Mit diesem Bausatz machen unsere innovativen Freunde aus der Ukraine anscheinend eine ganz neue Richtung auf. Kleine Propellermaschinen (Geschäftsreiseflugzeuge) wurden in der Vergangenheit von den Herstellern durchaus stiefmütterlich behandelt. Aktuelle Neuentwicklungen waren auch nicht zu verzeichnen …
Dabei bietet dieser Bereich von Cessnas, Pipers und Beechcrafts, um nur mal die ganz großen Hersteller der Originale aus den USA zu nennen, auch modellbaumäßig ein enormes Potential. Die Vielzahl der Versionen und ihrer systematischen Weiterentwicklungen, die Nutzung im Privat- und Geschäftsbereich sowie durch Militärische- und andere staatliche Einrichtungen ergibt eine entsprechende Vielzahl von Versionen und Lackierungs- und Markierungsalternativen, die ein erstaunlich weites Beschäftigungsfeld für den Modellbau ergeben.
Den Anfang macht bei ICM nun diese Cessna, die als „Push- und Pull“, also zweimotorig mit Zug- und Druckpropeller in einer Linie, einzigartig in diesem Bereich war. In diesem Falle in der Version der US-Luftwaffe als FAC, demgemäß als Forward-Air-Controller oder auch als leichtes hochmobiles Bodenangriffsflugzeug. Als Zielmarkierungsflugzeug, das auch im Rahmen von Aktionen zur Bergung von abgeschossenen Besatzungen der schnellen Angriffsflugzeuge eingesetzt wurde, hat diese Ausführung große Bekanntheit erreicht. Im Film BAT-21 wird in grober Anlehnung an ein tatsächliches Ereignis der Einsatz der O-2 recht anschaulich dargestellt. Hier gibt es eine umfassende Darstellung mit vielen Fotos.
Doch zurück zu unserem Bausatz, der nun die Nachfolge eines unter verschiedenen Labeln angebotenen Bausatzes aus den späten 60-er Jahren bzw. eines weiteren Bausatzes in „ungefähr 1:48“ antreten soll. In der typischen superstabilen ICM-Verpackung haben wir die Spritzäste, den Decalbogen und die Bauanleitung:
Es sind nur zwei graue Spritzäste vorhanden, trotzdem kommen knapp 200 Teile zusammen. Ast A hat die unteren Tragflächenteile, die beiden Leitwerkträger, die separat ausgeführten Ruder, allerhand weitere Teile für den Vorder- und Hinterrumpf und Kleinteile zum Inhalt:
Die Oberflächen sind in der aktuellen sehr guten ICM-Qualität ausgeführt. Saubere mittelstarke Gravuren und Nietdarstellungen prägen auch hier wieder das Bild:
Das gilt auch für die kleineren Teile für den Vorderrumpf mit der vorbildlich nur sehr eingeschränkten Einsicht in den hier als Teilrelief dargestellten Motor. Die Schwinge für das Hauptfahrwerk ist einteilig durchgehend ausgeführt, das erleichtert den Zusammenbau:
Spritzast B liefert dann die großen Rumpfhäften und die oberen Tragflächen sowie Teile der Inneneinrichtung und die Bewaffnung:
Die Rumpfhälften sind außen wieder in der oben beschriebenen Qualität ganz hervorragend gelungen. Auch innen sind noch einige Detaillierungen vorhanden. Die Auswerfermarken dort werden nach dem Bau nicht mehr sichtbar sein:
Die obere Tragfläche ist in einem Teil gespritzt und trägt somit zu einem spaltenfreien Zusammenbau bei:
Auch hier wieder eine klasse Oberfläche mit klar definierten Platzierungen für die weiteren Anbauteile. Das macht schon richtig Lust auf den Zusammenbau:
Bei den kleineren Teilen ist das Instrumentenbrett einsame Klasse:
Die weiteren Teile für den Innenraum sind ebenfalls fein gelungen. Die Sitze sind vierteilig und auch im Original recht spartanisch; da fehlt nichts. Halt: Doch, die Gurte fehlen leider wieder. Deshalb auch an dieser Stelle die dringende Bitte an ICM, demnächst wenigstens auf dem Decalbogen Gurte vorzusehen:
Alles vorher positiv Gesagte gilt auch für die Teile der Bewaffnung und die ganz kleinen Antennen, Bügel oder die Sturmgewehre die sich für Notfälle im Innenraum befanden:
Der Klarsichtast C ist von mustergültiger Qualität:
Es sind einige Fenster und die Frontverglasung zu verbauen. Alle Teile sind sehr schön klar, eine Nachbehandlung ist nicht erforderlich:
Der Decalbogen ist nicht besonders groß, enthält aber allerhand. Die Instrumentenskalen, die allgemeinen Markierungen, einige Wartungsmarkierungen und die Hoheitsabzeichen sowie dann die variantenspezifischen Serials und Individualmarkierungen. Der Druck ist fehlerfrei:
Die Bauanleitung ist von ICM weiter fortentwickelt und etwas farbiger geworden. Am Anfang habe wir eine nur sehr kurze historisch-technische Beschreibung, die Angaben zu den Farben mit Farbchips und die Übersicht über den Bausatzinhalt:
Die eigentliche Anleitung (an allen Stellen mit den nötigen Farbhinweisen) startet mit dem Zusammenbau des für die O-2 so typischen Funk- und Ausrüstungsabteils hinter den beiden Pilotensitzen:
Weiter geht es dann mit der Ausrüstung des Innenraums, für den mehrere Baugruppen zusammengestellt werden müssen. Hier müssen auch schon die Fenster angebracht werden. Hierbei können die Masken aus der Bauanleitung auch für die Abklebung innen Verwendung finden; es wird allerdings nicht darauf hingewiesen. Vor dem Zusammenkleben der beiden Rumpfhälften unbedingt an den Bugballast (angegeben sind 10 Gramm, wenn mehr reinpasst, würde ich auf „Nummer sicher“ gehen und auch mehr einbauen) denken!
Es folgt die Vervollständigung des Rumpfes und die Anbringung der oberen Tragfläche:
Darauf dann die Details am Oberrumpf:
Die Leitwerksträger mit den getrennten Rudern werden am dann an der oberen Tragfläche befestigt und erst danach sollen die unteren Tragflächenteile folgen. Wenn die Waffenpylone angebracht werden sollen (das ist eigentlich Standard), die Befestigungslöcher schön aufbohren!
Die Querruder, die Streben zwischen Rumpf und Tragfläche, das Fahrwerk, einige Verstärkungen und die Waffenpylone bilden den nächsten und letzten Schritt zur Vervollständigung des Flugzeugs:
Wer möchte, bringt dann die Bewaffnung unter den Tragflächen an, hier gibt es zwei Alternativen aus dem Bausatz. Einmal mit vier Raketenwerfern und zum anderen eine gemischte Beladung mit zweien dieser Werfer und zwei Minigun-Behältern. Hier sind sogar unterschiedlich breite Schlingerpratzen vorhanden, da die Durchmesser der Bewaffnungen unterschiedlich sind! Das zeigt einmal mehr, in welcher Weise die Bausätze von ICM jetzt durchgeplant sind:
Für die Bewaffnung können auch zwei von den hier vorgestellten Werfern verwendet werden. Insbesondere für die schwarze Version ist das vorstellbar.
In der Anleitung folgt noch die Übersicht über die Papiermasken zum Ausschneiden (Sicherungskopie-/en machen!) und deren Anbringungsorte:
Die Lackierungs- und Markierungshinweise sind mit komplett farbig gedruckten Seiten und mit vollständigen Vier-Seiten-Ansichten sehr viel besser geworden. Vier Versionen sind möglich, drei mal im klassischen weiß/grauen Muster, einmal komplett in Schwarz für Nachteinsätze. Diese Übersichten sind von AK-Interactive erarbeitet worden. Das hat dann wohl dazu geführt, dass diese Profiles auch einen kräftigen Einschlag auf eine Darstellung der Alterung und Verschmutzung haben. Leider gibt es gar keine Informationen zu den Vorbildern, das sollte zukünftig wieder Berücksichtigung finden!
Die erste graue Version hat individuelle Markierungen in Form eines Kängurus und grüne Markierungen am Heck. Das hilft uns bei der Identifizierung. Es war wohl eine Maschine, die von Bien-Hoa oder Pleiku aus durch die 19th TASS zur Unterstützung Australischer Truppen mit ebenfalls australischen Piloten eingesetzt war:
Die nächsten beiden Versionen weisen wenig individuelle Merkmale auf:
Für die schwarze Version gibt es hier Informationen zum Original. Die Einsatzbilanz stellt 78 Fahrzeuge und 40 Flakgeschütze als bekämpft dar.
Sie war von der 23th Tactical-Air-Support-Squadron im Einsatz von der Thailändischen Nakhon-Phanom AB und wurde zu Nachteinsätzen gegen den Ho-Chi-Minh-Pfad verwendet. Heute ist die Staffel eine Schuleinheit für Hubschrauberbesatzungen:
Wir haben hiermit den ultimativen neuen Bausatz einer Skymaster/O-2 auf modernem Standard, der durchaus auch mit wenig Modellbauerfahrung gelingen wird. Wer noch einen der vorherigen Bausätze hat, kann diesen getrost entsorgen. Hier haben wir einen Quantensprung zu den Vorgängern mit bestens dargestellten typischen Einzelheiten bei der Innenausstattung, den Fenstern und der gesamten Außendetaillierung. Aus dem Bausatz entsteht ein fein detailliertes vollständiges Modell. Nichtsdestotrotz sind schon die ersten After-Market-Produkte vorhanden. In diesem Falle darf man das durchaus als Kompliment an die Auswahlentscheidung von ICM verstehen. An diesem Grundbausatz können wir noch viel Freude mit weiteren Varianten haben, die erste einer Version der US-Navy in Blau-Gelb ist schon angekündigt – wie sagte ich doch vorne??
Demnächst erhältlich bei Modellbau König.
Hermann Geers, Wietmarschen