Wenn der Postmann zwei mal klingelt. Dieser konnte nicht wissen was sich im großen Paket befand. Ich kläre euch aber auf …
Es handelt sich um das niegel-nagel-neue Sturmgeschütz III Ausf. G in … (Achtung! Jetzt kommt´s!) … 1/16 aus dem Hause Heller.
Was gibt es zu den Originalen zu sagen? Warum hat die Wehrmacht eine solche Art von Panzern entworfen, gebaut und schlussendlich auch eingesetzt?
Gedacht und als erstes eingesetzt wurden dieses Fahrzeuge in der Artillerie. Sie waren der normalen Panzertruppe nicht unterstellt sondern es waren gesonderten Einheiten. Die Besatzungen hatten auch einen Totenkopf als Emblem auf ihren Uniformen. Dadurch hatten die Besatzungen bei Gefangennahme vielfach ein folgendes Problem: Es gab Verwechselungen mit den SS-Einheiten, diese hatten ja auch einen markanten Totenkopf als Emblem. Beide Totenköpfe unterschieden sich aber. Durch diesen Umstand haben viele Besatzungen der Sturmgeschütze nach dem Kampf in Gefangenschaft noch ihr Leben verloren.
In den späteren Kriegsjahren wurden eigene Einheiten mit Sturmgeschützen in den Panzerverbänden integriert.
Durch die Bauweise (sprich Aufbau) dieser Kettenfahrzeuge gibt es einige Vorteile dem normalen Panzern gegenüber. Durch die simple Bauweise war so ein Fahrzeug schneller und dadurch auch billiger zu produzieren.
Durch weniger verbaute Technik waren diese Fahrzeuge weniger anfällig und auch schneller zu reparieren. Auch konnten beschädigte Panzer, bei denen nur noch das Fahrgestell mit Wanne verwendbar waren, noch zu einem Sturmgeschütz umgebaut werden. Auch war die geringere Bauhöhe solcher Fahrzeuge nicht zu verachten. Tarnung und Deckung wurden dadurch erleichtert.
Es gab aber auch mindestens einen entscheidenden Nachteil: Die Kanone konnte nur geringfügig nach links und recht justiert werden. Bei größeren Justierungen musste das ganze Fahrzeug in die passende Richtung versetzt werden. Bei einer Beschädigung von Motor, Kette oder Fahrwerk konnten diese Richtungsänderungen nicht durchgeführt werden. So wurde dann das Sturmgeschütz für den Feind schnelle Beute. Zerstörung mit Tod oder Gefangenschaft waren dann vorprogrammiert.
Nachdem wir nur kurz auf die Originale eingegangen sind, machen wir mit dem Modell in 1/16 weiter.
Das Sturmgeschütz liegt nun hier auf dem Besprechungstisch und macht sich bereit für sein Fotoshooting – oder sollte man schreiben „BREIT“? Denn was da im Riesenkarton drin ist, hat schon gewaltige Ausmaße!
Eine Tatsache vorweg: Ich bin nicht der Wehrmachtsexperte, schaue aber gerne über meinen Tellerrand und widme mich auch Modellen, die mich sehr ansprechen. Aus dieser Sicht betrachte ich auch nun dieses Review. Also erwartet jetzt bitte nicht detaillierte Fehlersuchen! Mir geht es darum, schlicht und einfach den Kit vorzustellen – abschließende Urteile mögen sich dann die Experten erlauben …
Fangen wir einfach mal an und öffnen gemeinsam den riesigen und schön gestalteten Heller Karton:
Wir finden darin:
– 43 Spritzlinge
– einen transparenten Spritzling
– 190 einzelne Kettenglieder
– ein Wannenunterteil
– zwei Teile für den Aufbau (Wannenoberteile)
– zwei Spritzlinge mit Teilen für die Seitenschürzen
– eine Metallplatine
– ein Stück Metallschnur
– ein gedrehtes Kanonerohr aus Aluminium
– zwei Spritzlinge mit Hülsen für die Räder
– einen Decalbogen
– eine Bauanleitung
Die Teileanzahl ist mit 1300 +X angegeben. Nachgezählt habe ich sie aber nicht.
Die Firma Heller ist ja schon seit Jahrzehnten ein Urgestein in Sachen Plastikmodellbau. Die etwas älteren Modellbauern unter uns hatten bestimmt schon mindestens ein Produkt dieser Firma auf ihrem Basteltisch und wissen, wovon ich rede. Seit dem sich vor einiger Zeit die Besitzverhältnisse in Sachen Heller geändert haben, weht ein neuer und frischer Wind durch die französischen Produktionshallen. Neue Besen kehren gut.
Das fängt schon bei der Gestaltung des Bausatzkartons an. Seit geraumer Zeit besinnt man sich wieder auf alte Tugenden. Die Farbe GELB ist nun (wieder) das Erkennungsmerkmal der Firma Heller. Mich spricht diese Tatsache an, nicht nur das gelb eine leuchtende Farbe ist und somit die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Dieser Gedanke wurde bestimmt bei den dazu gehörenden MEETINGS nicht außer Acht gelassen.
Das gleiche GELB findet sich auch in der Bauanleitung wieder:
Eine amerikanische Koffein-Brause hat sich ja Rot als Markenfarbe ausgewählt – Heller nun das Gelb. Wiedererkennungsgarantie inklusive!
Clever gemacht Heller!
Klaren Strukturen finden wir auf den vorbildlichen gestalteten Seiten der Anleitung wieder. Auf 32 Seiten und in einzelnen übersichtlichen Arbeitsschritten in gleicher Zahl wird der Modellbauer zum Ziel geführt:
Aus sechs verschieden Versionen samt unterschiedlichen Tarnschemen kann der Modellbauer wählen:
Auf diese werden einzeln in Farbe in der Bauanleitung eingegangen:
Die passenden Farben sollte man während den einzelnen Bauphasen aber zur Hand haben. Hier geht die Firma Heller auch auf Fremdanbieter ein. Diese Tatsache finde ich sehr löblich:
Die größte Teileanzahl verschlingen aber die Ketten:
Hier sollte der Modellbauer Geduld mitbringen. Hier sind doch so einige Angüsse zu entfernen und zu versäubern.
Hier merkt auch ein Anfänger, dass man hier keinen Kit für “so zwischendurch mal zu bauen” auf seinen Basteltisch liegen hat. Damit die Ketten nach der Fertigstellung beweglich bleiben, ist nicht nur bei diesen Arbeitsschritten sorgfältiges Arbeiten erforderlich.
Damit der Panzer in den Schlachten sich verteidigen oder angreifen konnte benötigte dieser eine große Waffe. Unser Modell hat sogar zwei von dieser Sorte zur Auswahl im Karton. Ein Kanonenrohr aus Plastik …
… und eine Metallrohr, genauer gesagt ein gedrehtes Rohr aus Aluminium. Meine Wahl ist schon getroffen. Ich werde das schwerere Kanonenrohr verwenden:
Die Wanne besteht aus drei verschiedenen großen Teilen. Die Unterwanne, dem Heckteil samt Motorabdeckungen und der Abdeckung für den gesamten Kampfraum.
An allen drei Teilen sind Schweißnähte integriert und werden durch weitere Anbauteile ergänzt sprich vervollständigt:
Die Wehrmachtexperten können über die Vollständigkeit aller Teile ein besseres Urteil fällen. Mir, der im zivilen Bereich mehr zu Hause ist, bringt mir das Gebotene ein Strahlen auf meine Wangen.
Die Strukturen auf den lang gezogenen seitlichen Schutzblechen ist sehr gut wieder gegeben:
Dazu trägt auch das Erscheinungsbild der metallischen Abschleppseile bei:
Durch geschickt eingesetzten Farben wird der Modellbauer mit Sicherheit ein tolles Endergebnis erzielen können.
Die seitlichen Schürzen sind nicht zu dick ausgeführt. Somit können mögliche gewollte Beschädigungen einfacher am Modell ausgearbeitet werden:
Wer mag kann aber auch beim Bau auf die Schürzen ganz verzichten. Jeder so wie er es mag und oder welche Version er Schluss endlich bauen möchte.
Beim Verzicht auf diese Schürzen wird auch nicht die Sicht auf das gut wieder gegeben Fahrwerk gestört:
Drehstabfederung – auch in 1:16 vorhanden:
Das DURCHHÄNGEN der Ketten spreche ich hier einmal stellvertretend an. Dem Modellbauer wird auch die Tatsache erfreuen, dass die Gummiposter an den Laufrollen gesondert ausgeführt sind:
Diese müssen erst nach den Lackduschen montiert werden. Hier wurde mitgedacht.
Ich sage schon mal DANKE.
Für die stressfreie Montage der Laufrollen an der Wanne sind Polycaps vorhanden:
Auch der Rest der Bausatzteile macht einen absolut tollen Eindruck:
Klarsichteile am Panzer??? Ja, auch ein Panzer hat solche Teile verbaut. Deshalb hat auch die Firma Heller daran gedacht. Die nun in dem Karton verpackt wurden machen den Namen KLARSICHTEILE alle Ehre:
Auch hier habe ich nichts zu meckern. Ich als Automodellbauer habe da wahrlich schon andere Schandtaten gesehen.
Die Größe der Metallplatine samt dessen Metallteilen an sich sind schon dem großem Maßstab 1/16 geschuldet. So sind diese auch nicht so filigran und auch für die Modellbauer, die bei der Verwendung solcher kleinen metallischen Bausatzteile NICHT in Jubelschreie ausarten, so wie ich es bin, verwendbar:
Beim Decalbogen bin ich noch etwas hin und her gerissen. Gegen die Qualität ist nichts zu sagen. Bei den Decals aus diesem Hause, die ich schon verbaut habe, konnte ich noch nie etwas Negatives sagen. Ich finde die Teileanzahl etwas dürftig: Ich vermisse Symbole der verschiedenen Einheiten. Oder gab es diese an den Originalen auch nicht??
Das kann ich mir aber nicht vorstellen.
Komme ich zu meinem Fazit:
Durch die hohe Teileanzahl von über 1300 Teilen bei unseren Sturmgeschütz würde ich einem Anfänger nur den Kauf dieses Kits aber noch nicht dessen Bau empfehlen. Der Anfänger sollte sich lieber mit einfacheren Bausätzen unserem Hobby NÄHERN. Sich diesen Kit aber schon einmal in sein Lager zu legen, dagegen spricht ja nichts. Man könnte schon behaupten es macht sogar Sinn. Die Preise werden mit den Jahren ja steigen und in den langen Winterabende hat man was zum Stöbern.
Ich finde den Guss sehr gut. Gussgrate gibt es fast nicht zu finden. Hier haben alle Mitarbeiter dazu beigetragen damit ein vernünftiges Produkt bei den Käufer im Lager sowie auf den Arbeitstischen landet. Selbstverständlich kann man nie eine 100% Zufriedenheit erzielen. Perfekt gibt es nicht.
Der größte Schwachpunkt dieses Kits ist das fehlen der Inneneinrichtung. Früher hatte nie ein solches Modell eine Inneneinrichtung. Heute sieht das aber oft anders aus. Hier bieten Mitbewerber Modelle mit kompletten Inneneinrichtungen an. Das ist wirklich schön. Seien wir aber auch einmal ehrlich: Manchmal ist auch weniger etwas mehr. Wie viel sieht man schlussendlich nach dem Abschluss des Baus noch von der Inneneinrichtung???? Ich habe mich aber auch schon selber beim Modellbau dabei ertappt, dass ich nach einer sehr langen Bauzeit auch mal mit einem Modell zu einem Abschluss kommen möchte. Da begrüße ich es auch einmal, dass der Modellbauhersteller Gnade vor Recht walten lässt und uns Modellbauern nicht mit Bausatzteilen überschüttet. Wer in diesem Punkt genau so denkt wie ich, sollte bei diesem Kit sofort zuschlagen. Auch ohne Inneneinrichtung wage ich zu behaupten, dass wir uns bei diesem Bausatz auf einem hohem Level bewegen, für mich nahe der dreistelligen Höchstmarke. Ob die Maße bei unserem Bausatz zu 100% dem Original entsprechen kann ich nicht genau sagen. Der Wehrmacht – Profi wird mit Sicherheit da eine bessere Aussage tätigen können. Von meiner Seite kann ich aber sagen das dieser Bausatz schon ein großer Brocken ist und man schon im Vorfeld sich Gedanken darüber machen sollte, wo nach der Fertigstellung, im Anschluss dieses Modell seinen Platz finden sollte. Platz machen ist angesagt, auch bevor der Postmann wieder klingelt und Nachschub bringt. Der eine oder andere Modellbauer mag diese Männer in GELBER Kleidung. Da ist sie wieder, die Farbe gelb.
Bis zum Klingeln und auch danach – bleibt mir schön gesund und unserem gemeinsamen Hobby treu.
Erhältlich demnächst bei Modellbau Universe.
Heinz Behler, Modellbaufreunde Borgentreich / Modellbaustammtisch Recklinghausen.