Messerschmitt Bf 109 D-1 in 1/48 von Modelsvit # 4806

Noch eine 109!
Ja, aber…
Wenn man bei deutschen Flugzeugen „Dora“ hört, denken die meisten wahrscheinlich an die langnasige Focke-Wulf 190. Aber vor E wie Emil kommen natürlich noch ein paar Buchstaben.

Es würde mich nicht wundern, wenn die 109 wahrscheinlich nach dem Tiger die meisten Bausätze überhaupt hat und das in sämtlichen Geschmacksrichtungen. Allerdings findet man eher selten Bausätze der frühen Baureihen von Anton bis Dora, sondern meist erst von der E aufwärts. Letztere kurz vor Kriegsbeginn eingeführt und in späteren Baureihen berühmt in der Luftschlacht um England geworden.

Ohne zu weit auszuholen deshalb ein kurzer Einblick in die Unterschiede:

Der größte Unterschied zu allen 109 ab Emil ist der Motor. Im Gegensatz zu diesen wurden A-D von einem Junker Jumo 210 Motor angetrieben, statt den Daimler-Benz Motoren DB 601 und DB 605 bei den späteren Modellen.

Dieser Jumo 210 wurde zeitgleich auch in der Junkers eigenen Ju 87 A geflogen, ehe diese auf den Jumo 211 wechselte.

Notiz am Rande: Ironischerweise finden Jumo und Bf 109 Jahre später, in der nach dem Krieg für die Tschechische Luftwaffe produzierten S-199, wieder zueinander.

Oft wird die Bf 109 D mit der C zusammen in eins genannt, da die Unterschiede zwischen beiden sehr marginal waren. Ursprünglich war die Dora für den Einbau eines Daimler-Benz DB 600 Motors vorgesehen worden. Da dieser aber nicht als verlässlich genug angesehen wurde, wurden die meisten Dora ebenfalls mit dem Jumo 210 gebaut.

Die Bewaffnung bestand aus vier 7.92mm MG 17. Zwei davon synchronisiert über dem Motor liegend und zwei in den Flügeln.

Aber kommen wir nun endlich zum Modell. Bevor 2019 Modelsvit uns mit gleich zwei Bausätzen dieser 109 Ära beglückte, hatte seit 1992 Hobby-Craft in all seinen Wiederauflagen ein Monopol. Classic Airframes brachte dann in den frühen 2000ern einen Resin und Plastikbausatz in Shortrun raus ehe 2017 AMG eine Reihe von verschiedenen Boxen herausbrachte, ehe diese auch von Dorawings vertrieben wurden.

Im stabilen Stülpkarton findet sich eine große Tüte mit kleineren Tüten und darunter (leicht eingeklemmt im Karton) die teilfarbige Bauanleitung:
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Auf vier übersichtlichen grauen Spritzlingen finden wir die Hauptteile der Maschine. Klassisch unterteilt in Rumpf-, Flügel- und Kleinteile. Ein Bogen für die Fahrwerksteile und die separat ausgeführten Klappen und Steuerflächen. Das freut schon mal sehr!

Zusätzlich befinden sich in einem kleinen Beutel Ätzteile für Dinge wie das Instrumentenbrett und Gurte, aber auch zwei kleine Papiere mit Masken, einer davon für die Cockpitverglasung.

Die Gravuren sind durchweg fein ausgeführt und die Details scharf.
Modelsvit-4806-Bf-109D-1-19 Messerschmitt Bf 109 D-1 in 1/48 von Modelsvit # 4806Ein Motor ist angedeutet, allerdings zu einem Maße, wo man sich fragen muss, ob das überhaupt einen Sinn hat.

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Nieten muss der geneigte Modellbauer selbst hämmern.

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Das Instrumentenbrett – hier muss auf das PE-Teil zurückgegriffen werden um Struktur zu haben, oder man nutzt ein Decal. Oder mit gutem Weichmacher kann man vielleicht beides kombinieren:
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Fahrwerksschacht: Leider hier gähnende Leere:
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Details an den Rädern sehen gut aus, man kann sogar „Metzler“ lesen. Allerdings sind diese in Hälften ausgeführt, aber das muss nichts heißen:
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Die Kleinteile sind auf den ersten Blick durchweg präzise ausgeführt, allerdings gibt es einiges, was man mit einem scharfen Skalpell noch entfernen sollte:

Die Klarteile sind nicht unbedingt kristallklar, aber dennoch nicht schlecht. Dargestellt werden kann die Kanzel offen oder geschlossen:
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Ein Highlight sind die beigegeben Masken. Es sind nicht nur Masken für die Kanzel dabei, sondern auch merkwürdig geschwungene. Erst beim Durchblättern der sehr abwechslungsreichen Farbvarianten merkt man: Diese sind für das Abkleben des Haifischmauls! Das ist sehr gut mitgedacht und ich hab mich schon gefragt, wie ich das bloß abkleben soll…
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Die Decals wirken sehr dünn auf dem Papier und sind scharf. Auch die Farben wirken deckend und stimmig. Gedruckt wurden diese bei Decograph:
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Damit können wir auch direkt zu den Decalvarianten kommen:

Sechs (!) sehr unterschiedliche Maschinen können mit den Decals erstellt werden und sind absolut keine RLM 75/75/76-grauen Mäuse.

Die bekannteste Option dürfte wahrscheinlich Werner Mölders D-1 aus dem spanischen Bürgerkrieg sein. In den Farben der Legion Condor und der mit Revolver bewaffneten Mickey-Mouse.

Außerdem können noch zwei eher gewöhnliche Maschinen in Hellblau und Dunkelgrünen Tönen dargestellt werden.

Für die Leute, die Farbtupfer haben möchten, denen wir mit einer ungarischen und einer Schweizer Maschine geholfen. Beide in sehr bunten Farben und sicherlich ein absoluter Hingucker auf Ausstellungen!

Last but not least – und mein persönliches Highlight – gibt es noch eine Maschine in RLM 70/71 Grün mit Haifischmaul.

Fazit:

Zugegebenermaßen fällt es mir etwas schwer hier ein Urteil zu fällen. Zwar wird sich noch zeigen müssen, wie die Passung ist, aber der Eindruck in der Box ist kein schlechter, aber auch keiner, der mich direkt abholt. Die Details sind nicht schlecht, die Gravuren scharf, aber für einen Preis um die 30 Euro muss man leider einen Vergleich zu Eduard ziehen. Diese haben in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass z.B. Nieten fast schon erwartet werden.

Auch wirken einige Stellen wie die Fahrwerksschächte sehr vereinfacht und alles in allem fehlt ein wenig die Finesse an ein paar Stellen.

Allerdings ist es ein begrüßenswertes Upgrade gegenüber dem HobbyCraft Bausatz.

Masken, PE-Teile und die tollen Decaloptionen machen den Bausatz für mich empfehlenswert. Vor allem für Leute, denen die Grauen-109er zu einheitlich sind, dem können diese Optionen freuen.

Aber es muss festgehalten werden: Ein wenig gewinnt dieser Bausatz aufgrund des Mangels an Konkurrenz.

Erhältlich zum Beispiel bei Modellbau König oder Dukmodell.com.

Oliver Krebs, Bremen