Mehrere Bausätze zu einem Thema in einer Box zu vereinen ist eine schöne Sache für uns Modellbauer. Die Firma ICM hat bereits das ein oder andere Set dieser Art auf den Markt gebracht. Um so ein Set handelt es sich auch hier …
Das Ganze nennt sich „Ju 88A-4 with German Ground Personnel and Torpedo Trailers“ und hat die Bausatznummer 48229. Ach ja, der Maßstab ist 1:48.
In der Schachtel befindet sich also eine Ju 88 A-4 in der Torpedobomber-Variante, deutsches Bodenpersonal und einem Torpedotransportwagen nebst Torpedo.
Bekanntlich sind die drei Kits auch einzeln erhältlich.
Die Ju 88 A-4 als Torpedobomber ist unter der Nummer 48326 in 2017 erschienen, die Figuren unter der Nummer 48085 in 2013 und der Transportwagen für den Torpedo unter der Nummer 48404 im Jahre 2021.
Doch kommen wir zu dem uns nun vorliegenden Set.
Das Deckelbild könnte man schon als Vorbild für ein kleines Diorama nehmen, es zeigt was sich im Karton verbirgt. Auf der Flanke des Kartons ist eine Ju 88 und ein Torpedowagen mit Torpedo im der Seitenansicht dargestellt.
Nach dem man das Kartonoberteil abgenommen hat schaut man nicht in den Karton sondern auf den nächsten Deckel. Dieser wird aufgeklappt und nun schaut man endlich auf den Inhalt. Eine wirklich gute und stabile Verpackung, die den Transport sicher macht, sprich die Teile vor Beschädigungen schützt. Andere Hersteller sparen auf diesem Feld bekanntlich – aber das ist ein anderes Thema:
Der eigentliche Karton ist bis oben hin gefüllt. Da kann nicht viel hin und her rutschen, auch das schützt die Teile vor Beschädigungen.
Es befinden sich drei Baupläne, für jeden Kit einer, Tüten mit den Spritzästen und die Decals in dem Kasten:
Beginnen möchte ich mit den Figuren.
Die Figuren haben bereits zehn Jahre auf dem Buckel. Es handelt sich um einen einzelnen Spritzrahmen, an dem sich alle benötigten Teile befinden:
Gebaut werden können sieben Figuren und ein Hund, ein Benzinkanister liegt auch noch bei. Bei den Figuren scheint es sich um drei Männer des fliegenden Personals zu handeln und um vier Leute vom Bodenpersonal. Die Beigabe des Hundes finde ich eine gute Idee, auf Photos aus der Zeit sind immer mal wieder Hunde bei den Fliegern zu sehen.
Der Faltenwurf der Uniformen/Overalls und auch die Gesichter der Leute sehen gut aus, wie ich finde. Bedenkt man auch das Alter dieses Figurensatzes.
Der Bauplan ist sehr einfach gehalten, es handelt sich einfach um ein DIN A4 Blatt. Auf der Vorderseite ist der Spritzling abgebildet und die benötigten Farben werden aufgezählt. Es wird auf das Sortiment von ModelMaster und AKAN (Russland) Bezug genommen – ein Zeichen für das relative Alter des Bausatzes: Mittlerweile gibt ICM nur noch das eigene (damals noch nicht vorhandene!) Farbsortiment an:
Auf der Rückseite sind die fertigen Figuren zu sehen, in schwarz/weiß. In Bunt wäre sicherlich schöner gewesen, auch wirken die Bemalungshinweise mit den ganzen Buchstaben erst ein mal etwas verwirrend. Da muss man sich erst mal etwas Zeit nehmen um da durch zu kommen. Gute Literatur oder auch Bilder im Netz können da sicherlich hilfreich sein. Der Zusammenbau selbst sollte dagegen kein Problem sein:
Bei dem Torpedowagen handelt es sich ebenfalls lediglich um einen Spritzling, an dem sich alle Teile befinden:
Der Einzelbausatz ist hier auf dieser Seite bereits sehr gut beschrieben worden, deshalb fasse ich mich mal kurz. Die Teile machen nach wie vor einen sehr guten Eindruck, Schlieren oder Fischhäute konnte ich nicht entdecken. Die Reifen hätte man etwas abgeflacht darstellen können, so ein Torpedo wird nicht eben ein Leichtgewicht gewesen sein.
Auch hier ist der Bauplan eine DIN A4 Seite, diesmal jedoch in Farbe. Auch hier, wie bei den Figuren, ist auf der ersten Seite der Spritzling mit den Teilen zu sehen und die Liste der benotigten Farben. Diesmal werden die Farben von ICM, Revell und Tamiya vorgeschlagen. Es gibt zwei Bemalvorschläge. Diese unterscheiden sich nur in der Bemalung der Torpedoleitwerke.
Auf der anderen Seite befindet ich der eigentlich Bauplan. Dieser führt in acht übersichtlichen Schritten zum Ziel. Hinweisen möchte ich noch auf die beiden Gurte zur Befestigung des Torpedos auf dem Wagen. Diese liegen dem Bausatz nicht bei und sollen selbst erstellt werden. Vieleicht einfach aus Kreppband oder Alufolie ausgeschnittene Streifen? Da wird sich schon was finden lassen:
Kommen wir endlich zum Hauptakteur dieses Kits, der Junkers Ju 88 A-4.
Auch die Ju 88 von ICM ist in verschiedenen Versionen hier auf Kit Reviews Online vorgestellt worden.
Junkers Ju 88 A-8 Paravane in 1:48 von ICM # 48230 (kitreviewsonline.de)
ICM Mistel S1 (Bf 109 und Ju 88) in 1:48 #48101 (kitreviewsonline.de)
Die Spritzlinge sind im Grunde immer die gleichen, nur für die entsprechenden Varianten werden neue Spritzlinge bei gelegt. So auch hier bei unserem Torpedobomber.
Die „alten“ Spritzlinge sind wie folgt:
„A“, dieser enthält die Rumpfhälften, das Höhenleitwerk und Teile für das Cockpit:
„B“, die Tragflächen:
„C“, von diesem Rahmen werden nicht viele Teile benötigt. Lediglich die Räder und ein paar Teile für den Rumpf:
„C1“, dieser Rahmen wiederum wird in Gänze benötigt, hier sind die Motorgondeln, die Propeller und das Seitenleitwerk zu finden:
„D“, ein Spritzling mit Kleinteilen für Fahrwerk, Cockpit und auch die Querruder sind hier zu finden:
„E“, enthält die Motoren und deren Anbauteile und ist zwei mal dabei:
„F“, das sind die Klarsichtteile. Auch von diesen werden längst nicht alle benötigt:
„G“, an diesem kleinen Spritzling befinden sich die MG 81 für die Selbstverteidigung:
Doch nun kommen wir zu den beiden neuen Spritzlingen, „H1“ und „H2“. Diese beherbergen die Torpedos und deren Aufhängungen, um diese unter der Ju 88 zu befestigen. Die neuen Teile weisen feinste Gravuren und Details auf, die überzeugen können. Beim dem Torpedo soll es sich um den 45cm LT F5b handeln:
Überhaubt sehen alle Bauteile der Ju 88 samt und sonders sehr gut aus. Tolle Details, schöne Gravuren in der Ausprägung – wie ich es mag. Das Cockpit und auch die Fahrwerkschächte sind bereits von Haus aus sehr gut umgesetzt, trotzdem gibt es zB von der Firma eduard hier noch alternative Teile.
Ju 88 A-4 interior in 1:48 für ICM/Revell von Eduard # 49782 (kitreviewsonline.de)
Auch sollte man vielleicht überlegen, sich einen Maskensatz zu zulegen. Die Kanzel der Ju 88 kann man sicherlich auch selbst abkleben, aber ich denke, ein Maskensatz zu besorgen ist gut inverstiertes Geld.
Der Bauplan unterscheidet sich kaum von den bereits vorgestellten Ju 88 Modellen.
Seite eins beginnt mit einem Bild eines fliegenden Bombers, allerdings ohne Torpedos? Es scheint sich um den letzten Bemalvorschlag des Bauplans zu handeln, doch dazu später mehr.
Die benötigten Farben werden ebenfalls auf Seite eins aufgeführt. Vorgeschlagen werden die Farben von Revell und Tamiya.
Auf den Seiten zwei bis vier sind die Spritzlinge abgebildet und auf Seite fünf beginnt endlich der Bau des Modells.
Der Bau fürt in 103! Schritten zum Ziel. Die einzelnen Baustufen sind übersichtlich und auch logisch aufgebaut. Der Rumpf besteht aus zwei Hälften, soweit eigentlich wie üblich. Doch hat man den Cockpitboden und den Anfang der Tragflächenunterseiten als ein extra Teil ausgearbeitet. Eine interessante und auch gute Lösung. Gut, weil es Stabilität beim Anbringen der Tragflächen verspricht. Sauberes Arbeiten und eine gute Passgenauigkeit vorausgesetzt.
In Baustufe 40 wird mit dem Zusammenbau des Fahrwerks begonnen. Die Federbeine scheinen voll ausgefahren zu sein. Nun war die Ju 88, gerade auch voll beladen, bestimmt kein Leichtgewicht. Hier kann der geneigte Modellbauer mit Säge und Bastellmesser nacharbeiten.
Ein Highlight des Modells sind sicherlich die beiliegenden Motoren. Zum Einbauen eigentlich schon zu schade. Wenn ich das richtig sehe, ist der Einbau der Motoren nicht zwingend notwendig, somit könnte man diese auch auf einem Flugplatzdiorama platzieren. Dann haben die beiliegenden Warte auch gleich etwas, woran sie arbeiten können.
In Baustufe 86 beginnt der Zusammenbau der Lufttopedos und zwar mit den kastenfömigen Leitwerken. Die Torpedos selbst sind schnell zusammen gebaut. Auch die Träger für die Aale sind flux zusammengebaut und angebracht:
Als letztes wird auf Seite 21 das fertige Modell gezeigt. Hier hätte man die Anbringung der Antennendrähte gut zeigen können, das hat ICM leider versäumt.
Die Bemalungsanleitung beginnt auf Seite 22. Hier wird ein Standard-Sichtschutzanstrich in RLM 70,71 und 65 gezeigt, allerdings in schwarz/weiß. Auch kann man hier sehen, wo die vielen Wartungshinweise hin sollen.
Die Seite 23 ist nun in Farbe und zeigt zwei Maschinen, ebenfalls im Standardanstrich.
Zum einen die IT+AS, eine Ju 88 A-4/Trop der 8./KG26 in Grosetto Italien im Herbst 1942 und zum anderen die 3Z+KH, eine Ju88 A-4/Trop der 1./KG77 in Italien im September 1943:
Die nächsten beiden Vorschläge sehen interessant aus, über die Standardtarnung ist eine sogenannte Mäandertarnung lackiert worden. Diese besteht aus vielen „Schlangenlinien“, die über das ganze Flugzeug gezogen wurden. Auf der Oberseite in RLM 65 und auf der Unterseite in RLM 71. Leider werden die Ober und Unterseiten nicht gezeigt. Hätte mich interessiert, auch ob die Balkenkreuze mit überlackiert wurden. Auf den Rumpfseiten ist das nämlich der Fall.
Es soll sich handeln um die 3Z+DR, eine Ju88 A-4/Trop der 7./KG77 in Orange-Karitat in Süd-Frankreich im April 1944 und um die Ju88 A-4/Trop der 3./KG26 in Bardufoss in Norwegen im Februar 1945:
Diese letzte Maschine sehen wir auch auf Seite eins des Bauplans und ist auch mein persönlicher Favorit.
Bleiben noch die Decals um diese Maschinen darzustellen. In Druck und Farbkraft sehen diese sehr gut aus.
Die Beschriftungen wie „Nicht Betreten“ usw sind lesbar. Der Trägerfilm scheint auch schön dünn zu sein, solle also nicht all zu sehr auftragen. Wie sie sich wirklich verarbeiten lassen wird sich zeigen. Bei früheren Modellen von ICM hatte ich keine Probleme.
Was soll man als Fazit schreiben? Als Basis für eine kleine Flugplatzszene ist dieses Set gut geeignet. Allerdings handelt es sich nicht um ein Wochenendprojekt, die Ju 88 ist schon relativ aufwändig zu bauen. Der fortgeschrittene Modellbauer sollte allerdings keine Probleme bekommen und auch derjenige, der noch nicht soviel Erfahrung hat, aber eine kleine Herausforderung sucht, kann sich hier probieren.
Erhältlich bei Modellbau König.
Torsten Kreimeier, Modellbaufreunde Lingen