Ich hatte es ja schon beim Merkava III von HobbyBoss geschrieben:
Nieuwegein (die Jahresausstellung der IPMS Nederland) ist ein absolutes Paradies, wenn es darum geht, neue Bausätze einzukaufen und beim 1:72er Komintern von Trumpeter konnte ich ebenso wenig widerstehen wie beim Merkava.
Und jetzt möchte ich den dritten Bausatz vorstellen, den ich mir dort am Stand von Modellbau König mitgenommen hatte …
Das Vorbild
Er sieht schon ziemlich urig aus, der Land-Wasser-Schlepper (LWS) von Rheinmetall.
1936 wurde dem Rüstungsunternehmen der Auftrag zum Bau eines schwimmfähigen Artillerie- und Anhängerschleppers erteilt und bis 1939 wurden gerade einmal drei Prototypen fertiggestellt.
1940 wurde die Zahl der Schlepper auf immerhin sieben Stück erhöht.
Der LWS war eine spezialisierte amphibische Zugmaschine, die sowohl an Land als auch im Wasser einen speziellen, ebenfalls amphibischen, Anhänger schleppen sollte.
Neben dem „normalen“ Kettenlaufwerk fallen insbesondere die beiden Schiffsschrauben am Heck, der schiffsförmige Bug und die Bullaugen an der Seite des Mannschaftsraumes in´s Auge.
Der LWS konnte neben den drei Mann Besatzung noch 20 vollausgerüstete Soldaten aufnehmen und den schon erwähnten schwimmfähigen Anhänger (Nutzlast: 1,3 Tonnen) ziehen.
Der Riesennachteil des LWS: Er war nicht gepanzert und wäre so, insbesondere bei Landungsoperationen, ein Opfer selbst des Beschusses mit Infanteriewaffen geworden.
Deshalb kam man auf die Idee, den LWS grundlegend umzubauen, ihm das Laufwerk eines Panzer IV zu verpassen, das gesamte Fahrzeug leicht zu überpanzern und als „Panzerfähre“ zum Transport von Fahrzeugen und Material mittels eines zwischen zwei Panzerfähren gekoppelten Pontons einzusetzen.
Letztlich blieb es jedoch beim Bau von gerade einmal 21 Exemplaren.
Das Gewicht des ursprünglichen LWS betrug 13 Tonnen und der Maybach V12 Motor mit 197 KW konnte das Fahrzeug auf 40 km/h (Strasse) beschleunigen; im Wasser machte der LWS immerhin noch 6,5 Knoten (= ca. 12 km/h)
Der Bausatz
Öffnet man die hübsch gestaltete Schachtel, wird man von recht wenigen Teilen, die jedoch alle separat verpackt sind, begrüßt:
Der transparente Gussrahmen beherbergt den Frontglaseinsatz sowie die beiden seitlichen Bullaugen:
Der Rest des Bausatzes ist derart einfach, aber dennoch detailreich aufgebaut, dass man nur staunen kann:
Einteilig der Aufbau des LWS:
Einteilig auch die Wanne mit der typischen Bootsform:
Und selbstverständlich ebenso einteilig der Aufbau:
Die beiden Seiten des Laufwerks sind, wie schon der gesamte Rest des Bausatzes, auf einfache und stabile Montage ausgelegt:
und, wie schon beim merkava und beim Komintern, sind die beiden Ketten der eigentliche Knüller des Bausatzes:
Die Bauanleitung ist ebenso minimalistisch wie der gesamte Bausatz:
Der Bogen mit den Nassschiebebildern beschränkt sich -vorbildgerecht- auf generische Zahlen, zwei Balkenkreuze sowie einige sonstigen Markierungen:
Damit können dann zwei uterschiedliche Varianten realisiert werden:
Die Farbangaben folgen dankenswerterweise verschiedenen Systemen (Gunze/Tamiya, Vallejo, Humbrol, ModelMaster), sodass sich jeder Modellbauer seine bevorzugten Farben heraussuchen kann!
Zur Maßhaltigkeit nur soviel:
Länge Original: 8,60 Meter (= 119,4mm in 1:72)
Länge Bausatz: 119,5mm
Breite Original: 3,16 Meter (= 43,88mm in 1:72)
Breite Bausatz: 43,5mm
Höhe Original: 3,10 Meter (= 43,05mm in 1:72)
Höhe Bausatz: ca. 43,5 mm
Wie man sieht – fast „spot on“, auf jeden Fall hat HobbyBoss die Maße des LWS beim Bausatz in einer hervorragenden Toleranz getroffen!
Mein Fazit: Ein wirklich hübscher kleiner und vor allem einfach zu montierender Bausatz eines absoluten Fahrzeugexoten.
Erhältlich direkt im online-shop von Modellbau König.
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen