Wenn ich so an meine Kindheit zurück denke, ich bin Baujahr 1967, hatte fast jeder in unserem Dorf etwas Land, welches auch beackert wurde. Viele von den Nebenerwerbsbauern hatten auch einen kleinen Trecker mit im STALL. Diese waren klein und hatten auch dementsprechend wenig Ackergäule unter der Motorhaube.
Einer dieser kleinen Trecker war der Porsche Junior, der kleinste aus dem Hause Porsche …
Der kleine „Junior“ hatte gerade einmal 14 PS mit nur einem Zylinder an Bord. Ein Winzling … wenn man die Geschosse aus der heutigen Zeit betrachtet. Porsche brachte Ende der Fünfziger Jahre diesen Trecker auf den Markt. 1969 wurde nach 12 Jahren die Produktion des Junior vom Sportwagenhersteller Porsche eingestellt. Nach und nach wurden früher viele der verschlissenen Trecker, nach dem harten Ackeralltag, verschrottet oder in alten Scheunen vergessen. Aber die Liebhaber dieser alten Schätze werden immer zahlreicher. Viele Treckerclubs werden gegründet die sich dem Erhalt solcher Oldies verschrieben haben. Heute wird kein Trecker mehr entsorgt bzw. verschrottet sondern werden in Liebhaberhände abgegeben und wieder neu aufgebaut. Für uns Modellbauer hat diese Tatsache einen riesigen Vorteil.
Erstens kann man nun solchen Schätzen in der freien Wildbahn immer wieder begegnen – ich werde dazu noch einige gesonderte Photos beisteuern!
Zweitens kann man den Oldie als frisch Restauriert oder als total VERBRAUCHT bauen.
Beides wird seine Liebhaber finden.
Auch auf den vielen Treckertreffen kann der versierte Modellbauer genug Vorbilder bestaunen. Aus einem meiner Nachbarorten ist sogar so ein Treckerfahrer weltweit bekannt. Dieser ist mit seinem grünem Deutz schon bis nach Mallorca und bis zum Nordkap gefahren. Mein Respekt hat sich dieses Gespann schon lange verdient.
Kommen wir nun zum Modell aus dem Hause Revell.
Als ich die ersten Berichte von der Spielwarenmesse 2017 verfolgte mit der Nachricht, dass Revell den JUNIOR als Bausatz auf den Markt bringen wolle, war meine Freude doch sehr groß. Als ich dann erfuhr, dass dieser Kit „so n´ Kinderding“ werden würde, gab es bei mir erst einmal nur Kopfschütteln.
Trotz allem halte ich nun doch so ein Porsche in meinen Händen. Lohnt es sich so ein Kit zu besorgen?????????
Versuchen wir doch einmal eine passende Lösung zu finden.
Trotz der Größe des Winzlings (!) liefert Revell die 7 kleinen Spritzlinge, die passende Bauanleitung, 4 passende Reifen, einen normalen Decalbogen und einen Stickerbogen …
… in einer typischen Revellschachtel. Diese hätte durchaus kleiner ausfallen können. Aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten kann ich die Firma Revell verstehen, diese Schachtelgröße gewählt zu haben. Das Auge isst ja schließlich mit.
Beim Auspacken fällt sofort auf, hier handelt es sich nicht generell um „so´n Kinderding“ – Revell möchte mehre Zielgruppen mit diesem neuen Kitkonzept „Easy Click“ bedienen (wir hatten ja bereits bei der Neuheitenvorstellung ausführlich darüber berichtet). Die Teile, laut Revell sind es 76, sind schon in den PASSENDEN Farben gespritzt. Anfänger werden sich über diese Tatsache freuen. Der versierte Modellbauer wird aber mit Sicherheit sein Modell mit eigenen Farben verwöhnen. Die Sticker sind auch nur für die NEULINGE gedacht. Wir werden bestimmt die Decals verwenden. Auch werde ich beim Bau bestimmt den einen und auch anderen Tropfen Kleber verwenden (müssen). Meine Erfahrung: Beim Bau solcher Snap Kits habe ich immer an einigen Stellen Kleber benötigt.
Gehen wir weiter auf die verschiedenen Teile und Spritzlinge ein.
Die 4 Reifen sind wie üblich aus weichen Gummi gefertigt. Die 2 unterschiedlichen Profile wissen zu gefallen, wobei die beiden Hinterreifen etwas an Fischhäuten aufweisen:
Der Motorblock wird nur aus wenigen Teilen erstellt. Die Vorderräder können mit passendem Lenkeinschlag verbaut werden. Auch stehen dem Modell – BAUER verschiedene Fahrersitze zur Verfügung. Gleiches gilt auch für die Sitzgelegenheiten der Gäste, die vom Landwirt mitgenommen werden können. Prima!!
Auch die Schlepperstange im Heckbereich wurde von den Ostwestfalen bedacht. Ich bin einmal gespannt wann der erste Anbieter aus dem Zubehörmarkt die ersten Gerätschaften wie Pflug oder Eggen dem Revellmodell zum Ackern anbietet.
Der Überrollbügel, in der heutigen Zeit Pflicht am Original, wurde von den Bündener Jungs am Modell gut umgesetzt.
Die Frontscheinwerfer sind aus transparenten Linsen umgesetzt worden.
Die Chromteile des Kits sind Revelltypisch nicht das Gelbe von Ei:
Bei der Bauanleitung wurde an uns RICHTIGEN Modellbauern nicht richtig gedacht.
Hier waren die Reveller aus Bünde doch etwas zu sparsam mit ihren Farbangaben: So wird z. B. die rote Farbe sowie die Farbe der Felgen nicht angegeben.
Wir wissen ja: Rot ist nicht gleich Rot. Schade!!
Die eigentliche Montageanleitung mit einem montierten Bausatz auf der Titelseite (wirklich kein bißchen lackiert?) …
… führt auf wenigen Seiten mit sehr gut gemachten Graphiken auch Anfänger im Modellbau zu einem schnellen Ergebnis:
Ich komme noch einmal auf die Frage zurück – lohnt sich der Kauf?
Bei meinem Kit war der Guss recht gut – das habe ich bei anderen Revellmodellen schon anders gesehen. Ich bin ehrlich: Ich bin nicht so der Fan von „snap-tite kits“. Die neue Serie heißt ja bei Revell „Easy Click System“ – ob das Ganze tatsächlich so „easy“ zu verbauen geht, wird sich zeigen. Ob ein Kind oder Anfänger so gut mit diesem Bausatz zurecht kommen wird? Vielleicht werden diese etwas überfordert sein. Auch den empfohlenen Verkaufspreis von fast 25€ finde ich dann doch schon sehr stolz für ein Taschengeldmodell! Na ja.
Die richtigen Profis werden sich vielleicht von dem Easy Click abschrecken lassen.
Momentan habe ich es noch nicht bereut mir diesen Kit zugelegt zu haben.
Beim Bau des Porsche Schleppers wir sich zeigen ob ich bei meiner Meinung bleibe.
Heinz Behler von den Modellbaufreunden Borgentreich / Modellbaufreunde Bünde