der Unterseite:
ICM-48264-Heinkel-He-111-H-20-68 Heinkel 111 H-20 in 1:48 von ICM #48264Es folgt die Darstellung mit je zwei Seitenansichten für die vier Varianten mit unterschiedlichen attraktiven Tarnverläufen und genauen Farbangaben mit RLM-Nummern. Der Tarnverlauf auf den Rumpfoberseiten lässt sich damit ohne weiteres ableiten. Für die Möglichkeiten aus dem Bausatz ist das völlig ausreichend und gut gemacht:

Die Bauanleitung startet mit einem kurzen historischen Abriss zum Original und technischen Daten sowie mit der Beschreibung zu den Farben. Letztere werden aus dem Revell- und Tamiyasortiment und einer originären Farbbenennung – teilweise mit RLM-Nummer – beschrieben. Die Farben lassen sich damit ohne weiteres auch aus anderen Sortimenten bestimmen:
ICM-48264-Heinkel-He-111-H-20-37 Heinkel 111 H-20 in 1:48 von ICM #48264Weiterhin ist eine Übersicht über die Spritzäste mit Markierung der nicht benötigten Teile vorhanden. Soweit ist also alles in Ordnung:

Die Zusammenbauanleitung erstreckt sich dann über etliche Seiten in schwarz-weißen großformatigen und sehr genauen Darstellungen mit rot hervorgehobenen Farbangaben.

Die Grundkonstruktion sieht vor, den Innenraum mit einer Trägerstruktur für die Tragflächen im Rumpf unterzubringen und dann den Rumpf zu schließen. Anschließend folgen die Tragflächenunterseiten und verschiedene Ausrüstungen insbesondere an den Motoren und ihren Gondeln. Erst dann folgen die Tragflächenoberseiten mit weiteren Teilen für die Motorgondeln. Querruder, Seiten- und Höhenleitwerke sind getrennt zu montieren. Erst recht spät wird die Masse der Klarsichtteile montiert; das ist so gut überlegt. Problematisch ist aber, dass der Rumpf mit allen montierten und einigen vorne herausstehenden Cockpitteilen bis dahin vorne offen bleiben muss. Ich werde auf jeden Fall versuchen, die Montage der vorne herausstehenden Cockpitausstattung ab Baustufe 18 erst vor der Anbringung der klaren Bugverglasung und nach Fertigstellung des ganzen weiteren Zusammenbaus vorzunehmen. Dann kann man den Rumpf vorübergehend mit einem zurechtgeschnittenen Küchenschwamm staubdicht verschließen.

Der Zusammenbau ist allerdings insgesamt gut und nachvollziehbar erklärt, die Anleitung stellt den Modellbauer nicht vor Probleme. Das macht ebenfalls alles einen guten Eindruck und die Betrachtung der Teile und der Anleitung macht gleich Lust auf den Zusammenbau. Und dies ist ja bekanntlich das beste Zeichen!

Der Bausatz ist insgesamt als schon schwieriger und diffizil zu bewerten. Viele Teile, die genau platziert werden wollen, die große Glaskanzel aus verschiedenen Teilen, die zusammengeklebt werden müssen, die vielteiligen Motorgondeln. Das alles ist aber der angestrebten Detailqualität geschuldet. Und diese ist offensichtlich hervorragend. Wer sich diesen Bausatz vornimmt, sollte vielleicht schon mal vorher einen anderen kleineren Zweimot gebaut haben. Er bildet aber auch eine hervorragende Ausgangsbasis für ein sehr schönes Ergebnis. Insoweit für den etwas erfahreneren Modellbauer ein sehr empfehlenswertes Modell auf aktuellem Stand, das keinen Superspezialisten im Modellbau erfordert.

Erhältlich ist der Bausatz z. Bsp. bei Modellbau König.

Hermann Geers, Wietmarschen