Der chinesische Hersteller Avantgarde Model Kits (AMK), dem wir Modellbauer schon so manches sehnlichst erwartete Modell zu verdanken haben (u.a. auch den großen Bruder der hier vorzustellenden 72er Delfín) hat uns eine Maschine auf den Basteltisch gezaubert, die im kleinen Maßstab bislang nur in der Form des uralten Bausatzes von KP realisiert werden konnte …
Doch bevor ich die Schachtel aufmache und den Bausatz seinem Dornröschenschlaf entreiße kurz noch ein paar Zeilen zur
Geschichte
Der in der Tschechoslowakischen Sozialistschen Republik von den beiden Ingenieuren Karel Tomaš und Zdeněk Rublič entworfene Strahltrainer Aeor L-29 Delfín hatte am 5. April 1959 seinen Erstflug und entwickelte sich zum Standardtrainer der gesamten Warschauer Vetragsstaaten sowie unzähliger weiterer Luftwaffen.
Zusammen mit der sowjetischen Jak-30 und der polnischen TS-11 Iskra stand die L-29 im Wettbewerb um die Zulassung als Strahltrainer des östlichen Verteidigungsbündnisses und im September 1961 fiel die Entscheidung nach langwierigen Vergleichsflügen zu Gunsten der Aero L-29. Alleine Polen hielt aus nationalen Gründen an der TS-11 Iskra fest.
Vom Beginn der Serienproduktion im Februar 1962 bis zum Ende 1974 verließen insegsamt 3.665 „Delfín“ die Bänder – eine doch recht beeindruckende Zahl – darunter auch die Aufklärer- und Erdkampfversion L-29R sowie die einsitzige L-29 A Akrobat.
Bei einer Spannweite von 10,29 m (= 10290 mm = 142,9 mm in 1:72) und einer Rumpflänge von 10,81 Meter ( = 10810 mm = 150,1 mm in 1:72) misst „unser“ Delfín 14,20 mm in der Spannweite und 147 mm in der Länge – bei der Spannweite also „spot on“! Bei der Rumpflänge leicht daneben, aber immer noch akzeptabel!
Öffnet man die ungemein praktische Stülpschachtel, lachen einem vier Spritzlinge in hellem Grau an:
Die beiden Gussrahmen mit den ganzen Kleinteilen nochmal in aller Pracht:
Die hervorragend gravierten Rumpfhälften …
… sind auch innen ausreichend detailliert:
Cockpitwanne und die beiden Instrumentenbretter vermögen auch verwöhntere Modellbauer zufriedenzustellen – solange man die Haube geschlossen lässt:
Schon beim Quarterscale-Bausatz der Delfín des gleichen Herstellers hatten mir die arg vereinfachten Schleudersitze nicht gefallen – gleiches gilt für die 72er Version. Hier sollte man unbedingt für Ersatz sorgen!
Die restlichen Details brauchen sich nicht zu verstecken:
Die Tragflächen sind im Bereich der Fahrwerkschächte rustikal, aber auf alle Fälle völlig ausreichend detailliert:
Gleiches gilt auch für die Fahrwerkteile:
Die Oberflächengestaltung der Trag- und Ruderflächen unserer „Delfín“ sind meines Erachtens sehr schön wiedergegeben – da machen Pinwashings etc. Spaß!
Die Bauanleitung, die seltsam gefaltet und dadurch unglaublich unhandlich ist …
… führt in 15 Bauabschnitten zum fertigen Modell:
Farbangaben sind leider nur generisch wiedergegeben – keinerlei Farbsystem (Gunze, Tamiya, Mig, Vallejo) wird vorgeschlagen:
Der Bogen mit den Nassschiebebildern (ich habe ihn hier absichtlich sehr dunkel wiedergegeben, damit man auch die weißen Anteile sieht) schaut auf den ersten Blick sehr gut aus und mein Baubericht wird es an den Tag bringen, wie sich die Abziehbilder verarbeiten lassen …
Er erlaubt die Darstellung von fünf verschiedenen und recht attraktiven Markierungsvarianten:
Und weil es so schön ist, hier ein Vorbildphoto für die Bemalungsvariante 1:
Man kann sich denken, welche Variante ich wählen werde …
Fazit: Das ist ein starker Bausatz eines Brot-und-Butter-Flugzeuges des ehemaligen „Ostblocks“ und noch immer im Dienst befindlichen Trainers.
Die einzelnen Teile machen (bis auf meine Kritik an den vereinfachten Schleudersitzen!) einen hervorragenden Eindruck und ich bin wirklich schon auf den Zusammenbau gespannt.
Erhältlich im online-shop von Modellbau König.
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen