Nachdem die Erstauflage des KaJaPa von 2008 bei Ebay mittlerweile zu echten Sammlerpreisen gehandelt wurde erfreut uns Revell dieses Jahr mit einer zweiten Auflage.
Vorbild
Um der Bedrohung von massiven Panzerverbänden des Warschauer Paktes während des kalten Krieges zu begegnen wurde in der Bundesrepublik Deutschland ab 1960 ein neuer Jagdpanzer entwickelt. Dieser war technisch gesehen eine direkte Weiterentwicklung des Jagdpanzer IV, wie man im optischen Vergleich auch direkt feststellen kann. Sowohl Henschel als auch Ruhrstahl entwickelten jeweils 12 Prototypen. Der auffälligste Unterschied waren 6 Laufrollen beim Modell von Henschel und 5 Laufrollen bei der Ausführung von Ruhrstahl. 1963 fiel dann nach einer eingehenden Truppenerprobung die Wahl auf den Entwurf von Ruhrstahl. Zwischen 1965 und 1967 fertigten dann die beiden Konzerne insgesamt 770 Fahrzeuge.
Für den Kanonenjagdpanzer war eine Besatzung von 4 Mann vorgesehen. Das Fahrzeug war mit einem MB 837 Vielstoffmotor ausgerüstet, der dem Panzer eine Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h ermöglichte. Die Reichweite betrug ca. 390 km. Neben einer 90-mm-Rheinmetall-Kanone L/40,4 mit 51 Schuss waren noch 2 MG 3 als Sekundärbewaffnung vorhanden. Eine MG als Flak MG und das andere im Bug des Panzers.
Ab 1983 wurden dann die Kanonenjagdpanzer aus dem aktiven Dienst abgezogen, da die 90mm Kanone gegen die potentiellen Gegner aus den Reihen des Warschauer Paktes nicht ausreichend gewesen wäre. Einige Fahrzeuge wurden dann noch zu Beobachtungspanzer oder Jagdpanzer Jaguar 2 umgebaut.
Neben Deutschland setzt nur noch Belgien den Kanonenjagdpanzer ein.
Ein sehr enger Verwandter ist der Raktenjagdpanzer 2 mit SS 11 Raketen, der auf dem gleichen Fahrgestellt entwickelt wurde, aber dies ist eine Geschichte für einen anderen Artikel …
Bausatz
Der Bausatz wird in dem typischen Faltkarton von Revell geliefert. Im Bausatz finden wir:
- 10 Gussäste in grauem Polystyrol
- 4 Stränge aus denen 2 Vinylketten erstellt werden
- 1 Stück Draht
- 1 Decalbogen
- Bauanleitung
Neben dem Kanonenjagdpanzer kann auch ein Beobachtungspanzer aus diesem Bausatz gebaut werden.
Gussast „A“
Am ersten Gussast finden wir die Seitenteile der Oberwanne sowie die Teile für die Kanonenblende und deren Verkleidung.
Den Faltenwurf der Verkleidung hat Revell recht gut getroffen.
Gussast „B“
Der Gussast „B“ besteht lediglich aus einem Bauteil – Der vorderen Oberwanne.
Sicherlich sind die Schweißnähte gut gemeint, wirken aber leider nicht wirklich realistisch. Hier empfiehlt es sich dann doch eher die Schweißnähte von Revell abzuschleifen und eigene mithilfe eines Flüssigklebers und eines Skalpells zu erstellen – Das wird auf jeden Fall filigraner.
Ärgerlich – Bereits die Erstauflage verfügte bei der Kommandantenkuppel nur über 6 Winkelspiegel, statt der 8 wie beim Original. Zum Glück hat Perfect Scale hier Ersatz geschaffen, den wir demnächst hier vorstellen werden.
Gussäste „C“ und „D“
Und weiter geht es mit Unterwanne und Motordeck.
Zugegeben – das Motordeck wirkt etwas wie ein Schweizer Käse, aber nach Montage von Lüftungsgittern, Werkzeug und Halterungen für die Nebelkerzen wird von den Bohrungen nichts mehr zu sehen sein.
Gussast „E“
Diverse Anbauteile wie Werkzeuge, Halterungen für die Nebelkerzen, Ersatzkettenglieder und Halterungen für die Eisgreifer finden sich am Gussast „E“.
Leider sind bei diesem Gussast an einigen Bauteilen wie z.B. Ersatzkettengliedern und Werkzeugen recht tiefe Sinkstellen zu finden. Die Details, z.B. an Eisgreifern oder Leitkreuz wirken teilweise recht grob.
Gussast „F“
Weitere Kleinteile sowie die Lüftungsgitter des Motordecks finden sich an Gussast „F“.
Auch hier wirken die Details relativ grob (siehe MG 3) und die Kanister wirken verzogen/eingedellt.
Gussast „G“
Schwingarme, Antriebsrollen und Umlenkrollen finden wir am Gussast „G“.
Im Großen und Ganzen macht dieser Gussast einen guten Eindruck. Lediglich an den Schwingarmen finden sich leichte Sinkstellen.
Gussast „H“
Sämtliche Laufrollen haben sich am Gussast „H“ versammelt.
An diesem Gussast gibt es keinerlei Grund zu Kritik.
Gussast „I“
Und weiter geht es mit diversen Kleinteilen wie Schaufeln, Schießscheinwerfer und 2 Typen Spiegeln. Ein Set Spiegel ist für den Kanonenjagdpanzer gedacht, das andere paar für den Beobachtungspanzer, der ebenfalls aus diesem Bausatz gebaut werden kann.
Leider war die Schießscheinwerfer in unserem Exemplar schon vom Gussast abgebrochen. Mit etwas Spachtelmasse und einem Schleifstick kriegt man das aber schnell wieder gerade gebogen.
Gussast „J“
Der letzte Gussast verfügt ebenfalls über diverse Kleinteile wie z.B. Scheinwerfer sowie die Luken für Kommandant und Ladeschütze als auch das zweiteilige Kanonenrohr.
Fehler sind an diesem Gussast keine zu finden und die Details gehen soweit in Ordnung. Schade : die Scheinwerfer sind nicht hohl gegossen und es liegen keine Glasflächen aus durchsichtigem Material bei. Hier hilft also nur Aufbohren und füllen mit Kristal Klear.
Ketten
Wie bei Revell leider üblich liegen dem Bausatz Vinylketten bei.
Bei der Kette fällt leider auf, dass die Führungszähne vollkommen falsch dargestellt sind und sich auf der Innenseite reichlich Auswerfermarker finden.
Draht
Zur Darstellung von Antennen war Revell so freundlich ein Stück Draht mit in die Box zu packen.
Decals
Der Decalbogen macht soweit einen schönen Eindruck. Bei der Deutschlandflagge aus den Nummernschilder ist ein leichter Versatz zu erkennen. Schönes Detail – Es gibt zwei „Dummy“ Nummernschilder, die mit beiliegenden Ziffern frei gestaltet werden kann.
Bauanleitung
Die Anleitung zeigt sich im Revell typischen Stil. Die einzelnen Schritte sind leicht verständlich und lassen keine Fragen offen. Farbangaben beziehen sich ausschließlich auf das Farbsystem von Revell. Immerhin ist nur eine Farbe selbst zu mischen und die dann auch recht einfach im Verhältnis 1:1.
An Markierungsvarianten hat der geneigte Modellbauer folgende Auswahlmöglichkeiten:
- Kanonenjagdpanzer PzJgKp 160, Schwarzenbeck, 1980/81(Bemalung in RAL 6014 und einem Ocker/Sandgelbton)
- Kanonenjagdpanzer 5./Panzergrenadierbataillon 353, Hammelburg, 1984 (Bemalung in RAL 6014)
- Kanonenjagdpanzer 2./Panzergrenadierbataillon 44, Göttingen, 1980 (Bemalung in RAL 6014)
- Beobachtungspanzer 6./Panzergrenadierbataillon 152, Schwarzenborn (Bemalung in NATO 3-Ton)
Fazit:
Bei dem Jagdpanzer Kanone handelt es sich um einen dieser Fälle bei dem uns ein Urteil wirklich schwer fällt. Auf der einen Seite freut es uns sehr, dass sich Revell dieses Themas angenommen hat – Vielen Dank dafür ! Auf der anderen Seite muss man aber sagen, dass Firmen wie Takom, Miniart oder AFV Club mittlerweile Bausätze auf den Markt bringen die sowohl in Sachen Detaillierung als auch Gussqualität in einer anderen Liga spielen, an der sich Revell wohl oder übel messen lassen muss. Auffälligkeiten wie die falsche Vinylkette, die Sinkstellen in diversen Teilen, die Kommandantenkuppel die 2 Winkelspiegel zu wenig hat, die übertriebenen/unschönen Schweißnähte sowie die teilweise recht grob geratenen Details verhindern da eher den Einzug in die „Champions League“. Dafür ist der Bausatz von Revell aber auch ca. 10-20€ günstiger als Bausätze von Herstellern der Oberklasse.
Auf jeden Fall hat Revell eine schöne Basis geschaffen die aus Sicht des Gelegenheitsbauer einfach und zügig zusammen zu bauen ist. Wem die Details des Bausatzes nicht ausreichen wird bei Perfect Scale einige Optimierungen oder auch Conversionsets finden. In den nächsten Tagen werden wir auch einige von diesen Sets hier vorstellen.
Zu empfehlen
Erhältlich im Online Shop von Modellbau König