Auch Heller bedient sich gelegentlich – allerdings in geringerem Umfang als Andere – am Formenfundus anderer Hersteller und bringt damit an den eigenen Klientenkreis durch neue Lackierungs- und Markierungsvarianten angepasste Bausätze heraus …
Hier handelt es sich um den ursprünglichen Bausatz von Roden, der die einzige Möglichkeit bietet, das Vorbild in 1:48 auf die langen und schlanken Beine zu stellen.
Dem engeren Klientenkreis von Heller entsprechend gibt es das Flugzeug einer französischen Fallschirmspringerschule in auffälliger bunter Lackierung. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, eine getarnte Maschine der Schweizer Luftwaffe herzustellen. Die Spritzäste befinden sich mit dem Decalbogen und der Anleitung in dem mittelstabilen, aber für die Bauphase modellbauerfreundlichen typischen Klappkarton. Alle Spritzäste sind in einem Klarsichtbeutel, auch der Klarsichtast liegt (damit leider gegen Kratzer nicht besonders gut geschützt) dazwischen:
Insgesamt sind es neun graue Spritzäste und ein Klarsichtast. Es handelt sich also um einen Grundbausatz, Resin- oder Ätzteile oder Masken sind nicht enthalten. Eine Übersicht über die Spritzäste ist in der Anleitung nicht enthalten, somit sind auch nicht benötigte Teile nicht gekennzeichnet:
Die Spritzform stammt aus dem Jahre 2010, man darf daher natürlich keine aktuelle Spitzenausführung erwarten. Der Spritzast A für die Tragflächen liefert eine gute Qualität mit schönen scharfkantigen Gravuren:
Es sind an den Oberschalen an den Hinterkanten einige Gussgrate vorhanden, die jedoch kein großes Problem darstellen und sich schnell entfernen lassen. Die Tragflächen werden im weiteren Bauverlauf zudem noch mit den Rudern an den Hinterkanten und umfangreichen Anlenkungen ergänzt. Hierfür sind saubere Platzierungs- und Klebehilfen vorhanden:
Spritzast B ist der umfangreichste und liefert die Rumpfhälften mit den separaten kleinen und großen Türen, allerhand für die Leitwerke und auch großen Teile für die innere Kabine und eine Platte für den Rumpfboden:
Auch hier gibt es gute Gravuren und allerhand Details auf den Oberflächen. Hier an den Rumpfhälften:
Und an den Höhenleitwerksteilen und den Rudern mit schön dargestellten Rippenstrukturen. Letzteres auch beim Seitenruder:
Die Türen und die Spante, Böden und Decken für die Innenkabine sowie die Platte für den Rumpfboden haben dezente Details:
An den Klebeseiten der Leitwerke und den Außenseiten der Kabinenböden wartet jedoch etwas an Nacharbeit, da hier an den Auswerfermarkierungen teilweise kräftige Kunststoffnasen zurückgeblieben sind. Aber auch das nichts Schwieriges und recht schnell erledigt. Also kein Grund für Aufregung:
Ast C wird dann erheblich kleinteiliger:
Hier gibt es dann die Endkappen der Tragflächen, die kleinen vorderen und die größeren hinteren Türen als Einzelteile, so dass man diese offen lassen kann, die ungewöhnlich langen Fahrwerkstreben und viele Kleinteile teilweise auch hier mit etwas Gussgrat:
Die Detaillierung zeigt sich hier auf mittlerem Standard (z. B. bei den Griffen an den Türen), gerade hier lässt sich das Alter und die Herkunft des Bausatzes nicht wegdiskutieren. Dies gilt auch wieder für die der „Schokoladenseite“ abgewandten Bereiche an denen Auswerfermarken und Zugreste reichlich vorhanden sind:
Spritzast D ist doppelt vorhanden:
Hier sind insbesondere die Landeklappen- und Querruderanlage für die Tragflächen mit deren Anlenkungen und etwas Gussgrat, die Rumpf-/Tragflächenstreben und die Fahrwerkstoßdämpfer, die Räder (ein Paar ist für eine andere Version) und jeweils ein Propellerblatt (sie sind für die dreiblättrige Schweizer Version in den Ästen munter verteilt) enthalten:
Ast D enthält insbesondere die zwei Hälften der Motorhaube mit dem Propeller für die dreiblättrige Version und die Trittbretter an den Fahrwerken:
Hier ist die Detaillierung insbesondere bei der Motorhaube wieder auf einem guten Standard, was an dieser Ansicht dankbar zur Kenntnis genommen werden kann, da das fertige Modell seine Nase munter in die Höhe recken wird:
Der Ast F ist wieder doppelt vorhanden und bringt überwiegend Kleinteile für die Innenausstattung und die beiden Luftauslässe an der Motorhaube:
Es sind hier viele sehr dünne Streben z. B. für den Zusammenbau von maximal vier Sitzen vorhanden die vernünftigerweise nur einen Anguss haben, um das Abschneiden vom Spritzast zu erleichtern. Bei mehreren Angüssen ist die Bruchgefahr hier deutlich höher. Auch hier ist leider an diesen empfindlichen Teilen viel Gussgrat vorhanden:
Der letzte graue Gussast ist der Ast M mit zwei Zusatztanks (die allerdings bei den enthaltenen beiden Varianten nicht zur Verwendung vorgesehen sind) und der Propellerhaube für den Vierblattpropeller. Die Teile 5 und 6 an diesem Ast werden offensichtlich nicht benötigt:
Die Propellerblätter haben wieder Gussgrat, die spitze und lange Haube ist an den Öffnungen zu den Blättern fein detailliert. Die Tanks zeige ich hier auch mal, falls man sie für andere in diesem Bausatz nicht vorgesehene Varianten verwenden möchte:
Der Klarsichtast liefert die Teile für umfangreiche Verglasungen:
Die Ausführung ist auf hohem Niveau und hat die nachlässige Verpackung gut überstanden. Die Teile sind sehr schön klar. An den Seitenfenstern sind teilweise auch Ausstellfenster feinstens dargestellt. Gerade für die Ausstellfenster könnte man einen Maskensatz ganz gut gebrauchen:
Der Decalbogen wird durch die blauen Quadrate für die französische Maschine dominiert. Ein Hersteller ist nicht genannt, der Bogen macht einen guten Eindruck. Die kleinsten Schriften sind jedoch nicht entzifferbar. Die Verwendung der Decals 35 und 36 wird in der Anleitung nicht beschrieben; diese sollen wohl für das Gurtzeug der Sitze Verwendung finden:
Die Bauanleitung bleibt dem bisherigen Stil von Heller treu.
Einleitend gibt es eine kurze Einführung in die Geschichte und Technik der Turbo-Porter in sechs Sprachen:
Die Anleitung bleibt fast ausschließlich schwarz-weiß, Farbhinweise gibt es nur aus dem eigenen Programm, für andere Hersteller muss man sie ableiten. Auch hier werden drei selbst zu erstellende Mischungen vorgeschlagen, die jedoch in zwei Fällen lediglich den Glanzgrad betreffen.
Ansonsten ist die Anleitung aber gut nachvollziehbar und führt auch ohne große Erfahrung sicher durch den Bau. Der Beginn des Baus ist in dem gelben Anleitungsheft jedoch etwas versteckt und startet mit den Hinweisen auf einige Bohrlöcher, die in den hinteren Rumpfteilen angebracht werden müssen und keine Markierungslöcher haben:
Dann geht es weiter mit der inneren Ausstattung. Die Fertigung einzelner Komponenten für das Fahrwerk, die Querruder und das Höhenleitwerk ist an dieser Stelle eingeschoben:
Dann wird der Rumpf geschlossen und mit dem Höhenleitwerk und dem Seitenruder vervollständigt. Hier beginnt auch der Zusammenbau der beiden Tragflächen mit vielen kleinen Details:
Mit dem Anbau der Tragflächen und der Vervollständigung der Rumpfunterseite mit dem Fahrwerk, den Tragflächenstreben, dem „Trittbrett“ zum Einstieg in den Transportraum und dem Spornradwerk ist schon fast alles geschafft:
Ganz zum Schluss wird noch die Motorhaube mit dem Propeller montiert. Auf dem Rumpf sind noch einige Antennen, Luftauslässe und Kennleuchten zu ergänzen und damit ist der Bau schon vollendet. Es ist kein sehr umfangreicher Bausatz. Spezialkenntnisse sind nicht erforderlich:
Die (nur) zwei Lackierungs- und Markierungsmöglichkeiten aus dem Bausatz stellen bloß einen ganz kleinen Ausschnitt aus den Möglichkeiten für dieses immer noch weltweit von Privatbesitzern oder auch kleinen Luftwaffen eingesetzten Flugzeugs dar. Flugzeuge von privaten Dienstleistern vor allem im Fallschirmsprungdienst oder in staatlichen Diensten außerhalb der Streitkräfte gab und gibt es in einer wahren Fülle von bunten Lackierungen. Militärluftwaffen verschiedenster Staaten hatten und haben sie ein- und mehrfarbig in grünen und grauen Farben im Einsatz. Hier darf man wohl von After-Market-Herstellern noch einige interessante Sets erwarten. Etwas Geduld bitte.
Die Version für die Schweizer Luftwaffe mit dem Dreiblattpropeller ist getarnt und hat außen an den Seiten zwei dezente Wappen und die Matrikelnummern. Daneben sind natürlich die Hoheitszeichen vorhanden:
Sehr viel farbenprächtiger ist die französische Fallschirmschulmaschine mit hellblauer Nase und den vielen gleichfarbigen Quadraten. Sie ist ein sehr schönes Beispiel für die bunten Ausführungen der Turbo-Porter:
Heller hat sich damit einen gut brauchbaren Bausatz für diese Kooperation ausgesucht, der in diesem Maßstab auch konkurrenzlos ist. Es handelt sich daher um eine sinnvolle Neuauflage, die darüber hinaus nach meiner Beobachtung auch noch günstiger ist als die vorherigen Ausgaben des Originalherstellers. Wer also ein außergewöhnliches Flugzeug „mit Ecken und Kanten“ in seine Sammlung aufnehmen möchte, ist mit diesem Bausatz gut beraten. Da ist es auch egal, ob in getarnter oder bunter Ausführung.
Erhältlich bei Modellbau Universe.
Hermann Geers, Wietmarschen