Revell bringt nun aus den neuen Formen nach etwa drei Jahren nach dem Torpedobomber mit dem Nachtjäger eine zweite Bausatzvariante heraus …
Manch ein anderer Anbieter hätte in der Zeit schon das gesamte mögliche Spektrum als Tagjäger, Jagdbomber und auch mit Raketenbewaffnung in frühen und späten Varianten abgearbeitet. Auf der Kartonrückseite ist ein Klassemodell in sehr gelungenem differenziertem Schwarzanstrich abgebildet. Übrigens begann der Schlabberkarton sich beim ersten Öffnen schon aufzulösen, siehe oben links:
Die Bausatzherkunft aus dem Jahr 2018 ist übrigens hier auch noch mal ausdrücklich dokumentiert:
In den Tiefen dieses Kartons finden wir die Bauanleitung, den Decalbogen und mehrere mit Klebefilm zugeklebte Beutel mit jeweils mehreren Spritzästen drin. Nur die Klarsichtteile sind einzeln verpackt. Apropos Spritzäste: Diese sind in einem ungewohnten schwarz-metallic-griesel-Kunststoff gespritzt. Was soll das?? So einen differenzierten Bausatz baut bestimmt niemand zusammen, um die Decals direkt auf das nackte Plastik zu pappen und damit einen schwarzen Nachjäger fertig zu bekommen. Mit so einem Kunststoff wird die erste Verarbeitung unnötig erschwert, da man einiges an Details nicht richtig bzw. erst nach der ersten Grundierung erkennt. Das muss nicht sein. Der Torpedobomber ist auch in grau gespritzt und das ist viel besser so:
Spritzast A wird geprägt durch den Innenboden auf gesamter Länge des Flugzeuges. Hier finden sich u. a. auch Spante, Querruder und Landeklappen:
Die Detaillierung ist hier ansprechend. Bei der Radarantenne könnte sich sicherlich besser sein:
Ast B beinhaltet ebenso eine eine bunte Mischung aus Leitwerksteilen, Innenspanten, Fahrwerkschachtteilen und den Instrumentenbrettern:
Für Letztere ist die Detaillierung nicht so ganz auf internationalem Spitzenniveau:
Für die anderen Einzelteile hier ist die Realisierung zwischen sehr schön und doch eher durchschnittlich:
Die Äste C und D bringen die großen Rumpfteile:
Diese sind mit feinen vertieften Gravuren außen und einer umfangreichen Spantdarstellung innen sehr schön gelungen:
Doppelt vorhanden ist der Spritzast E mit Propeller, Lufthutzen, Munitionsbehälter und Fahrwerkklappen, die für eine offene Darstellung getrennt werden müssen:
Dazu ein paar nähere Betrachtungen, auch die charakteristischen Auspuffdüsen im Stachelschweinlook sind gut gelungen, aber eigentlich aufwendig zusammenzukleben und zu versäubern:
Ebenfalls doppelt vorhanden ist der Ast F mit Teilen für die Motoren, das kleinteilig detaillierte Fahrwerk und die recht glatten Räder:
Die Motoren sind große Klasse. Mit zwei vollständigen Sternen und vielen Anbauteilen entstehen ganz hervorragende Nachbildungen, die mit etwas Vorsicht dann auch drehbare Propeller ermöglichen:
Die Fahrwerke benötigen ebenfalls ordentliche Nacharbeit, dann entstehen sehr schöne Nachbildungen:
Die untere durchgehende Tragfläche mit Rumpfteil bekommen wir mit dem Ast G:
Sehr schöne Gravuren wie beim Rumpf und getrennte Querruder kennzeichnen dieses spritztechnisch rundum gelungene Bauteil:
Die beiden oberen Tragflächenschalen bilden dann den Ast H:
Der gute Eindruck wird jedoch getrübt durch sehr starken Flash und auch Kratzer an der Oberfläche. Das ist wohl das Ergebnis der Verpackung von mehreren Ästen übereinander in einer Plastiktüte und das Herumpoltern der Teile in dem Schüttkarton:
Der kleine Spritzast P liefert die Propellerhauben und ist natürlich doppelt vorhanden:
Ebenfalls klein ist der Spritzast R mit dem hintersten Rumpfspant des Besatzungsraums (mit den Anzeigegeräten für das Radar), der in der Baustufe 10 zur Verwendung angezeigt wird, in den folgenden Stufen der Anleitung ist jedoch ein anderer geschlossener Spant mit Tür aus dem Ast A abgebildet, der an diesem als nicht zu verwenden ausgewiesen ist. Für den Nachtjäger also diesen Spant verwenden! Das ist schon richtig – und das Decal nicht vergessen! Leider gibt es für den Besatzungsraum keine Besatzung; das kommt mal auf die Wunschliste für künftige Auflagen:
Spritzast V enthält das schön nachgebildete gerade Höhenleitwerk der frühen Beaufighters, das bezüglich der Höhenruder beweglich bleiben, bzw. angestellt verklebt werden kann:
Hier noch mal von nahem:
Schließlich bildet der Ast X den Abschluss mit den Teilen für die hier nötigen Motorhauben:
Die Klarsichtteile werden an drei Spritzästen J, K und U geliefert:
Bei der Erstausgabe gab es viel Kritik an den Klarsichteilen. Diese ist hier nicht mehr angebracht. Die Qualität ist auf bestem Niveau, wie hier zu sehen:
Der Decalbogen enthält die großen Markierungen für zwei Alternativen, das Instrumentenbrett und einige Wartungshinweise. Der Druck ist so wie man das von Revell kennt natürlich fehlerfrei und in passenden, kräftigen Farben:
Die Bauanleitung zeigt auf dem Deckblatt wieder das tolle gebaute Modell, bringt aber keinerlei Hinweise zum Original. Da muss die Kartonrückseite mit den wenigen Worten ausreichen:
Die nächsten Seiten der Anleitung überspringen wir hier mal und kommen gleich zum eigentlichen Bau. Die Anleitung ist wie alle neuen Revell-Anleitungen ein Spitzenprodukt mit sehr guten Farbhinweisen und klaren Montagehinweisen. Eingezogenes und geschlossenes Fahrwerk mit sind die zu wählenden Baualternativen. Bei ausgefahrenem Fahrwerk kann die Abdeckhaube für den Radarbeobachter und die Einstiegsklappe an der Rumpfunterseite offen gelassen werden. Ebenso können die Landeklappen abgesenkt dargestellt werden. Also erfreulich viele Möglichkeiten!
Die Lackierungs- und Markierungsalternativen sind mit zwei schwarzen Flugzeugen nicht besonders vielfältig. Es gab ja auch Nachtjäger mit mehrfarbigen Anstrichen und eine gute schwarze Lackierung ist durchaus anspruchsvoll (siehe die Kartonrückseite). Da hätte man vielleicht etwas fantasievoller sein können. Revell war ja in diesem Bereich bisher häufig sehr innovativ und absolut führend…Schade. Die Hinweise selber sind großformatig und absolut ausreichend:
Der Bausatz ist bei erster Herausgabe zu Recht gelobt worden und auch der Nachtjäger ist ein Kit mit vielen tollen Möglichkeiten und ganz überwiegend aktueller Spitzendetaillierung. An einigen Stellen wird die grundsätzlich hohe Qualität des Bausatzes aber denn doch nicht gehalten. Es ist ein insgesamt anspruchsvoller Bausatz, Level 5 ist auf jeden Fall angebracht. Er ist nichts für Anfänger, es sollte schon einiges an Erfahrung vorhanden sein. Für dieses Klientel ist es allerdings bei den vielen möglichen Bauvarianten die beste Wahl in diesem Maßstab und insoweit auch sehr empfehlenswert.
Aber bitte demnächst ein anderes Plastik verwenden!
Erhältlich im online-shop von Modellbau König.
Hermann Geers, Wietmarschen