Cessna O-2 A  in 1:48 von Revell #03189

Revell hat einen neuen Bausatz im Programm – die Cessna O-2A Skymaster!
„Neu“?
Wirklich?

Zunächst die gute Nachricht – es handelt sich nicht um den uralten Hawk/Testors/Italeri-Bausatz!
Was wir in der Faltschachtel finden, ist ein gerade einmal zwei Jahre „alter“ Kit …

Was schreibt Revell über das Vorbild?
„[…]Die Cessna O-2 Skymaster ist ein zweimotoriges militärisches Beobachtungs- und Angriffsflugzeug. Sie wurde in den 1960er Jahren als Spezialflugzeug für Operationen zur Aufstandsbekämpfung (COIN) entwickelt.
 Die ungewöhnliche Konfiguration der O-2 zeichnet sich dadurch aus, dass Pilot und Copilot Seite an Seite im vorderen Teil des Flugzeugs sitzen und die Fenster unterhalb des Flügels statt oberhalb angebracht sind, um der Besatzung eine bessere Sicht auf den Boden zu ermöglichen.

Dieser Bausatz von Revell ist eine detaillierte Nachbildung der O-2A Skymaster, mit Optionen zum Bau einer von zwei Versionen: der 23rd Tactical Air Support Squadron, USAF, Südvietnam, 1968 oder der N466DF’A21′, California Department of Forestry and Fire.[…].“

O.k. – soweit die Beschreibung auf Revells Internetseite.

Sie ist für mich in mehreren Punkten etwas schwammig formuliert und ich habe es so verstanden, dass diese Cessna eine „Extra-Anfertigung“ für das Militär war. Wikipedia lehrte  mich eines Besseren: Die militärische Cessna O-2 A basiert auf dem zivilen Model 337 und wurde für das Militär etwas verändert. Der Grund war einfach: Einsparen von Entwicklungskosten.

Natürlich ist bei der Maschine aufgrund der Bauweise die Sicht nach unten besser, weil die Tragflächen oberhalb der Gondel montiert sind … und wie bei manch anderen Privatmaschinen aus dem Hause Cessna oder Beachcraft sitzen die Piloten nebeneinander. Mit der „besseren Sicht auf den Boden“ sollte klar gemacht sein, dass nur die O-2 A rechts für den Beobachter zusätzliche Fenster unterhalb der Gürtellinie verbaut hat.

Kurzinfos zur O-2 A.

Entwickelt 1960, wurde sechs Jahre später die Militärmaschine beauftragt. Die beiden Motoren in der Längsachse angeordnet sollten ein Gieren um die Hochachse der Maschine bei Ausfall eines Motors verhindern. Nachteil war die Kühlung des hinteren Motors. Bei dem Modell 337 wurde das durch den Lufteinlass auf der Gondel behoben.

Auf Kundenwunsch war schon damals eine Enteisungsanlage wählbar, Einziehfahrwerk war hingegen Serie.

Insgesamt 467 Stück wurden bis in die 1980er Jahre gebaut, bevor die O-2A außer Dienst gestellt wurde.

Spannweite 11,62m, Länge 9,07m.

Reisegeschwindigkeit 315 km/k, mit einer Reichweite von 2288km in 3050m Höhe.

Das Schachtelbild gefällt mir ausgezeichnet. Das hat mich neugierig gemacht und es ist „mein“ Maßstab in 1:48, wenn es um Flieger geht. Den Bausatz präsentiert Revell als Neuheit. Ja, das ist fast richtig. Wer die Schachtel auf macht, dem wird die Revell-untypische Tüte mit Verschlussstreifen auffallen:03_Revell-03819-Cessna_011 Cessna O-2 A  in 1:48 von Revell #03189

Das lässt vermuten, dass jemand anderes dahinter steckt. Und das stimmt auch. Erschienen ist die Cessna O-2 A Skymaster bei ICM im Jahr 2020 unter der Bausatz #48290 bzw. 2021 (#48292). Was es mit diesen beiden ICM-Bausätzen auf sich hat, dazu komme ich in meinem Fazit genauer.

Relativ neu ist sie dennoch – und das sieht man deutlich an der Qualität.

Was erwartet uns?

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Angegeben ist der Bausatz mit 171 Bauteilen. Verteilt sind sie auf nur 3 grauen und einem klaren Spritzling für die Verglasung. Dann noch die Bauanleitung, die Decals für zwei Varianten und der Bausatz ist komplett. Über den Faltkarton mit Seiteneingriff äußere ich mich nicht, dieses Mal haben die Spritzlinge genug Platz in der Schachtel, was nicht immer der Fall ist (Siehe T1-Camper)

ICM hat die Spritzlinge sehr gut gestapelt, die Scheiben separat in derselben Tüte verpackt, so dass nichts beschädigt wurde. Hier kommt der wirklich praktische Verpackungsbeutel mit dem Klebestreifen zum glänzen:

Man kann nach dem Begrabbeln das Ganze wieder gefahrlos reinpacken ohne Sorgen zu haben, dass Kleinteile durch die seitlichen Kartonöffnungen heraus flitschen.

Ein Überblick über die Spritzlinge:05_Revell-03819-Cessna_013 Cessna O-2 A  in 1:48 von Revell #03189

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Warum eine zweite Tragfläche und eine kleine extra Scheibe separat beiliegt habe ich anhand der Bauanleitung nicht heraus finden können.
Doch dazu gleich mehr …

Auch im Detail mag ich den Bausatz sehr loben. Sei es das wirklich junge Alter oder die Qualität aus dem Hause ICM – mir gefällt das sehr gut! Saubere Sicken, scharfe Kanten, dünne und filigrane Bauteile. Die Reifen leider zweiteilig, das Cockpit dafür ist eine Augenweide. Die Gondel super dünn, die Scheiben glänzen Perfekt und haben keinen Lupeneffekt:

Die Decals sind für zwei Varianten vorgesehen. Die Variante 1 der 23rd Tactical Air Support Squadron, USAF, South Vietnam, 1968.

Als zweite Variante gibt es die O-2 A, N466DF des California Department of Forestry and Fire Protection, 1997.
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Die Decals sind von guter Qualität und Farbgebung, sauber gedruckt, gestochen scharf und  ohne Versatz, zudem noch lesbar:

Die Bauanleitung:

Sie ist nach Art des Hauses Revell in bunter, mittlerweile gewohnter Ausführung gestaltet. Das Deckblatt mit einem gebauten Modell wie es die Illustration auf dem Karton zeigt:
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Dann überrascht uns erst einmal ein Zusatzblatt:
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Wieso? Weshalb? Warum?

Möchte ich tatsächlich die Fire Protection bauen, erfolgt im Weiteren kein Hinweis mehr darauf, dass eine andere Scheibe eingesetzt werden muss! Warum nicht? Vielleicht bin ich zu doof, um die Bauanleitung zu lesen … auch nach mehrmaligen Studieren habe ich keinen Hinweis auf dieses gefunden. Ja, im Beiblatt wird das erwähnt: „[…]alternativ für die Fire Protection Variante wird Teil D2 benötigt. […].“

Die Ergänzung sollte sein:

[…]alternativ für die Fire Protection Variante wird Teil D2 in Verbindung mit der Seitenscheibe C1-1 benötigt. […] – denn diese liegt separat dabei!

Ich schimpfe wirklich ungern – aber das ist ein gravierender „Flüchtigkeitsfehler“. Ob das in der ursprünglichen Ausgabe von ICM auch so (fast schon laienhaft) verschludert wurde?

Die Bauanleitung im Gesamten gezeigt, führt dann typischerweise durch die 73 Baustufen:

Die Angabe des Bug-Gewichtes, dass die Maschine sauber steht? Vorhanden:
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Es darf gespachtelt und gebohrt werden – übrigens einer der wenigen Hinweise auf die zweite Variante:
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Und selbstverständlich kommt der versierte Modellbauer um ein wahnwitziges Mischungsverhältnis von 50-30-20 nicht herum:
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Die letzten Seiten widmen sich abschließend den Decalvarianten:

Mein Fazit.

Neu? Ja – bei Revell.

Empfehlenswert? Ja – unbedingt!

Die Qualität dieses Bausatzes spricht deutlich für sich. Ist es der Firma ICM geschuldet? Deutliches ja – denn ich habe bisher keine schlechten Bausätze von ihnen gehört oder gesehen und das Alter von gerade zwei Jahren spricht ebenfalls für sich. Dass Revell eine Kooperation mit ICM eingegangen ist, ist definitiv kein Fehler.

Über die Mischungsverhältnisse schüttele ich oftmals den Kopf, aber es wundert mich mittlerweile mehr, wenn in einem Bausatz garnichts gemischt werden muss. Übrigens verwendet ICM für diesen 50-30-20-Farbton „N“ die Farbe 155 aus dem Revellprogramm ? . Also warum mischen?

Wenn Löcher verspachtelt oder Löcher für verschiedene Varianten gebohrt werden müssen – dafür ist üblicherweise ein Studieren der Bauanleitungen vor dem Bauen heute unumgänglich.

Worüber ich nicht hinweg komme, ist das verschlampen von Hinweisen zum Bau der zweiten Variante – speziell hier das verwenden von Separat beiliegenden Teilen. Mann, Mann.

Und jetzt greife ich nochmal auf den Ursprung des Bausatzes zurück:

2020 ICM Bausatz #48290 -> ausschließlich die Revell’s Titelversion Variante 1 „Vietnam“.

2021 ICM Bausatz #48292 -> ausschließlich die Revells Varainte 2, die „Zivile“.

2022 Revell Bausatz #03819? Wir mischen beide Varianten und übernehmen die Bauanleitung(en) halbherzig! Ein Mischmasch bunter Blumen, nicht durchdacht und mit einem Beiblatt mehr schlecht als recht ein Versuch, die Kurve zu bekommen. Das fängt bei der Übersicht der Spritzline schon an, wo die Zusatzteile erst garnicht abgebildet sind!

Mit der Bauanleitung sehe ich ein mehr als deutlichen Handlungsbedarf zur Nacharbeit!

Das „Verschlampen“ letztmalig:

Warum diesem Bausatz ein zweites Flügelteil beiliegt, das bleibt auch nach mehrmaligen studieren der Revellschen Bauanleitung und Vergleichen der Bauteile ein Rätsel, dass auf den ersten Blick nur Revell lösen kann. Ich kann es nicht? Doch – kann ich! Beim Studieren der ICM-Bauanleitungen!

Der einzeln beiliegende Flügel E1 wird bei ICM (#48292) für die Zivile Version – also hier die Version 2(!) – verwendet. So wie das separate Seitenteil D2 und die dazugehörige Seitenscheibe C1-1!

Abschließend also mein Tipp:

Wer die Version California Department of Forestry and Fire bauen will, der lade sich die Bauanleitung der ICM #48292 herunter und dann klappt das wunderbar – ohne Rätsel, ohne Verwirrung.

Erhältlich bei Modellbau König.

Dominik Weitzer, Modellbaustammtisch Recklinghausen