Bei der diesjährigen Euro-Model-Expo wurde Einiges zu Messesonderpreisen angeboten. Aus diesem Angebot habe ich nach einem kurzen erlaubten Referenzblick in den Karton bei diesem Angebot zugeschlagen …
In seiner neuen „Gold“-Serie präsentiert uns Kinetic den einzigen Bausatz in 1:48 dieses Trainings- und Leichten Erdangriffsflugzeugs, das eng mit der Yak-130 verwandt ist, die wir bereits hier in der Ausführung von Zvezda vorgestellt hatten. Die Bausätze sind jedoch keineswegs identisch, wie man vielleicht vermuten könnte.
Die anfängliche begonnene gemeinsame Entwicklung des Originals mit der Yak wurde im Jahre 2000 aufgegeben. Es wurde bisher nur in vergleichsweise geringen Stückzahlen produziert und hat durchaus beeindruckende Flugleistungen mit hohen Anstellwinkeln und Rollgeschwindigkeiten und der Fähigkeit, auch ohne einen Nachbrenner nahezu Schallgeschwindigkeit zu erreichen. Es handelt sich somit um einen Hochleistungstrainer.
Und Hochleistung hat sich auch Kinetic vorgenommen. Die Bezeichnung „Gold“ in diesem und auch weiteren und künftigen Produkten weist nicht etwa auf irgendwie aufgepeppte Bausatzinhalte zum eigenen Standardprodukt hin. Hiermit soll vielmehr nach dem Verständnis von Kinetic quasi einen Aufbruch zu neuen Ufern erfolgen, was verbesserte Bausatzauslegung, Detaillierung, Ausstattung usw. angeht. Eine derartige Entwicklung konnte man bei den letzten Neuentwicklungen von Kinetic schon beobachten; nun bekommt sie also eine ehrgeizige Bezeichnung:
Im stabilen Karton befinden sich die Spritzgussäste in grau und klar, alle sauber und sicher in insgesamt sechs Beuteln verpackt. Weiterhin eine Ätzteilplatine, Decalbögen und die Bauanleitung:
Je eine Ober- und Unterschale bilden die wesentlichen Teile für den Rumpf. Hier das Oberteil, mit den oberen Tragflächen. Damit ist der saubere Rumpf- Tragflächenübergang damit schon „ab Werk“ vorhanden und sehr gut gelungen:
Es sind hier feine, gleichzeitig scharfe und ausreichend tiefe Gravuren und Nietdarstellungen vorhanden. Gegenüber den Erstwerken von Kinetic ist hier durchaus eine Verbesserung festzustellen:
Der Unterrumpf ist bis auf die Bugspitze in ganzer Länge in einem Teil gespritzt:
Auch hier setzt sich die Qualität der Darstellung fort:
Hier sind beide Rumpfteile lose zusammengedrückt. Die Passung braucht voraussichtlich etwas an Nacharbeit an der Klebenaht:
Ein großer Spritzast enthält die weiteren Teile für Rumpf, untere Tragflächen und Leitwerk. Ausgefahrene Vorflügel, angelenkte bzw. abgesenkte Quer- bzw. Höhenruder und Landeklappen sind möglich. Diese Teile müssen allerdings überwiegend aus jeweils zwei Teilen zusammengeklebt werden. So ergeben sich immer mal Spalten. Das sollte in Zukunft noch verbessert werden:
Die Details sind auch hier wieder fein dargestellt. Bei der Luftbremse auf dem Rumpfrücken sind innen leider ein paar Auswerfermarken vorhanden, die bei offener Darstellung verspachtelt werden müssen:
Der nächste große Spritzast bringt die Teile für das Cockpit, die schön tief gestalteten Lufteinäufe und weitere Kleinteile wie die Räder:
Die Cockpitwanne ist mit einfach geprägten Seitenkonsolen versehen und bieten hier nur ein Standardniveau. Die Instrumentenbretter sind besser gelungen, wobei die Verwendung von Abziehbildern oder Ätzteilen aus dem Bausatz nicht vorgesehen ist, die Schleudersitze sind auf gutem Niveau. Damit lässt sich über die Lackierung mit den bekannten Techniken ein solides Cockpit erstellen; ganz hoch angesiedelt ist die Ausführung damit nicht:
Die Abdeckungen der Instrumentenbretter sind wiederum gut gelungen:
Die Ausführung der jeweils aus mehreren Teilen bestehenden Fahrwerkschächte ist sehr feingliedrig:
Die Räder sind allerdings misslungen:
Sehr fein dann wieder die Chaff- und Flarewerfer, die optional geöffnet und geladen dargestellt werden können und die Heckeinsicht in die Triebwerke (keine Nachbrenner!):
Der letzte typspezifische graue Spritzast bringt dann Anhängsel für Rumpf und Tragflächen:
Die drei Tanks haben die Rundumgravuren, die Pylone sind leider auch wieder jeweils zweiteilig, aber ganz hervorragend graviert und tolle Nachbildungen:
Der Klarsichtspritzast enthält zwei Ausführungen der großen Haube, mit und ohne Nachbildung der Sprengschnüre. Das ist eine gute Sache, die erhabene Darstellung der Schnüre ist nicht jedermanns Ding, ohne sieht es allerdings auch nicht so real aus – na ja ist jeweils ein Kompromiss in die eine oder andere Richtung:
Die Trennscheibe in der Haubenmitte ist ebenfalls enthalten, genauso wie die üblichen Teile für das HUD und die Lampen. Die Qualität der Klarsichtteile ist ganz hervorragend. Passend habe ich einen italienischen Euro ausgesucht:
Schlussendlich ist in doppelter Ausführung noch ein Standardspritzast für die Bewaffnung beigelegt. Es werden nicht alle Teile benötigt, so dass etwas für die Grabbelkiste übrig bleibt:
Die Qualität ist insgesamt guter Standard, die Waffenträger sind sogar als gut zu beurteilen:
Eine kleiner Ätzteilplatine liefert Teile, die im Bauverlauf verwendet werden müssen:
Hier sind die Teile für die HUD-Träger und die Finnen auf den Tragflächen gut verwendbar. Einige geätzte Gitter sollen direkt an Rumpf und Tragflächen aufgeklebt werden. Dies ist eigentlich nicht mehr Stand der Technik, hier wäre es besser gewesen, wenn diese Details gleich als Gravuren ausgeführt worden wären. Die Teile für die Haubenrahmen und insbesondere das Gurtzeug sind nicht besonders detailliert und fallen deutlich ab – wirklich schade!
Das fertig zusammengebaute Modell kann aus dem Bausatz in sechs verschiedenen Farb- und Kennzeichenalternativen vervollständigt werden. Diese Alternativen sind an der Kartonseite farbig abgebildet. Es sind die beiden PR-Maschinen in Blau und Rot, sowie graue Flugzeuge aus Israel, Singapur, Polen und Italien.
Weiterhin sind in der Bauanleitung alle Varianten großformatig und genau aufgeführt. Die Farbangaben nehmen Bezug auf gleich fünf Sortimente (Ammo by MIG, Vallejo, GSI Mr.Color, Tamiya und Humbrol). Die grauen Farben sind darüber hinaus auch mit FS-Nummern angegeben und können ebenfalls für noch weitere Sortimente abgeleitet werden. Modellbauerherz was willst du mehr??
Die Decalblätter für die Realisierung der Varianten erstrecken sich über drei Bögen. Der erste und größte Bogen enthält die großen Markierungen und einen großen Teil der Hinweis- und Wartungsaufschriften. Die Markierungen sind von IsraDecal entworfen und von Cartograf gedruckt. Beide stehen für höchste Genauigkeit was Recherche und Druckqualität angeht und der Decalbogen entspricht in vollem Umfang diesem Anspruch.
Für die PR-Maschinen sind die Decals mit sehr schönen Übergängen versehen:
Weitere Wartungsaufschriften finden sich auf einem länglichen Bogen:
Der dritte Bogen ist ein Standardbogen für den oben beschriebenen Standardwaffenast:
Für die Anbringung der Wartungsaufschriften und der Markierungen an den zu verwendenden Waffen sind sehr genaue und Länderspezifische Hinweise in der Bauanleitung vorhanden. Wirklich gut!
Die eigentliche Bauanleitung ist noch etwas „Old-Style“ in Schwarz-Weiß ohne die neuerdings häufig zu findenden farbigen Darstellungen zu Klebestellen oder Farbgebung und Markierung der Teile aus den vorherigen Baustufen. Sie führt aber auch ohne solche Zugaben den Modellbauer sicher und fehlerfrei durch das Bauerlebnis. Insoweit gibt es nichts auszusetzen; die oben besprochenen weiteren Teile der Anleitung sind sehr hochwertig:
Ist also alles „Gold“? Nein, wohl nicht. Die Räder sind misslungen, die zweiteilige Ausführung der Pylone, Ruder und Landklappen ist nicht Stand der Spitzentechnik und eigentlich bei modernen Bausätzen unnötig. Das Cockpit ist insgesamt wie bereits gesagt mittlerer Standard. Die Passgenauigkeit der großen Rumpfteile ist noch nicht ganz auf Spitzenniveau.
Andererseits sind die Gravuren an den großen Teilen wirklich sehr fein und scharf. Die Klarsichtteile sind klasse und der Decalsatz ist auf Spitzenniveau. Die Bauanleitung ist gut!
Auch wenn der Bausatz sich ohne weiteres ein „Empfehlenswert“ verdient hat und das Original als einziger 48-er vertritt, fällt das Schlussfazit in Anbetracht des propagierten Anspruchs also etwas gemischt aus. Kinetic steht noch nicht mit einigen anderen Herstellern zusammen auf dem obersten Treppchen, hat aber, um im Bild zu bleiben, schon einen Fuß draufgestellt. Macht so weiter, dann kann das noch was werden. Wir werden die Entwicklung beobachten.
Erhältlich ist der Bausatz in online-shop von Modellbau König.
Hermann Geers, Wietmarschen