Italienische Jäger des Zweiten Weltkrieges sind zur Zeit wohl etwas im Trend. Auch Special Hobby bringt uns nach einiger Vorbereitungszeit nun Bausätze der Reggiane Re2000 als Version der Italienischen Luftwaffe mit der #4824 und als „Export Birds“ wie hier vorliegend …
Das Original war wie seine italienischen Zeitgenossen von Fiat und Macchi insgesamt eher leistungsschwach und erreichte mit dem Zwischenschritt der Re2002 erst mit in Lizenz gebauten deutschen Reihenmotoren als Re2005 akzeptable Flugleistungen, auch wenn die Bewaffnung immer noch eher schwach blieb. Nichtsdestotrotz wurden umfangreiche Exporterfolge erzielt, da viele Staaten nach dem Motto „besser als gar nichts“ diese erste Serienversion bestellten. Das gilt in diesem Falle für Schweden und Ungarn und ist Gegenstand dieses Bausatzes.
Die Héja I/Re2000 wirkt etwas wie eine kleine P-47. Dies ist durchaus kein Zufall, da ihr Konstrukteur sein Handwerk bei Seversky in den USA lernte, wo die konstruktiven Vorgänger der Thunderbolt entwickelt wurden.
Es gab in der Vergangenheit schon andere 48-er Bausätze, diese sind jedoch kaum mehr auf dem Markt bzw. überholt.
Im wie immer stabilen SH-Karton haben wir die Spritzäste, den Decalbogen und die Bauanleitung. Ätz- oder Resinteile sind nicht enthalten, der Bausatz ist auch so vollständig:
Ast A enthält die großen Rumpfteile, die Motorhaube und die Höhenleitwerke. Hier wie auch bei den anderen Ästen ist die Spritzgussqualität auf gutem Standard, die Angüsse sind mitunter etwas stark ausgefallen. Passstifte sind nicht vorhanden. Die Formen stammen wohl aus einer der von Special Hobby noch häufig genutzten Short-Run-Formen:
Der Rumpf ist mit sauberen Gravuren und Nietdarstellungen versehen:
An den Höhenleitwerken ist auf jeden Fall etwas Nacharbeit an den Vorderkanten nötig, die Darstellung der Bespannung an den Rudern ist gelungen. Die MG-Läufe an der Motorhaube müssen noch geöffnet werden, ansonsten ist die Detaillierung der gesamten Haube auch gut gelungen:
Spritzast B enthält dann die großen Teile für die Tragfläche:
Auch hier sind die Gravuren sauber gelungen. An den Unterseiten sind zusätzlich die Wartungsöffnungen und -deckel schön nachgebildet:
Ein Problem ergibt sich jedoch innen an der unteren Tragfläche. Hier ist der linke Fahrwerkschacht irgendwie nicht sauber aus der Form gekommen (es sieht hier irgendwie „angebacken“ aus) und muss ordentlich nachbearbeitet werden. Dies auch, da hier noch weitere Teile für den Fahrwerkschacht eingeklebt werden müssen. Allein mit einem versäubern der Kanten ist es daher nicht getan. Dieser Fehler trat bei zwei Bausätzen gleichermaßen auf, scheint also leider kein Einzelfall zu sein. Einem gelungenen Bau steht das alles jedoch nicht entgegen:
Motor, Cockpit, Fahrwerk und Propeller – diese Teile fehlen noch und finden sich am Spritzast C:
Für Spritzgussteile sind die beiden Motorsterne mit Kühlrippen sauber gelungen. Sie sind hinten offen und haben an den Seiten etwas Grat. Ersteres stört nicht und letzteres lässt sich schnell beheben. In der geschlossenen Haube ist der Motor nicht umfassend einsehbar, so dass diese Detaillierung allemal für ein sauberes Ergebnis ausreicht:
Das Cockpit erreicht einen sehr hohen Grad an Detaillierung. Instrumentenbrett und Bedienkonsolen, die Seiten, der Boden und der Sitz alles ist prächtig ausgeführt. Hier erreicht der Bausatz Höchstnoten!
Die Hauptfahrwerkbeine, die Räder und der Spornradschacht können ebenfalls überzeugen:
Der Propeller mit der zugehörigen Propellerhaube ist leider sehr kleinteilig aufgebaut, unter anderem mit einzelnen Propellerblättern. Solche Konstruktionen sind immer etwas wackelig mit „Verdrehpotential“. Also schön aufmerksam arbeiten!
Der Ast D enthält noch zwei Spante für das Cockpit, Innenteile für die Fahrwerkschächte, die Heckradstrebe und einen Teil der Ventilsteuerung, in diesem Fall für den vorderen Stern:
Die beiden Spante sind schön von beiden Seiten detailliert und tragen ihren Teil zum wirklich sehr schönen Erscheinungsbild des Cockpits bei:
Diese Abdeckungen müssen in die vorderen schmalen Öffnungen der Fahrwerkschächte eingeklebt werden und hierfür muss die oben beschriebene unsaubere Ausführung nachgearbeitet werden:
Die Ventilsteuerhebel für den vorderen Stern sind schön zusammengefasst und müssen noch einzeln für die hinteren Zylinder mit Teilen vom Ast B ergänzt werden. Ganz rechts ist das sehr gut gelungene Heckradstrebe:
Der Klarsichtast enthält drei Teile für die lange Cockpithaube und ein Teil für das Revi:
Die Ausführung ist auf gutem Stand. Ein Bad in Glänzerflüssigkeit ist aber bestimmt hilfreich:
Der Decalbogen macht einen guten Eindruck mit kräftigen Farben und ohne erkennbare Druckfehler. Er enthält aber nur die wichtigsten äußeren Markierungen. Besonders die Staffelmarkierungen mit dem schwedischen Greif und der ungarischen Stechmücke sind sehr gelungen! Leider sind allerdings keine Decals für die Instrumente oder das Gurtzeug vorhanden:
Die Bauanleitung entspricht dem mittlerweile üblichen neueren Special-Hobby-Standard mit vielen farbigen Darstellungen. Sie gehört also auf jeden Fall zu den besseren auf dem Markt. Sie beginnt wie immer mit einer historisch-technischen Einleitung, stellt dann den Bausatzinhalt dar und liefert die Farbhinweise (mit generischen Angaben, auch mit den italienischen Bezeichnungen und Verweisen auf das Gunze/GSI-Programm):
Der eigentliche Zusammenbau wird in 35 Schritten gut nachvollziehbar mit Farbangaben an Ort und Stelle beschrieben. Das ist alles in schöner Ordnung so!
Die vier Lackier- und Markierungsoptionen enthalten je zwei schwedische und ungarische Maschinen mit unterschiedlichen Tarnmustern. Davon drei typisch Italienische mit sehr kleingemusterten Lackierungen.
Die erste schwedische Version hat ein weiße Kennmarkierung auf der Motorhaube:
Die zweite Schwedin hat ein sehr kleinteiliges Tarnmuster:
Die erste ungarische Maschine ist dem Sohn des seinerzeitigen ungarischen Staatsoberhauptes Horthy zugeordnet und mit dreifarbigem Flecktarnanstrich, gelben Kennanstrichen und den ungarischen Farben am Heck sehr farbenfroh. Mit dem Decal 7 „Sheriff“ und einer weißen „21“ kann das Flugzeug zu einem früheren Zeitpunkt dargestellt werden. Das ist so gesehen sogar eine fünfte Version:
Das zweite ungarische Flugzeug ist ähnlich, hat jedoch einen komplett grünen Tarnanstrich auf dem Rumpf und den oberen Tragflächen:
Die Bausatzkonstruktion erleichtert mit der kompletten Cockpitröhre, dem stabilen Heckradschacht und der nicht zu kleinteiligen Motorhaube den Zusammenbau auch ohne die Passstifte. Absolute Anfänger sollten sich aber doch eher an einem anderen Bausatz versuchen, bei etwas Erfahrung wird der Bausatz allerdings kein Problem sein. Wer sich die italienische Fleckentarnung nicht zutraut, kann hier die grüne ungarische Version wählen, die mit dem Rot-Weiß-Grünen Heck auch so ein Blickfänger ist.
Der Bausatz und seine Schwester sind also die aktuell einzigen Bausätze des Vorbilds und auf dem dargestellten guten Niveau. Warten wir also auch gerne auf die angekündigten nächsten Italienerinnen von Special Hobby. Die 2002 und 2005 sind bestimmt ein Thema, es wird sich lohnen!
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Hermann Geers, Wietmarschen