Jan Sobotka von Brengun hat mittlerweile mehr als nur ein paar interessante Bausätze in seinem Programm, die Liebhaber (fast) aller Maßstäbe erfreuen: Da wären zum Beispiel die Me 109T in 1:72, der Horten Nurflügel 229 in 1:144, die Heinkel He 162, die Me 163 und die Bachem Natter im gleichen Maßstab, die japanische Kamikaze-Bombe Ohka in 1:72, 1:48 und im Maßstab 1:144 sowie diverse Jakowlew Jak-1 in 1:72.
Der neueste Bausatz ließ mich in Nürnberg rätseln – ein Messerschmitt Raketenjäger-Projekt Me P.1103 in 1:48?
Noch nie davon gehört?
Keine Angst – auch mir war nicht wirklich klar, was sich dahinter verbirgt …
1944, als klar wurde, dass man der alliierten Luftherrschaft mit den herkömmlichen Jagdflugzeugen nicht mehr Herr werden würde, entwickelten deutsche Ingenieure diverse Abwehrmöglichkeiten: Jets, Fla-Raketen und eine schier unüberschaubare Anzahl von Raketenjägerprojekten – darunter eben auch die P. 1103 von Messerschmitt.
Als Kleinstjäger in Holzbauweise gefertigt, war die Me P. 1103 für Kurzstreckenabfangjagd konzipiert: Ein Schleppflugzeug (Bf 109, Me 262) sollte das winzige Maschinchen und seinen Piloten auf Höhe schleppen, wo dann das Walther Raketentriebwerk gezündet und für einen Anflug auf gegnerische Bomberformationen benutzt werden sollte. Der Pilot konnte dann die unter seinen Sitz montierte 30mm Kanone Mk 103 zur Bekämpfung der Bomber einsetzen. Nach dem Einsatz sollte der bemitleidenswerte Kandidat dann seinen Jäger im Gleitflug zur Erde bringen und auf einer Kufe landen!
Wie verzweifelt müssen die Machthaber gewesen sein, um solche Himmelfahrtskommandos überhaupt in Erwägung zu ziehen!
Nach dem Produktionsbeginn der Bachem Ba 349 „Natter“ wurden die diversen anderen Raketenjägerprojekte eingestellt.
Öffnet man die kleine Faltschachtel, kommen ein einziger Spritzgussrahmen mit insgesamt 22 Teilen sowie eine Kanzel zum Vorschein:Die beiden Rumpfhälften haben im Inneren rudimentäre Strukturen und dankbarerweise auch recht positive Positionierungshilfen für die Cockpiteinbauten:
Der Flugzeugführer ist, entsprechend dem Projekt, mit einer rudimentären Ausstattung „gesegnet“:
Bei den Seitenruderpedalen (letztes Bild) dachte ich zunächst: „Wow! Da muss aber viel Gussgrat versäubert werden!“ Weit gefehlt: Dieser halbkreisförmige „Gussgrat“ ist tatsächlich so vorgesehen – er passt perfekt in die Aussparungen der Rumpfinnenseiten:
Man sieht ebenfalls die Aussparung für das Instrumentenbrett – und das passt beim Bau tatsächlich sehr gut!
Angesichts der Winzigkeit des fertigen Raketenjägers finde ich das Cockpit durchaus ausreichend „möbliert“ – nur hätte ich mir passende Sitzgurte als Ätzteile gewünscht. Aber vielleicht kommt da ja aus gleichem Hause noch ein „Update-Set“ … wer weiß!
Die einteilige Tragfläche passt hervorragend in die Rumpfaussparung – einige Gravuren muss man nachziehen, aber ansonsten: Top!Nur fehlte mir persönlich ein Geschwindigkeitsmesser – aber ein Staudruckrohr ist ja schnell hergestellt!
Die Landekufe passt nach dem Versäubern recht gut, die beiden Höhenruder müssen doch etwas umfangreicher von Gussgrat und vor allem den beiden massiven Angüssen befreit werden:
Das Startgestell der P.1103 – ein einteiliger Wagen, zwei Reifen, eine Achse – that´s it!
Die einteilige Kanzel ist wirklich absolut transparent und lässt einen guten Einblick in das Cockpit zu:
Die Bauanleitung ist ebenso einfach wie das Vorbild:
Die Nassschieber …… lassen dem Modellbauer alle Möglichkeiten offen, seiner Phantasie freien Lauf zu lassen. Die Schachtelrückseite gibt einige Vorschläge:
Fazit: Ein putziges kleines Modellchen für den Bastelspaß zwischendurch: Ich hatte meine P.1103 im Laufe eines Stammtisches im Rohbau fertig und die Lackierung, Dekoration und das „in-Szene-Setzen“ haben mehr Zeit in Anspruch genommen als der eigentliche Bau!
Abschließend noch zu den Maßen unseres kleinen Raketenjägers:
Spannweite: 5,38 Meter (= 112,08mm in 1.48)
Länge: 5,0 Meter (= 104,16mm in 1:48)
Unser Bausatz hat eine Spannweite von 111mm und misst in der Länge 102mm – angesichts eventueller Messfehler meinerseits absolut ausreichend!
Erhältlich direkt im online-shop des Herstellers.
Dr. Michael Brodhaecker, Lingen