Nachdem in den vergangenen Jahren die guten alten Tamiya- oder Heller-Kits die einzigen Optionen für den Bau eines Gepard in 1/35 boten, haben in den letzten Monaten gleich drei Hersteller, Meng, Hobby Boss und auch Takom, eine zeitgemäßen Umsetzung dieses für mich sehr faszinierenden Fahrzeugs angekündigt.
Der Bausatz von Takom ist nun als erster am Markt erhältlich, und wir wollen heute einen genaueren Blick auf den Kit werfen, der vor kurzem in einer attraktiven Box erschienen ist.
Vorbild:
Der Flakpanzer Gepard wurde nach der Erprobungsphase Anfang der 1970er und weiteren Tests mit den Vorserienfahrzeugen ab 1973 dann im Zeitraum 1976 bis 1980 endgültig in seiner Serienform an die Bundeswehr ausgeliefert. Somit löste der Gepard ab 1976 den inzwischen veralteten M-42 Duster ab und kam auch bei anderen Nationen zum Einsatz. Mit dem Beschluß der Auflösung der Heeresflugabwehrtruppe der Bundeswehr zum Jahr 2011 wurde die bodengebundene Luftverteidigung in die Verantwortlichkeit der Luftwaffe übergeben. Das bedeutete zugleich das Ende der Einsatzzeit bei der Bundeswehr, was mit dem offiziellen „letzten Schuß“ im Oktober 2010 besiegelt wurde.
Literatur:
Gleich vorweg eine Literatur-Empfehlung: Das Heft „Flugabwehrpanzer der Bundeswehr von 1956 bis heute“ vom Tankograd-Verlag gibt einen exzellenten Einblick und enthält jede Menge für den Modellbauer sehr nützliche Vorbildfotos. Erhältlich ist das Heft unter anderem direkt beim Verlag.
Bausatz:
Nun aber endlich zum eigentlichen Objekt der Begierde. Der Bausatz vom asiatischen Hersteller Takom kommt in einer attraktiven Verpackung daher, die die Sonderlackierung zum letzten Gepard-Schuß bei der Bundeswehr zeigt. Diese Version ist natürlich auch als Markierungsvariante enthalten.
Der Karton ist wohlgefüllt. Neben den seperaten Wannenteilen und dem Turm sind 6 Spritzlinge in hellgrauem Kunststoff, einer mit Klarsichtteilen, sowie weitere fünf mit den Teilen für die Einzelgliederkette enthalten.
Weiterhin ergänzt eine kleine Platine mit Fotoätzteilen, vier Polycaps sowie echtes Stahlseil für die Abschleppseile den Bausatz.
Alles in allem warten jede Menge Teile auf die Montage; der Panzer selbst besteht aus über 300 Teilen, dazu kommen noch 15 PE-Teile sowie nochmal etwa 700 Teile für die Kette. Eine einteilige Kette liegt nicht als zusätzliche Option bei.
Gleich vorweg: Die Qualität der Kunststoffteile ist tadellos. Feine, scharfe Details und zumindest ich habe keine sichtbaren Auswerfermarken oder Sinkstellen entdeckt.
Die größten Teile sind die jeweils einteilige Ober- und Unterwanne
Die Unterwanne ist wirklich für den Gepard konzipiert und nicht etwa eine normale Leopard 1-Wanne wie zum Beispiel beim guten alten Tamiya-Kit.
Insbesondere der korrekte Abstand zwischen der 3. und 4. Laufrolle (auf dem Foto von rechts gezählt) ist exakt berücksichtigt, der durch die beim Original um 80mm verlängerte Wanne herrührt.
Dazu kommen die nur beim Gepard vorhandenen Verstärkungen für den Bereich der SEA, dem zusätzlichen Stromerzeugungsaggregat des Gepard. Man beachte auch die feinen Schweißnähte.
Die Form der Aufhängungsteile und Dämpfer wurde verschiedentlich als leichtes Manko des Kits dargestellt, aber ich kann keine wirklich groben Patzer erkennen, und wenn man der 1/35er Maßzeichnung in dem Tankograd-Heft vertraut, dann stimmt die Fahrzeughöhe exakt:
Die Oberwanne glänzt mit feinen Details, insbesondere die Gitter sind so gut in Spritzguß wiedergegeben, daß man PE-Teile praktisch gar nicht vermißt.
Die Antiruschbeläge sind sehr glaubhaft strukturiert:
Die vorderen Kettenabdeckungen sind faszinierend gut und feindetailiert gestaltet:
Die Passgenauigkeit zwischen Ober- und Unterwanne ist perfekt. Die Spachteltube kann hier getrost in der Schublade bleiben:
Der Turm ist ebenfalls einteilig ausgeführt und zeigt feine Details und stimmige Proportionen.
Die Schweißnähte sind recht markant, aber ich denke, das ist noch ok. Zudem: Etwas Abschleifen geht ja im Zweifelsfall immer. Ich empfehle, einfach mal die Wirkung mit Lackierung zu testen, dann kann man ggf. immer noch leicht nacharbeiten.
Auch die Turmrückseite liegt als seperates und recht komplex geformtes Teil bei:
Der erste Spritzling:
Turmboden, Drehkranz, Wannenheck und die Kettenschürzen sind hier die dominierenden Teile.
Das Heck ist fein gestaltet, selbst die Zurrösen sind so strukturiert gegossen, daß man mit einem leichten Washing sehr gut damit leben kann und nicht unbedingt auf Draht zurückgreifen muß. Die Rückleuchten sind ebenfalls hervorragend umgesetzt.
Die Kettenschürzen sind exzellent gemacht, so daß es eigentlich eine Schande ist, daß die im regulären Einsatz bei der Bundeswehr außer gelegentlich in den allerersten Anfängen des Gepard nie montiert waren.
Die Lochstruktur am Drehkranz. Blitzsauber und exakt! Man beachte auch die angegossenen Ösen.
Zum nächsten Rahmen:
Die Auspuffgrätings, aus meiner Sicht perfekt umgesetzt, genau wie die folgenden Details:
Die Waffenteile:
Die Verschlußblöcke:
Die Rohrmündung, wirklich wunderbar anzuschauen. Es liegen übrigens zu allen Versionen seperate Rohrteile bei, auch die mit den modifizierten Mündungsfeuerdämpfern:
Kleinteile; einfach ein paar Detailaufnahmen, die die Qualität am besten zeigen:
Als nächstes sehen wir uns das Laufwerk an; der Spritzling liegt 2x bei:
Der erste genauere Blick offenbart auch hier feine Details und sehr guten Guß, ohne Sinkstellen oder wirklich starkem Grat:
Die Laufrollen weisen korrekt 8 Muttern auf und auch die für die Rückseite sind strukturiert gestaltet. Ich bin mir selbst unschlüssig, ob die Gummiteile nicht einen Ticken zu dick geraten sind, aber ich habe ganz ehrlich keine Referenz zur Verfügung, um das wirklich beurteilen zu können:
Die Stoßdämpfer, oft eine beliebte Stelle für Sinkstellen. Hier ist allerdings alles perfekt:
Die Nebelwerfer sind trotz leichtem Grat einwandfrei; die Kettchen für die Verschlußkappen fehlen auch am PE-Bogen, aber die lassen sich ja recht einfach selbst machen.
Die Klarsichtteile (Scheinwerfergläser, Periskope und Rundumleuchten) sind klar und ohne Schlieren, dank der sorgfältigen Verpackung aller Teile auch komplett ohne Kratzer.
Zu guter Letzt die Teile für die Einzelgliederkette. Jedes Glied besteht aus vier Teilen (zwei Endverbinder, Kettenelement, Führungszahn). Der erste Rahmen ist dreimal vorhanden, der mit den Endverbindern sechs mal.
Die Endverbinder sind aus flexiblem Kunststoff gefertigt; wie ich finde eine hervorragende Idee, die die Sollbruchstelle der meisten Kunststoffketten absolut entschärft. Klasse, Takom!
Qualitätiv gibt es nichts zu meckern; dem einen oder anderen mag die Struktur an der Innenseite etwas zu markant sein; ich persönlich kann gut damit leben:
Die Endverbinder sind trotz des flexiblen Materials fein und sauber gefertigt:
Liebevoll verpackt: Anleitung nebst Zubehör:
Die PE-Teile sind sinnvoll ewählt und ohne Tadel:
Polycaps, nicht für die Laufrollen, wohlbemerkt; die werden direkt befestigt!
Echtes Drahtseil für die Abschleppseile:
Das Seil an sich ist klasse, erscheint mir aber mit fast 1,3 mm zu dick. Ich bevorzuge 0,8mm, hier der Vergleich zu meinem Lieblingsseil (quer im Foto, Meterware aus der Bucht):
Die Decals lassen insgesamt sieben Varianten zu, der Druck fein und dünn, wie der Ausschnitt zeigt. Sehr originell und witzig, wie Takom Lizenzprobleme mit dem Hersteller Krauss-Maffei-Wegmann umschifft hat; man muß nur die einzelnen Buchstaben ausschneiden und leicht versetzt zum korrekten KMW anbringen:
Für den Leopardenkopf der Sonderlackierung liegt ein seperates, korrigiertes Decal bei, für mich ein tolles Service-Detail. Bite nicht vom sichtbaren Raster täuschen lassen; in Originalgröße ist das Decal toll anzusehen:
Die Anleitung ist im 3D-CAD-Look und sehr übersichtlich und klar:
Zwei Auszüge für den schnellen Blick. Die Zahl hinter der Baustufe gibt an, für welche Version (A1 oder A2) die Schritte gedacht sind; eine prima Idee, wie ich finde:
Der Bausatz läßt die folgenden Versionen zu. Ich will nicht mit einer Aufzählung langweilen, lassen wir einfach Bilder sprechen:
Das sind für mich die einzigen wirklichen Schwächen des Bausatzes: Es fehlen jegliche Angaben oder Infos zum Vorbild, und die Farbangaben sind ausschließlich auf das Sortiment von Mig Jimenez bezogen. Das ist sicher kein Drama, aber ein kleiner Wermutstropfen bei einem ansonsten so toll gemachten Bausatz.
Laßt uns zu guter Letzt einen kleinen, sicher auch nostalgisch angehauchten Vergleich mit dem guten alten Tamiya-Kit von 1977 machen.
Der Vergleich ist eigentlich unfair, liegen zwischen den Kits doch fast dreißig Jahre Entwickling. Aber es zeigt doch, wie gut der Tamiya-Kit gemacht war und eigentlich ist er auch für heutige Zeit trotz der hinreichend bekannten Defizite immer noch baubar. Die Maße der beiden Kits stimmen insgesamt erstaunlich gut überein. Dennoch zeigt sich klar, welche Feinheit die aktuellen Kits im direkten Vergleich aufweisen:
Fazit:
Der Gepard von Takom ist ein wunderbarer Bausatz ohne wirkliche Schwächen und von erstklassiger Qualität. Bis auf die beiden angesprochenen Schwächen in der Anleitung gibt es für mich persönlich praktisch keinen Grund zur Kritik. Auch das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt meiner Meinung nach absolut. Man bekommt ein Rundum-Sorglos-Paket zu einem wirklich fairen Preis.
Darum von mir ein klares:
Absolut empfehlenswert!!!
Der Bausatz ist im gut sortierten Fachhandel erhältlich, zum Beispiel bei Modellbau König.
KlausH