Nach deutschen und US-amerikanischen Zweimotbombern des WK II widmet sich ICM nun einer japanischen Maschine aus diesem Genre und Maßstab. Wieder einmal findet man dabei mit sehr gutem Gespür eine Marktlücke, denn in diesem Maßstab gibt es außer einem Uraltvacu schlicht kein Angebot für die Sally …
Die Ki-21 spielte als (Langstrecken-) Bomber der Heeresluftwaffe beginnend ab 1938 eine wichtige Rolle im Pazifikschauplatz, stand aber immer im Schatten der viel bekannteren Mitsubishi G4M „Betty“ als Marineflugzeug. Dies sicherlich auch, weil die Sally trotz einiger Verbesserungen rasch mit den aktuellen Entwicklungen nicht mehr so recht mithalten konnte. Abgelöst wurde sie jedoch erst 1944 durch die Mitsubishi Ki-67 „Hiryu“ bzw. „Peggy“.
Im wie immer bei ICM superstabilen Karton findet man zunächst die Bauanleitung mit dort innenliegendem Decalbogen und einen dicht gepackten Plastikbeutel mit den Spritzästen, in dem diese Äste sicher verpackt sind:
In diesem Beutel sind dann sieben graue Spritzäste und einer aus Klarmaterial:
Beginnen wir mit dem Ast A für insbesondere die beiden Rumpfhälften, die um die Bugspitze und die Heckkonstruktion ergänzt schon den gesamten Rumpf ergibt:
In den Rumpfteilen gibt es einige Öffnungen für die untere Bugverglasung und etliche Seitenfenster:
Innen befinden sich umfangreiche Details für die Nachbildung der Spantkonstruktion – sie werden für die Ausschnitte der Tragflächen noch anderweitig ergänzt – und Positionierungshilfen für die inneren Einbauten;
Die Außenseiten präsentieren in der Nahbetrachtung die bekannte hohe Qualität von ICM bei der Nachbildung der äußeren Rumpfdetails. Die Gravuren sind sauber ausgeführt und scharfkantig:
Neben den Rumpfhälften gibt es an diesem Ast noch die Teile für die Fahrwerkverkleidungen/Motorgondeln – mit etwas Innendetaillierung – und für Einbauteile – das scheinen Treibstofftanks zu sein :
Hier gibt es auch wieder ein ganz hervorragend reproduziertes dreidimensionales Instrumentenbrett:
Ast B liefert die Teile für eine Tragfläche und ebenfalls weitere Teile für den Innenausbau und die Wände für den Bombenschacht:
Auch hier haben wir wieder sauber detaillierte Oberflächen. Die Verstärkungsrippen sind hier ganz besonders gut gelungen:
Für Innenausbau gibt es die Bodenplatte für das Cockpit, Trennschotts für die verschiedenen Räume und die obere Abdeckung für den Bombenschacht, auf die die Bodenplatte für das Cockpit auf der oberen Seite zu montieren ist:
Die zweite Tragfläche bringt uns der Spritzast C mit weiteren Teilen:
Hier stellen wir mal nur die weiteren Teile für die oben angesprochenen Ergänzungen der Innenwände an den Tragflächenpositionen, die Querruder mit schöner Darstellung der Stoffbespannung, die offenen Bombenschachtklappen und die aus den Tragflächen herausstehenden Laschen zur Positionierung und stabilen Verklebung am Rumpf vor:
Mit dem Ast D beginnt die Versorgung mit kleineren Teilen:
Die Halterungen für die Motoren, die außen die Kühlerklappen darstellen haben ordentliche Positionierungshilfen an den inneren und den äußeren Ringen:
Weiterhin gibt es hier wieder Teile für einen Zusatztank im Innenrumpf (die daraus resultierende Brandgefahr dürfte den Besatzungen nicht gefallen haben) und schön gestaltete Treppen zur Überwindung verschiedener Bodenebenen im Rumpf:
Die hier zahlreich vorhandenen und überzeugenden Kleinstteile sehen wir und hier noch mal besonders an:
Die Abwehrbewaffnung ist ebenfalls recht gut dargestellt und dürfte bei entsprechender farblicher Behandlung die Einzelheiten erkennbar machen. Vorher ist hier jedoch etwas an vorhandenen Graten zu entfernen:
Der Ast E enthält überwiegend die Teile, die doppelt benötigt werden ist daher auch doppelt vorhanden:
Zunächst gibt es hier die Sterne für die Motoren und das Gehäuse davor mit den Stösselstangen. Wie bei ICM üblich, sind die Motoren damit ausreichend detailliert um einen guten Eindruck zu hinterlassen, da der Einblick durch den Propeller und die Motorhaube ohnehin nur eingeschränkt ist:
Die Hauptfahrwerkräder sind wieder halbiert und an den Felgen gut detailliert:
Für das Fahrwerk, die Munitionstrommeln, die Bombenbeladung mit Stabilisierungsstreben am Leitwerk gibt es sehr gut ausgeführte Einzelteile. Das ist eine wahre Lust, sie anzusehen:
Auch der Propeller kann sich mit schönen Einzelheiten an der Nabe sehen lassen:
Der letzte graue Spritzast ist der Ast K, der das komplette Heck enthält und wird vermutlich bei der Herausgabe anderer Varianten ausgetauscht:
Die Ausführung des Rumpfhecks nimmt die sehr gute Detaillierung der Oberflächen des vorderen Rumpfes auf:
Die Darstellung der Höhenleitwerke und des Seitenruders entspricht ebenfalls der sonstigen Qualität der Ausführung:
Kommen wir nun zu den Klarsichtteilen, die sich alle am Ast G befinden. In Anbetracht der großflächigen stark verstrebten Verglasungen und der Vielzahl von Fenstern im Rumpf ergeben sich hier durch das Vorbild ganz besonders hohe Anforderungen:
Diese Anforderungen sind durch die Spritzqualität vollständig erfüllt!! Saubere Ausführung auf hohem Standard, wohin man schaut:
Natürlich bestehen die Teile dann auch den „Münzentest“ für den Duchblick:
Der Decalbogen enthält überwiegend die großen Markierungen für die vier möglichen Lackierungs- und Markierungsmöglichkeiten. Daneben sind Decals für einige Instrumentenbretter vorhanden und einigen Aufschriften (die ich mangels Sprachkenntnissen nicht entziffern konnte). Die Ausführung der Drucke ist sauber und scharfkantig. Hier hat ICM mittlerweile eine Qualität erreicht und gehalten, die in der Spitze liegt:
Die Bauanleitung beginnt im klassischen ICM-Style wieder mit der historisch-technischen Einführung und den Farbhinweisen:
Es folgt die Übersicht über die Spritzäste:
Die Zusammenbauhinweise erstrecken sich über 93 Baustufen. Dies ist klarer Hinweis einmal auf die detailreiche Ausführung auch in kleinsten Details, aber auch für die modellbauerischen Anforderungen. Anfänger sollten sich erst mal ein anderes Objekt suchen.
Der klassische Beginn mit dem Cockpit ist nur ein kleiner Teil der umfangreichen Arbeiten zur Herstellung und Ausrüstung der beiden Rumpfhälften, die erst in der Baustufe 41 beendet ist. Im Rumpf gibt es den vorderen Raum für die Flugbesatzung. Darunter dann den Bombenschacht, dahinter die Zusatztanks, wiederum dahinter dann den abgetreppten hinteren Besatzungsraum:
In den weiteren Schritten ist dann zu entscheiden, ob der Bombenschacht offen oder geschlossen dargestellt werden soll. Folgend wird der hintere Abwehrstand mit einem Doppel-MG hergestellt, mit dem Rumpf nach oben geschlossen wird. Hier werden dann die Klarsichtteile für die Bugspitze (mit Abwehr-MG), die Abdeckung des Flugbesatzungsraums und auch das „Gewächshaus“ über dem oberen Abwehrstand angebracht. Hier dürfte es gut sein, diese Teile vorher schon maskiert zu haben. Die Montage der Höhenleitwerke vervollständigt dann den Zusammenbau des Rumpfes:
Nun geht es an die Konstruktion der Tragflächen, der Fahrwerke mit deren Verkleidungen. Motoren zusammen- und vorbauen, Propeller dran und dann ist man schon (oder doch endlich?) fertig:
In der Anleitung folgen dann die Hinweise für die Verwendung der Ausschneidevorlagen zum Abkleben der Klarsichtteile. Dieser Bausatz hat einen wahren Wust an „Fenstern“, die 130 Masken erfordern. Es ist jedem überlassen, ob man die selber zurechtschneiden mag. Ich für meinen Teil danke für den ICM-Service und werde mir einen sicherlich bald erscheinenden Maskensatz kaufen:
Die vier Lackierungs- und Markierungsalternativen folgen dann. Die ersten drei sind entsprechend ihrer frühen Einsatzzeit mit Grau über Alles gleich lackiert und unterscheiden sich demgemäß nur bei den Markierungen.
Nummer 1 hat dünne doppelte Streifen am Rumpfheck und auf der Spitze stehende rote Sterne, die wohl eine Markierung der 60. Sentai waren:
Bei der Nummer 2 ist es dann ein weißer Streifen am Rumpfheck und ein breiter roter Streifen am Seitenleitwerk. Wohl zur Unterscheidung und zur Ordnung innerhalb des fliegenden Verbands. Diese beiden Möglichkeiten sind für den Einsatz über China im Jahre 1940 ausgewiesen:
Die dritte graue Maschine – ausgewiesen als 1941 einer Flugschule angehörig – hat eine etwas aufwendigere Markierung am Seitenleitwerk und zwei rote Streifen am Rumpfheck:
Etwas bunter ist dann die Maschine Nummer 4 mit dichten grünen Flecken über der grauen Lackierung und gelben Tragflächenvorderkanten. Auch hier gibt es eine aufwendige Markierung am Seitenleitwerk. Sie ist der Stabsstaffel einer Fliegerbrigade im Jahr 1943 zugeordnet. Zu dieser Zeit war eine verbesserte Tarnung bestimmt angesagt:
Fazit:
ICM hat hier wieder einmal einen absoluten Volltreffer gelandet! Vorbildauswahl gut überlegt und Marktsituation genau beobachtet! Die spritztechnische Ausführung auf hohem Niveau.
Wir dürfen uns bestimmt schon in Bälde auf weitere Varianten freuen. Auch die After-Market-Hersteller werden sich auf die Betreuung der „Sally“ stürzen und allerhand für die modellbauerische Ausführung ergänzen, das ICM als Anbieter sehr hochwertiger Basisbausätze ganz bewusst außen vorlässt. Aus dem Bausatz entsteht so oder so eine entsprechend sehr hochwertig Nachbildung mit umfangreichster Inneneinrichtung eines Flugzeugs, das wohl kaum jemand bisher auf dem Tisch gehabt hat.
Die umfangreiche Innenausstattung, die Besonderheit des Originals, die bekannt gute ICM-Qualität und der angemessene Preis hierfür machen diesen Bausatz
„Ganz besonders Empfehlenswert“!!
Also: Nichts wie ran an die „Sally“.
Erhältlich bei Modellbau König.
Hermann Geers, Wietmarschen