Schon einmal etwas von dem B.A.T.-Mobil gehört? Ja, natürlich denken Sie jetzt, aber ich meine nicht die Batmobile aus den gleichnamigen Filmen oder der TV-Serie – wir reden/schreiben hier von etwas völlig Anderem …
Unter Fledermaus-Fans hinreichend bekannt sollte der Umstand sein, dass das „Batmobile“ von 1966 in dem Batman und Robin ihre Abenteuer bestehen, auf dem einzigen Lincoln Futura von Customlegende George Barris aus dem Jahr 1955 aufgebaut wurde.
Aber von diesem Batmobil ist jetzt nicht die Rede.
Uns beschäftigt jetzt das reale B.A.T. Mobil:
Mit dem Kürzel B.A.T. bezeichnete Alfa Romeo „Berlinetta Aerodinamica Tecnica“ – drei in den 50er Jahren entstandene Fahrzeugstudien.
Die Fahrzeuge waren bei den Autoschauen 1953 bis 1955 zu bestaunen und sollten zu einem würdigen Nachfolger des Alfa Romeo Disco Volante führen. Die Zahlen der Typenbezeichnung B.A.T.5 (1953), B.A.T.7 (1954) und B.A.T.9 (1955) waren die von Alfa Romeo vergebenen Werksstudiennummern.
Als Antrieb dienten beim B.A.T.5 ein 4-Zylinder-Reihenmotor auf hauseigener Basis des Alfa Romeo 1900 Super Sprint und sie erreichte dank der ausgesprochen futuristischen, aerodynamischen Gestaltung einen cw-Wert zwischen 0,19 und 0,21 mit einer Höchstgeschwindigkeit von knapp 200km/h. 1953! Auf Teerschneider-Reifen! Atemberaubend.
Die cw-Werte des Nachfolgers „Nr.7“ waren noch niedriger, der dritte im Bunde, „Nr.9″ war noch einmal bezüglich der Stromlinienform verbessert worden. Für das Design zeigt sich übrigens kein anderer als „Nuccio“ Bertone verantwortlich.
Im Sprachgebrauch waren die B.A.T.-Fahrzeuge auch als Batmobile bezeichnet 😉 – wen wunderts. Spitze Zungen können jetzt behaupten, dass praktisch das bekannte Batmobil nur eine elf Jahre spätere Kopie ist.
Die Geschichte des Bausatzes ist schnell erklärt:
Der amerikanische Hersteller Fisher Model & Pattern war ein Dreimann-Unternehmen, das schon 1978 gegründet wurde. Die Schöpfer sind Paul Fisher und seine Ehefrau Susy, sowie seine Schwägerin Susan Simms. Paul ist wirklich alte Schule. 99% Handarbeit und klassisches Arbeiten mit Resin! Ich zitiere Paul:
„So there you have it…a tiny family run shop manufacturing some of the best kits in the modelling world right here in Paradise, California. We love what we’re doing, it shows in our work.“
Leider, so wie es scheint, ist der Shop seit 2018 wegen eines Feuers nicht mehr in der Lage, weiter zu machen. Das ist sehr traurig.
Wann ich den Bausatz #2423 des B.A.T. 5 gekauft habe? Keine ahnung! Ich weiß nur noch, das er seit Jahren gut gelagert in meinem Keller liegt … zehn Jahre hat Paul Fisher an diesem Bausatz gearbeitet, bis er schließlich 2002 fertig war und ich vermute, dass ich ihn damals von Fisher direkt gekauft habe. Mir dämmert was…
Ich lasse die Karosserie erst einmal auf uns wirken – zu den Bauteilen allgemein komme ich gleich:
Sagenhaftes Design. Und die Qualität der Karosserie ist über jeden Zweifel erhaben: Da liegt ein exquisites Stück Handwerkskunst vor uns. Wer Resin-Bausätze des alten Kalibers à la Modelhaus, R&R oder F&F kennt, der kann mit Fug und Recht behaupten, dass hier der Tamiya-Bausatz unter den Resin-Castern liegt. Ausgesprochen glatt, filigran und keine Nacharbeit erforderlich. Da sind Fensterrahmen, Sicken und Details ohne Fehl und Tadel ausgebildet:
Die Bodengruppe ist ein recht massives Bauteil und benötigt etwas Feinschliff auf der Unterbodenseite. Wie man sieht, gestochen scharfe Gravuren, aber leider kein Hinweis auf ein Produktionsjahr:
Die Innenraumseite ist ebenfalls tadellos:
Die restlichen Bauteile sind baugruppenweise in einzelnen Zippbags verpackt. Ich habe sie nur für dieses Review das erste mal ausgepackt.
Ein Beutel mit Karosserie- und Innenraumteilen, ein weiterer mit Verglasung, Reifen/Felgen/Radnaben und ein Beutel mit geätzten Speichenfelgen:
Diverse Karosserieteile wie Kiemen, Pedalerie, Felgenringe, Hutablage (?) und anderer Kleinkram (Fensterkurbel erkenn ich ganz rechts im Bild) sind auf hauchdünnem Resin. Das zeigt also, dass die Formen aufgefüllt wurden und diese dünne Schicht als Trägerpapier dient. So gehen keine Teile verloren, aber man muss sie sehr sorgfältig heraustrennen und selbstredend die Gießgrate entfernen:
Die Inennraumteile sehen einwandfrei aus. Die Sitze gefallen mir ausgesprochen gut – sie wirken sehr gemütlich. Das Lenkrad bedarf ebenfalls ganz vorsichtiger Nacharbeit. Das ist hauchdünn:
Als weitere Bauteile gibt’s eine Ätzplatte mit Armaturen, Scheibenwischern, Emblemen etc sowie die Anzeigeinstrumente auf einem Klarsichtteil gedruckt:
Die Reifen bestehen aus gegossenem Gummi und sind „ganz o.k.“. Selbstverständlich geht das heute besser:
Die weiteren Radbauteile sind die Felgeninnenseiten, Radnaben und die Zentralverschlüsse:
Zuletzt noch die Speichenfelgen, die zusammen – oder besser gesagt aufeinander- montiert werden:
Die Felgenteile sind nachzuarbeiten. Wenn wir die Felgeninnenseiten lackiert haben, dann in den Reifen gesteckt und die Speichen aufgelegt. Abschließend die Felgenringe (siehe obiges Bild) drauf und es ergibt eine klasse Räder für sich:
Die Klarglasteile sind im Tiefziehverfahren hergestellt und müssen penibel ausgeschnitten werden. Ich habe mich über die Dicke gewundert und dann festgestellt, dass es zwei Sätze Scheiben sind!
Die Bauanleitung umfasst 4 Seiten und ist (flüchtig) betrachtet sehr gut aufgebaut. Erst Arbeitshinweise mit dem Bausatz …
… dann eine Übersicht der Bauteile und deren Bezeichnung. Auf der zweiten Seite und dann die Arbeitsschritte in Bild und auch in Text festgehalten. Sie führt uns sehr gut durch den Bau dieses Modells. Wenn ich die jetzt gerade so anschaue, hätte ich doch Bock, den zu bauen:
Mein Fazit und abschließende Worte
Der Kit besticht durch seine fast schon perfekt gegossenen Bauteile. Dieser Resin-Bausatz ist wahrlich der Tamiya unter den anderen, nach klassischer Handwerkskunst erstellten „Resinbomber“. Die Oberflächen sind extrem glatt, die Details exzellent. Die Bauanleitung wünschte ich mir heutzutage von den Vollmodellen, die im 3D-Druck-Verfahren mehr und mehr auf den Markt kommen.
Natürlich bedeutet ein Resin-Bausatz immer viel Arbeit! Dieser? Sehr überschaubar.
Dieser Bausatz ist schon etwas sehr Besonderes – vor allem, wenn man die letzten beiden Absätze der Bauanleitung liest und dann noch die Homepage „wir über uns“ liest.
Es stimmt mich traurig, dass dieses 3-Mann-Unternehmen den Flammen bei den verheerenden Bränden 2018 zum Opfer fiel und ich wünsche Paul und seiner Familie alles Gute, dass sie gesund und munter sind und uns vielleicht in der Zukunft mit weiteren tllen Bausätzen beglücken!
Dominik Weitzer, Modellbaustammtisch Recklinghausen