Filmstar Lule Belle – tiefe Einblicke in die ungeschminkte Wahrheit!
Ok – ausnahmsweise konnten wir es uns nicht verkneifen eine Klickbait à la „Sex Sells“ einzubauen, aber die Vorlage war einfach zu – „verführerisch“.
Schauen wir uns erst mal an was es mit diesem ominösen Filmstar Lulu Belle auf sich hat.
Das Vorbild
1943 erschien in den USA der Film „Sahara“ mit Humphrey Bogart in der Hauptrolle, der den Kampf einer zusammengewürfelten Gruppe aus Amerikanern, Briten und Franzosen um einen Brunnen gegen die deutsche Wehrmacht zum Thema hat. Sowohl Drehbuch als auch Inszenierung sind sicherlich keine Perlen ihrer Zunft, aber betrachtet man sich den historischen Kontext lag der Sinn und Zweck des Films darin die US Bürger emotional an den Krieg und die Alliierten der USA zu binden. Neben Humphrey Bogart spielte die eigentliche Hauptrolle ein M3 Lee, der dem Filmteam von der 4th Armored Division zur Verfügung gestellt wurde. Und dieser M3 Lee trägt in den Filmen eben den Namen „Lulu Belle“. 1995 gab es dann einen Remake des Films mit mit James Belushi in der Hauptrolle. Auch hier kommt ein M3 Lee als „Lulu Belle“ zum Einsatz, in diesem Fall aber ein Exemplar das für die australische Armee gebaut wurde.
Weitere Infos finden sich in der Internet Movie Cars Database sowohl für Lulu Belle aus dem Film von 1943 als auch für den Remake von 1995.
Miniart hat sich der M3 Reihe ja bereits erfolgreich angenommen, wie man z.B. in unserem Review vom M3 Lee Early Production sieht. Warum also nicht die vorhandenen Formen nutzen um ein Filmmodell auf den Markt zu bringen ?
Das Modell
Obwohl es sich bei dem Bausatz nicht um einen „Interior“ Bausatz handelt ist die Box gut gefüllt mit:
- 71 Gussäste aus grauem Polystyrol
- 1 Gussast aus klarem Polystyrol
- 1 PE Bogen
- 1 Decalbogen
- 1 Bauanleitung
Neben dem eigentlich Panzer liegen auch noch 5 Figuren bei auf die wir im Review näher eingehen.
Gussast „A“
Wir steigen dann auch schon gleich ein mit einigen Teilen für den charakteristischen, verwinkelten Aufbaue des M3 Lee.
Was wir hier sehen macht dann auch gleich mal einen wunderbaren Eindruck. Die Zahnung am Turmdrehkranz ist wunderbar wiedergegeben, wie auch die verschiedenen Nieten und Lüftungsgitter, wobei die Gitter bei diesem Bausatz nicht zur Geltung kommen werden, da es sich nicht um einen Interior Kit handelt und der Motorraum später nicht einsehbar sein wird.
Gussast „B“
Weiter geht es mit kleineren Bauteilen rund um die Wanne bzw. Kasematte.
Hier finden wir einige Bauteile die im Original aus Gussstahl gefertigt waren wie z.B. die Getriebeabdeckung oder Luken. Hier hat Miniart die Oberflächenstruktur hervorragend getroffen.
Gussast „Da“ 2x
Natürlich gibt es auch eine Menge Kleinteile rund um die Wanne wie z.B. Tankdeckel oder Schäkel.
Auch hier ist die Gussstruktur auf den Kappen der Lüftung und Tankdeckel hervorragend getroffen. Leider findet sich hier auch etwas feiner Gussgrad, der aber schnell entfernt sein sollte.
Gussast „Dc“
Bordwerkzeug und Antennensockel …
Gussast „Dj“ 2x
Die Aufbewahrungsboxen für Ersatzkettenglieder…
Gussast „Dk“ 2x
Die Luftfilter für das Heck …
Gussast „Dp“
Bislang haben wir noch nicht über die Ketten gesprochen, aber beim Anblick des nächsten Gussastes ahnt es der eine oder andere schon: Die Gleiskette liegen als Einzelgliederkette bei und Miniart hat erfreulicherweise auch eine passende Montagehilfe dafür entwickelt!
Gussast „Ea“ 4x
Die Laufrollen – beachten Sie die Beschriftungen auf den Flanken!
Gussast „Ed“ 6x
Passend zu den Laufrollen hier die Laufrollenwagen.
Gussast „Eg,Eh,Ei“ jeweils 6x
Wie bereits angedeutet liegen dem Bausatz Einzelgliederketten bei. Interessanterweise liegen, genauer gesagt, 2 verschiedene Kettentypen bei. Einerseits die bekannten T41, wie sie auf den meisten Lee zu finden waren andererseits aber auch die WE210 ( oder auch „Double I“ oder „Waffle“ ) die für britische und australische(!) Fahrzeuge vorgesehen waren.
In der Einführung haben wir bereits festgestellt, dass beim Film von 1943 ein US M3 Lee verwendet wurde, während der Remake von 1995 einen M3 Lee aus australischen Beständen verwendete. Offenbar nimmt Miniart die Unterschiede zwischen den beiden Filmfahrzeugen ernst – Sehr erfreulich!
Gussast „Hb“
Verschiedene Kleinteile, darunter 2x Browning M1919.
Gussast „Hc“
Bei der australischen Variante wurde die Kommandantenkuppel durch eine normale Luke ersetzt und das MG außerhalb der Panzerung angebracht. Hier die Teile für Luken der australischen Variante.
Gussast „He“
Weitere Kleinteile…
Gussast „Jb“
Natürlich dürfen auch die Teile des Motordecks nicht fehlen.
Schade, dass man von der Unterseite des Motordecks später nichts mehr sehen wird. Hier hat sich Miniart sichtlich Mühe gegeben.
Gussast „Jc“
Die meisten Teile des Aufbaus haben wir ja bereits gesehen – fehlen nur noch die seitlichen Teile!
Hier stechen insbesondere die wunderschön ausgeprägten Nieten positiv hervor. Wer möchte kann die seitlichen Türen auch geöffnet darstellen.
Gussast „Kb“
Teile für die Werkzeugkisten der einen Variante …
Gussast „Kc“
… und die Teile für die andere Variante.
Gussast „Kd“
Die Teile für die Kommandantenkuppel mit innen liegendem M1919 MG finden sich alle an Gussast „Kd“.
An der Kuppel findet sich etwas Gussgrat, die Oberflächenstruktur der Kuppel ist aber hervorragend wiedergegeben.
Gussast „Lc“ 2x
Die Antriebsräder …
Gussast „Le“
Besonders gelungen ist unserer Meinung nach der Turm!
Neben der perfekten Gussstruktur gefallen auch sehr die eingegossene Seriennummer und die Schraubenköpfe auf denen auch die Nut in der Schraube zu erkennen ist. Top!
Gussast „Lg“
An der Heckplatte gibt es ebenfalls keinerlei Grund zur Kritik. Selbst an die Seriennummer am unteren Rand hat Miniart gedacht!
Gussast „Y“ 14x
Was uns bei der Einzelgliederkette noch fehlt sind natürlich noch die Endverbinder.
Zugegeben: Die Montage der einzelnen Kettenglieder und Endverbindern wird ein schönes Stück Arbeit werden, aber die Montagehilfe dürfte den Zusammenbau deutlich erleichtern und das Endergebnis wird sicherlich für die Mühen entlohnen!
Klarsichtteile
Für die Periskope und Scheinwerfer liegen entsprechende Klarsichtteile bei.
PE Teile
Im Gegensatz zu den Fahrzeuge der Lee/Grant Familie anderer Hersteller legt Miniart einen deutlichen umfangreicheren PE Bogen bei.
Decals
Die Decals sind soweit sauber gedruckt. Wer ganz genau hinschaut wird feststellen, dass bei dem Symbol der 2nd Armored Division der rote Bereich etwas weiter nach unten gezogen ist als der blaue Bereich. Wen das stört kann das Decal unten mit einem Skalpell ganz einfach begradigen.
Figuren
Zur Darstellung der Crew bzw. der Verbündeten legt Miniart erfreulicherweise auf ein Set von 5 Figuren bei. Die Figuren an sich stammen eigentlich von Master Box und wurden unter dem Titel „Allied Forces WWII era, North Africa desert battle series“ vertrieben. Somit sind die Figuren eher generisch gehalten und man sollte nicht zu viel Ähnlichkeit mit den Charakteren aus den Filmen erwarten. Aufgepeppt hat Miniart die Figuren noch mit diversen Waffen und Ausrüstungsgegenständen aus aktuellen, eigenen Formen.
Im Prinzip machen die Figuren noch eine gute Figur. Lediglich bei den Köpfen könnte man über Ersatz nachdenken.
Gussast „Bc“
Bei den Waffen fangen wir an mit zwei Bren Guns und zwei Sten Guns.
Gussast „Bd“
Dazu gibt es dann noch diverse Ausrüstungsgegenstände für Briten bzw. Commonwealthtruppen.
Gussast „Bf“
Vier Lee Endfield Gewehre sind ebenfalls mit dabei.
Gussast „Rc“
Und zum Abschluss gibt es noch Webley Revolver, Colts und weitere Ausrüstungsgegenstände wie z.B. Fernglas.
Anleitung
Die Anleitung ist hervorragend bebildert und lässt keine Fragen beim Bau offen. Auf die Unterschiede zwischen den beiden Filmmodellen geht die Anleitung ausführlich ein.
Kleiner Hinweis: In Baustufe 29 soll ein Abschleppseil durch etwas Draht/Faden mit einer Länge von 145mm dargestellt werden. Das Material dafür ist nicht im Bausatz enthalten. Besorgen Sie sich also vor einem Bausatz entsprechendes Material.
Und hier nun die beiden Markierungsvarianten bzw. die beiden Filmmodelle.
Fazit:
Generell kann man sagen, dass die Lee/Grant Reihe von Miniart in in Sachen Detaillierung, Gussqualität und Ausstattung in der Oberklasse anzusiedeln ist und man definitiv keinen Fehler begeht wenn man sich einen Bausatz aus dieser Reihe zulegt. Im Gegensatz zu anderen Herstellern wie z.B. Takom bestehen die Bausätze von Miniart aus mehr Einzelteilen, bieten und bieten eine deutlich umfangreichere PE Platine.
Bei dem vorliegenden Bausatz hat sich Miniart 2 verschiedene Filmmodelle als Vorbilder ausgesucht und geht auch sehr liebevoll auf die Unterschiede zwischen beiden Fahrzeugen ein – sehr vorbildlich!
Auf der anderen Seite hat sich Miniart hier ein eher spezielles Thema ausgesucht. Bei Modellen zu Filmen wie „Star Wars“ oder „Fury – Herz aus Stahl“ gehen die Bausätze weg wie warmen Semmeln, auch wenn der Inhalt der Schachteln mit den Filmmmodellen vielleicht nur wenig zu tun hat. Aber ein Film wie „Sahara“ wird nicht unbedingt die Massen zum Kauf bewegen. Offen und ehrlich gesagt mussten wir uns auch erst mit der Geschichte der beiden Filme befassen …
Das ändert aber natürlich nichts daran, dass sich in der Schachtel ein wirklich schöner Bausatz befindet, der dem Erbauer viel Spaß bereiten wird!
Absolut zu empfehlen!
Erhältlich beim Modellbauhändler Ihres Vertrauens.