Auf der diesjährigen EuroModelExpo in Lingen konnte ich mal wieder nicht umhin, dem Stand von Rob Tas einen Besuch abzustatten – wer auf 1:72er Militärminiaturen „steht“, kommt um TASModels nicht rum!
Neben vielen anderen Kleinserienbausätzen habe ich auch den Cunningham T1E2 mitgenommen …
„Cunningham T1E2“?
Noch nie gehört?
Ist weiter keine Schande – vor dem Kauf des Bausatzes kannte ich das Vorbild auch nicht. Deshalb kurz einige einleitende Bemerkungen zum Original:
In den 1920er Jahren waren alle großen Mächte daran interessiert, ihr aus dem Ersten Weltkrieg stammendes Waffenarsenal zu modernisieren und einer sich ändernden Kriegsführung anzupassen – das galt natürlich in erster Linie für die beiden modernen Erzeugnisse dieses Krieges: Die Luftwaffe und die „Tanks“!
Auch in den isolationistischen USA reiften langsam, aber unaufhaltsam neue Panzerkonzepte heran. Vorherrschend waren noch aus britischen Beständen stammende Rhomboidpanzer und die leichten französischen Renault FT-17. 1927 vergab due US Army einen Auftrag zur Schaffung eines modernen Panzers an den Hersteller Cunningham, Son and Company – den T1.
Dieser moderne Nachfolger des FT-17 folgte dem mittlerweile anerkannten Layout: Drehturm und getrennte Besatzungsräume.
Zwischen 1927 und 1932 wurden insgesamt sieben verschiedene Baustadien verwirklicht – teils mit gravierenden Änderungen des ursprünglichen Entwurfes!
Der T1 blieb vom Layout jedoch unverändert:
2 Mann Besatzung, ein Drehturm mit einer 3,7cm Kanone sowie einem koaxialen .30 Cal MG.
Vom T1 (1927) gab es nur einen einigen Prototypen;
Der T1E1 von 1928 wurde in vier Exemplaren gebaut und erprobt;
Die Weiterentwicklung T1E2 (unser Bausatz) erhielt eine verbesserte Kanone und einen anderen Drehturm. Auch von dieser Variante gab es nur einen Prototypen.
Die folgenden Versionen (jeweils nur 1 Prototyp) zeigten veränderte Türme sowie teilweise radikale Laufwerksänderungen.
Obwohl der T1 in nur wenigen Exemplaren hergestellt wurde, diente er den sich entwickelnden Panzertruppen der US Army als ideales Testfahzeug – letztlich wurde er vom T2, dem späteren Light Tank M1 „überholt“, dem „Vater“ der M3/M5 „Stuart“-Reihe!
In der Blisterverpackung befinden sich gerade einmal sieben (!) Teile:Die einteilige Wanne mit dem gewaltigen Anguss:
Der Turm ist nun wahrlich kein Meisterwerk modernen Resingusses – die massiven Gusbatzen am oberen Rand und der unschöne Anguss am Drehkranz sind ärgerlich!
Hier hätte ich mir etwas mehr Aufmerksamkeit für das eingepackte Produkt gewünscht!
Die jeweils einteiligen Laufwerke weisen, wie schon der Turm und die Wanne, recht massive Angüsse auf – die sich jedoch mit einer Modellbausäge und etwas Vorsicht gut entfernen lasen:Hier sieht man sehr schön die perfekt ineinander pasenden Laufwerk-/Wannenkomponenten:Die restlichen Teile – drei an der Zahl!Entsprechend der wenigen Teile beschränkt sich die „Bauanleitung“ lediglich auf einige Modellphotos:Es ist ohnehin klar, was wo hinkommt!
Nach einem schnellen und ereignislosen Bau des Panzers bin ich auch in der Lage, die konkreten Maße des komplettierten Modells mit dem Original zu vergleichen:
Laut Heigl, „Taschenbuch der Tanks“ (siehe Bild unten) gibt es für den T1E2 folgende Maße:
Länge: 3,87 Meter (= 53,75 mm in 1:72)
Breite: 1,88 Meter (= 26,11 mm in 1:72)
Höhe: 2,30 Meter (= 31,94 mm in 1:72)
Der Bausatz misst in der Länge 55 mm (Kettenlänge!), in der Breite 26 mm und ist 31 mm hoch – nah dran und völlig akzeptabel wie ich finde!
(Nicht verwirren lassen: Die unten rechts angeführten Maße beziehen sich auf den T1E3!)
Erhältlich ist dieser schmucke kleine Bausatz z. Bsp. im online-shop von ModellTrans in Essen.
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen