Tiger Model hat uns aktuell einen Bausatz des französischen Radpanzers AML-90 beschert, den wir heute unter die Lupe nehmen. Der aktuelle Straßenpreis liegt zwischen 45 und 50 Euro, also recht viel Geld für so einen Winzling. Ist der Preis dennoch gerechtfertigt?
Vorbild
Der AML-90 ist zwar nicht das bekannteste gepanzerte Fahrzeug, aber die Lizenzbauten eingerechnet wurden ab 1961 immerhin etwa 5.300 Exemplare gebaut, die bis heute bei den Armeen zahlreicher Länder im Einsatz sind. Die „90“ in der Bezeichnung bezieht sich auf das Kaliber der Hauptkanone.
Modell
Der kleine Karton erinnert vom Erscheinungsbild her stark an das Design der 1/48er Tamiya-Militärfahrzeuge. Auch die Anleitung und die wie wir gleich sehen werden sehr hohe Fertigungsqualität erinnern frappierend an Tamiya.
Der für so ein winziges Modell erstaunlich gut gefüllte Karton enthält:
- 7 Gußrahmen mit insgesamt 266 Teilen, davon ein Rahmen mit Klarsichtteilen.
- 5 Vinylreifen
- 2 kleine PE-Platinen mit zusammen 19 Teilen
- ein Alu- und ein Messingdrehteil für Hauptkanone und Bord-MG
- vier Stahlfedern für das Fahrwerk
- einen kleinen Decalbogen
Gleich vorweg sei schon gesagt, daß eine komplette Inneneinrichtung vorhanden ist. Und ich meine wirklich komplett, inklusive des Motors!
Die Teile sind wirklich sehr sorgfältig verpackt:
Beginnen wir mit der Bodengruppe, die gleich schon zeigt, wo hier die Meßlatte liegt: Ganz weit oben! Zugleich zeigt der Vergleich mit dem Cent-Stück, wie klein das Modell ist.
Für alle Teile gilt: Feinste Details, sehr scharfe Konturen, absolut sauberer Guß ohne Sinkstellen, und wenn Grat vorhanden ist, sieht man ihn fast nur im Makro. Respekt!!!
Die Seitenteile.
Wirklich feine Details, und die vermutlich nicht ganz vermeidbaren Auswerfermarken sind noch so platziert, daß sie leicht zu entfernen sind.
Die perfekt gestaltete Oberwanne. Diese Formenbauer verstehen ihr Handwerk.
Die beiden runden Knubbel sind keine Auswerfermarken!
Teile für Turm und Drehkranz.
Die Reifen sind ein besonderes Schmankerl. Es liegen sowohl Vinylreifen als auch Kunststoffteile für die Räder bei. Der folgende Gußast ist zweimal vorhanden:
Ich glaube, das sind mit die besten Reifenflanken, die ich je gesehen habe, Resinteile aus dem Zubehör eingeschlossen. Man beachte die wellenförmige Oberfläche und die feine Beschriftung in korrekter Schreibweise.
Der Clou ist, daß die Reifen aus drei Teilen mit überlappenden Profilstollen bestehen, die damit das Original exzellent wiedergeben. Hier ein Außenteil:
Und hier die Radmitte. Es gibt hier ein wenig Grat, der entfernt werden muß, wobei es wohl genügt, einfach nach dem Kleben außen zu schleifen.
Alternativ liegen auch tolle Vinylreifen bei:
Für sich betrachtet würde man sagen: Wow. Echt top gemacht. Feine, lesbare und korrekte Beschriftung, stimmiges Profil. Der direkte Vergleich zeigt aber, daß die Kunststoffreifen die Flanken noch feiner und stimmiger mitsamt der leichten Wellenstruktur wiedergeben. Dafür hat bei der Vinyl-Variante das Profil diese leichte Kurve bei den Stollen quer zum Reifen, die bei den Kunststoffteilen fehlt. Letztendlich mag hier jeder selbst entscheiden, ich persönlich finde beide Versionen exzellent umgesetzt.
Hier ahnt man, wie die Teilezahl zustande kommt:
Der Guß ist wirklich extrem sauber und verdammt gut. Nehmt die Nummerierungsplättchen als Anhaltspunkt, wie fein die Teile sind.
Die Radmuttern sind allerliebst gemacht, auch das Reifenventil ist vorhanden, und das sieht man echt selten!
Lassen wir ein paar weitere Detailsfotos sprechen:
Der Faltenwurf und der Lauf der Gurte – toll!
Man fragt sich echt, wo die ganzen Teile hinsollen.
Getriebe und Kardanwellen, in einem Stück perfekt gemacht!
Das Armaturenbrett kann sich ebenfalls sehen lassen, mit Zeigern und feinen Schaltern. Daneben die Scheinwerfer mit Glühlampen-Nachbildung.
Lassen wir wieder Bilder sprechen:
Und noch mehr Teile für diesen kleinen Panzer:
Man beachte den wirklich überhaupt nicht vorhandenen Grat an den Handgriffen.
Hier sieht man in der Mitte ganz leichte Spuren, offenbar vom Formenbau. Mit bloßem Auge sind die aber praktisch nicht sichtbar.
Für das Fahrwerk liegen vier schön gemachte Federn aus Stahl bei. Ich hab sie im Beutel gelassen, um sie nicht zu verwechseln.
Bei dem Gesamtpaket verwundert es schon kaum noch, daß auch Drehteile für die Hauptkanone und das Bord-MG beiliegen.
Auch die Klarsichtteile überzeugen rundum.
Das gleiche gilt für die wenigen, aber sehr sinnvoll ausgewählten PE-Teile:
Auch bei den Decals gibt es nichts zu meckern. Sauberer, versatzfreier Druck, und sie sind recht dünn.
Möglich ist damit der Bau von zwei Versionen, einmal in Oliv über alles und einmal in Flecktarn. Ein seperates Blatt mit schönen Farbtafeln zeigt die Varianten:
Die Farbangaben beziehen sich auf das MIG-Sortiment.
Die 16-seitige Anleitung erinnert wie die ganze Aufmachung des Kits seeehr an Tamiya, was gleichzeitig heißt, daß sie sehr übersichtlich und klar gestaltet ist und keine Fragen offen läßt.
Hier bekommt man einen Eindruck von der wirklich exzellent durchgestalteten Inneneinrichtung.
Und hier komplett zum Durchblättern:
Fazit:
Was für ein wundervoller Bausatz!!! Mit reichlich Zubehör, einer hochdetaillierten Inneneinrichtung, einer Rundum-Sorglos-Ausstattung, das ganze liebevoll verpackt und gestaltet – was will man mehr? Der Wunsch nach weiterem Zubhör kommt gar nicht erst auf, und das sagt doch schon alles.
Dieser winzige, etwas unscheinbare französische Radpanzer ist in der Tat einer der besten 1/35er Kits, die ich je in den Fingern hatte. Hier liegt meiner Meinung nach aktuell die Messlatte für dieses Genre.
Ich bin total begeistert und kann – um die eingangs gestellte Frage aufzugreifen – nur sagen: Der AML-90 ist jeden einzelnen Cent wert!!!
Absolut empfehlenswert!!!
Erhältlich ist der Bausatz beim freundlichen Fachhändler eurer Wahl, z.B. bei Modellbau König.
KlausH