GasPatch aus Griechenland ist schon seit einigen Jahren auf dem Markt und bietet neben Ergänzungsteilen wie Radarantennen und Bewaffnungen auch komplette Bausätze der Henschel 123 und der hier vorliegenden Salmson in verschiedenen Varianten in 1:48 an. Höchste Zeit daher, sich nicht nur an dem Bausatz im Karton zu erfreuen, sondern ihn auch mal hier vorzustellen …
Das Original war im Verlauf des Ersten Weltkriegs recht spät mit dem Schwerpunkt als Fotoaufklärungsflugzeug sowie auch als (leichter) Bomber eingesetzt. Es wurde in deutlich über 3.000 Exemplaren hergestellt und in mehr als 20 französischen Staffeln eingesetzt. Viele gingen auch an die amerikanischen Staffeln sowohl bei den Freiwilligenverbänden als auch später in den offiziellen Einheiten.
Im stabilen Karton finden sich die sauber und sicher einzeln verpackten Spritzgussäste, ein Decalbogen und die Bauanleitungen. Bei den meisten anderen Herstellern wäre jetzt Schluss. Hier kommen dann noch zwei Ätzplatinen, Abklebemasken für die Räder und eine Azetatfolie für den Windschutz dazu. Da wären wir schon bei einer besonderen Ausstattungsebene der Hersteller, die so etwas anbieten. Bei GasPatch kommt nun noch eine komplette Bauhelling dazu! Das ist dann also eine sehr komplette Ausstattung:
Die Spritzlinge sind aus bräunlich-gelbem Kunststoff hergestellt. Das gibt die Details beim Betrachten und Fotografieren nicht so schön wieder. Spritzast A enthält die Teile für die Tragflächen:
Hier, wie auch an allen anderen Einzelteilen, sind die Beplankungen an den Verbindungsstellen sehr fein wiedergegeben. Für die Befestigung der Stiele sind klare Markierungen in Form von Löchern sowohl an der Ober- wie auch an der Unterseite vorhanden. Hier die durchgehende obere Tragfläche:
Die beiden unteren Tragflächenteile sind ebenfalls in bester Qualität, auch was die Rippenstruktur angeht:
Die Querruder und die Stiele zeigen ebenso feine Einzelheiten z. B. die Aufhängungen, die Bohrungen und auch die Verstärkungen:
Ast B ist für die großen Rumpfteile und die Heckleitwerke. Hier ist eine der Rumpfhälften natürlich überzählig, in diesem Falle die mit der kleineren Beule:
Die Rumpfteile haben sehr gelungene Darstellungen der Bespannung, der Kühlöffnungen, der Beschläge und im Innenraum. Lediglich ganz hinten müssen ggf. noch jeweils zwei Löcher für die Durchführung der Steuerseile gebohrt werden:
Für den Rumpf ist in gleicher Qualität einmal das hintere Rückenteil und davor die Abdeckung für das Pilotencockpit vorhanden. Darunter liegt noch ein Rahmen, an dem viele Ausrüstungsgegenstände wie die große Kamera angebracht werden:
Schließlich haben wir hier noch das Höhenleitwerk (mit hier etwas kräftigen Angüssen), das Seitenleitwerk mit der vorderen Motorverkleidung und die Kühlöffnungen unten am Motor, die noch durch Ätzteile ergänzt werden können:
Besonders ansprechend ist die gut sichtbare Kühlerfront:
Ast C ist in fünf verschiedene Teiläste aufgeteilt, die jeweils einen Schwerpunkt haben und je nach Version beigefügt sind:
Zunächst geht es um alle Teile für den Motor:
Der Stern mit allen seinen Anbauteilen, die Rückseite des Frontkühlers und die Motorhalterung sind sehr schön ausgeführt. Die kleinsten Teile sind die Kipphebel, die jeweils zu zweit auf jedem Zylinderkopf anzukleben sind und die Abgaszuführungen zum Sammelring. Sie sind äußerst filigran. Der Motor wird noch mit Ätzteilen vervollständigt und ist dann herstellerseitig nicht mehr verbesserungsfähig. Eine absolute Spitzenausführung haben wir hier!
Der Teilast Ca widmet sich der Drehringlafette und ihrer alternativen „Bewaffnung“ mit einer Kamera. Diese wird noch mit Ätzteilen verfeinert und ist dann mit Haltestange, Auslöser und ihrer Visiereinrichtung eine Spitzendetail mehr in diesem Bausatz:
Ast Cb enthält eine ganze Auswahl an MG´s:
Auch hier ist die Realisierung für Spritzguss in 1:48 überragend. Man sehe sich mal die Oberseite die Munitionstrommeln an!
Für das Fahrwerk haben wir dann den Ast Cd:
Die Fahrwerkstreben sind gut gelungen und machen einen ausreichend kräftigen Eindruck, um die weiteren Anbauteile stabil befestigen zu können und das Flugzeug gut und schön in der Waage zu tragen. Auf jeden Fall ist es keine wackelige Konstruktion. Die Räder sind in zwei Alternativen vorhanden. Hier sind sogar verschiedene Herstelleraufschriften an den Außenseiten vorhanden:
Spritzast D ist neben Teilen für den Rumpf- bzw. Cockpitboden, den Tank und zwei größere Kameras angefüllt mit Kleinteilen. Letzteres sind insbesondere verschiedenste Spanten und Ausrüstungen für den inneren Rumpf:
Die Detailierung des Bodens ist innen und insbesondere außen auch hier wieder spitzenmäßig:
Von den Kameras sieht man nach dem Einbau leider nicht mehr viel, das ist richtig schade:
Für das Cockpit liegen ebenfalls feine Teile vor, die ggf. noch durch Ätzteile ergänzt oder ersetzt werden können:
Die Spante und die weiteren Kleinteile sind ebenfalls auf hohem Niveau:
Ein besonderes Highlight ist für mich die winzige Morsetaste, die im Innenraum auch noch ihren Platz finden soll. Dies zeigt deutlich auf, mit welcher Akribie bei der Realisierung des Bausatzes gearbeitet wurde:
Die Klarsichtteile sind der Teilast Ce. Es sind nur wenige und kleine sehr schön klare Teile. Insbesondere für die Windschutzverglasungen, für den Fall, dass man die Ätzteilrahmen mit den Azetatfilmen nicht nutzen möchte, oder sie verhunzt hat. Hier wird sehr schön auf die verschiedenen Fähigkeiten der Modellbauer Rücksicht genommen!! Klarteile für die Okulare der Kameras sind ebenso vorhanden wie ein Schauglas für die Spritleitung am Instrumentenbrett! Auch wieder eine Maß an Detaillierung, das man höchst selten findet:
Der Decalbogen ist sehr sauber gedruckt, ein Hersteller ist nicht genannt. In der Bauanleitung ist der Hinweis gegeben, dass die Decals nur 4 bis 5 Sekunden ins Wasser getaucht werden sollen. Daran sollte man sich daher auf jeden Fall halten. Für die Sphinx mit den Nummern 8 und 8a ist ein Korrekturblatt vorhanden, damit diese richtig in Gold erstrahlt. Die Decals für die Trikoloren der Seitenruder müssen aus rechteckigen Vorlagen zurechtgetrimmt werden, das ist schon zu machen. Ein wenig problematischer erscheint mir allerdings die Farbe des Blaus für diese Trikoloren bzw. die Kokarden. Sie gehen schon sehr ins Graublau, aber vielleicht gibt sich das noch durch den Kontrast mit den Tarnfarben:
Für die Räder ist ein kleiner Maskenbogen vorhanden, der die Lackierung vereinfacht:
Die erste Ätzteilplatine ist für den Motor vorgesehen. Sie enthält eine feine Motorhalterung, Zündkabel und die Ventilsteuerungsstangen.
Die zweite Platine ist erheblich umfangreicher, hier gibt es allerhand für die Motorbedienungshebel, eine Haspel für eine Schleppantenne, Munitionsracks, Gurte und Visiere, Kühleröffnungen und als Highlight aus meiner Sicht die bogenförmigen gezahnten und gelochten Anstellwinkelhalterungen der MG- oder Kameralafette. Auch hier haben wir es wieder mit einer allerfeinsten Realisierung zu tun:
Der Azetatfilm für die Windschutzverglasungen hat da schon geringere Anforderungen an die Realisierung:
Eine weitere sehr seltene und daher umso höher zu bewertende Zugabe in diesem Bausatz ist die Bauhelling. Hierfür gibt es zunächst eine Platzierungsschablone, die man zweckmäßigerweise zunächst auf einen etwas dickeren Karton klebt, um eine stabile Grundlage zu erhalten. Zum Glück gibt es ja Hersteller, die uns mit ihren stabilen Kartons dazu die Voraussetzung liefern:
Die Einzelteile für die Helling müssen dann aus einem vorgestanzten Wellpapierbogen gelöst, zusammengeklebt und wiederum auf die entsprechenden Stellen der Platzierungsschablone aufgeklebt werden. Das ergibt dann eine sehe stabile Konstruktion. Wichtig ist, die Querruder bis dahin noch nicht anzubringen:
Die Bauanleitung ist mit farbigen Darstellungen in den einzelnen Schritten sehr modellbauerfreundlich gestaltet. Die aktuell behandelten Teile sind immer in hellblau dargestellt. Die tatsächliche Farbgebung ist immer wieder in einzelnen Darstellungen für ganze Baugruppen zum Anfang der jeweiligen Beschreibung sehr schön dargestellt. Es sind auch häufig vergrößerte Details wiedergegeben.
Einleitend gibt es allerdings erst mal einen historisch-technischen Überblick und die Auflistung des Bausatzinhalts. Hier gibt es auch eine farbige Darstellung der benötigten Farben, allerdings ohne Hinweise auf irgendwelche Farbsysteme. Mit den Angaben lässt sich der Bau allerdings sicherlich realisieren:
Die eigentlich Bauanleitung beginnt mit den hinteren Teilen des Innenrumpfes und der kompletten Ausstattung dort. Schon hier muss die Entscheidung getroffen werden, ob das Modell mit offenem Motor dargestellt werden soll. Dann müssen die Abdeckungen vom Vorderrumpf abgeschnitten werden. Das ist gut beschrieben. Man könnte eigentlich auch damit beginnen, zunächst der Motor fertigzustellen; wenn es klappt, kann der Motor offen bleiben, wenn nicht (das liegt dann am Modellbauer, nicht am Bausatz) bleibt der Motorbereich eben zu:
Hier gibt es zum Ende schon die Farbdarstellung für den Bereich des Pilotensitzes, die dann in den weiteren Schritten beschrieben wird. Besonders modellbauerfreundlich ist hier die Anbringung der vier Stiele aus dem Cockpit zur oberen Tragfläche. Diese bilden dann die sehr stabilen Ankerplatzierungen für die obere Tragfläche.
Es folgt dann die Beschreibung der Montage der Halterung für Munitionstrommeln. Die Halterung muss im Wesentlichen aus fein gelochten Ätzteilen hergestellt werden:
Weiter geht es mit den Hinweisen für den Ein- und Zusammenbau der Kamerastation für eine der alternativen fest eingebauten Kameras am Montagerahmen, an dem auch der untere Ring der Lafette vorhanden ist:
Die Gestaltung des Cockpits bildet erst jetzt die nächsten Schritte. Auch hier besteht die Auswahl, ob und in welchem Umfang Verfeinerungen durch Ätzteile gemacht werden sollen. Die Motorbedieneinheiten bestehen bei Verwendung aller Ätzteile aus sieben bzw. drei Bestandteilen und sind dann in ihrer Detaillierung nicht mehr zu übertreffen. Hier wird im letzten Schritt dann der Rumpf verschlossen:
Mit der Ergänzung von einigen Kleinteilen geht es dann weiter, bevor die untere Tragfläche mit den großen Stielen angeklebt wird und das Modell auf die Helling kommt:
Die Montage der oberen Tragfläche, der Querruder, des optionalen Bug-MGs (an späterer Stelle noch mal genauer beschrieben), des Propellers und der Tragflächenverspannung folgen. Die Tragflächenverspannung und die Steuerkabel für die Querruder sind hier durch verschiedene Farben markiert:
Etwas einfacher wird es dann wieder beim Fahrwerk (mit Bremsen?) bei dem es insgesamt vier Versionen bezüglich der Räder gibt, der Öffnung am unteren Rumpf und dem Leitwerk. Auch hier sind die Hinweise zur Verspannung und den Steuerdrähten gleich an Ort und Stelle:
Eine ganze Seite der Anleitung widmet sich dann der Ringlafette mit der sehr feinen Ausgestaltung mit den bereits oben angesprochenen Ätzteilen. Bei dem nun schon bekannten Maß an Diversität gibt es – natürlich – zwei verschiedene Möglichkeiten für Doppel-MGs bzw. die Ausstattung mit einer Kamera. Schon wieder muss man sagen: Einfach große Klasse!!
Die nächsten beiden Seiten widmen sich dann dem Zusammenbau des Motors mit der hinteren Kühleransicht und dessen Montage am schon ganz am Anfang des Baus gekürzten Rumpf. Hier wird dann auch noch mal das Bug-MG beschrieben. An dieser Stelle gibt es auch noch detaillierte Angaben zur Lackierung des Motors:
Am Ende finden sich noch Hinweise zum Verlauf der Steuerkabel für Seiten- und Höhenruder auch innerhalb des Rumpfes, falls einer der Superspezialisten auch diese noch nachbilden möchte. Weiterhin ein Foto von Originalen und Schneidvorlagen für die Decals, die zugeschnitten werden sollen/müssen:
Für die Lackierung und Markierung bietet der Bausatz vier Alternativen, für die jeweils Vier-Seiten-Ansichten vorhanden sind. Zwei US und eine französische Version haben den gleichen Grundanstrich und auch jeweils die Trikolore am Heck. Schließlich gibt es noch eine etwas schlichte polnische Maschine mit blauer Unterseite und grünem Rumpf und Oberseiten:
Die französische Version hat einen vielfarbigen Anstrich mit beigen Unterseiten. An den Rumpfseiten ist das Staffelabzeichen, eine – etwas schlecht erkennbare – Möwe abgebildet. Diese Symbol ist zu allen Zeiten bei den französischen Luftstreitkräften sehr beliebt gewesen und bis heute geblieben. Hier gibt es eine umfangreiche Darstellung zu der Staffel im Ersten Weltkrieg in französischer Sprache mit schönen Fotos der Salmson, ihrer Besatzungen und auch der Aufklärungsergebnisse:
Die beiden amerikanischen Flugzeuge tragen, wie schon geschrieben, den gleichen Tarnanstrich wie die französische Salmson, haben jedoch die anderen Kokarden des US-Army Air Service und auffälligere individuelle Markierungen. Einmal gibt es für die 1 Aero-Squadron eine große Stars and Stripes-Fahne und die individuelle Nummer, sowie einen weiß-rot-weißen Streifen auf und unter den Tragflächen. Weiterhin sind die Motorabdeckungen in weißer Farbe gehalten. Zur Geschichte dieser Staffel gibt es hier weitere Informationen; sie ist immer noch als Erste Aufklärungsstaffel (auch mit Global-Hawk-Drohnen) aktiv:
Das Flugzeug der 104 Aero-Squadron trägt die korrigierte Sphinx an den Rumpfseiten und zeigt den weiß-rot-weißen Streifen am Hinterrumpf. Zur Staffel gibt es hier Informationen zur Zeit im Ersten Weltkrieg, sie ist heute die 13 Bomberstaffel und fliegt B-2:
Es ist also eine sehr schöne und auch für die Geschichte der Salmson umfassende Auswahl, die den absoluten Spitzenbausatz komplett macht.
Die folgende Zusammenfassung ist angebracht:
Eine tolle Vorbildauswahl mal abseits der üblichen Fokkers, Albatros, Spad, SE-5 usw. und eine ganz hervorragende vollständige Umsetzung bis in allerfeinste kleine Details. Hier braucht man nichts hinzukaufen, um ein perfektes Modell auf den Tisch zu stellen. Natürlich ist es ein sehr anspruchsvoller Bausatz, der zusätzlich bei der Verspannung schon etwas Erfahrung verlangt. Dies gilt erst recht, wenn man die Verspannung noch mit realistischen Spannschlössern darstellen möchte, die man dann allerdings doch hinzukaufen müsste. Nicht so ambitionierte Modellbauer können das Modell jedoch auch ohne oder mit vereinfachter Verspannung herstellen und den offenen Motor auch weglassen. Es bleibt bestimmt auch so ein sehr sehenswertes Ergebnis.
Ein Bausatz der viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte, als er bisher erhalten hat. Er braucht sich vor fernöstlichen oder tschechischen Produkten auf keinen Fall zu verstecken. Ganz im Gegenteil spielt er weit vorne in der Top-Liga mit und die Ansammlung von Superlativen in dieser Vorstellung hat auch im Rückblick schon ihre Berechtigung. Deswegen ist er auch außerordentlich empfehlenswert.
Erhältlich ist er im online-shop von Modellbau König.
Hermann Geers, Wietmarschen