Werkstattbericht: Horten 229 Scratchbau in 1:87

Die Wiederauflage der 1:48er Horten/Gotha 229 durch Revell hat unseren Modellbaufreund Achim Brinkmann beim Sommertreffen des Modellbaustammtisches Bünde auf eine Idee gebracht …
Als ausschließlich im Maßstab 1:87 bauender Modellbauer von Flugzeugen kann ich leider auf keine allzu reichhaltige Bausatzauswahl zurückgreifen und bin immer wieder dazu „gezwungen“, meine Kits „aus dem Nichts heraus“ zu erstellen.
So auch die Horten/Gotha 229 …
Meine Vorgehensweise will ich hier kurz erläutern …

Zunächst einmal: Wichtig sind ordentliche Unterlagen für die Maße, die Rumpf- und Tragflächenprofile etc.
Sind entsprechende Zeichnungen gefunden, müssen diese zunächst ausgedruckt werden. Die Spannweite sollte mit den Angaben zur Originalspannweite verglichen und dann durch 87 geteilt werden: Entweder man skaliert die Maße prozentual herunter oder oder man tastet sich durch mehrere kleiner werdende Ausdrucke an das Maß heran.
Die so entstandenen neuen maßstabsgerechten Zeichnung in 1:87 werden dann mehrfach ausgedruckt.
Ist das geschafft (kein Hexenwerk, aber es braucht halt ein wenig Erfahrung) klebt man den Ausdruck mit Weißleim auf das Plastik auf.

Und los geht die Sägerei und Schnitzerei:
Als ersten Schritt alles mit 1mm Zugabe aussägen und dann durch Aufkleben mehrerer Schichten Plastik-Sheet die nötige Dicke herstellen:
Horten-Ho-229-1zu87-Achim-BRinkmann-1 Werkstattbericht: Horten 229 Scratchbau in 1:87

Ist dir grobe Form in Draufsicht erreicht, klebe ich die Zeichnung des Frontquerschnittes auf und nähere mich der entsprechenden Zeichnung durch Schleifen, Feilen, Sägen und Schnitzen langsam an.
Jetzt noch die Flügelprofile durch Schleifen und Feilen herstellen:
Horten-Ho-229-1zu87-Achim-BRinkmann-2 Werkstattbericht: Horten 229 Scratchbau in 1:87Dabei geht logischerweise die aufgeklebte Zeichnung verloren.
Durch Ausfräsungen Platz für Kanzel, Fahrwerk, Triebwerke usw.erstellen und dann werden die Oberflächen und noch vorhandene Riefen vom Schleifen mit Grundierung und Füllspachtel geglättet.
Eventuell noch fehlende Rundungen erstellen und Fehler verspachteln.
Der Rohbau ist nun fast fertig:

Ich hab ja geschrieben, dass ich die maßstabsgerechten Zeichnungen mehrfach ausdrucke. Und der vorerst letzte dieser Ausdrucke wird nun auf den Rohbau aufgeklebt – danach geht´s an´s Gravieren: Alle Paneellinien werden jetzt durch die Zeichnung hindurch mit dem Skalpell, einer Resinsäge oder Ähnlichem auf den Kunststoff übertragen:
Horten-Ho-229-1zu87-Achim-BRinkmann-6 Werkstattbericht: Horten 229 Scratchbau in 1:87Horten-Ho-229-1zu87-Achim-BRinkmann-5 Werkstattbericht: Horten 229 Scratchbau in 1:87
Jetzt muss noch ein Tiefzieheinsatz für die Kanzel erstellt werden:
Horten-Ho-229-1zu87-Achim-BRinkmann-7 Werkstattbericht: Horten 229 Scratchbau in 1:87Horten-Ho-229-1zu87-Achim-BRinkmann-6 Werkstattbericht: Horten 229 Scratchbau in 1:87Danach die Kanzel tiefziehen:
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Fahrwerkbeine aus 1mm Blumenbindedraht in die Räder (aus dem unerschöpflichen Modellbauvorrat) einsetzen:
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Die Profile der Fahrwerkbeine mittels Klebebandbandagen erstellen und Kleinteile vervollständigen:Horten-Ho-229-1zu87-Achim-BRinkmann-9 Werkstattbericht: Horten 229 Scratchbau in 1:87

Der lackierfertige Nurflügler:Horten-Ho-229-1zu87-Achim-BRinkmann-13 Werkstattbericht: Horten 229 Scratchbau in 1:87

Und so sieht das Ganze dann nach der Endlackierung und den Decals sowie kleineren Korrekturen aus:

Auch wenn solch ein „Bau aus dem Nichts“ wesentlich aufwändiger ist, als einen vorhandenen Kit zusammenzukleben, so macht mir so etwas besonderen Spaß: Erstens erhält man so ein Modell, dass es nicht zu kaufen gibt und natürlich ist man dann auch ein bisschen stolz auf seine „modellbauerischen Fähigkeiten“  … in aller Bescheidenheit natürlich!

Achim Brinkmann, Modellbaustammtisch Bünde