Unsere tschechischen Freunde von Special Hobby beweisen ein um´s andere Mal ihr Gespür für das etwas Ungewöhnliche:
Ein Bausatz des Bugatti-Rennflugzeuges (in 1:72 UND 1:48) wäre von anderen Herstellern kaum zu erwarten!
Und auch ein Spähwagen Morris CS 9 sucht man andernorts vergeblich …
Dank des Resinherstellers Planet Models (im Verbund mit Special Hobby) können nun auch „Small Scaler“ einen dieser interessanten britischen Spähwagen im Maßstab 1:72 nachbildern.
Doch zuvor ein kurzer historischer Abriss zum Vorbild …
Der leichte Spähwagen Morris CS 9 entstand 1936 auf dem Chassis des Morris Commercial C9 4×2 15 CWT LKW und wurde mit einem genieteten Aufbau versehen. Sein oben offener Zwei-Mann-Turm konnte eine 13,9mm Boys Panzerbüchse sowie ein BREN- oder Vickers-MG aufnehmen.
Bei einem Gesamtgewicht von 4,5 Tonnen und einer Besatzung von vier Mann erreichte der Morris CS 9 mit seinem 6-Zylinder-Motor von 96 PS immerhin eine Straßengeschwindigkeit von 73 km/h! Und das bei einem Fahrbereich von 380 km.
Für ein Fahrzeug der 1930er Jahre waren das durchaus akzeptable Werte …
Der LAC (Light Armoured Car) sollte die schon arg in die Jahrer gekommenen Spähwagen auf Basis der Fahrzeuge des Ersten Weltkrieges ersetzen – folgerichtig tauschten die Royal Lancers ihre älteren Lanchester-LACs gegen den neuen Morris CS 9.
Insgesamt wurden 1938 99 Stück produziert – davon taten 38 Exemplare zwischen September 1939 und Juni 1940 Dienst in Frankreich (wo alle verloren gingen) und 30 wurden von den 11. Hussaren in Nordafrika eingesetzt (dazu kommen wir in einem weiteren Review!).
Heute beschäftigen wir uns mit der Ausgabe der 12. Royal Lancers während des Frankreichfeldzuges …
Der Bausatz
In einer enorm stabilen und überraschend kleinen Pappverpackung …
… finden wir zwei Tüten mit den Resin- und Druckteilen, eine Tüte mit Decals und Ätzteilen sowie eine Bauanleitung:
Photo: Special Hobby
Fangen wir mit den Resinteilen an
Der Panzeraufbau …
… sowie das Chassis …
… passen nach der Entfernung der Angussblöcke perfekt zusammen.
Der oben offene Turm sollte voooorsichtig vom doch recht großen Angussblock befreit werden:
Gleiches gilt für die Fahrzeugfront:
Auch die übrigen Teile sind absolut fehler- und verzugsfrei gegossen und weisen viele schöne Details auf:
Und was heute im 3D-Druck möglich ist, zeigen die Gitter mit den wirklich enorm filigranen Teilen:
Die Bewaffnung wäre im klassischen Resinguss in dieser Qualität kaum zu realisieren gewesen:
Und Vorsicht: Die beiden Fender sind übereinander gedruckt und auf den ersten Blick könnte man sie für EIN Teil halten:
Abschließend noch die kleine Ätzteilplatine …
… sowie der Decalboigen …
… der folgende beiden Morris in Frankreich möglich macht:
Die Bauanleitung ist recht ausführlich gestaltet und lässt eigentlich keine Frage offen:
Fazit
Ein klassischer Resin-Bausatz, der für sich genommen schon eine erstklassige Gussqualität aufweist.
Durch die Zugabe der 3D-Druckteile wird daraus fast schon ein „Must have“ – zumindest für diejenigen unter uns, die das Exotische lieben!
Und eine kleine Vignette mit dem Morris wird auf jeder Ausstellung die Augen auf sich ziehen!
Erhältlich direkt im Special Hobby online-shop.
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen