Kit-Archäologie: California Classics 1957 Chevrolet BelAir „Street Fighter“ (#07306), Revell, 1:25

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich die Geschichte des 1956er Chevy bei einer Bausatzbesprechung angerissen. Dem alten Tri-Chevy-Fan (Bel Airs der Baujahre 1955/56/57) ist offenbar der 57er das liebste Kind – was sich an der Vielzahl der verschiedensten Ausführungen von Revell oder amt (um nur zwei zu nennen) und derer dutzenden Neuauflagen vermuten lässt …
Es ist nicht der Bel Air, der uns zuletzt 2014 von Revell als quasi „FullKit“ (#85-4306) oder recht aktuell 2019 als SnapKit (#85-1529) zum Basteln vorgelegt wurde. Die Geschichte des 1957er Chevy Bel Air bei Revell geht noch sehr viel weiter zurück, den möchte ich nur kurz näher betrachten, bevor ich mich dem mir vorliegenden Bausatz widme.

Der Ursprung hatte der 1957 Chevrolet schon im Jahr 1963 – mit zu öffnenden Türen und Heckklappe (!)
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Dem Karton zu entnehmen ist auch, dass die hinteren Seitenfenster beweglich sind. Ja ist es, das kann ich bestätigen ?, da ich diesen Bausatz schon mehrfach gebaut habe.

Danach folgten diverse Wiederauflagen in 1973 – 1975 – 1979 – 1983 in derselben Form.

Im Jahr 1985 war der Bausatz in einem „HotRod Three Chevy Classics“-Bundle (#7447) zu finden, welches den 57er, den 55er sowie den 54er Bel Air beinhaltete. Wohlgemerkt hatten nur der 55er und 57er die zu öffnenden Türen.

Den alten Haudegen zog Revell bis 1998(!) durch – obwohl schon seit zehn Jahren (also seit 1977) unter dem Label monogram der Bel Air in einfacherer Form vertrieben wurde. Und dieser wurde  letztendlich 2007 als Revell umgelabelt…eine verzwickte Geschichte.

Selbstverständlich gab es in der Bausatzgeschichte diverse Abwandlungen wie das FunnyCar oder Cabrio. Selbst mir bislang unbekannte Label wie Revell/Marusan oder Hasegawa/monogram waren in der Ahnengalerie zu finden.

Der Bel Air lässt sich in zwei Optionen bauen:
Die Stock- und eine Customversion.
Wer nun in der Stock Version wirklich eine „von der Stange“-Version bauen will, den muss
ich leider enttäuschen – es liegen nicht in jeder dieser Auflagen Standardzierkappen oder Felgen mehr bei. Das verwunderte selbst mich, als ich die Bauteile des mir vorliegenden Bausatzes anschaute. Heißt es nur, dass der Bausatz „neue“ Teile enthält ist dieser Chromspritzling mit den Stockfelgen offensichtlich ausgetauscht:
Revell-07306-57er-Chevy-Bel-Air-13 Kit-Archäologie: California Classics 1957 Chevrolet BelAir "Street Fighter" (#07306), Revell, 1:25Wer also die Stockversion unbedingt bauen muss, der kann zu beliebiger Wiederauflage greifen, auf deren Schachtelbild keine Flammen oder ähnliches abgebildet ist…da gab es dann wirklich nur den Ersten von 1963 und zwei weitere Bausätze zur Wahl: H-1371 von oder H-1389.

Da sich der Inhalt seit 1963 nicht allzu gravierend verändert hatte (abgesehen von den Felgen), schauen wir uns mal den Bausatz von 1979 (Kit H-7306) an.
Ich bin ein großer Fan der alten Kits – erst recht, wenn alle Türen auf Gehen. Das sie gebaut und nicht gesammelt werden ist zumindest bei mir klar.

Was erwartet uns also? Ein Blick in die Schachtel:
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Wir haben die Karosserie, 4 Spritzlinge in schwarz, ein Spritzling in Chrom, einer mit Klarteilen und die zweiteiligen Reifen. Dazu eine Bauanleitung und Decals.

Die Karosserie ist bei meinem vorliegenden Exemplar wirklich beeindruckend sauber, ohne Sinkstellen oder Gießgrate mit sehr glatter Oberfläche gespritzt:

Details sind gestochen scharf und die Oberflächen speziell bei den Bauteilen der Innenausstattung wissen zu gefallen. Das zieht sich durch die ganzen Spritzlinge:

Was ich bei dem 56er Chevrolet an der Motorhaube zeigte, erkennt man auch an dieser Haube:
Revell-07306-57er-Chevy-Bel-Air-8 Kit-Archäologie: California Classics 1957 Chevrolet BelAir "Street Fighter" (#07306), Revell, 1:25Die „Sinkstelle“ für den Ausschnitt in der Customvariante drücken so durch, dass hier offenbar etwas nachgespachtelt werden sollte.

Kurz überfliegen möchte ich noch die Glasteile:
Revell-07306-57er-Chevy-Bel-Air-17 Kit-Archäologie: California Classics 1957 Chevrolet BelAir "Street Fighter" (#07306), Revell, 1:25Sie sind zumindest schlierenfrei und in Anbetracht des Alters sehr gut.

Klassisch für die alten Bausätze sind die mehrteiligen Reifen:
Revell-07306-57er-Chevy-Bel-Air-15 Kit-Archäologie: California Classics 1957 Chevrolet BelAir "Street Fighter" (#07306), Revell, 1:25Hier können wir heutzutage froh über die Gummiausführungen sein, obwohl wie zu erkennen ist, sie früher mit schönen Reifenaufschriften geglänzt haben.

Wie sieht es aus mit den Chromteilen?
Revell-07306-57er-Chevy-Bel-Air-11 Kit-Archäologie: California Classics 1957 Chevrolet BelAir "Street Fighter" (#07306), Revell, 1:25Der Chrom ist sehr schön und aus meiner Sicht nicht zu übertrieben kitschig. Einzelne Zierleisten, Stoßstangen, Grill und andere Kleinteile. Auffällig sind die Chevrolet-Embleme als Einzelteil, bei dem man zur Verwendung mit Farbe der Karosserie nachbessern sollte. Heutzutage empfiehlt es sich da auf Ätzteile zurückzugreifen. Fischhäute und Grate sieht man hier jedoch viele.

Komme ich noch zuletzt zur Bauanleitung:

Etwas ungewöhnlich ist die Reihenfolge der Bauschritte. Heutzutage beginnen die Hersteller mit Motor, Fahrwerk etc – hier geht es schon zu Anfang mit dem Einsetzen der Türen (mit Innenverkleidungen) und des kompletten Armaturenbrettes in die Karosserie los. Selbst die Scheiben werden schon in diesem Zuge eingesetzt. Das ist ungewöhnlich. Die Karosserie wird komplettiert, bevor es an das Fahrwerk geht. Mit allem drum und dran. Nach Motor und Fahrwerk werden die ganzen Innenraumteile auf die Bodenplatte verklebt was heute oftmals durch Innenraumwannen bewerkstelligt wird.

Ein Augenmerk noch auf den Bauschritt 14 gelegt: hier werden die beweglichen, hinteren Seitenscheiben eingesetzt.

Ein nettes Extrablatt, was ich in sehr wenigen Bausätzen gefunden habe:
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Zuletzt noch Decals. Nicht mehr als nötig! Da es die „Street Fighter“-Version ist, darf man sich glücklich schätzen, wenigstens irgendwelche Decals – nämlich nur die der Flammen – aufbringen zu dürfen:
Revell-07306-57er-Chevy-Bel-Air-6 Kit-Archäologie: California Classics 1957 Chevrolet BelAir "Street Fighter" (#07306), Revell, 1:25Aufgrund des Alters sind die leider unbrauchbar.

Mein Fazit.

Wir sprechen hier von einem über 40 Jahre alten Bausatz, der zu dem Zeitpunkt dieser Wiederauflage bereits sechzehn weitere Jahre auf dem Buckel hatte!

Dass ich mir vorher im Klaren sein muss, welche Variante ich bauen mag und dass die Farbwahl innen wie außen vor der Montage erfolgt sein muss, sollte fast logisch sein.

Der Bausatz glänzt aus meiner Sicht deutlich durch alle offen darstellbaren Hauben und Türen. Wenn man es sorgfältig macht, ist das auch in der Tat beweglich.

Was mir noch erwähnenswert ist, ist die Detailfreude am Motor:
Revell-07306-57er-Chevy-Bel-Air-10 Kit-Archäologie: California Classics 1957 Chevrolet BelAir "Street Fighter" (#07306), Revell, 1:25Man sieht die Kurbelwelle und Ventiltrieb. Das Getriebe ist in Kupplungsglocke und Schaltgehäuse unterteilt. Das lässt noch viel mehr Spielraum und Möglichkeiten, wie man das Modell darstellen will:

Als Werkstattmodell mit teilweise demontiertem Motor, oder mit ausgebautem Motor, offener Kurbelwelle, demontiertem Getriebe, als Schrottwagen, oder, oder, oder. Deshalb liebe ich diese alten Bausätze.

Das er nichts für Anfänger ist, sollte aufgrund des Alters einleuchtend sein. Es bedarf viel Nacharbeit und Aufmerksamkeit, dass alle Teile sich bewegen und passen. Es bedarf etwas mehr Vorausplanung als bei den einfachen Bausätzen heutzutage. Und: bei den heutigen Möglichkeiten des Aftermarktes können die Schwachstellen wie Reifen und Felgen oder Embleme und Decals locker ausgemerzt werden.

Zuguterletzt möchte ich noch ein Paar aus meiner Sammlung mit auf den Weg geben:
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Dominik Weitzer, Modellbaustammtisch Recklinghausen