HELLER als traditionsverbundener Hersteller hat einige seiner schon älteren KIts in einer interessanten Edition neu aufgelegt – als Twin Sets: Also zwei Bausätze in einer Kartonage …
Nun höre ich viele sagen: „Das ist ja nichts Neues und Airfix hatte solche „Dogfight Doubles“ schon in den 1970er Jahren im Programm!“
Stimmt!
Aber dann auch wieder nicht: Denn während für gewöhnlich in solchen Packungen zwei „Gegner“ zu finden sind, geht HELLER einen anderen Weg:
Zwei identische Bausätze, die sich „nur“ durch die jeweiligen Dekorationen und Einsatzgeschichten unterscheiden. Aber in diesem „nur“ liegt eben der Sinn des Ganzen:
1. Man muss sich als Modellbauer nicht groß entscheiden, welchen der beiden Zerstörer man baut – man baut einfach beide!
2. Und das zu einem im Vergleich zum Einzelbausatz unschlagbar günstigen Preis!
Gerade bei unserem aktuellen Kit ist das natürlich perfekt: Da der Z 31 und die Marceau das gleiche Schiff sind, kann man mit ein paar Hintergrundinfos und einigen Photos der Vorbilder ein interessantes kleines Display erstellen, das auf jeder Ausstellung in der nach-Corona-Zeit Aufmerksamkeit erzielen wird!
Die Twin-Sets schlagen also mehrere Fliegen mit einer Klappe … wie bei unserem ersten Beispiel: Der Zerstörer Z 31 der Kriegsmarine bzw. der Contre Torpilleur / Escorteur „Marceau“ der französischen Marine.
Und da diese Einheiten und besonders ihre Geschichte ja die Grundlage des Twin Sets bilden, sei diese kurz angerissen:
Der Stapellauf des Zerstörers Z 31 vom Typ 1936A (mob.) erfolgte am 15. April 1941, seine Fertigstellung war ein Jahr später abgeschlossen. Bis 1944 in Norwegen stationiert, sollte er Ende Januar 1945 mit zwei anderen Einheiten (Z 34 und Z 38) in die Ostsee verlegt werden, konnte aber von der Royal Navy gestellt und schwer beschädigt werden. Nach einem schnellen Rückmarsch in Oslo notdürftig repariert, wurde Z 31 noch kurz darauf in die Ostsee verlegt und fiel im April nach einem Marsch von Swinemünde durch den Nord-Ostsee-Kanal gegen Kriegsende bei Brunsbüttel in britische Hände. Im Januar 1946 nach Rosyth (Firth of Forth) verlegt, wurde Z 31 im Febraur 1946 schließlich an die französische Marine abgetreten und nach Cherbourg verlegt. Der Namensgeber des nun „Marceau“ getauften Schiffes war ein französischer Revolutionsgeneral Francois Séverin Mareau, der 1796 im Westerwald verstorben war. Die Z 31 bildete zusammen mit der „Hoche“ (ex Z 25), der „Desaix“ (ex Paul Jacobi) und der „Kleber“ (ex Theodor Riedel) die 1. Division de contre torpilleur. Die „Marceau“ wurde mehrfach modernisiert und umgebaut, aber schon 1954 außer Dienst gestellt und vier Jahre später verkauft, 1963 war dann die Z 31 / Marceau Geschichte …
Und hier fängt dann unser Modell als Doppelpack an.
Der mit einer auf „Retro“ getrimmten Deckelillustration enthält alle hier gezeigten Spritzlinge (bis auf die Reling) je zwei mal – „Twin Set“ halt!
Die Ankerkette wurde zur Sicherung am Boden des Kartons verklebt, damit sie nicht verloren geht:
Der Spritzling für die Reling der beiden Einheiten:
Und nun die eigentlichen Bauteile unserer beiden Schiffe:
Details des Rumpfes:
Man beachte die beiden unterschiedlichen Gussrahmen für die Marceau (oben) und die Z 31, 33 und 37 unten:
Von der Teileanzahl sind beide Bausätze recht überschaubar und wenn alles so passt wie zu Zeiten der Erstauflage (wovon wir ausgehen!), dann lassen sich beide Schiffseinheiten recht schnell komplettieren und in kurzer Zeit ist man dann beim Dekorieren.
Hierfür finden wir u.a. beiliegende Flaggen aus Papier für das nautische Alphabet sowie die Nummern:
Am Decalbogen findet sich ein leichter Versatz der weißen Flächen, der aber kein wesentlicher Schaden sein dürfte:
Die Montageanleitung(en) für die beiden minimal unterschiedlichen Schiffe:
Fazit zum Bausatz:
Wir haben es mit einem schon etwas älteren Kit zu tun (Erstausgabe 1979) und noch dazu im Maßstab 1:400.
Natürlich werden sich viele fragen: „Warum 1:400? Der klassische Schiffsmaßstab ist doch 1:350!“ Richtig!
Aber in den 1970er und 1980er Jahren existierten sehr viele Schiffsbausätze in diesem metrischen Maßstab – um eine lange Geschichte kurz zu machen: Viele Hersteller experimentierten damals mit diversen Maßstäben (Airfix war mit 1:600 am Start) auf der Suche nach DEM Schiffsmaßstab. Dass sich im Laufe der Jahre 1:700 und seit einigen Jahren auch 1:350 durchgesetzt haben, ist eine Tatsache, die man nicht wegdiskutieren kann.
Aber das macht die Schiffsbausätze in anderen Maßstäben nicht minder interessant und wenn HELLER nun viele der alten Kits als „Collection Historique“ wieder auflegt, so sollte das ein Ansporn sein, ein wenig „Retro-Feeling“ auf unsere Basteltische zu bringen und abseits von Maßstäben und Nietenzählerei einfach einmal wieder in jene Jugendtage abzutauchen, als wir unsere Bausätze in Rekordzeit zusammengeklebt und noch mit Pinsel und Dosenfarbe „bemalt“ haben!
Damals wie heute gilt: Hauptsache, man hat Spaß dabei!
Erhältlich im online-shop von Modellbau Universe.
Karsten Schulz, Modellbaustammtisch Recklinghausen und Dr. Michael Brodhaecker, Lingen