Auf den ersten Blick ein wenig unscheinbar, ist der Typhoon K ein sehr interessantes Fahrzeug, und Zvezda macht mit diesem kürzlich erschienenen Bausatz richtig Lust auf die Umsetzung in 1/35.
Es gibt ja auch die Alternative von Takom, aber da kann ich mangels Bausatz keinen direkten Vergleich ziehen. Ich denke, der Zvezda ist aufgrund der getrennt zu bauenden Fahrwerksgruppe vielleicht ein bißchen einfacher zu lackieren, zudem fehlen dem Takom die coolen Polizei-Rundumleuchten, aber ich denke, letztendlich geben sich die Kits nicht viel.
Wenden wir uns also der Version von Zvezda zu.
Vorbild
Der Typhoon K, offizielle Bezeichung „KamAZ-63968„, ist ein modernes russisches Transportfahrzeug, das bis zu 16 Personen aufnehmen kann (plus Fahrer, versteht sich). Es wiegt ca. 18 t und wird von einem Dieselmotor mit 331 kw/450 PS angetrieben. Allradantrieb sorgt für eine gute Beweglichkeit und ein umfassendes Schutzkonzept wirkt sowohl bei Minen als auch bei Beschuss mit Kaliber bis zu 30mm. Obwohl erst seit 2015 gebaut ist das 80 km/h schnelle Fahrzeug schon seit einiger Zeit bei Spezialeinheiten und der Militärpolizei in Syrien im Einsatz.
Modell
Die Verpackung besteht wie immer bei Zvezda aus einem bedruckten Umkarton mit einer stabilen Klappschachtel darin. Der Karton ist sehr gut gefüllt und beinhaltet ca. 375 Kunststoffteile, davon entfallen 24 auf die Klarsichtteile. Die sechs Reifen liegen in Vinyl bei. Ein Stück feines Kunststoffgitter, ein Sticker mit vorgestanzter Spiegelfolie und ein Decalbogen vervollständigen das Set.
Die Abenteuer der Rückseite. Eckdaten, Vorbildinfo und ein sehr gut gebautes Modell – toll, so was freut mich immer!
Kommen wir zu den Teilen. Der erste Rahmen, mit Verkleidungen, Kleinteilen etc.
Die Gußqualität ist exzellent. Feine Details, feine Oberflächen, und praktisch kein Grat. Sinkstellen habe ich auch keine gefunden.
Die Rahmen und Gitter zeigen den feinen, gratfreien Guß:
Scharniere und Verschlüsse zeigen die feine, scharfkantige Detailierung.
Die Trittbretter an der Fahrerkabine:
Der folgende Rahmen ist zweimal enthalten.
Die modernen Sitze sind gut getroffen. Gurte liegen nicht bei, auch nicht als Decal. Zu einer Alternative kommen wir weiter unten.
Auch hier schöne Details bei den Streben und den Schraubenköpfen.
Die Räder sind top. Von der Detailierung her braucht es hier aus meiner Sicht keinen Resinersatz.
Boden und Dach:
Die Bodengruppe ist ein feines Stück Spritzguß. Tolle Details allenthalben, und auch die Motorunterseite ist gut getroffen. Auf eine volle Nachbildung von Motor und Getriebe wurde zu Recht verzichtet, denn beides verschwindet praktisch komplett unter den Panzerplatten an der Unterseite. Selbst das hier gezeigte Segment ist später so gut wie unsichtbar.
So ist der Bau auch wesentlich entspannter.
Die großen Lüftergitter:
Beim Heraustrennen der Streben ist Vorsicht angesagt, vor allem, wenn man die Luken geöffnet darstellen möchte.
Der Typhoon ist nicht so klein, wie das Deckelbild vermuten läßt. Fast 23 cm sind in 1/35 durchaus eine Ansage.
Antrieb, Interieur….
Die beim Vorbild stark gepanzerten Türen sind innen wie außen tadellos umgesetzt. Die kann man wirklich ohne Probleme geöffnet zeigen.
Auch der recht komplexe Antriebsstrang ist fein gestaltet:
Hier ist tatsächlich mal ein Hauch von Grat, aber das ist wirklich die Ausnahme.
Das moderne Lenkrad:
Und dessen Säule mit den Schaltern:
Auf die Lüfter kommt ein Gitter, darum reicht die Darstellung volkommen aus.
Das Armaturenbrett ist klasse. Mit ein wenig Farbe und Zuwendung ist das ohne weitere Zurüstteile schon ein Hingucker.
Die Seitenwände und Interieur:
Die Seitenteile geben die Wuchtigkeit des Vorbilds so richtig gut wieder.
Die Details auch hier hervorragend:
Das gilt auch für den Innenraum, der wirklich richtig gut durchgestaltet ist. Hier die Rückseite der Fahrerkabine:
Innen gibt es leichte Auswerfermarken, die anscheinend produktionsbedingt nicht zu vermeiden waren. Aber immerhin sind sie so angeordnet, dass die Beseitigung kein Problem darstellt.
Die Klarsichtteile:
Klar, absolut eben, ohne Schlieren und Kratzer. Genau so soll es sein.
Die Vinylreifen:
Hier gilt das schon bei den Felgen gesagte: Vom Detail her braucht es keinen Resinersatz. Das gilt für das Profil…
…und erst recht für die Flanken, mit Herstellerschriftzug und allen Details.
Da die Bausatzteile auch die Lackierung erleichtern, werde ich die auf jeden Fall verwenden. Ein kurzes Bad in kochendem Wasser treibt übrigens die Weichmacher raus und beugt späterer Rißneigung vor, und eine durchgehende Lackierung der Felgen verhindert weiteres Ungemach.
Die Folie für die Spiegel ist eine feine Beigabe, dann ansonsten schneide ich die immer aus Bare Metal Folie aus.
Bei Gittermaterial im Bausatz zucken die meisten Modellbauer erstmal zusammen, ist es doch oft recht grob und keine Alternative zu PE-Teilen. Nicht so bei diesem Kit:
Das Gitter ist so fein und dabei dreidimensional, dass es wirklich ohne schlechtes Gefühl benutzt werden kann.
Der recht große Decalbogen liegt gut verpackt bei den Klarsichtteilen und der Spiegelfolie.
Der Druck ist sehr matt und schön dünn.
Kein Versatz, und dazu sehr fein. Da gibts nichts zu Meckern.
Die Decals erlauben die Darstellung von drei Einsatzwagen der Militärpolizei und einem Paradefahrzeug. Die Bemalung ist dabei immer einheitlich im modernen russischen Grün gehalten. Zwei Farbtafeln zeigen die Bemalung und Platzierung der Decals.
Die klassisch gehaltene Anleitung ist klar und übersichtlich. Farbangaben sind neben einem russischen Hersteller auch für das Sortiment von Tamiya vorhanden
Hier einmal komplett zum Durchblättern:
Soweit zum eigentlichen Zvezda-Kit. Der After Market bietet schon jetzt einiges für den Bausatz, darum noch die Vorstellung von ein wenig
Zubehör
Beginnen wir mit der russischen Firma SX-ART.
Was hier wie die typischen Lackiermasken aussieht, ist in Wirklichkeit eine hauchfeine, vorgestanzte und selbsthaftende Transparentfolie, die den typischen grün-blauen Schimmer von dickem Panzerglas wiedergibt. Das erspart die nicht immer einfache Lackierung mit Transparentlacken! Das Set ist in Russland erhältlich und kostet dort umgerechnet nur ein paar Euro. Eine gute Investition!
Aber SX-ART bietet natürlich auch vorgestanzte Lackierfolien an. Erfreulicherweise liegen diese sowohl für die Innen- als auch für die Außenseite bei! Auch hier eine klare Kaufempfehlung.
Zu Quinta Studio. Dieser osteuropäische Hersteller hat sich in kürzester Zeit einen guten Ruf mit seinen 3D-gedruckten Decals gemacht. Ich hab für den Typhoon zwei Produkte der Firma.
Da sind zunächst die Sitzgurte.
Verpackt in einem kleinen Beutel findet sich ein Set für einen Sitz.
Die Qualität ist wirklich atemberaubend. Die dreidimensionalen Strukturen, die Wiedergabe der Textiloberfläche und der Schlösser – einfach super:
Leider hat diese Begeisterung ihren Preis, denn die Gurte werden im Moment zumindest nicht als Set, sondern nur einzeln angeboten. Für das voll ausgestattete Modell mit 17 Sitzen werden hier also 50 Euro extra fällig. Die Gurte sind den Preis absolut wert, gar keine Frage, aber dennoch sollte Quinta hier mal über ein etwas günstigeres Komplett-Set nachdenken…
Zu guter Letzt zu den Armaturen, ebenfalls von Quinta. Beim Preis von 15 Euro zuckt man grad schon wieder zusammen, aber das Gebotene ist wirklich jeden Cent wert.
Hier liegen zwei Bogen mit 3D-gedruckten Decals bei.
Auch hier: WOW! Die Drucke sind erstklassig, sowohl was Details als auch Struktur angeht.
Man beachte die Gitter der Lüfter oder die jeweils stimmige Auflage für Gas- und Bremspedal in der oberen Reihe.
Und dann die Schalter und Taster, mit angedeuteter Beschriftung:
Die Bildschirme, mit den digitalen Instrumenten und den Bildern von den Rundum-Kameras. Toll, oder?
Und das Sahnehäubchen sind links die Positionsleuchten, die die angegossenen Teile außen am Fahrzeug ersetzen. Was will man mehr?
Also auch diese Set ist mehr als eine Überlegung wert, vor allem wenn man eine oder beide vorderen Türen geöffnet lassen möchte. Natürlich ist man mit entsprechender Farbgebung bei den fein strukturierten Bausatzteilen auch praktisch auf diesem Level, aber alleine schon die Arbeitsersparnis ist enorm. Und ganz würde ich mit meinen Fähigkeiten dieses Ergebnis ganz sicher nicht erreichen.
Fazit:
Mit dem Typhoon ist Zvezda erneut ein großer Wurf gelungen, finde ich. Der Bausatz ist top detailiert und in exzellenter Qualität gegossen. Dank des feinen Gitters und der hervorragenden Räder ist kein Zubehör nötig für ein Top Ergebnis. Die Konstruktion ist durchdacht, und der Bau sollte nach erstem kurzen Trockenpassen keinerlei Problem darstellen.
Darum mein Fazit:
Absolut empfehlenswert!
Erhältlich ist der Bausatz beim freundlichen Fachhändler eurer Wahl.
KlausH