In der Serie von besonderen thematischen Zusammenstellungen als Limited Edition mit den Seriennummern 111xx hat Eduard nun ein Special als Dual Combo (also mit zwei vollständigen Bausätzen für Bf-109er) zur „Wilden Sau“ herausgebracht, dem nach den Ankündigungen noch zwei weitere Ausgaben in jährlichen Abständen und darüber hinaus auch noch einige Decalsätze folgen sollen. Wir dürfen also gespannt sein!
„Wilde Sau“ war die Bezeichnung für eine spezifische Einsatztaktik, in der eigentlich als Tagjäger entwickelte Einsitzerflugzeuge zur Nachtjagd verwendet wurden. In der apologetischen Literatur der 50-er und 60-er Jahre wurden ihr gerade Wunderdinge zugeschrieben. Eine dokumentenbasierte Betrachtung lässt jedoch erkennen, dass diese Art des Einsatzes keineswegs erst ab 1943 nach erfolgreichen Störmaßnahmen gegen die geführte Nachtjagd mit Zweimots erfunden wurde. Sie war auch eine reine Notlösung, die nur bis zur Entwicklung störfesterer Radare und der Taktik der Verfolgungsnachtjagd im Bomberstrom Bedeutung erlangte, da sie für diesen kurzen Zeitraum schlicht die einzige Möglichkeit war, um in nennenswerter Anzahlt überhaupt Abschüsse/Abwehrerfolge zu erzielen. Auch erreichten die drei Geschwader der 300-er Nummern nie eine Vollausstattung. Die vorhandenen Verbände wurde ab dem Frühjahr 1944 in die Tagjagd der Reichsverteidigung überführt – teilweise auch als Sturmgruppe -. Sie galten hier dann als Schlechtwettergeschwader. Dies vor dem Hintergrund, dass zu großem Anteil dort ehemalige Kampf-, Aufklärer- und Zerstörerpiloten mit Blindflugausbildung eingesetzt wurden. Zum Kriegsende hin kamen allerdings auch hier fast nur noch unzureichend ausgebildete Piloten als „Kanonenfutter“ neu in die Verbände.
Nichtsdestotrotz ist die „Wilde Sau“ auch und sogar besonders für Modellbauer ein höchst interessantes Kapitel der Einsatzgeschichte der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg.
Der Kartondeckel ist diesmal nicht ganz so ausgefeilt wie bei einigen anderen Limited Ausgaben, zeigt an den Seiten aber schon mal die äußerst umfangreiche Ausstattung für sage und schreibe 10 Alternativen, die aus dem Bausatz erstellt werden können und die besondere Ausstattung an den Auspuffleisten, die der Bf-109 „die Flötentöne beibrachte“; doch dazu später.
Im Karton haben wir dann die Spritzgussäste, Resinteile, Ätzplatinen, einen Maskensatz und drei Decalbögen:
Als besonderes Gimmik gibt es dann noch einen „Wilde-Sau-Pin“ in einer extra Verpackung:
Die Spritzgussäste für die frühen Bf-109 Versionen G-5 bzw. G-6 in der Nachtjagd sind jeweils doppelt vorhanden und stellen sämtlich alte und sehr gute Bekannte dar. Die Formen sind immer noch in bestem Zustand und wir können uns daher auf eine kurze Darstellung beschränken.
Zunächst gibt es die beiden Standardäste H und I mit diversen Teilen für alle Bf-109 Versionen:
Die Klarsichtteile werden durch den Ast J geliefert:
Die Äste N und K bilden dann die Bestandteile zum Zusammenbau der Tragflächen mit den kleinen oberen Beulen:
Für den Rumpf gibt es dann noch den Ast T und damit ist schon alles beisammen, was für die Konstruktion aus dem bisher schon vorhandenen Lager von Eduard vorhanden ist:
Spezifische Teile für unser Objekt haben wir dann noch aus Resin in einem kleinen Plastikbeutel:
Hierin finden wir Teile für die vorderen Auspuffkrümmer, die in einer der Zehn Versionen für die Signalpfeifen verwendet werden müssen und vier Räder:
Die Teile für diese Pfeifen sind überreichlich vorhanden, da nur jeweils eine Pfeife an jeder Seite benötigt wird. Mal sehen, was von Eduard da noch kommt, um diese ggf. noch zu verwenden. Die Teile R62, die Abdeckungen darstellen, die den Signalton erst generieren, sind äußerst fein hergestellt. Sie müssen aber noch an der Angussstelle nachgearbeitet werden:
Schließlich sind dann die Räder mit ihren feinsten Details wieder mal eine absolute Klasse für sich. Besser geht es wohl nicht!
Die ebenfalls wieder doppelt vorhandene Ätzteilplatine ist speziell für diese Ausgabe neu entwickelt worden. Sie enthält neben den Teilen für das Gurtzeug, die Instrumente und die weitere Cockpitausstattung (diese alle coloriert), auch die Kühlergrills und alternative Abdeckungen für die Auspuffkrümmer. Wie immer, ist auch hier alles bestens ausgeführt_
Die Masken für die Räder und die Cockpithaubenteile sind zunächst erst mal eine ordentliche Arbeitserleichterung, leisten aber auch ihren Anteil zur gut gelungenen Ausführung des Baus. Hier der Auszug aus der Bauanleitung, der auch den Umfang des Bogens genau beschreibt:
Wie schon gesagt, sind drei Decalbogen vorhanden. Der Bogen für die individuellen Markierungen für alle Alternativen ist sehr umfangreich. Für das Decal 12 gibt es noch einen Ergänzungsbogen, da der Druck hier nicht ganz deckend ist. Das ist aber auch der einzige kleine Fehler, ansonsten ist der Druck mustergültig:
Für die Wartungsmarkierungen gibt es wieder in zweifacher Ausfertigung einen besonderen Bogen:
Die Bauanleitung ist im bekannten hervorragenden Eduard-Stil gehalten. Eine umfassende geschichtliche Darstellung und die Inhaltsbeschreibung mit Farbempfehlungen machen den Anfang:
Wichtig ist hier auf jeden Fall, sich vor Baubeginn für eine Lackierungs- und Markierungsalternative aus der Auswahl zu entscheiden, da praktisch von Anfang an Besonderheiten je nach dieser Auswahl zu beachten sind. Am besten markiert man sich die betreffenden Punkte mit einem Leuchtstift und nimmt für den Bau des zweiten Modells hier eine andere Farbe. Sonst kann es schnell zur Verwirrung kommen.
Die Lackierungs- und Markierungsalternativen sind wie bereits angesprochen außerordentlich umfangreich. Hier wird insgesamt die frühe Phase der „Wilden Sau“ mit den Bf 109 G-5 (eine Variante) und G-6 (alle anderen) Versionen abgedeckt. Einmal ohne Gondelbewaffnung, einmal mit aufgestocktem Seitenleitwerk, schwarze oder graue Unterseiten, extreme Abdunklungen am Rumpf, Schlangenlinien oder Eidechsentarnung, aber auch sehr hellgraue Rümpfe; alles ist vorhanden. Weiterhin gibt es Kennanstriche, großformatige Nummern, Geschwader-, Gruppen- und Staffelwappen sowie individuelle Markierungen.
Mal abweichend von der Durchbuchstabierung hier zunächst mal die „sehr graue Fraktion“:
Und hier die stark abgedunkelten Versionen: Bemerkenswert an der Variante C ist die Erfolgsbilanz des Piloten mit den Schiffsversenkungen aus seiner Kampffliegerzeit:
Die Eidechsentarnung:
Und zum Schluss noch eher konventionelle Varianten mit Flecktarnung an den Rümpfen:
Zum Schluss ist noch eine sehr umfassende Übersicht zur Anbringung der kleine Decals vorhanden:
Eduard hat hier eine ganz besonders gelungene Zusammenstellung auf den Markt gebracht und zeigt damit auch, wie man aus einem bereits langjährig bekannten Bausatz höchster Qualität immer wieder etwas wirklich Neues herausholen kann. Die Auswahl ist wirklich mehr als umfassend und zwei Bausätze sind fast schon zu wenig bei der Vielzahl der Anregungen. Hier könnte man bestimmt auch noch den einen oder anderen Overtree-Bausatz seiner Verwendung nützlich zuführen. Also ganz besonders empfehlenswert!!
Erhältlich im Eduard online-shop.
Hermann Geers, Wietmarschen